Warum Leute, die „Hassrede!“ schreien, die größten Hasser sind

Es ist ein zutiefst unangenehmer Austausch, der zu beobachten ist, und viele hatten zweifellos Mitleid mit dem BBC-Reporter James Clayton, der offensichtlich nicht darauf vorbereitet war, Musk gegenüberzutreten. Hier ist ein Ausschnitt aus diesem Gespräch. Von Michael Shellenberger

Screenprint: youtube/BBC

Twitter-Eigentümer Elon Musk hat sich dieser Tage mit dem BBC-Technologie-Reporter James Clayton getroffen. Hier ist ein Ausschnitt aus diesem Gespräch, das Sie hier ansehen können.

James Clayton, BBC: Wir haben vor kurzem mit Leuten gesprochen, die an der Moderation beteiligt waren, und sie sagten, dass es einfach nicht genug Leute gibt, um diese Dinge zu überwachen, vor allem, wenn es um Hassreden im Unternehmen geht.

Elon Musk: Von welcher Hassrede sprechen Sie? Sie benutzen doch Twitter, oder? Sehen Sie einen Anstieg von Hassreden? Ich meine, das ist nur eine persönliche Anekdote.

Clayton: Ich persönlich würde in meinem „For You“ [Empfehlungsabschnitt im Twitter News Feed] mehr von dieser Art von Inhalten sehen. Aber ich werde nicht für den Rest von Twitter sprechen.

Musk: Sehen Sie mehr Hassreden?

Clayton: Persönlich würde ich sagen, dass ich mehr hasserfüllte Inhalte sehe.

Musk: Inhalte, die Sie nicht mögen? Oder hasserfüllt? Was meinen Sie mit „Hass“?

Clayton: Ich meine, Sie wissen schon, Inhalte, die eine Reaktion hervorrufen. Etwas, das vielleicht etwas leicht Rassistisches oder leicht Sexistisches enthält. Solche und ähnliche Dinge.

Musk: Sie meinen also, wenn etwas leicht sexistisch ist, sollte es verboten werden?

Clayton: Ich, nein. Ich bin…

Musk: Ist es das, was Sie sagen wollen?

Clayton: Ich will damit gar nichts sagen. Ich sage nur.

Musk: Nun, ich bin nur neugierig, was Sie mit hasserfüllten Inhalten meinen, und ich frage nach konkreten Beispielen, und Sie sagten gerade, wenn etwas leicht sexistisch ist, ist das ein „hasserfüllter Inhalt“. Bedeutet das, dass es verboten werden sollte?

Clayton: Nun, Sie haben mich gefragt, ob mein Feed weniger oder mehr enthält. Ich würde sagen, er hat etwas mehr.

Musk: Deshalb frage ich ja nach Beispielen. Können Sie ein Beispiel nennen?

Clayton: Das brauche ich ehrlich gesagt nicht. Ich muss ehrlich gesagt… Ich weiß nicht…

Musk: Sie können nicht ein einziges Beispiel nennen.

Clayton: Ich werde Ihnen sagen, warum. Weil ich den „For You“-Feed eigentlich nicht mehr benutze, weil ich ihn einfach nicht besonders mag. Bei vielen Leuten ist es ganz ähnlich. Ich schaue mir nur meine Follower an.

Musk: Warten Sie einen Moment. Sie sagten, Sie sehen mehr hasserfüllte Inhalte, aber Sie können kein einziges Beispiel nennen. Nicht ein einziges.

Clayton: Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Feed in den letzten drei oder vier Wochen genutzt habe.

Musk: Und wie haben Sie dann diese „hasserfüllten Inhalte“ gesehen?

Clayton: Weil ich, ich habe, ich habe Twitter benutzt, seit Sie es in den letzten sechs Monaten übernommen haben.

Musk: Okay. Dann müssen Sie also irgendwann die „For You“ „hasserfüllten Inhalte“ gesehen haben. Und ich frage nach einem Beispiel. Richtig? Und Sie können uns nicht ein einziges nennen. Sie wissen nicht, wovon Sie reden.

Clayton: Wirklich nicht?

Musk: Ja. Denn Sie können nicht ein einziges Beispiel für hasserfüllte Inhalte nennen. Nicht einmal einen Tweet! Und doch haben Sie behauptet, dass der hasserfüllte Inhalt hoch sei. Das ist eine Lüge. Sie haben einfach gelogen!

Clayton: Nein. Was ich behauptet habe, ist, dass es viele Organisationen gibt, die sagen, dass diese Art von Informationen auf dem Vormarsch ist. Das Institute for Strategic Dialogue in Großbritannien sagt das auch.

Musk: Die Leute werden allen möglichen Unsinn behaupten. Ich frage buchstäblich nach einem einzigen Beispiel, und Sie können keins nennen.

