Bayern hat international drei Aushängeschilder: BMW, Oktoberfest und Weißwurst. Die Kulinarikexperten von Aufgegessen.info widmen sich am letzten Tag des Volksfests der Volkswurst und wollen wissen: Welche Weißwurst ist die beste im ganzen Land?
Oh du geschundene Weißwurst, was tut man dir nicht alles an! Kulinarische Banausen essen sie nachmittags, obwohl eine echte Weißwurst das Zwölfläuten nicht gehört haben sollte. Andere zerlegen sie fein säuberlich mit Messer und Gabel. Manche tunken sie in scharfen Löwensenf. Die schlimmsten Wurstverächter ersäufen sie gar in Tomatenketchup, obwohl sie nur süßen Senf verträgt. Einige braten sie vielleicht und servieren sie mit Pommes statt Brezel, trinken dazu Kaffee statt Weißbier. Selbst Hohn und Spott muss sie ertragen, das arme Würstchen. Kein geringerer als Wolfram Siebeck, der kulinarische Scharfrichter der Republik, nannte sie „Albinopimmel“, schmähte sie als „schrecklich unappetitlich in ihrer furchtbaren Haut“. Das hat sie nun wirklich nicht verdient, die Weißwurst, obwohl die prekäre Beschreibung ihres Äußeren nicht ganz an der Wahrheit vorbeigeht.
Zu den bezeugten Vorformen der Weißwurst, das sei noch angemerkt, gehört die aus feinstem Kalbfleisch hergestellte „Boudin blanc“. Der Leibkoch des Marschalls Louis-Nicolas Davout, Hamburgischer Gouverneur, und wegen seines strengen Regimentes „Robespierre von Hamburg“ genannt, soll sie während der französischen Besetzung der Hansestadt hohen Gästen zum zweiten Frühstück vorgesetzt haben. Gut möglich, dass diese Luxuswurst, die auch Kaviar enthalten haben soll, in einer abgespeckten, kleinbürgerlichen Variante den Weg in das mit dem napoleonischen Frankreich eng verbundene Bayern fand.
Als Beilagen sind eine bayerische Bretze (hochdeutsch: Brezel) und süßer bayerischer Senf sowie ein (Weiß-)Bier obligatorisch. In der Regel konsumiert man ein Paar, weil Weißwürste recht gehaltvoll sind. Der als Urmünchner geltende Kabarettist und Weißwurst-Fan Gerhard Polt begründete jüngst seine Weigerung, mehr als zwei Weißwürste zu verzehren, mit den Worten: „Weil bei da drittn miassat i schbeim“ (hochdeutsch: „Weil ich mich bei der Dritten übergeben müsste“).
Hier nun die Ergebnisse unseres Tests. Wir verkosteten nur haltbare Ware in Dosen oder einer Plastikverpackung.
EDEKA Weißwürste
Dass der woke EDEKA Konzern Weißwürste und keine Buntwürste in seinem Sortiment führt, hat uns doch ein wenig erstaunt. Noch dazu, weil einige Angebote in weiß-blauer Verpackung daherkommen. Da läuft im Konzern in Sachen politisch korrekter Lebensmittel wohl etwas schief, blau soll doch keine gute Wahl sein. Stimmt zumindest im Fall der von uns getesteten Weißwürste aus dem Hause Zimmermann, laut Verpackung hergestellt in Bayern mit Fleisch aus Deutschland. Keine Zierde für die verbliebenen bayerischen Metzger, die EDEKA-Wurst schmeckt einfach nur wässrig warm, wenig aromatisch, und der relativ geschmacklose Teig ist weich wie aufgewärmter Brei. Aber jede Medaille hat zwei Seiten, hier die positive: Wir wurden beim Einkauf nicht nach unserer politischen Gesinnung gefragt und mussten an der Kasse nicht auf die Demokratie schwören.
Zimmermann, „Münchner Weißwürste“, 5 x 60 Gramm, 2,79 Euro bei EDEKA
Note 5
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Tagwerk Weißwurst von VollCorner, München
Die Zutatenliste auf den zwei eingeschweißten Weißwürsten der Bio-Verbraucher- und Erzeugergenossenschaft Tagwerk aus dem Raum östlich von München, erstanden in einem Münchner Biosupermarkt, ist makellos. Nur „natürliche“ Zutaten, nix künstliches: 62 Prozent Schweine-, elf Prozent Kalbfleisch, Trinkwasser, Frischzwiebeln, Zitrone, Speisesalz, Gewürze, Rohrohrzucker, Schweinedarm … Doch leider schmeckt man von alledem nichts und die Konsistenz ist nicht locker, sondern gummiartig. Alles andere als ein naturreiner Genuss. Merke: Bio muss nicht besser, kann oft sogar schlechter sein als all die bösen, bösen „konventionellen“ Produkte.
