Rundfunkgebühr könnte wegen hoher Pensionen in ARD und ZDF steigen

465 Millionen Euro Defizit. Das hat alleine der Bayerische Rundfunk erwirtschaftet. Alleine im Bereich Pensionsrücklagen. Nun spart der Sender. Denn höhere Rundfunkgebühren sind momentan ein heikles Thema.

IMAGO / onw-images

Der Bayerische Rundfunk spart. Am Programm. Über zehn Jahre alte Filme laufen an den Samstagabenden zur besten Sendezeit. Sonntags sind dort Wiederholungen von Musiksendungen zu sehen. Tagsüber quält der BR seine Zuschauer mit Schrott wie „Da wo wir zuhause sind“. Trashfilme, die zudem mittlerweile im öffentlich-rechtlichen Qualitäts-TV zigfach abgenudelt wurden. Im Fernsehen beweist der BR: Wir können auch billig sein.

Bei den Mitarbeitern ist der Bayerische Rundfunk umso teurer. Zumindest bei seinen Führungskräften_innen: 118.000 Euro im Jahr erhält die Technikdirektorin des Senders, Birgit Spanner-Ulmer. Das ist allerdings nur ihr Nebenverdienst. Diese Summe erhält sie für die Arbeit in unterschiedlichen Aufsichtsräten. Sie mache das außerhalb des Dienstes, betont der Sender. Für den Job, der so viel Zeit und Kraft übrig lässt, erhält Spanner-Ulmer 266.000 Euro – dieses Mal direkt von den Gebührenzahlern. Und _innen. Die Welt am Sonntag veröffentlichte zuletzt diese Zahlen.

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Garantierte Einnahmen von über 380.000 Euro im Jahr. Da will man auch im Ruhestand zweimal am Tag warm Hummer essen. Entsprechend großzügig versorgt der Bayerische Rundfunk seine Mitarbeiter mit Pensionen. Zu großzügig, wie sich nun herausstellte. 465 Millionen Euro fehlen dem Sender an Pensionsrückstellungen, wie der Landesrechnungshof herausgefunden hat. Ohnehin sei die Geschäftsführung des BR zweifelhaft. Die Führung vergebe Aufträge freihändig – ohne sie auszuschreiben. Die sechs Direktoren verdienen demnach zusammen mittlerweile 1,33 Millionen Euro im Jahr. Über 6.000 Haushalte braucht es folglich als Gebührenzahler, um die Führung des BR zu finanzieren – den viertgrößten Sender der ARD.

Dafür bekommt der Zuschauer Programmperlen geliefert: wie den Tatort „Der Teufel vom Berg“, der am übernächsten Dienstag zur besten Sendezeit läuft. Und schon 17 Jahre alt ist. Schön auch im Anschluss die Comedy-Serie „Hammer & Sichl“. Wer sich jetzt nicht direkt an die erinnern kann: Die ist neun Jahre alt und wurde nach drei Staffeln eingestellt. Es gibt aber auch neue Serien wie „Alles finster“, in denen die Zuschauer spielerisch vorgeführt bekommen, wie sie den Blackout überstehen.

8,3 Milliarden Euro haben die ARD-Anstalten an Gebühren zurückgelegt, wie die Bild berichtet. 6,6 Milliarden Euro sind es demnach bei den großen Drei: WDR, NDR und SWR. Selbst der Winzsender Saarländischer Rundfunk hat 22 Millionen Euro auf die Seite gelegt. Das ZDF hat Rücklagen von 203,8 Millionen Euro gebildet – allein im Jahr 2020. Im Jahr davor waren es 125,4 Millionen Euro. Das geht aus dem Jahresabschluss 2020 hervor. Demnach hat das ZDF in jenem Jahr insgesamt 281,1 Millionen Euro für Pensionen ausgegeben. Allein für die Rentenansprüche der Mainzelmännch_innen müssen also knapp 1,3 Millionen Haushalte Rundfunkgebühr bezahlen.

