Das Corona-Virus und der Wert eines Lebens

Gastautor Carl Lang erklärt, wie man den Geldwert eines Lebens berechnen und so die Angemessenheit von Lockdowns beurteilen kann.

imago images / Seeliger

Was ist ein Leben wert? Ich werde erklären, wie man das berechnen kann und was dabei bedacht werden muss. Dann stelle ich zwei Modellrechnungen vor: Meinem eigenen Modell zufolge sind die staatlichen Gegenmaßnahmen zu Corona überzogen. Der Wert aller „geretteten“ Leben ist geringer, als die Kosten des Lockdowns. Das andere Modell stammt von amerikanischen Ökonomen. Ihrer Berechnung zufolge ist der Wert der „geretteten“ Leben höher als die Kosten des Lockdowns. Folglich halten diese Ökonomen den Lockdown für angemessen. Im Vergleich beider Modelle können Sie für sich persönlich entscheiden, welche Reaktion auf Corona angemessen wäre.

Leben ist riskant, und Risiken kann man berechnen

Was haben kitschige Postkarten, überhebliche Bischöfe und kaltherzige Ökonomen gemeinsam? Sie alle messen einem individuellen Menschenleben einen unendlich hohen Wert bei! Man kann für ein Leben aber nicht unendlich viel opfern, denn dazu bräuchte es unendlich viele Ressourcen. Deshalb unterscheiden Ökonomen (im Gegensatz zu Postkarten und Bischöfen) zwischen dem individuellen und dem statistischen Lebenswert. Der statistische Lebenswert lässt sich über die Risikobereitschaft von Menschen berechnen: Menschen sind bereit, gewisse Beträge auszugeben, um sich gegen Risiken abzusichern. Sie sind aber genauso bereit, Risiken einzugehen, um Geld zu verdienen oder einzusparen. Ökonomen werten diese Risikobereitschaft aus und berechnen so, welchen Wert Menschen ihrem Leben selbst beimessen.

Der amerikanische Ökonom William Viscusi illustriert dieses Vorgehen folgendermaßen: Man stelle sich ein Stadion mit 10.000 Menschen vor. Vielleicht schätzt jeder dieser Stadionbesucher seinen eigenen Lebenswert unendlich hoch ein. Nun teilt man ihnen mit, dass einer von ihnen sterben muss, sofern nicht alle eine gewisse Summe bezahlen. Das Risiko, selbst zu sterben, liegt für jeden Stadionbesucher bei 1 zu 10.000. Angenommen, die Besucher sind im Durchschnitt zu einer Zahlung von 300 Dollar bereit, um dieses Risiko von 1 zu 10.000 auf Null zu reduzieren. 10.000 Menschen mal 300 Dollar ergeben drei Millionen Dollar. Das wäre dann der statistische Lebenswert jedes Besuchers.

Solche Gedankenspiele wirken konstruierter, als sie sind. Beim Bau und beim Betrieb eines Stadions müssen der Bauherr und die Betreiber überlegen, wieviel sie für Sicherheitsvorkehrungen ausgeben wollen, und Politiker bestimmen, welche Richtlinien gelten. Es gibt Unfallrisiken (z. B. auf den Parkplätzen oder den Treppen), Massenpanikrisiken, Brandrisiken, Terrorismusrisiken und so weiter. Man müsste so viel Geld ausgeben, um diese Risiken alle auf Null zu setzen, dass niemand mehr die hohen Eintrittspreise bezahlen wollte. Ein Stadion ohne jede Security, ohne Brandmelder und voller gefährlicher Stufen hätte auch nicht viele Besucher, selbst, wenn die Eintrittskarten fast umsonst wären. Menschen haben eine gewisse Risikobereitschaft und somit eine unbewusste Vorstellung davon, welchen statistischen Wert sie ihrem Leben beimessen.

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Wer das Stadionbeispiel noch nicht überzeugend findet, der denke an den Straßenverkehr oder ans Essen: Wir könnten die 3.000 jährlichen Verkehrstoten in Deutschland nahezu komplett einsparen. Wir müssten nur ein Tempolimit von 30 km/h auf allen Straßen (einschließlich Autobahnen) einführen. Zusätzlich könnten wir Motorräder und Fahrräder verbieten, weil Zweiradfahren sogar bei niedrigen Geschwindigkeiten riskant ist. Die Gesellschaft hat aber anders entschieden. 3.000 Leben sind uns weniger wert als unsere Mobilität. Aus der Individualperspektive betrachtet bedeutet das: Jeder Auto- oder Fahrradfahrer ist bereit, ein gewisses Sterblichkeitsrisiko in Kauf zu nehmen, um dafür relativ schnell sein Ziel zu erreichen. Auch beim Essen machen wir ständig Risikoabwägungen: Soll ich Kuchen oder Gemüse kaufen? Mit dem Kuchen nehme ich das Risiko eines verfrühten Todes durch Herz-Kreislauf-Probleme in Kauf. Mit dem Gemüse opfere ich Genuss und Befriedigung.

