Die Linken ziehen mit Extremistin Carola Rackete in die EU-Wahl

Carola Rackete tritt für die Linken zur EU-Wahl an. Bekannt wurde die 35-Jährige, als sie als Kapitänin Gesetze übertrat, um Einwanderer in die EU einzuschleusen. Das ist eine Entscheidung gegen Sahra Wagenknecht.

IMAGO / Christian Spicker

Wer sind die Vorsitzenden der Linken in Deutschland? Die Antwort auf diese Frage dürfte bei Günther Jauch locker eine halbe Million Euro wert sein: Janine Wissler fällt ab und an auf, wenn sie in ihrem Landesverband Hessen Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs kleinreden muss – Martin Schirdewan dürfte nur einer überschaubaren Zahl Interessierter bekannt sein.

Schirdewan hat sein komplettes Berufsleben im Umfeld der Linken verbracht, sitzt für sie im EU-Parlament und soll jetzt wieder Spitzenkandidat werden. Damit wäre der Funktionär zu Ende erzählt. Er will den Menschen „Europa zurückgeben“. Das Zurückgeben von Staat oder Demokratie gilt als rechter Topik. Fordert es jemand wie Hubert Aiwanger (Freie Wähler) bauen deutsche Medien einen Skandal daraus – bei einem Linken schauen sie darüber hinweg.

Interessant ist erst die Kandidatin auf Listenplatz zwei: Carola Rackete. Der Bachelor der Nautik wurde 2019 bekannt, als sie als Kapitänin der Sea-Watch 3 trotz Verbots in das italienische Lampedusa einlief. Ziel der Aktion war es, über 50 Einwanderer, die das Schiff vor Libyen aufgriff, in den Raum der EU zu bringen. Wohlgesinnte deutsche Medien feierten Rackete darauf als Heldin.

Anhörung Lampedusa-Manöver
Als „Kapitänin“ der Sea-Watch wird Rackete nicht mehr aktiv sein
Nachdem der Ruhm um die Einwanderung verblasste, wandte sich Rackete dem damals stärker werdenden Klimathema zu und schloss sich der Bewegung Extinction Rebellion an – die allerdings medientechnisch gegen Fridays for Future und die letzte Generation absoff. Außerdem ist Rackete Gründungsmitglied der „Progressiven Internationalen“, die ihre polnische Sektion verlor, als sie sich nicht eindeutig genug für die Anerkennung der Ukraine und gegen die Verurteilung des russischen Imperialismus aussprach.

Racketes Nominierung auf dem sicheren Listenplatz zwei ist eine politische Grundsatz-Entscheidung der Linken. Im Herbst hatte die Partei noch versucht, eine Sammlungsbewegung gegen die Politik der Ampel zu werden – unter anderem durch den Protest gegen die damals geplante Gasumlage von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Doch für eine Sammlungsbewegung fehlt den Linken die Toleranz. Von Beginn an schlossen sie jeden aus, der nicht die reine Lehre vertrat – sodass aus der Nummer die nächste Sektierer-Erfahrung der Linken wurde.

Wissler preist den Linksruck an, den Rackete verkörpert. Die Kandidatin stelle die Kombination aus „Klima- und Klassenpolitik“ dar. Sprich: Die einstige SED will ihre alten roten Hüte nun unter einem grünen Label vermarkten. Rackete bläst ins gleiche Horn und sieht in der „Klimakrise ein Ergebnis kolonialer Ausbeutung“. Deswegen will Rackete „Lebensmittel und Ackerböden den Finanzspekulationen entziehen“.

Partei-Vorstand trifft sich
Sahra Wagenknecht und die Linke - die Entscheidung steht an
Aber sie „erwarte mehr von der Partei“, sagt Rackete in Richtung Parteivorstand. Ohne Sahra Wagenknecht beim Namen zu nennen, spricht die Kandidatin von Richtungsentscheidungen, die in der Linken nun vollzogen würden. Wagenknecht kritisiert die sozialen Folgen der ungebremsten Einwanderung – für die gerade Rackete steht.