Tagwerk Bio-Weißwürste, 2 Stück, 170 Gramm, 4,30 Euro
Note 4
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Käfer Münchner Weißwurst
Mit 4,99 Euro für vier Münchner Weißwürste, „kesselfrisch“ erscheint der Preis, den der Münchner Delikatessenhändler Käfer zur Oktoberfestzeit in einer seiner Markthallen verlangt, durchaus moderat. Leider spiegelt sich das auch in der Qualität. Zunächst einmal sind die Käfer-Weißwürste nicht weiß, sondern unappetitlich rötlich. Die Brätmasse ist schon fast zu mürbe und lässt sich nur schwer vom Naturdarm ablösen. Wenn man diese Wurst nach allen Regeln der Kunst zuzelt, isst man unweigerlich die Pelle mit. Im Abgang macht sich ein schwer zu identifizierender, etwas artifizieller Ton bemerkbar. Kein Ruhmesblatt für das Münchner Renommierunternehmen.
Käfer Münchner Weißwurst, kesselfrisch, vier Stück, 250 Gramm, 4,99 Euro
Note 4
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Aldi „Münchner Weißwurst“
Der gute alte ALDI. Auch in Sachen Spitzenqualität immer vorne mit dabei. Glauben viele Verbraucher. Getestet haben wir „Münchner Weißwurst“ aus bayrischem Schweinefleisch, mit frischer Petersilie verfeinert. Da spielt die niedrigste Nährwertqualität E im Nutri-Score keine Rolle, einfach ignorieren. Die Bissfestigkeit der Wurst war völlig okay, geschmacklich ebenfalls im wurstigen Geschmacksrahmen, tatsächlich mit einem Hauch von frischer Petersilie unterlegt. Akzeptables Mittelmaß. Für alle, die an die Bio-Qualität der Konzerne glauben, gibt es auch eine Variante, die laut Konzern auf höchste Bio-Standards setzt, schonende Verarbeitung aus ursprünglichen (!) Zutaten verspricht, und die Artenvielfalt fördern soll. Mit Nährwertqualität D im Nutri-Score! Geschmacklich muss man fest an die Bio-Weißwurst glauben, die man sonst nur an ihrer weichen Konsistenz erkennen würde. Schmeckt eigentlich nach nix, aber das nachhaltig.
Bayerische Münchner Weißwurst, 300 Gramm, zirka 2,99 Euro
Note 3-4
„Nur Nur Natur Bio-Münchner Weißwurst“, 250 Gramm, zirka 2,99 Euro
Note 5
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Wilhelm Brandenburg „Münchner Weißwurst“ bei REWE
Die Supermarktkette REWE hat gleich mehrere Weißwürste im Sortiment, darunter eine schöne Dose, gefüllt mit 4 Münchner Weißwürsten des ehemals Königlich-Bayerischen Hoflieferanten Zimmermann für rund 5,30 Euro. Ob der unglückliche König Ludwig davon wusste, und Qualität und Preis der Weißwürste in einem Zusammenhang mit seinem Freitod stehen, bleibt Spekulation. Deswegen haben wir uns entschieden, lieber die Weißwürste von Wilhelm Brandenburg zu probieren, der den gutgläubigen Kunden gerne als Qualität-Metzger verkauft wird, die Ware aber von den Fleischwerken Zimmermann hergestellt wird. Vom Hocker gerissen haben uns die Würste nicht, aber sie enthalten immerhin 20 Prozent Kalbfleisch. Die Bisskonsistenz ist ein wenig zu weich, der Geschmack ist dagegen kompakt fleischig, unterlegt mit einer feinen Würze. Gutes Mittelmaß.
Wilhelm Brandenburg, „Münchner Weißwurst“, 300 Gramm, 4,29 Euro
Note 3
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Dallmayr Münchner Weißwurst
Dallmayr gilt als das Münchner Delikatessenhaus am Platz. Dank enormem Bekanntheitsgrad durch die Kaffeewerbung („Prodomo“) wird das Stammhaus in der Dienerstraße von Touristen geradezu gestürmt. In der Wiesnzeit sind Münchner Weißwürste ein beliebtes Mitbringsel für die Lieben daheim, natürlich attraktiv verpackt in einer weißblauen Rautendose. Die Zutatenliste weist 72 Prozent Schweine- und Kalbfleisch auf, außerdem Natriumlactat und Diphosphate, gerne verwendet, um mehr Wasser in der Brätmasse binden zu können. Spricht eher für mindere Qualität, doch der Geruch des unter dem illustren Namen Dallmayr vermarkteten Produktes ist frisch und nicht aufdringlich, der Teig locker, würzig und nicht zu salzig. Insgesamt erstaunlich rund im Geschmack. Das liegt doch nicht etwa an dem ebenfalls enthaltenen Geschmacksverstärker Mononatriumglutamat? Sei es drum, viel besser schmecken auch frische Weißwürste nicht. Und wer liest schon Zutatenlisten?