Viele dieser Risikoabwägungen und Entscheidungen sind unbewusst. Manche Gefahren werden überbewertet (z. B., weil die Medien viel darüber berichten). Andere Gefahren werden verdrängt (z. B., weil sie weit in der Zukunft liegen oder weil sie so allgegenwärtig sind, dass wir uns an sie gewöhnt haben). Im Grunde wissen wir aber trotz unserer Irrationalität, dass es kein Leben ohne Risiko gibt und dass der Wert eines statistischen Lebens begrenzt sein muss und begrenzt sein sollte.

Leben ist Erlebenszeit, und manchmal endet sie vorm Sterben

Die amerikanische Modellrechnung, die ich noch vorstellen werde, geht pauschal vom Wert eines „Lebens“ (also einer „Person“) aus. Nach genauerer Betrachtung wird man jedoch „Lebenszeit“ als Berechnungseinheit bevorzugen. Warum?

Ein Gedankenspiel: Sie laufen an einem brennenden Haus vorbei. In diesem Haus befinden sich zwei Frauen: Anna ist 20 Jahre alt. Berta ist 60 Jahre alt. Sowohl Anna als auch Berta sind Klone von Clara, die mit 90 an Altersschwäche starb. Leider reicht Ihre Zeit nur, um eine der Frauen zu retten. Wen würden Sie wählen? Wem messen Sie also einen höheren Lebenswert bei? Ich würde Anna wählen. Nicht, weil Anna „besser“ ist (sie ist ja genetisch mit Berta identisch), sondern einfach, weil Anna noch 70 Lebensjahre bleiben und Berta nur 30 Lebensjahre.

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Kontroverser als „Lebenszeit“ ist die Berechnungseinheit „qualitativ hochwertige Lebenszeit“, insbesondere, wenn Lebensqualität mit Lebensalter in Verbindung gebracht wird. In Extremfällen (die leider gar nicht selten sind) ist ein Urteil aber leicht zu fällen. Ich habe während meines Zivildienstjahres einen Einblick in das Leben pflegebedürftiger alter Menschen bekommen. Diese Menschen liegen jahrelang bewegungslos im Bett und schauen durch ihre trüben Augen an die Decke. Sie leiden an Dekubitus und chronischen Schmerzen. Sie werden mehrmals täglich von Krankenschwestern gefüttert, gewindelt und gewendet. Meiner Einschätzung nach liegt der Wert dieser Lebenszeit nicht bei Null, sondern irgendwo weit im Minusbereich.

Was ist also die richtige Berechnungseinheit? „Leben“, „Lebenszeit“ oder „qualitativ hochwertige Lebenszeit“? Im Gegensatz zu den amerikanischen Ökonomen werde ich später in meinem Modell mit „Lebenszeit“ bzw. „Lebensjahren“ rechnen. „Qualitativ hochwertige Lebenszeit“ ist zwar theoretisch eine sinnvollere Einheit, aber praktisch lässt sich schwer damit rechnen, weil verschiedene Menschen Lebensqualität nach verschiedenen Kriterien bewerten und somit zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

Lebenszeit ist Geld, und Geld ist Lebenszeit

Bei ökonomischen Lebenswert- und Risikoberechnungen werden verschiedene Güter gegeneinander abgewogen. Geld oder Lebenszeit? Mobilität oder Lebenszeit? Genuss oder Lebenszeit? Das gilt auch für die Modellrechnungen, die ich gleich vorstellen werde.

Eigentlich ist Geld aber kein Zweck an sich. Niemand freut sich über Geld, das man nicht ausgeben, nicht verschenken, ja nicht einmal vorzeigen kann. Leben ist auch kein Zweck an sich. Niemand schätzt ein Leben wert, das im traumlosen Koma verbracht wird. Wir schätzen Geld, weil wir glauben, damit Wohlergehen, Freiheit, Sicherheit, die Wertschätzung anderer und manchmal sogar Gesundheit kaufen zu können. Oft gelingt das auch. Wir schätzen Leben, weil wir darauf hoffen, dass dieses Leben von Wohlergehen, Freiheit, Sicherheit, Gesundheit und der Wertschätzung anderer geprägt ist. In letzter Konsequenz geht es immer um dieselben Güter. Korrekterweise müsste man sie nicht gegeneinander, sondern miteinander abwägen.