Die Idee, gewerkschaftliche Positionen zu beziehen, hat die Linke aufgegeben. Dafür steht die Personalie Özlem Demirel. Sie arbeitete für Gewerkschaften und war in der vergangenen EU-Wahl die Spitzenkandidatin der Linken. Nun muss sie für den Liebling der woken Medien weichen und auf Platz drei antreten.

Ob der sicher ist, wird sich zeigen. Im Westen waren die Linken in der Fläche zuletzt im freien Fall: 2,7 Prozent in Niedersachsen, 2,1 Prozent in Nordrhein-Westfalen und 1,7 Prozent in Schleswig-Holstein. Im Osten hat die Linke ihre einstige Rolle als Volkspartei an die AfD verloren und rutscht auch dort immer weiter ab. 96 Abgeordnete ziehen für Deutschland ins EU-Parlament ein. Als Faustregel gilt: Auf jeden Prozentpunkt kommt ein Sitz.

Die Ergebnisse in der Fläche sind ein Grund für die neue Orientierung der Linken. In den urbanen Zentren Bremen und Berlin konnte die Partei ihren Sturz zuletzt abbremsen. Statt auf sozial Abgehängte setzt sie jetzt wieder auf urbane Wohlstandsverwahrloste als Zielgruppe. Sprich: Immer dann, wenn die Grünen in der Ampel einen Kompromiss machen müssen, stehen die Linken künftig bereit, um die enttäuschten Anhänger der reinen Lehre als Wähler einzufangen.

Das Leben nach dem Tod in Berlin
Ohne Sahra Wagenknecht – die Linkspartei will endgültig ins Siechtum verfallen
Rackete ist die perfekte Wahl für diese Zielgruppe – in ihrer verlogenen Mischung aus dem Sozialismus das Wort führen und selbst vom Kapitalismus ganz gut leben. Als die Kapitänin 2019 auf dem Höhepunkt ihrer Popularität war, sagte sie dem Spiegel, sie wolle später nicht mehr in Deutschland leben. Hierzulande lebten „zu viele Menschen auf zu engem Raum“.

Die linke Einwanderungspolitik brachte Rackete damit in einem Zitat zusammen: grenzenlose Einwanderung fordern. Negative Folgen verneinen und deren Aussprechen unter rechten Ideologieverdacht stellen. Außer es geht um einen selbst. Dann möchte man als linker Weltenretter doch nicht mit „zu vielen Menschen auf zu engem Raum“ leben.

Für die Linke trete sie an, weil es für die Klimabewegung wichtig sei, dass eine wie sie an den Schaltstellen sitze. Und weil sie „Ressourcen“ für die Bewegung erschließen wolle. Für die Kapitänin springen auch einige Ressourcen raus: über 9.000 Euro im Monat garantiert, dazu ein bunter Strauß an Tagesgeldern und anderen Zuschlägen. Damit kann man dann später bequem den „zu vielen Menschen“ aus dem Weg gehen, die man selbst „auf zu engen Raum“ gebracht hat.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 115 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

115 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Manfred_Hbg
9 Monate her

Zitat: „Die linke Einwanderungspolitik brachte Rackete damit in einem Zitat zusammen: grenzenlose Einwanderung fordern. Negative Folgen verneinen und deren Aussprechen unter rechten Ideologieverdacht stellen. Außer es geht um einen selbst. Dann möchte man als linker Weltenretter doch nicht mit „zu vielen Menschen auf zu engem Raum“ leben.“ > Auch hier kann man doch nur noch sagen: „Im Westen nix Neues“. Oder kennt irgendwer z.Bsp. ein (im hamburger Behördenjargon) „Problemstadtteil und sozialen Brennpunkt mit hohem Ausländeranteil“ wo nach Zuzug der bunten „Bereicherung“ die dort bis dahin in Ruhe, Frieden, Ordnung und Sauberkeit seit jahrzehnte wohnende deutsche Mittelschicht WEGgelaufen ist UND wo… Mehr

Kassandra
9 Monate her

Wobei der von Wagenknecht bislang angerichtete Schaden zu Lasten der Deutschen weitaus geringer scheint als der dieser Rakete.
Denn wir müssen viel Geld für die jungen Männer lassen, die sie uns zur Alimentation vor die Tür brachte – und manche hier haben sogar ganz andere Erfahrung mit solchen machen müssen, die zum Teil mehr als blutig ausgingen.