Dallmayr, Münchner Weißwürste, Dose mit vier Stück, 250 Gramm, 9,80 Euro
Note 2
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Kraus, Münchner Weißwürste
Die Würste der niederbayerischen Fleisch-, Wurst- und Konservenfabrik Kraus aus Neustadt an der Donau werden in dem Laden von Wurstwaren Clasen im Neuen Münchner Rathaus, und unter anderem auch übers Internet verkauft. Die Zutatenliste gleicht aufs i-Tüpfelchen der von Dallmayr, was den Verdacht nahelegt, dass bei Dallmayr Kraus drin ist. Die frappierende Ähnlichkeit (einschließlich des Abtropfgewichtes) bestätigt sich bei der Geruchs- und Geschmacksprobe. Der Verkaufspreis liegt 40 Cent unter dem von Dallmayr. Im Internet werden 5,59 Euro verlangt – so werden ahnungslose Touris abgezockt.
Kraus, vier Stück Münchner Weißwürste, 250 Gramm, 9,40 Euro
Note siehe Dallmayr
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Sogleich erinnerte ich mich an die Bockwurst von der Tanke nach der Nachtschicht, mit Brötchen ertränkt in Bautzener mittelscharf…
Und gönnen Sie sich ruhig mal eine Thüringer, am besten gleich zwei oder drei, dass bringt Sie nach diesem Weißwurstschock schnell auf gute Gedanken 😉
„In der Regel konsumiert man ein Paar,“ Weißwurst kommt übrigens nicht paarweise daher, sondern nur stückweise.
Die beste Weißwurst gibt es in München beim Magnus Bauch.
Die besten Weisswürste gibt es nicht in München, sondern in der bayerischen Provinz. Einfach im Urlaub mal einen Einheimischen fragen, jeder Landkreis hat da wohl so seinen Spitzenreiter. Empfehlung im Landkreis Bad Tölz: die Metzgereien in Egling und Gaissach. 🙂
Dem nach Meinung einer verblichenen Münchnerin nicht nur kulinarische Banause und zugereisten Münchner, der sich angesichts der rot-grünen Stadtregierung und den von ihr verantworteten täglichen, mannigfachen Qualen NIE als solcher bezeichnen würde, schmecken die Supermarkt-Weißwürste auch nach dem „Zwölfläuten“ zum Kaffee, süßen Senf und einer Laugenstange. Aber – ACHTUNG, jetzt kommt der Clou – in „ungezuzelter“ Fasson, sprich MIT Haut. Denn dieses „zuzeln“, hochdeutsch: enthäuten, ist ästhetisch indiskutabel.
Oder kann sich der verehrte TE-Leser vorstellen, jene Handlung am Tisch von Charles III. zu praktizieren? Eben!
Aha, da mag einer weder EDEKA noch Zimmermann. Edeka hat übrigens auch Weißwürste an der Bedienungstheke. Die sind Note 5! Aldi Süd hat die übrigens auch, inkl. Händlmeyer-Senf für 2,99 Euro unter der Eigenmarke „Gut Drei Eichen“. Vorsicht, es können auch Ponnath sein! Kommt auf den Laden an. Also nach diversen Tests ist die Zimmermann-Weißwurst so ziemlich das Beste, was man außerhalb Münchens bekommen kann. Aber bitte nicht die aus der Dose kaufen, außer man möchte sie auf dem Grill misshandeln und dann in Ketchup ersäufen. Dann kann man aber gleich Ponnath-Würste kaufen. Alles andere, was ich schon gegessen habe,… Mehr
Naja, mal was anderes. Allerdings hätte ich ein Refrenzprodukt angegeben. Im „täglichen Leben“ esse ich gerne mal Weißwürste, habe aber „meinen“ Metzger dafür.
Zuzeln? Dazu diesen nicht gelungenen Produkt aus München – brrrr. Wenn man echte Wurst essen möchte, sollte einen polnischen/schlesischen laden in der Nähe finden. Die weiße Wurst gibt es da manchmal auch, nur sie schmeckt auch, was ich uber die Weißwurst aus Bayern nach mehreren Versuchen immer noch nicht sagen kann. Suum cuique. in Latein, nicht weil ich es kann sondern, weil man das auf Deutsch nicht sagen darf, es passt hier aber. Ich denke ich werde sogar den polnischen Laden in dem nächsten Dorf morgen besuchen. Das alles bedeutet aber nicht, dass ich bayrische Fleisch Produkte nicht schätze. Besonders… Mehr
10 Euro für Weißwürstl und dann nur Note 2? Echt jetzt?
Als Bayer würde ich sowieso nie eine Dosenweißwurscht essen oder ein Dosenbier trinken. Und ich bin alt und habe mehr als 1000 Weißwürscht hinter mir, sah aber noch niemals jemand eine Weißwurscht zuzln. Das sieht auf Bildern aus als ob man einen gebrauchten und gekochten Präser im Mund hätte.
Ein Müncher ißt eine Stockwurscht, das ist eine edlere ,dickere und festere Weißwurschtoder gleich Wollwürscht mit Kartoffelsalat.
Sehr hübsch, der kleine Schlenker mit der Blau-Wahl.
Absolut und die Clowns in der Edeka Konzern-Zentrale (Sitz in Hamburg, warum wundert mich das jetzt nicht 😉) haben offensichtlich „übersehen“, dass ihr eigenes Logo einen Blauanteil von > 50% enthält, schlimm 🙈🥳🤯.