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Die Wechselwirkungen gehen noch weiter: In den USA gibt es den sogenannten „Rust Belt“ (Rostgürtel). Diese Region rostet metaphorisch vor sich hin, weil die Stahlindustrie von dort ins Ausland abgewandert ist. Globalisierung ist kein Nullsummenspiel, es gibt Gewinner und Verlierer. Der lange wirtschaftliche Abstieg des „Rust Belt“ führte zu einer stetig steigenden Anzahl sogenannter „Verzweiflungstodesfälle“ („Deaths of Despair“). Unter diesem Begriff werden Todesfälle durch Alkoholismus, Suizid und Überdosierungen (vor allem durch Opiate wie Fentanyl) zusammengefasst. Jedes Jahr erleiden 150.000 Amerikaner solche Verzweiflungstode. Das sind drei Mal mehr als alle Verkehrstoten und Ermordeten zusammengenommen. Auch die Anzahl der Covid-19-Toten ist bislang viel niedriger. Der typische „Verzweiflungstote“ ist mittleren Alters, ihm wäre also relativ viel Lebenszeit geblieben. Das zeigt: Sogar im reichen Westen kostet ein Wirtschaftsabschwung Lebenszeit, ganz zu schweigen von Lebensqualität. Und in Entwicklungsländern hängen Wirtschaftskraft, Lebenszeit und Lebensqualität noch wesentlich direkter voneinander ab.

Wir können uns ein teures Gesundheitssystem, einen flächendeckenden Sozialstaat, gute Lebensmittel, hohe Hygienestandards, sichere Fahrzeuge, eine komfortable Altersversorgung und dergleichen nur leisten, weil diese Errungenschaften durch unsere Wirtschaft finanziert werden. Arbeitslosigkeit und relative Armut korrelieren nicht nur mit Medikamentenmissbrauch, Alkoholmissbrauch und einer erhöhten Suizidrate, sondern auch mit Übergewicht, Tabakkonsum und zahlreichen psychischen Krankheiten (darunter Depression). Das Wirtschaftswachstum hat wesentlich dazu beigetragen, unsere Lebenserwartung während des 20sten Jahrhunderts um etwa 30 Jahre zu steigern – ein gewaltiger Zugewinn an Lebenszeit! Diese Zusammenhänge zwischen Wohlstand, Wirtschaft, Gesundheit und Lebenszeit werden bei den Modell-Rechnungen zu Corona und dem Wert des Lebens zwar der Einfachheit halber nicht berücksichtigt, wir sollten sie aber trotzdem nicht außer Acht lassen.

Berechne den Lebenswert oder rechne mit dem Schlimmsten

Ich habe nun dargelegt, wie man über die Risikobereitschaft des Menschen seinen statistischen Lebenswert berechnen kann, wie die Menge an verbleibender Lebenszeit den Lebenswert beeinflusst und welche Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Gütern wie Wohlstand, Wirtschaft, Gesundheit und Lebenszeit bestehen.

Nun stelle ich beispielhaft zwei Modelle zur Berechnung einer angemessenen Corona-Reaktion vor. Falls Sie mein erstes Modell skandalös und unmoralisch finden, verzagen Sie nicht. Das zweite Modell ist ganz anders.

Als Minimum benötigt jedes Modell folgende Werte: (1) Die Differenz zwischen der Zahl der Covid-19-Toten mit und ohne Lockdown. (2) Der Wert der Lebenszeit, die durch den Lockdown gewonnen wird. (3) Der Schaden, der durch die unerwünschten Nebenwirkungen eines Lockdowns entsteht.

Modell 1:

Wie hoch ist die Covid-19-Mortalitätsrate? Für eine genaue Berechnung benötige ich die tatsächliche Zahl der Infizierten und ehemals Infizierten. Nur über Antikörpertests bei einer möglichst repräsentativen Gruppe an Menschen können wir die Höhe der Dunkelziffer abschätzen.

Ich weiß von drei solchen Antikörper-Studien, wobei es bald viele weitere geben wird. Eine wurde im amerikanischen Landkreis Santa Clara und eine im Landkreis Los Angeles durchgeführt. Bei diesen Studien liegt die Dunkelziffer zwischen 50 und 85, woraus sich eine Mortalitätsrate im Bereich der Grippe ergibt (ca. 0,1 %). Auch in Deutschland wurde in der Gemeinde Gangelt in Nordrhein-Westfalen von der Universität Bonn eine solche Studie durchgeführt. Basierend auf diesen Daten wird die Mortalitätsrate in Gangelt auf ca. 0,25 % geschätzt (die ermittelte Zahl lag bei 0,36 % – dies ist aber aufgrund der Selektion der Getesteten höchstwahrscheinlich eine Überschätzung). Auch die Wissenschaftler aus Bonn halten eine Mortalität im Bereich der Grippe für denkbar. Diese Erkenntnisse decken sich mit Hochrechnungen, die schon vor Monaten auf der Basis anderer zuverlässiger Daten auf dem Kreuzfahrtschiff „Diamond Princess“ oder im italienischen Ort „Vó“ erhoben wurden (dort wurden alle Passagiere / Einwohner getestet – siehe Quellen). Bei all diesen Berechnungen gibt es noch einen gewissen Grad an Unsicherheit. Gewiss ist aber, dass die Mortalitätsrate nicht sehr viel höher als bei der Grippe liegt. Die absurd hohen Schätzungen der WHO, des Robert Koch Instituts oder des Imperial Colleges basierten nicht auf gesicherten empirischen Daten, weil es im Februar/März kaum empirischen Daten gab. Also dachte man sich wohl: Besser zu hoch als zu niedrig schätzen.