Clayton: Und wie ich schon sagte, benutze ich diesen Feed nicht.

Musk: Woher wollen Sie das dann wissen?

Clayton: Ich glaube nicht, dass wir hier weiterkommen.

Musk: Sie haben wörtlich gesagt, dass Sie 20 Prozent mehr hasserfüllte Inhalte erlebt haben. Und dann konnten Sie nicht ein einziges Beispiel nennen. Das ist absurd.

Clayton: Das habe ich nicht, ich habe mir diesen Feed gar nicht angesehen.

Musk: Woher wollen Sie dann wissen, dass es hasserfüllte Inhalte gibt?

Clayton: Weil ich sage, dass es das ist, was ich vor ein paar Wochen gesehen habe. Ein genaues Beispiel kann ich Ihnen nicht nennen. Lassen Sie uns weitermachen.


Es ist ein zutiefst unangenehmer Austausch, der zu beobachten ist, und viele hatten zweifellos Mitleid mit dem BBC-Reporter James Clayton, der offensichtlich nicht darauf vorbereitet war, Musk gegenüberzutreten.

Gleichzeitig sind Claytons mangelnde Vorbereitung und seine unkritische Akzeptanz des jüngsten Berichts des Institute for Strategic Dialogue, in dem Musk beschuldigt wird, mehr Antisemitismus und Hassreden auf Twitter zuzulassen, genau das Problem.

Wir konzentrieren uns bei Public viel auf die Hauptakteure des Zensur-Industriekomplexes: die ehemalige CIA-„Mitarbeiterin“ Renee DiResta, ihren Chef vom Stanford Internet Observatory, Alex Stamos, und ihren Partner in der Zensur, Chris Krebs.

Aber es sind die Alltagsjournalisten wie Clayton bei BBC, NPR und Washington Post, die die guten Soldaten im „Krieg gegen Desinformation“ der Eliten sind. In der Tat sind es oft die Journalisten von NPR, Washington Post und Associated Press sowie die Mitarbeiter von Einrichtungen wie dem Institute for Strategic Dialogue, die akribisch Berichte zusammenstellen, die den angeblichen „Klimaleugner“ von Jordan Peterson, Bjorn Lomborg und mich dokumentieren, die die führenden Zensurbefürworter sind.

Es sind diese beiden Gruppen, Elite-„Journalisten“ und „Think-Tank“-Forscher, die am stärksten fordern, dass soziale Medienunternehmen uns zensieren.


Dieser Beitrag von Michael Shellenberger ist in englischer Sprache zuerst bei PUBLIC erschienen.

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Kommentare ( 57 )

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libelle
1 Jahr her

Sternstunde von Rückgrat und Aufbegehren. Im Gegensatz zu unseren Lamm-frommen Konservativen hat hier endlich einer nicht locker gelassen und immer wieder insistiert, bis der Verleumder an seiner eigenen Verleumdung erstickt ist. Er hat ihn tatsächlich einen Lügner genannt, aber dazu sind unsere Konservativen zu fein oder zu feige. Ich verstehe besonders in den Kommentaren, das ganze Lamento und die Schmähungen des politischen Gegners nicht. Wir, die Konservativen haben das alles herangezüchtet durch geschehen lassen, in Kauf nehmen, bagatellisieren der Grenzüberschreitungen der Linken auf deren 50jährigem Wege zur Macht. Wir sind der Adressat der Kritik für unser Jahrhundert-Versagen. Der politische Gegner… Mehr

bkkopp
1 Jahr her

Es lohnt sich zum Thema Twitter den TE-Wecker von heute anzuhören. Frau Heger weiß dort einiges zu erzählen was bei Twitter so alles läuft. Wenn Kinder über sogenannte Soziale Medien, mehr oder weniger hysterisch, auf die Möglichkeit einer zu behandelnden Geschlechtssystrophie hingewiesen werden, wenn von fanatischen LGBTQ-Aktivisten zu Hass und Gewalt aufgerufen wird, dann ist dies “ Hassrede und Volksverhetzung “ der übelsten Sorte. Diese digitalen Kanäle, ob TikTok, Instagram oder Twitter, oder was es sonst noch alles gibt, gehört radikal überwacht und schädliche Botschaften gehören gelöscht – auch wenn mancher Schlaumeier meint, dass dies “ Zensur “ sei.

investival
1 Jahr her
Antworten an  bkkopp

‚Schlaumeier‘ hin oder her: Das wäre unzweifelhaft Zensur. Und das entschuldigt dann indirekt noch die, die sich darin in den letzten 3 Jahren zur Hochform übten.
Zielführend wäre, in der Erziehung und Bildung abseits der ’sozialen‘ Medien anzusetzen, zum eigenen Kopfgebrauch anzuleiten, worüber eine Unempfindlichkeit gegenüber Ideologen und Kopfkranken entstünde.
Und den ÖRR entsprechend einzunorden. Damit hätte die Politik bzw. hätten die Rundfunkräte wahrlich schon genug zu tun.