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Trotz solcher Rundumversorgung schaffen sich die Mitarbeiter des Öffentlich-Rechtlichen Nebenverdienste an. Vor allem die _innen wie Birgit Spanner-Ulmer. Die ist laut Welt am Sonntag in den Aufsichtsrat der Salzgitter AG gekommen, weil die eine Frauenquote erfüllen muss, die 2016 für börsennotierte Unternehmen eingeführt wurde. Spanner-Ulmer nimmt die 68.500 Euro im Jahr demnach nicht für sich, sondern für die Frauenbewegung. Und das Programm profitiert auch davon.

So sahen die BR-Zuschauer zuletzt die Dokumentation „Wasserstoff: Die Kohle der Zukunft“. Kritische Fragen – so im journalistischen Sinn – gab es jetzt nicht, dafür erfuhren Spanner-Ulmers Zuschauer, was die Salzgitter AG alles für den Klimaschutz tut. Sie nimmt die 68.500 Euro also auch im Namen der Weltenrettung an.

Gebührenerhöhungen drohen nicht. Sagt zumindest Christian Lindner. Der ist für eine Aussetzung von solchen Erhöhungen. Allerdings weiß jeder auch, wie wenig konsequent die FDP für ihre Anliegen kämpft. Dann wäre noch Ilse Aigner (CSU). Sie verspricht in der Bild, die Pensionslücke von 465 Millionen Euro werde der BR durch Sparen und Reformen auffangen. Zur Einordnung: Aigner sitzt dem Verwaltungsrat des Senders vor. Unter ihrem Auge als Finanzaufsicht ist die Lücke von 465 Millionen Euro entstanden – und es brauchte den Rechnungshof, sie darauf aufmerksam zu machen.

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Kommentare ( 25 )

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fatherted
2 Jahre her

nicht „könnten“….sondern „müssen“. Wenn nicht genug da ist, um die „Pensionäre“ zu bedienen…muss erhöht werden. Ich vermute mal auf 25 Euro glatt….damit wäre auch der Inflationsausgleich da….und die Qualität im Qualitäts-TV würde noch mehr steigen….so sehr dass man es gar nicht mehr anschauen könnte.

Mausi
2 Jahre her

Pensionen? Sind das alles Beamte? Wohl eher Betriebsrenten. Die gibt es in unterschiedlicher Ausgestaltung. Mit und ohne eigene Beiträge des Mitarbeiters. Mit eigenen Beträgen der Mitarbeiter bedeutet Gehaltsumwandlung. Das ist ein möglicher Weg, auf dem der ArbGeber seiner gesetzlichen Pflicht nachkommen kann, seinen Mitarbeitern eine zusätzliche Altersversorgung anzubieten. Ohne eigene Beiträge bedeutet kleine Betriebsrenten für die unteren Etagen und hohe Betriebsrenten für die obersten Ränge. Viele Unternehmen habe Probleme mit den Betriebsrenten. Man schaue nur mal auf die Dax Firmen. Vielfach wird ausgelagert. Vertreibt das Problem aus der Bilanz. Was mich stört ist, dass der ÖRR keinerlei Kontrolle unterliegt. Schon… Mehr

Mausi
2 Jahre her

Pensionen? Sind das alles Beamte? Ansonsten sind das Betriebsrenten. Und bei diesen Renten muss man unterscheiden zwischen Renten mit und ohne eigenen Beitrag des Mitarbeiters. „Seine Mitarbeiter“ werden bestimmt nicht alle mit der gleichen Art von Betriebsrenten verwöhnt. Das wird laufen, wie in anderen Unternehmen auch. Betriebsrenten ohne eigene Beiträge und mit ordentlichen Auszahlungen sind reserviert für die oberen Etagen. Für die unteren Ränge bleiben Renten gegen eigene Beiträge, also Gehaltsumwandlung. Und wahrscheinlich wurden die auch neuen Mitarbeitern schon seit einigen Jahren nicht mehr angeboten. Und selbst wenn Mitarbeiter Betriebsrenten ohne eigene Beiträge erhalten, sind die Renten für die nicht… Mehr