Analyse aus dem BMI
Nur ein Fehlalarm? Mehr Tote durch die Rettung als durch das Virus?
Wenn der Sars-CoV-2 Virus aber kaum gefährlicher ist als die Grippe – wie kommt es dann in manchen Städten zu überfüllten Krankenhäusern? Auch bei einer sehr niedrigen Mortalität kann es vorübergehend zu hohen Fallzahlen und vielen Todesfällen kommen, sofern die Ansteckungsrate hoch genug ist. Es sieht also danach aus, dass Sars-CoV-2 für jeden einzelnen Infizierten nicht (oder kaum) gefährlicher als ein Grippevirus ist. Das Virus ist aber leichter übertragbar und so kommt es dazu, dass die vielerorts sehr limitierten Kapazitäten in Krankenhäusern überlastet werden können. Ob das passiert, hängt wahrscheinlich von Faktoren wie der Bevölkerungsdichte, der Altersstruktur, der Größe und Beschaffenheit der Altersheime und Kliniken und vielem mehr ab. Wie Yinon Weiss sehr anschaulich darlegt, gibt es jedoch überraschenderweise keine Korrelation zwischen der Anzahl an Toten und dem Zeitpunkt oder der Härte eines staatlich verordneten Lockdowns (siehe Quellen).

Würde ich bei meinem Modell die gleichen Daten wie bei einer schweren Grippewelle zugrunde legen, dann wären ich und mein Modell ziemlich weit abseits des Mainstreams. Aus rein opportunistischen Gründen gehe ich also stattdessen davon aus, dass die Mortalitätsrate ohne Lockdown bei 0,6 % liegen wird und die halbe Bevölkerung in den nächsten Monaten mit dem Virus in Kontakt kommt. Das wären also 240.000 Tote. Mit Lockdown beträgt die Mortalitätsrate in meinem Modell nur 0,3 % (120.000 Tote), weil der Lockdown zu einem „Abflachen der Kurve“ und einer gleichmäßigeren Verteilung der Krankheitsfälle führt und somit eine bessere Behandlung möglich macht. Demnach werden durch den Lockdown 120.000 Leben bewahrt.

Laut einer italienischen Studie lag das Durchschnittsalter der Gestorbenen bei ca. 80 Jahren. 99,2 % der Toten waren vorerkrankt. Dreiviertel hatten sogar zwei Vorerkrankungen oder mehr. In Hamburg hat man ähnliche Untersuchungen gemacht. Auch dort war das Durchschnittsalter ca. 80 Jahre und 100 % waren vorerkrankt (siehe Quellen). Viele dieser Kranken sind wahrscheinlich nicht an Covid-19, sondern lediglich mit Covid-19 gestorben. Angesichts dieser Daten schätze ich, dass jeder „Gerettete“ im Schnitt etwa drei zusätzliche Lebensjahre gehabt hätte (die exakte Zahl lässt sich nicht ermitteln, sie muss aber statistisch irgendwo zwischen wenigen Wochen und 9 Jahren liegen). Diesen Annahmen zufolge verlängert ein Lockdown also die Leben von 120.000 Menschen um 3 Jahre. Das ergibt insgesamt 360.000 „gerettete“ Lebensjahre.

Wie hoch ist nun der Wert dieser Lebenszeit? Der deutsche Ökonom Hannes Spengler hat 2004 als erster deutscher Ökonom berechnet, dass der statistische Lebenswert eines sozialversicherungspflichtigen deutschen Arbeitnehmers im Schnitt 1,65 Millionen Euro beträgt (siehe Quellen). Ich benutze Spenglers Wert, weil ich irgendeinen Anhaltspunkt brauche und dies die bekannteste deutsche Berechnung ist.

Ökonomen wie Spengler gehen pauschal vom Wert eines durchschnittlichen / statistischen Lebens aus. Ich rechne seinen Wert auf ein Jahr Lebenszeit um: Die Lebenserwartung liegt in Deutschland bei etwa 80 Jahren. Ich kann Spenglers Wert aber nicht durch 80 teilen, weil der Durchschnittsdeutsche nicht wenige Wochen, sondern 42 Jahre alt ist. Ihm verbleiben somit keine 80 Lebensjahre, sondern nur noch 38 Lebensjahre. 1,65 Millionen durch 38 Jahre ergibt etwa 43.000 Euro pro Lebensjahr. Da ich wie gesagt davon ausgehe, dass Lockdowns 360.000 Lebensjahre retten, multipliziere ich also 360.000 Jahre mit 43.000 Euro und komme so auf einen gesamten Lebenszeitwert von ca. 15,5 Milliarden Euro.

