Politik und Medien dulden den Klima-Terror

Wer alle paar Wochen das Leben tausender Menschen willkürlich seinen Ideen für einige Stunden unterordnet, zeigt eine im Kern tyrannische Haltung. Politik und Medien hofieren die Ideologie, weil sie ihrer eigenen Gedankenwelt nahesteht.

IMAGO / Die Videomanufaktur
Klimaextremisten legen den Verkehr am 10. Oktober in Berlin lahm.
Fünf Stellen belagerte die „Letzte Generation“ am Montagmorgen in Berlin. Der Verkehr kam insbesondere auf den Autobahnen komplett zum Stehen. Die Klimaextremisten hatten sich wieder einmal am Boden festgeklebt und Schilderblockaden aufgebaut. Darunter litt der besonders empfindliche Knoten am Kaiserdamm, der sowieso als einer der stautechnisch berüchtigsten Teile des bundesrepublikanischen Autobahnnetzes gilt.

Klimaextremismus
Das Bundeswirtschaftsministerium stützte die „Letzte Generation“ mit Fördergeldern
Die Forderung der Pattexkinder klang dabei für Berliner Autofahrer wie Hohn: „Sie fordern damit von der Bundesregierung, die Raserei auf deutschen Autobahnen zu beenden“, teilte eine Sprecherin mit. Raserei auf Autobahnen. In Berlin. Offenbar war noch niemand dieser als „Aktivisten“ verniedlichten Ideologen jemals auf Berlins Autobahnen unterwegs, insbesondere nicht der A100, die als Stadtautobahn quer durch die Bundeshauptstadt führt.

In den Medien sprach man von rund 40 Minuten Verspätung. Das ist eine euphemistische Untertreibung. Für eine Strecke von 30 Kilometern brauchte man an diesem Tag nicht nur eine Stunde mehr als sonst. Das stockende Verkehrsgeschehen zog sich schließlich wegen der Verzögerungen auch in der Innenstadt weiter. Der Autor, der am Montagmorgen in das Chaos geraten war, kann das bestätigen. Eine Fahrt von 30 bis 40 Minuten vom Südosten nach Charlottenburg kratzte an 2 Stunden.

Euphemismus ist ein gutes Stichwort. Der Umgang mit den nun seit Monaten andauernden Blockaden juckt die Politik bis heute wenig. Ein bisschen erhobener Zeigefinger hier, ein Naserümpfen dort. Deutlich ausgeprägter ist die Sympathie, schaut man in die Facebookprofile oder auf die Twitteraccounts. Die „Letze Generation“ kann in einer Energiekrise Braunkohlekraftwerke angreifen oder Kartoffelbrei auf einem Monet-Gemälde ausschütten. Die einzige Reaktion, die man bekommt: ein Museum, das abwiegelt, es sei ja alles gutgegangen.

Bei anderthalb Stunden im Stau hat man Zeit, über solche Aktionen nachzudenken. Viel Zeit. Der Gedanke über die Verzweiflung solcher Leute oder gar die Rettung der Welt kommen da selten auf. Vielmehr denkt man an die „Mitgefangenen“. Jeder Autofahrer kennt das bedrückende Phänomen, wenn sich auf der Straße gar nichts tut – und man auch nicht weiß, woran es liegt. Insbesondere, wenn man Termine und Verpflichtungen hat. Bei einem Unfall mag man noch von höherer Gewalt sprechen.

Finanzierter Klimaextremismus gegen Kunst
„Klimaaktivisten” gegen Öl…gemälde
Wenn aber ein Dutzend Klimaextremisten über den Alltag von hunderten oder gar tausenden Menschen bestimmen, dann ist das eine Geiselnahme. Man kann es nicht anders nennen. Es gibt Mütter, die mit ihren von Minute zu Minute ungemütlicher werdenden Kindern gefangen sind. Es gibt ältere Herren, für die jede Fahrt eine Anstrengung ist. Es gibt Handwerker, die kaputte Rohre reparieren müssen. Es gibt Unternehmer mit Geschäftsterminen. Es gibt den klassischen Malocher, der festsitzt, die Sekretärin, die im Büro fehlt. Davon, dass selbst Krankenwagen nicht immer die Passage erhalten, von denen die „Letzte Generation“ behauptet, sie würde es tun, war immer wieder die Rede.

Doch man muss nicht erst den Extremfall des Notrufs anwenden, um von Terror zu sprechen. Wer alle paar Wochen das Leben tausender Menschen willkürlich seinen Ideen für einige Stunden unterordnet, zeigt eine tyrannische, im Kern faschistoide Haltung. Das Leben von Millionen seinen Befindlichkeiten unterzuordnen, offenbart den Charakter von Menschen, die ihre eigenen Bedürfnisse und Ideen über das Gemeinwohl einordnen, das sie auf der Grundlage einer diffusen und außer Rand und Band geratenen Ideologie für sich selbst beanspruchen zu wahren. Im Glauben an den eigenen Heroismus sieht man sich dazu befugt, die Welt in Flammen zu setzen, bevor sie in Flammen steht.

Man sollte sich nicht von der billigen Argumentation ablenken lassen, es mache doch nichts, wenn jeder mal am Tag etwas länger warten muss. Den Luxus, jeden Tag Arbeitsausfälle von zehntausenden Stunden hinzunehmen, kann sich auch nur eine Volkswirtschaft erlauben, die sowieso daran gewöhnt ist, für höhere Ideale sich selbst hinzurichten. Was uns zum nächsten Punkt führt: Wer solchen „Aktionen“ mit Laissez-faire begegnet, der duldet sie.