Delegro
2 Jahre her

Jetzt ist doch keiner wirklich erstaunt,oder? Das der ÖRF ein Selbstbedienungsladen sonders gleichen ist, sollte jedem noch klar denkenden Menschen bekannt sein. Hier wird die große Kohle abgesahnt. Und da man damit ja nicht auskömmlich leben kann, braucht es eben noch eine Reihe von Nebenjobs. Dafür zeigt man sich dann gerne gefällig bei den Sendezeiten und den Inhalten die man senden soll. Ein einziger Moloch, fest in politischer Hand. Natürlich fließt die dicke Kohle in den oberen Führungsebenen. Aber auch in den „normalen“ Funktionen (z.B. Kameramänner oder Beleuchter) sind die Vergütung sehr hoch. Ein Kameramann verdient zwischen 3.000 und 9.000… Mehr

Klaus D
2 Jahre her

Rundfunkgebühr könnte wegen hoher Pensionen in ARD und ZDF steigen – Ich wette das die Rundfunkgebühr steigen wird und nicht nur wegen der Pensionen.

Gerhart
2 Jahre her
Antworten an  Klaus D

Man muß hier aber genauer trennen. Es handelt sich um die Zusatzrente im Öffentlichen Rundfunk, die die staatliche Rente ergänzt.
Bei den Sendern sind – nebenbei bemerkt – viele beheimatet, die in der staatlichen Rente Spitzenrentner sind.

Ingolf
2 Jahre her

Absurd … die Kaiser/Könige/Fürsten der ÖRR haben aus ihrer Sicht nicht ausreichend Golddukaten, um sich italienischen Marmor und Sänften mit Massagesitzen im Ruhestand leisten zu können.
Also, nach Art der Feudalherren (und -damen), soll das „Volk“ doch einfach den „Zehnten“ erhöhen. Dreist, frech und dumm …

Teiresias
2 Jahre her

Der nächste Supergau! Ein Exzess der Schamlosigkeit, wie die Volkserzieher sich die Taschen vollstopfen, während sie dem Bürger das schlechteste Programm der Welt vor die Füße werfen, verfassungswidrig einseitige Propaganda verbreiten und dafür exorbitante Apanagen beanspruchen. Die Dienstleistung, wegen der der ÖRR existiert – also das Programm und seine Inhalte – sind im ÖRR nur soweit interessant, als sie zur Propaganda taugen. An der Programmqualität können wir die Verachtung der polit-medialen Klasse gegenüber dem gemeinen Pöbel ablesen, weil die zeigt, was in den Augen der Programmplaner gut genug für uns ist. Man stelle sich vor, das Programm wäre ein Menu… Mehr

TinaTobel
2 Jahre her

Um die überzogenen Pensionen und Gehälter auf ein normales Maß zurückzustutzen, hilft nur eines: eine geordnete Insolvenz mit anschließendem Neuanfang unter anderem Vorzeichen. Da es sich nicht um Staatsbetriebe handelt, sollte dem nichts im Wege stehn.

Alf
2 Jahre her

Zwei Drittel der Deutschen sind für die Abschaffung der Rundfunkgebühr.
465 Millionen Euro Defizit.des Bayerischen Rundfunks im Bereich Pensionsrücklagen.
Dabei handelt es sich wohl um die Spitze des Eisbergs
Auch der BR kämpft gegen Vorwürfe von Intransparenz und Verschwendung. Jetzt sollen Nebentätigkeiten der Direktorinnen und Direktoren gedeckelt werden.
An dieser Stelle nur der link
https://www.sueddeutsche.de/medien/br-vorwuerfe-oeffentlich-rechtlicher-rundfunk-1.5663669
Der Beitrag der SZ wird Bayern noch länger beschäftigen.
Für Söder alles kein Thema.

RauerMan
2 Jahre her

Die Gebührenpolitik und die Gehälter derFührungspersonen sind doch, und das ist nicht neu, in größter Kritik.
Beispiele sind parat, auch ein Bundesland hatte die Kritik an den ÖRR politisch angeprangert.
Eine Politik des „weiter so“ wäre eine weitere Mißachtung der öffentlichen Meinung.
Solcher Mißachtung folgt eine weiter steigende Anzahl von Nichtgebührenzahlern.