Sehnsucht nach Gewissheit
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Als letzter Schritt fehlt noch eine Berechnung der Ausgaben und Wirtschaftsschäden, die durch den Lockdown verursacht werden. Alleine der (erste) Rettungsschirm der Bundesregierung soll etwa 500 Milliarden Euro kosten (siehe Quellen). Eine Rezession führt zu viel höheren Ausgaben (z. B. aufgrund der höheren Arbeitslosigkeit) bei gleichzeitig niedrigeren Einnahmen. Viele Unternehmen haben schon jetzt Milliarden verloren und viele Individuen verbrauchen ihre letzten Ersparnisse. Die erwartete Rezession könnte jahrzehntelang die Wachstumsraten schmälern. Verlängerungen oder Wiederholungen des Lockdowns könnten Billiardenverluste bedeuten. Zugegeben: Man muss berücksichtigen, dass es wohl auch ohne Lockdown zu einer weltweiten Rezession gekommen wäre, denn auch die freiwilligen Vorsichtsmaßnahmen der Menschen schaden der Wirtschaft – allerdings in weit geringerem Umfang.

Für meine Zwecke ist die exakte Höhe des finanziellen / wirtschaftlichen Lockdown-Schadens nebensächlich, da diese Summe zweifellos weit über 15,5 Milliarden Euro liegt. Man könnte meine Schätzung verdoppeln, also die Infektionsrate, die dann bei 100 % läge, die ohnehin schon sehr hoch geschätzte Mortalitätsrate, den Wert eines Lebensjahres und die Anzahl der verbleibenden Lebensjahre: Trotzdem wäre man noch immer weit unter dem Schadenswert, den unsere Regierung durch ihr Vorgehen verursacht hat.

Modell 2:

Linda Thunström und ihre Kollegen Newbold, Finnoff, Ashworth und Shogren von der University of Wyoming – ich spreche im Folgenden einfach von „Thunström“ – haben für Amerika eine andere Berechnung angestellt. Genau wie Spengler, aber anders als ich, rechnet Thunström mit der Einheit „Leben“ statt „Lebenszeit“. Der Lebenswert eines gesunden Kindes und der Lebenswert eines vorerkrankten 80jährigen beträgt ihr zufolge gleichermaßen pauschal 10 Millionen Dollar. Diese Zahl basiert (im Gegensatz zu Spenglers Zahl) nicht auf (Risiko-)Berechnungen, bei denen Menschen ihren Wert selbst abschätzen. Vielmehr ist es ein willkürlicher Wert, der häufig von amerikanischen Behörden (z. B. der Umweltschutzbehörde) für Kosten-Nutzen-Rechnungen verwendet wird.

Spricht für Lockerungen
Mediziner-Umfrage: katastrophaler Vertrauensverlust in Corona-Maßnahmen
Thunström geht zudem von einer sehr hohen Infektionsrate aus (ohne Gegenmaßnahmen 287 Millionen Infizierte, also ca. 90 % der Bevölkerung) sowie einer sehr hohen Effektivität des Lockdowns. Sie schätzt die Mortalitätsrate auf 1,5 % bei Krankenhausüberfüllung und 0,5 % bei ausreichenden Kapazitäten. Sie vermutet, dass Krankenhäuser trotz Lockdown zeitweise überfüllt sein werden, aber trotzdem 1,24 Millionen Menschen durch staatliche Gegenmaßnahmen „gerettet“ werden.

Basierend auf Schätzungen von Goldmann Sachs schätzt Thunström, dass der Lockdown in den USA etwa 7,2 Billiarden Dollar kosten wird (mehr als das Doppelte des jährlichen Staatshaushaltes der USA). Bei 1,24 Millionen „geretteten“ Menschen mit einem Wert von je 10 Millionen Dollar pro Person liegt der Wert aller „Geretteten“ jedoch noch höher, nämlich bei 12,4 Billiarden Dollar. Der Lockdown ist also nicht nur angemessen, sondern sogar kostengünstig: Für jeden „Geretteten“ opfert der amerikanische Staat knapp 6 Millionen Dollar. Der Wert des „Geretteten“ liegt aber bei 10 Millionen Dollar. Folglich „spart“ der Staat ca. 4 Millionen Dollar pro Person.

Modellvergleich:

Meine eigene Berechnung und die von Thunström könnten kaum verschiedener sein. Ich gehe von einem Lebenswert von nur 129.000 Euro pro „Gerettetem“ aus (3 Jahre zusätzliche Lebenszeit mit einem Wert von je 43.000 Euro pro Jahr). Thunström geht pauschal von einem Lebenswert von 10.000.000 Dollar aus, also etwa dem 75fachen meines Wertes! Zusätzlich sind ihre Corona-Prognosen geradezu apokalyptisch.

Leider haben beide Modelle gemeinsam, dass die Staatsausgaben, die Rezession und das langfristig niedrigere Wirtschaftsniveau „nur“ Geld und Wohlstand kosten, aber keine Gesundheit, kein Wohlergehen und keine Lebenszeit. Das ist wie gesagt falsch. Allerdings fehlen in der Rechnung auch positive Nebeneffekte eines Lockdowns, beispielsweise die sinkende Anzahl der Verkehrstoten.

