Die sensible Republik: Polizistenmord ist ab sofort hochpolitisch

Bei Lauchhammer in Brandenburg wurde ein Polizist bei einer Verkehrskontrolle überfahren und getötet. In der deutschen Presse ist ein sprachlicher Hindernislauf zu beobachten: „verstorben, erfasst, angefahren, totgefahren oder totgerast?“

picture alliance/dpa | Robert Michael
Lauchhammer, Brandenburg, 07.01.2025

In den Redaktionen schrillen die Alarmglocken und verzweifelt wird um die richtigen Formulierungen gerungen, während man die in den Pressebüros der Parteien schon längst parat liegen hat. Bei Lauchhammer im Süden Brandenburgs wurde ein Polizist bei einer „Länderübergreifenden Verkehrskontrolle“ (RBB 24 Inforadio) überfahren. Wobei „der Dienst ja so schon gefährlich genug sei“, wie die Moderation erklärt. Noch werde „ermittelt, ob es ein Unfall war oder ob es sich um ein Tötungsdelikt handeln könnte“.

Die Presse weiß sich bei diesem, spätestens seit dem Polizistenmord von Mannheim als politisch „sensibel“ eingestuften, Thema kaum zu helfen. Heraus kommen peinliche Wortungetüme und komplexe „Drumherumformulierungen“.

Die ganz simple Meldung im Stil eines Nachrufs lautet beim MDR: „Bei Kontrolle überfahren – Polizist aus Sachsen stirbt bei Einsatz im Süden Brandenburgs“.

Nicht fehlen darf die Meldung: Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) teilte mit, die Nachricht mache sie „tief betroffen und traurig“. Der Tod des 32-Jährigen zeige „auf furchtbare Weise, wie gefährlich der Dienst als Polizeibeamter sein kann“. Umso größer müsse „unser Respekt und unsere Wertschätzung sein für die Polizistinnen und Polizisten, die Tag für Tag für unser aller Sicherheit sorgen“.

Etwas überlegen muss der Leser bei dieser Beschreibung des Tagesspiegels: „Von Autodieb erfasst: Polizist bei Einsatz in Brandenburg getötet – Faeser fordert mehr Respekt für Polizeiarbeit“.

Bei n-tv meint man zu lesen, der Polizist habe an einem Autorennen teilgenommen und die Aufregung ist ihm eventuell nicht bekommen: „Polizist stirbt bei Verfolgungsjagd mit Autodieben“.

Ähnlich bei der FAZ, die titelt: „Polizist stirbt bei Fahndung nach Autodieben“, wobei er demnach, wenn man die Untertitel zur Bilderklärung nicht bemerkt (von Fahrzeug erfasst), auch während einer Online-Fahndung hätte versterben können. Der FAZ scheint es wichtig zu sein, diesen Text gleich im ersten Absatz der Meldung zu platzieren: „Der Tod eines Polizisten im Süden Brandenburgs hat Bestürzung ausgelöst. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) teilte am Dienstag mit, der Tod des Mannes zeige „auf furchtbare Weise, wie gefährlich der Dienst als Polizeibeamter sein kann“. Sie sprach der Familie und den Kolleginnen und Kollegen des Beamten ihr Mitgefühl aus. „Er ist im Dienst für unsere Sicherheit gestorben.““

Immerhin, die „Welt“ nennt die Art und Weise, wie der Beamte zu Tode gekommen ist: „der 32-jährige wurde … totgefahren“, ebenso wie „t-online“: „Autodiebe fahren Polizisten tot“.

Gleich zwei Journalisten (Sven Schuster und Hajo von Cölln) haben an diesem Artikel für die Märkische Allgemeine geschrieben: „Fahndung nach Autodieben“. „Schwer zu ertragen”: Polizist bei Fahndung nach Autodieben in Lauchhammer getötet“. „Im Zuge des Einsatzes konnten drei Tatverdächtige vorläufig festgenommen werden. Ihre Identitäten sind nach Polizeiangaben noch nicht zweifelsfrei geklärt. Die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat sowie zur genauen Verantwortung der Beteiligten dauern an.“

Berlin live beschreibt es drastisch: „Er war gerade dabei Autodiebe zu jagen, dann passierte die grausame Tat.“ „Brandenburg: Polizist im Einsatz totgerast“
Ganz soweit will der „Focus“ doch nicht gehen: „Polizist (32) bei Fahndung nach Autodieben totgefahren“. Tag 24 meint, der Polizeibeamte sei bei einer „Verfolgungsjagd“ ums Leben gekommen. Erst im Text erfährt man, dass „er zu Fuß unterwegs gewesen“ ist.