Dass die Klimaextremisten bereits Fördergelder vom Bundeswirtschaftsministerium abgegriffen haben, ist bekannt. David Boos hat in seinem letzten Artikel über das Attentat auf das Van-Gogh-Gemälde Netzwerke und Lobbys hinter den Tomatensuppenliebhabern offengelegt. Der jüngste Angriff auf einen Monet im Potsdamer Barberini-Museum offenbarte aber neuerlich, wie der Zeitgeist tickt.

— Mario Sixtus ??馬六 (@sixtus) October 15, 2022

Jessica Kordouni, Mitglied im NDR-Rundfunkrat, schrieb auf Twitter: „Kartoffelbrei und Tomatensuppe sind absolut Kunst. Monet und Van Gogh hätten diesen Protest gemocht.“ Es gehe ja schließlich um die Schönheit dieser Welt, die gemalt worden sei und gerettet werden müsse. Özden Terli, Meteorologe und Moderator beim ZDF, schrieb: „Würde es ein Künstler machen, wäre es eine Kunstaktion.“ Und ARD-Journalist Gabor Halasz beklagte sich darüber, dass man mehr über Leute reden würde, die „etwas auf Bilder kippen“, statt über den Klimawandel.

Plattform für "Extinction Rebellion"?
Klimaextremisten rufen im Spiegel zur Gewalt auf
Den Alltagsterror auf den Straßen und den Alltagsterror in den Gemäldegalerien verbindet ein zentraler Punkt: Alles ist erlaubt, wenn es dem Ziel dienlich ist. Ein solcher Gedanke, dass der Zweck alle Mittel heilige, galt in der abendländischen Morallehre früher nur als begrenzt moralisch. Wenn er aber der Moral der etablierten Eliten entgegenkommt, ist es völlig integer, dieselben Rezepte zu verwenden, wie sie alle totalitären Systeme der europäischen Vergangenheit beherzigt haben. Man hält sich für Sophie Scholl und steckt in der Gedankenwelt des Gegners.

Deutschland ist an dem Punkt angelangt, an dem das Nicht-Tragen einer Maske zum Kapitalverbrechen erklärt wird, aber Angriffe auf die Infrastruktur, Terror gegen die Zivilgesellschaft und Attacken gegen Menschenerbe als Kollateralschaden im Bereich eines Jugendstreiches behandelt werden. Zugunsten linksradikalen Gedankenguts sind mittlerweile die moralischen Parameter so ins Abdriften geraten, dass eine Klimaextremistin wie Luisa Neubauer maximale Publicity bekommt, wenn sie ihren Opfernarzissmus auf der Frankfurter Buchmesse ausleben kann, weil sie sich aufgrund eines Standes der Jungen Freiheit als an Leib und Leben bedroht zelebrieren kann; während wir auf der anderen Seite nichts daran finden, wenn nun im Tagestakt Klimaextremisten den Alltag mit ihrer Doktrin zerstören. Mit welchem Recht eigentlich?

Zugleich gilt offenbar in Politikerkreisen: Was dem Jupiter erlaubt ist, ist dem Rindvieh noch lange nicht erlaubt. Solange es nur normale Bürger sind, die in die Mühlen des Klimaextremismus gelangen, ist es insbesondere der Berliner Politik egal, was als Nächstes passiert. Ähnlich, wie man dem Steuerzahler in Zukunft allein öffentliche Verkehrsmittel zumuten will und dem Autofahrer das Leben zur Hölle macht, will man selber weder auf das Flugzeug noch auf das Auto verzichten. Es gilt die Devise, dass das eigene Leben eine so herausragende Position hat, dass einem Spitzenpolitiker nicht zuzumuten ist, was etwa einem mittelständischen Arbeitnehmer tagtäglich zugemutet wird.

Sprachliche Manipulationen
„Aktivisten“? Nein, Extremisten!
Dahinter steckt ein suprematistisches Denken, das die Grünen sonst ihren vermeintlich rassistischen Gegnern unterstellen. Es ist ein moralischer wie durch politische Karrieren fundamentierter Standesdünkel, der auf der Seite der Extremisten durchbricht, wenn er Alte und Neue Meister mit Suppe bewirft oder tausenden Verkehrsteilnehmern das Leben zur Hölle macht, weil man sich moralisch höherwertiger als den bürgerlichen Pöbel betrachtet; und er bricht durch, etwa, wenn man einerseits jeden CO2-Ausstoß als Sünde geißelt, aber selbst aufgrund seiner vielen klimapolitischen „Verpflichtungen“ mehr CO2 per Jet ausstößt, als die meisten Durchschnittsmenschen in drei Leben.

Es ist eine Welt, in der eine grüne Umweltsenatorin für einen PR-Termin aufs Fahrrad steigen kann, nachdem sie hunderte Parkplätze in der Innenstadt einer Millionenmetropole abgeräumt hat, aber selbst nicht auf ihr Auto verzichten will, weil sie sonst nicht mehr alle Termine erreichen kann. Wie gut, dass niemand anderes in der Bundesrepublik Verpflichtungen hat, da könnte ja jeder kommen.

Wie ausgeprägt das ideologische Netz ist, zeigt sich aber nicht nur an der Akzeptanz solcher Taten bei Politik und Medien. Sie zeigen sich bereits bei dem verwundernden Umstand, dass nach so vielen Attacken auf Galerien offenbar keine Kontrollen stattfinden, was man in ein Museum mitnimmt. Und wenn: Wer lässt jemanden mit Tomatensuppe, Kartoffelbrei und Kleber noch rein? Dieselbe Frage darf man sich stellen, wenn es um eine Eindämmung der Attacken auf den Straßenverkehr geht. Die Antworten sind unangenehm. Die Vermutung besteht, dass selbst beim ersten Toten mit den Achseln gezuckt wird – es trifft schon die Richtigen.


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