Neben den lebensverlängernden und lebensverkürzenden Nebenwirkungen müsste man zudem die Einschränkung demokratischer Grundrechte, die psychischen Belastungen, die Auswirkungen auf den Fortschritt in Entwicklungsländern etc. berücksichtigen, wobei das natürlich sehr schwierig in Euro zu bemessen wäre.

Trotz der Schwächen beider Modelle, ist jedes Modell besser, als gar keines. Der Wert eines Lebensjahres bei Thunströms Modell mag überhöht sein, aber immerhin ist er wesentlich geringer als „unendlich viel“. Es ist wichtig, überhaupt eine Kosten-Nutzen-Rechnung anzustellen, und nicht so sehr, wie diese Rechnung exakt aussieht. Thunström wäre immerhin bereit, den Lockdown in den USA zu kritisieren, wenn er zu lange anhält und der Wirtschaftsschaden 13 Billiarden übersteigt, oder wenn sich herausstellt, dass sie in ihrer Studie die Anzahl der „Geretteten“ um mehr als die Hälfte überschätzt hat, was angesichts der hohen Dunkelziffern bei den Antikörperstudien und der bislang niedrigen Todeszahlen (auch in Ländern ohne Lockdown) gewiss der Fall ist.

Wahrheit liegt im Kontext und Tote stehen im Kontext

Vergleichen Sie die Aufmerksamkeit und den Kostenaufwand für die bislang 7.000 Covid-19-Toten mit den bis zu 25.000 jährlichen Grippetoten! An einem ganz normalen Tag zu Nicht-Corona-Zeiten sterben in Deutschland 2.600 Menschen (also über 900.000 pro Jahr). In den letzten Monaten hatten wir so viele Covid-19-Tote, wie im Jahre 2019 typischerweise an drei ganz gewöhnlichen Tagen gestorben sind. Auch in Ländern ohne strengen Lockdown (z. B. Schweden und Japan) geht es vergleichbar unspektakulär zu.

Ein Demograph vom Mars, der in jedem Quartal die kontinentalen und globalen Sterberaten auf der Erde beobachtet, der würde dem marsianischen Wissenschaftsrat vermelden: „Nichts Besonderes in Amerika, Europa, Asien oder Afrika. Die globale Menschheit wächst und wächst mit einer Geschwindigkeit von über 200.000 Menschen täglich und ihre Lebenserwartung steigt weiter an.“ Ein marsianischer Ökonom würde vermelden: „Erschütterungen des Aktienmarktes, gewaltige staatliche Ausgaben, vollkommene Veränderung des Wirtschaftslebens, eine Rezession, die womöglich in eine globale wirtschaftliche Depression münden könnte.“ Und ein marsianischer Politologe würde sagen: „Es sieht so aus, als ob sich plötzlich autoritäre Regierungsstile und Grundeinstellungen wie in China überall durchgesetzt haben.“

Umfrage
Die Deutschen werden Corona-nachlässiger
Man kann einen Euro nur einmal ausgeben und wir müssen als Gesellschaft ständig entscheiden, wo und wieviel wir investieren. Soll ein Euro für den gesundheitspolitischen Bereich oder für andere Bereiche (bspw. Bildung oder Infrastruktur) ausgegeben werden? Falls wir das Geld im gesundheitspolitischen Bereich investieren wollen, welcher Unterbereich soll es dann erhalten? Wir können mit einem Euro entweder Krebs oder Aids bekämpfen, Kampagnen gegen das Rauchen oder gegen übermäßigen Zuckerkonsum finanzieren, die Feinstaubbelastung oder den Fluglärm reduzieren, an der Grippe oder an Corona forschen. Die Angemessenheit, die Effektivität und die Gerechtigkeit jeder Maßnahme lässt sich nur mit einer Kosten-Nutzen-Rechnung ermessen, bei der jedes potentiell bewahrte Lebensjahr einheitlich bewertet wird.

Wir müssen uns als Gesellschaft vergegenwärtigen, dass es kein Leben ohne Risiko gibt. Ressourcen sind nicht endlos und der statistische Wert eines Lebens kann es folglich auch nicht sein. Jede Maßnahme zur Lebensverlängerung eines Menschen muss in einem guten Verhältnis zur Reduzierung der Lebensqualität aller anderen stehen, denn Lebensqualität macht ein Leben überhaupt erst lebenswert!