RTL zeigt irgendeinen Einsatzwagen der Polizei, der quer auf der Straße steht und schreibt: „Einsatz endet in Tragödie … Polizist bei Fahndung nach Autodieben erfasst und getötet“. Die Rheinische Post meldet einen tragischen Unfall: „Polizist bei Fahrzeugkontrolle überfahren und gestorben“.
Yahoo ist es wichtig, in der Überschrift erst mal bei der bloßen Physik zu bleiben: „Sächsischer Polizist wird bei Einsatz in Brandenburg überrollt und stirbt“. Erst im Text wird das Wort „überfahren“ verwendet.

Für die Berliner Zeitung ist das „Tod im Dienst: Polizist wird in Brandenburg bei Verkehrskontrolle angefahren“. „Ein junger sächsischer Polizist hat eine Straßenkontrolle nicht überlebt. Die Umstände der Tat sind noch völlig unklar. Die Politik zeigt sich geschockt.“

Auch die Niederlausitzer Zeitung wählt ihre Worte sehr vorsichtig: „Heute Vormittag ist ein 32-jähriger sächsischer Polizeibeamter bei einem Einsatz in Lauchhammer schwer verletzt worden und noch am Unfallort verstorben“. Die Lausitzer Rundschau geht schnell von der Meldung „Polizist (32) im Einsatz getötet“ zu den Reaktionen: „GROSSE TRAUER – Polizisten in Sachsen und Brandenburg trauern. Der 32-Jährige hinterlässt Frau und Tochter.“ Und: Polizeipräsident der Polizeidirektion Dresden, Lutz Rodig, sei bestürzt vom Tod seines Kollegen: „Es ist kaum vorstellbar, welchen Schmerz sie durch diesen plötzlichen Verlust erleiden müssen. Wir werden alles uns Mögliche tun, um die Hinterbliebenen in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen.“

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Kommentare ( 17 )

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17 Comments
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Stefferl
9 Tage her

Ich stimme dem Autor bei der Bewertung der Lage weitgehend zu. Dennoch möchte ich meine persönliche Einschätzung anfügen. Bis ca, 2019 hatte ich einen unheimlich großen Respekt vor der Polizei. Sie hat meist auch einen guten Job gemacht. Der Respekt war also auch gerechtfertigt. Mit dem teils gewaltsamen und gewalttätigen Niederschlagen der Proteste gegen die Coronamaßnahmen – also dem Protest gegen eine totalitäre Politik – hat sich das massiv geändert. Man kann auch bei vielen Veranstaltungen, wie z.B. gerade in Riesa, erkennen, dass die Polizei unterschiedliche Strategien fährt. Linke „Proteste“ werden geschützt – egal wie gesetzeswidrig und gewalttätig die Delinquenten… Mehr

Last edited 9 Tage her by Stefferl
Jan Frisch
16 Tage her

Wer sich von seinem Dienstherren so herabwürdigend behandeln lässt, wie deutsche Polizisten … ja, ist dem denn noch zu helfen?

Dundee
17 Tage her

Nur zur Erinnerung: In Magdeburg starben 6 Menschen, weil ein Polizeifahrzeug NICHT dort stand wo es nach Dienstplan hätte stehen müssen! Ein Dienstplan, der die ganzen Merkelpoller, die sonst noch rum standen vorschrieb, aber vollends außer Kraft setzte, weil der Dienstplan an der entscheidenden Stelle, an der ein Dienstfahrzeug hätte stehen müssen, nicht umgesetzt wurde. Die Polizei in Magdeburg wirkte und wirkt auch im Nachhinein recht orientierungslos – milde formuliert. Das kostete 6 Menschenleben und 200 Verletzte. Nun wurde ein Polizist von Autodieben überfahren. Während er sie verfolgte? So zumindest in einigen Berichten. Die Orientierungslosigkeit nimmt allmählich überhand. Bei der… Mehr

Last edited 17 Tage her by Dundee
Dellson
17 Tage her

Polizist bei Verkehrskontrolle durch Verbrenner umgekommen. Und er war alleine, zu Fuss unterwegs, stand auf der Strasse und wurde überrascht.
Die richtige Meldung, drei polnische Autodiebe haben die Strassensperre der Polizei igoriert und mit Vollgas den im Weg stehenden Polizisten über den Haufen gefahren!
Ist das nun auch ein Fall für die Faktenchecker? würden andere Fragen, ich niemals!