Ali
1 Jahr her

Musk bring mit einem einzigen Satz auf den Punkt, was überhaupt vom neuzeitlichen Narrativ einer angeblichen Zunahme der (ehemals freien) Hass(Rede) zu halten ist: „SIE (der gesamte Zensurkomplex) LÜGEN!“
 
Es geht um den Verlust der medialen Kontrolle, dem durch Social Media schwindenden Einfluss der staatlichen Indoktrination und der damit verbundenen Deutungshoheit.

Last edited 1 Jahr her by Ali
Protestwaehler
1 Jahr her

So sind sie halt, diese selbstverklärten „Bessermenschen“. Behauptungen in den Raum stellen, und dann muss natürlich verhindert werden dass dem jemand widerspricht, sonst endet man wie James Clayton.

Der Winzer
1 Jahr her

Danke – kannte das Interview schon von Sciencefiles & der Weltwoche, die schneller waren. Aber der Beitrag von Shellenberger ist ein Highlight, weil er im ersten Link auch noch zeigt, was das „Qualitätsmedium“ BBC aus dem Interview in diversen Youtube-Beiträgen gemacht hat … .
Viele Kommentatoren auf Youtube weisen ja auch entsprechend mit beißendem Spott darauf hin.
Und was machen ‚unsere‘ selbsternannten „Qualitätsmedien“ (Tagesspiegel, SZ, WELT, Handelsblatt, etc. alle auf Basis dpa) aus dem Interview:
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/trotz-hassliebe-fur-die-medien-musk-kundigt-berichtigung-des-twitter-labels-der-bbc-an-9644114.html
Kann man sich nicht ausdenken … . Trump was right: „You are fake news.“

Juergen P. Schneider
1 Jahr her

So sieht das aus, wenn einer, der etwas vorzuweisen hat, auf einen links-grünen Dummschwätzer trifft. Auf eine solche Entlarvung links-grüner Pseudojournalisten werden wir in im deutschen ÖRR lange vergeblich warten. Diese Herrschaften laden sich ohnehin nur Menschen ein, die genauso ticken wie sie selbst, da sie auf qualifizierte Entgegnungen nichts antworten könnten.

Walter Eiden
1 Jahr her

Das erinnert mich an unzählige Gespräche bei denen sich mein Gegenüber, überwiegend Gegenüberin, geschockt über die Wahl Donald Trumps bzw. erfreut über dessen Abwahl zeigten. Die jeweilige Frage nach dem Warum konnte nicht ein einziges mal mit einer politisch sachlichen Aussage beantwortet werden.

Das, oder eben das Interview zeigt deutlich wie haltlose Narrative gesetzt werden die ausschliesslich den emotionalen Teil der Gehirne in Anspruch nehmen.
Und deshalb wird unsere Welt auch immer Unsachlicher aka Bekloppter.

elly
1 Jahr her

und viele hatten zweifellos Mitleid mit dem BBC-Reporter James Clayton“
und genau das ist das Problem: Viele haben Mitleid mit den Tätern.

Hosenmatz
1 Jahr her

Ich mag Musk nicht besonders, weil er eben auch ein ausgesprochener Narzisst ist, aber intellektuell kann ihm so schnell niemand das Wasser reichen.
Den meisten aus Wokistan stößt unangenehm auf, dass Musk den Augiasstall ordentlich ausmistet (z.B. die Belegschaft um ~80 % reduziert).

D. Ilbert
1 Jahr her

Auch hier: „das Problem“ ist m. E. nicht das gesprochene oder geschriebene Wort. Es ist die Orwellsche Sinnverdrehung durch die Inhaber der Deutungshoheit. Jegliche Ablehnung „meiner“ Meinung wird „als Haßrede“ bezeichnet. Das erleichtert das eigene Leben ganz ungemein. Kein Haß ist, Weidel als Nazischlampe zu bezeichnen. Kein Haß ist, wenn Göring-Eckardt anläßlich des CSD 2017 in Hannover sagte „Alle, die die Ehe für Alle ablehnen, sind Arschlöcher“. Haßrede ist dagegen, wenn der Abgeordnete Brandtner Lauterbach der Lüge bezichtigt oder wenn Weidel von Kopftuchmädchen spricht. Die Deutungshoheit beanspruchende Leute – eine verschwindend geringe Minderheit – entscheidet final für Sie und mich… Mehr