Quellen:

Zur Infektions-Dunkelziffer in den USA und in Deutschland:
www.deutschlandfunk.de/covid-19-wie-hoch-die-dunkelziffer-bei-den-coronavirus.1939.de.html?drn:news_id=1123454
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.04.14.20062463v1
https://unherd.com/thepost/german-virologist-finds-covid-fatality-rate-of-0-24-0-36/

Zu den Hochrechnungen der „Diamond Princess“ Daten und des italienischen Ortes „Vó“:

https://www.statnews.com/2020/03/17/a-fiasco-in-the-making-as-the-coronavirus-pandemic-takes-hold-we-are-making-decisions-without-reliable-data/
https://www.nature.com/articles/d41586-020-00885-w
https://www.theguardian.com/commentisfree/2020/mar/20/eradicated-coronavirus-mass-testing-covid-19-italy-vo
https://www.youtube.com/watch?v=d6MZy-2fcBw
https://www.youtube.com/watch?v=cwPqmLoZA4s

Zur Effektivität von Lockdowns:
https://www.wsj.com/articles/do-lockdowns-save-many-lives-is-most-places-the-data-say-no-11587930911
https://medium.com/@yinonweiss/lets-visualize-state-by-state-shutdown-effectiveness-on-covid-19-e13a5cdb50ad
https://medium.com/@yinonweiss/coronavirus-shutdown-effectiveness-visualized-part-2-1a6e7b97649d

Zum Alter und zu den Vorerkrankungen von Covid-19-Opfern:
https://www.welt.de/wissenschaft/article206649557/Coronavirus-Das-weiss-Italien-ueber-die-Toten.html
https://www.youtube.com/watch?v=44tTKSkTt1w

Zur Lebenswertberechnung in Deutschland:
Hannes Spengler: Kompensatorische Lohndifferenziale und der Wert eines statistischen Lebens in Deutschland. http://doku.iab.de/zaf/2004/2004_3_zaf_spengler.pdf

Zu den Kosten des staatlichen Rettungsschirmes:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/corona-krise-bundesregierung-spannt-rettungsschirm-fuer-unternehmen-und-banken-a-a2169b50-1c9f-4bc8-a488-c01981c371e7

Die Studie von Thunström et al:
https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3561934


Carl Lang betätigt sich nach einem Studium der Literaturwissenschaft, Linguistik und Philosophie als Essayist und Liedtexter. Er fühlt sich keinem politischen Lager zugehörig und interessiert sich besonders für Moralphilosophie und Religionskritik.

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Kommentare ( 15 )

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elresch
3 Jahre her

Auch ich kann das Wort Leichenberge nicht ganz verstehen. Der Staatsfunk weltweit spricht ständig von Toten, Übersterblichkeit und ich denke Herr/Frau Aron Gal hat zuviel davon in den Medien gesehen. Eigentlicht ist es gar nicht so wichtig warum die Leute starben. Es sterben ständig Menschen und keiner berichtet davon. Oder anders gesagt jeden Tag sterben zehn mal mehr Menschen an Herz und Kreislaufkrankheiten aber niemand gibt jeden Tag bekannt wieviele es dieses Jahr, Monat, Woche geworden sind und um wieviel sich die Zahl jeden Tag erhöht. Darum finde ich die mathematische Berechnung vom Menschenleben gar nicht so abwegig. (Jede Lebensversicherung… Mehr

Linkskatholik
3 Jahre her

Was unterscheidet derlei Überlegungen, also wie die oben angestellten Effizienzbetrachtungen zum Wert eines Lebens, eigentlich von finsterster kommunistischer Planwirtschaft? Demnach ist nützlich, wer nützlich ist für die Gemeinschaft der Werktätigen und das Interesse des Kollektivs befindet natürlich darüber, wie viel in die Lebenserhaltung eines Mitglieds zu investieren sei.
Ein marxistischer Theoretiker hätte es auch nicht besser beschreiben können.

Aron Gal
3 Jahre her

Auch hier wieder der typische Denkfehler der sog. Vorerkrankung! Also: Falls es tatsächlich so ist, dass all die Leichenberge in New York, Spanien und Italien aus Vorerkrankten „bestanden“, dann sind aber verdammt viele Menschen unerkannt vorerkrankt! Neue Studien zeigen übrigens, dass die „Vorerkrankten“ noch alle locker 10 Jahre und länger gelebt hätten. Das bedeutet: Die Diagnose ‚Vorerkrankung ‚ ist bedeutungslos, denn wenn so viele Menschen vorerkrankt sind, muss man wohl erst recht aufpassen und nicht weniger vorsichtig sein, weil diese in Kürze sowieso alle gestorben wären. Das Coronavirus befällt übrigens nicht nur die Lunge, sondern Nieren, Hirn, Herz und wer… Mehr

Entenhuegel
3 Jahre her
Antworten an  Aron Gal

Alleine schon Ihr ständiges Schlagwort „Leichenberge“ spricht Bände über ihre Sicht und Ihre Kommentare – und diskreditiert sie in diesem Fall gleich zu Beginn. Das erspart einem ggfs. den Rest des ellenlangen Textes einer Scheindebatte. Daher sei dazu nur soviel gesagt: Es geht hier nicht (nur) um ökonomische Ansätze, es geht schlicht um die Abwägung von Chancen und Risiken auf allen Ebenen, wie sie Verantwortungsethik – und gesunder Menschenverstand – gebieten. Und das heißt, die Chance der Rettung von Leben durch Maßnahmen wie einen Lock-Down mit dessen Risiken in Form von Verlust von Leben bzw. Gesundheit auch nicht Infizierter (v.a.… Mehr