Del. Delos
17 Tage her

OmG. Hoffentlich hört dieses elende MSM-Drumherum-Geschwafel bald auf. Das ist ja nicht mehr zu ertragen.

Simplex
17 Tage her

Auf dem Rücken des getöten Beamten und seiner Familie also nur massenhafte Kniefälle vor der Obrigkeit, dass sie ganz nah bei uns ist und mit uns trauert und überhaupt so besorgt ist, dass sie nichts für uns tun kann, auch wenn sie wollte..

Elmar
17 Tage her

In der Sammlung fehlt nur noch die Meldung, dass der Polizist nicht von einem Autodieb, sondern vom Auto überfahren wurde. Also der Hinweis, dass das Auto an allem schuld ist und deshalb verboten gehört.

hert
17 Tage her

In Anbetracht der bekannten Lippenbekenntnisse der Verantwortlichen von Bund und Ländern sowie der Täter-pfleglichen Berichterstattung bekannter Medien passt die Entscheidung des fragwürdigen Schuster: Der CDU-Innenminister Schuster von Sachsen setzt den schwarzen Rotstift an bei den Männern und Frauen der Polizei. Der ohnehin karge Verpflegungsbeutel bei der Sicherung von Demos oder Verkehrskontrollen u.a. soll reduziert werden.
Was für ein schlimmes Leid für die Gattin und ihr Kind neben den Angehörigen! Mein tief empfundenes Beileid.                                                                                                                 

Kassandra
17 Tage her
Antworten an  hert

Tja. Die Frage ist zudem: ist sie als „Lebenspartnerin“ für die Zukunft abgesichert?
Hier kann man spenden: https://www.gofundme.com/f/ein-leben-furs-blaulicht

Ottokar
17 Tage her

Krokodilstränen von Politikversagern und ihren Claqeuren – ein widerwärtiges Schauspiel und zutiefst beschämend, wie sich die Verantwortlichen einfach davonschleichen wollen. Der Terror und die Kriminalität sind allgegenwärtig, doch diese Fakten werden ignoriert oder tagtäglich verharmlost, nur damit sie nicht Anderen in die Hände spielen…

alter weisser Mann
17 Tage her

Es fällt schwer, bei den Tatumständen „bei den Einsatzmaßnahmen von einem mutmaßlich gestohlenem Auto erfasst und schwer verletzt“ an Zufall oder Unfall zu kaufen.

Jämmerlich die Informationspolitik und deren Wiedegabe in den Medien, zumal man sich da wohl viel Mühe um das richtige Licht auf die Innenministerin machte, ganz nach dem Ahrtal-Anne Spiegel-Motto: „Bitte noch gendern, ansonsten Freigabe“

Kassandra
17 Tage her
Antworten an  alter weisser Mann

Das ganze Fass dieser Straftaten wird ja vollkommen unserer Kenntnis entzogen.
Wenn die das schon die Trupps an Polizei erweitern muss ja auch das Ausmaß der gestohlenen PKW, die Richtung Osten gefahren werden, deutlich mehr geworden sein, als wir das zu wissen kriegen.
Zumal wohl auch die Schleuserei in dieser Gegend nicht weniger geworden sein wird.

Elmar
17 Tage her
Antworten an  Kassandra

Die polnische Polizei gibt sich erhebliche Mühe, um in Deutschland gestohlene Autos sicherzustellen und informiert umgehend die bestohlenen Halter und die Versicherungen darüber, dass das Auto in Polen abgeholt werden kann. Die polnischen Polizeibeamten wundern sich allerdings darüber, dass in Deutschland kaum Interesse daran besteht, insbesondere sehr teure Autos zurückzuholen.