Fernandinho
9 Monate her

Diese Frau Rackete ist genau die richtige, um die Linke unter 5 % zu bringen.
Frau Wagenknecht und die neue Partei, die sie möglicherweise gründen wird, werde ich nicht wählen, weil sie als erstes die Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen hat. Es geht ihr also nicht um die Sache, sondern nur um ihre Person.

Michael W.
9 Monate her

Letztens war ganz kurz im ARD-Videotext zu lesen, dass sich die Linke wegen ihrer schlechten Wählergunst jetzt mehr den Klimakaspern annähern möchte.
Die kapieren einfach nicht, dass das die Haupfgründe für ihr schlechtes Abschneiden sind: Klima-Quatsch und Migrantenflutung.
Wer seine klassische Klientel im Regen stehen lässt, der wird sie verlieren.
Abwärts gehts, immer schneller. Ich werde euch nicht vermissen, obwohl ich euch ein paar mal gewählt habe.

R.Baehr
9 Monate her

Klare Worte, dem ist nichts mehr hinzuzufügen, Danke.

R.Baehr
9 Monate her

Nach dem Foto nach trägt die Dame Bart wenn ich mich nicht total täusche. Und wie mir meine Lebenserfahrung sagt, sollte man sich von solchen Gestalten fern halten. Wie verr…… muss man mittlerweile sein, eine Partei zu wählen wo eine völlig abgehobene Fanatikerin für die EU kandidiert? Obwohl, dort würde sie bestens hinpassen, in Brüssel sind ja mittlerweile fast nur noch Weltfremde und Utopisten zu finden.

Last edited 9 Monate her by R.Baehr
Klare Kante
9 Monate her

Die grüne Genossin Rackete ist das endgültige Ende der Linken alias PDS alias SED. Nach 34 Jahren Mauerfall als linksextreme Sektiererpartei selbst verdient. Ein späte Wiedergutmachung für die vielen SED-Opfer. Wenigstens das.

Perlentaucher10
9 Monate her
Antworten an  Klare Kante

Ich glaube so dumm ist selbst die Jugend nicht.

Waldorf
9 Monate her

Damit schlägt die ExSED den Kurs in Richtung Spasspartei alá Die Partei ein: 1-2% gehen immer. Lustige Forderungen auf Niveau von „Weltrettung“ bedienen zwar bereits die Grünen für das Juste Milieu, aber die sind bereits überwiegend im Staatsdienst oder staatsnah arriviert, bei Presse oder ÖRR. Wer noch nicht staatlich versorgt ist, noch in Asta-Zimmern die Welt retten muß, für diese Klassenkämpfer des Ichs ist das das genau richtige politische Angebot: Lifestyle-Linke aus besserem Hause, die es noch nicht in den höheren Staatsdienst geschafft haben und von der geistigen Verrentung mit 20 träumen. Es klingt doch sehr nach Selbstversenkung gemäß Piraten… Mehr

gladius
9 Monate her

Sind halt Heuchler, die Linken, schon seit Ferdinand Lasalle.
Mit dieser Zielgruppe- urbane Salonrote und linke Faulpelze- werden sie aber sowas von abk…n….

Die PDS hat sich mit der Vereinigung mit den Westdeutschen maoistischen Splittergruppen, die sich in der WASG zusammen geschlossen hatten, und die diese neue LinksPartei dann übernommen haben, ihr Grab geschaufelt. Einzig das ehemalige SED- Vermögen hält die noch am Leben. Aber auch dafür werden sich „Lösungen“ bei denen finden…

Richard Z
9 Monate her

Jeden Tag eine neue Horror-Meldung. Man sattelt immer noch eins drauf! Eine Gesetzesbrecherin stimmt demnächst über EU-Gesetze ab?
Vielleicht sollte Putin der neue UN-Friedensbotschafter werden?