Linkskatholik
3 Jahre her
Antworten an  Aron Gal

„Eine Quantifizierung des Lebens z.B. in Geld beinhaltet die stillschweigende Feststellung, dass man[!!!] zwischen wertvoll und weniger wertvoll unterscheidet.“ – sehr richtig! Bei diesem ominösen „man“ allerdings sollte man, als unbedarfter Leser, doch ein wenig verweilen und nachfragen, wer damit denn gemeint sein könnte? Wer ist es denn nun dieses ominöse „man“, das über mehr oder weniger wertvolles Leben zu entscheiden hätte. Doch nicht etwas doch der allumfassende Staat? Für ein liberales Magazin wie TE, in dem immer wieder höchst eindringlich vor Eingriffen in menschliche Freiheitsrechte gewarnt wird, würde diese Antwort allerdings ein klein wenig überraschen. Oder läge hier nur… Mehr

TE2020
3 Jahre her

Das ist menschenverachtend und zeigt die Dekadenz des Systems deutlich auf. Einen „economic reset button“ gibt es nicht, da diese Krise in Wahrheit den economic/financial breakdown verschleiern soll. Das System ist am Ende, daher versuchen gewisse Kräfte, in ein neues System zu überführen. Ich könnte hier seitenweise schreiben – mit Quellen belegt -, das erspare ich mir. Ich sage nur: Wer den im Jahre 1999 erschienen „Film“ MATRIX kennt, weiß wovon die Rede ist. Wer das für unrealistisch hält, hat mangelnde Wahrnehmung und offensichtlich zu wenige Informationen.

Coco Perdido
3 Jahre her

Der Haken mit dem selbstbestimmten Wert des Lebens in Dollar oder Euro liegt nicht zuletzt an der Stelle, dass der Betroffene im Moment des Sterbens einen anderen Betrag einsetzen würde als zu einem Zeitpunkt, wenn er nicht damit konfrontiert ist.

Im übrigen ist die Suggestion allein schon schräg, weil die Optionen der Entscheidung auf Geld eingeschränkt werden. Man muss einen Betrag nennen, darf aber bei einer immateriellen Frage (dem optionalen Sterben, was für sich schon eine originelle Entscheidungsfrage ist) nicht immateriell denken.

Rambatuba
3 Jahre her

Sehr aufschlussreich! Wir retten also Menschen, die in kurzer Zeit ohnehin verstorben wären (Durchschnittsalter der Coronatoten 80 Jahre), wenige Lebensjahre, während wir Unzählige in den Verzweiflungstod treiben, verursacht durch Rezession, Arbeitsplatzverlust, Armut, sozialen Abstieg?
Scheint mir nicht vom Ende her gedacht.

Gisela Fimiani
3 Jahre her

Ein Beitrag, der tiefer schürft. Es werden immerhin die richtigen Fragen gestellt. Letztlich geht es um ethische Fragen, die nie leicht zu beantworten sind. Ihre „Berechnungen“ führen uns aber die große Komplexität der Gestaltung menschlichen Daseins vor Augen. Wenn politische Entscheidungen getroffen werden müssen, haben Politiker die Pflicht ihrer Verantwortung nachzukommen. Sie haben uns darüber aufzuklären, welche Modelle, welche Motive ihre Entscheidungen begründen. Ethik ist nie richtig oder falsch und wir können und werden immer irren. Anzuprangern ist nicht der Irrtum, aus dem wir lernen, sondern seine Leugnung und damit die Unfähigkeit, die Unwilligkeit uns vom Irrtum zu befreien. Nur… Mehr

Thomas Riessinger
3 Jahre her

„Trotz der Schwächen beider Modelle, ist jedes Modell besser, als gar keines.“ Wie man am Beispiel der Klimamodelle sehen kann, ist das falsch. Hätten wir keine Klimamodelle, gäbe es auch keine nur in den Modellen stattfindende Klimakatastrophe und die so unsinnige wie teure Klimarettung hätte nie stattgefunden. Und sogar Greta Thunberg wäre uns erspart geblieben.

Coco Perdido
3 Jahre her

Warum legt die Studie eines Amerikaners nicht die gigantischen Strafen in den USA zugrunde, wenn Beschädigung von Gesundheit oder Leben fremdversursacht sind, sobald eine Produktbeschreibung einen Mangel hatte und aus anderen Gründen verletzter Verantwortung?

Der Haken am Leben-Geldwertvergleich: Denkansatz war irreal, weil es die angedachte Entscheidung gar nicht geben kann. Man kann sich nicht mit Geld das Leben sichern, wenn die Natur anders entscheidet.

h.milde
3 Jahre her

…….Upppps, falsche Taste ; (
Eine sog. „Corona-App“, oder gem. des Bankkaufmann´s Spahn = „Immnunitätsnachweis“ ist mM nichts anderes als eine Art Score/Bewertung politischer und ökonomischer „Entscheider“ über die individuelle ökonomische/politische Validität eines Menschen, also eine Aktion T4 2.0. Davor graust´s die Sau.
Masel tov.