Der Diversitäts-Genderismus – absurd wie „Warten auf Godot“

Was hat das Theaterstück "Warten auf Godot" mit dem Diversitäts-Genderismus zu tun? Beides ist absurd. Das macht die Absage einer zu wenig diversen Aufführung in den Niederlanden nun besonders deutlich.

IMAGO / POP-EYE
Aufführung von "Warten auf Godot" des Hamburger Ernst Deutsch Theaters im Berliner Schlosspark Theater, Premiere 01.09.2011
Zunächst zur literarischen Auffrischung: Im Jahr 1949 hat Samuel Beckett das Stück veröffentlicht, das ihn weltberühmt machte: „Warten auf Godot“ (im Original: „En attendant Godot“), uraufgeführt im Januar 1953 in Paris. Es treten dort fünf Männer auf, zentral sind die zwei zerlumpten, obdachlosen Estragon und Wladimir („Gogo“ und „Didi“), die irgendwo verloren an einer Landstraße an einem Baum zwei Tage lang (im Stück zwei Akte lang) auf einen Unbekannten namens Godot warten. Die beiden wissen nicht einmal, warum sie sich verabredet haben, sie wissen auch nicht, ob und wann Godot kommen wird.

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Bisweilen wollen sie sich wieder trennen, dann verbrüdern sie sich wieder. Auch mit dem Gedanken, sich aufzuhängen, spielen sie. Zu diesem Plan wollen sie aber Godots Meinung hören. Zwischenzeitlich erscheinen Pozzo und – von ihm an einem Strick geführt – sein Diener Lucky. Die Nacht unterbricht das Warten. Erneut warten Estragon und Wladimir auf Godot, und während sie warten, geraten sie sich in die Haare, versöhnen sie sich aber wieder und treiben Gymnastik. Pozzo taucht – erblindet – wieder auf, Estragon und Wladimir diskutieren, ob sie Pozzo helfen sollen. Pozzo leidet mittlerweile unter einem Gedächtnisverlust. Völlig derangiert erklärt er, dass die Zeit für ihn keine Rolle mehr spiele. Wie schon tags zuvor erscheint ein Junge und teilt erneut mit, dass Godot weiter auf sich warten lasse, aber sicher einen Tag später komme. Erneut diskutieren Wladimir und Estragon, ob sie sich nicht aufhängen sollten, sie haben aber keinen passenden Strick. Morgen wollen sie einen Strick mitbringen. Ende!

Und die „Moral von der Geschicht’“? Keine! Null! Absurdität! „Warten auf Godot“ steht schließlich für ein völlig unsinniges Warten. Die Zuschauer bleiben kopfschüttelnd ob der Sinnlosigkeit und Absurdität des Nicht-Geschehens zurück. Absurdität pur eben.

Was hat das mit der Gender-Ideologie zu tun? Zunächst ist beides absurd. Und immer weniger Menschen erwarten sich von der Genderei etwas. Siehe unten! Und zweitens: Nun ist „Warten auf Godot“ unter die Diversitäts-Genderisten gefallen. Das Kulturzentrum im niederländischen Groningen hat eine Theateraufführung des absurden Theaterstücks „Warten auf Godot“ abgesagt. Begründung des „Kulturzentrums“: Es waren nur Männer zum Casting für die Männerrollen eingeladen, und das entspreche einfach nicht den Subventionsregeln des Kulturzentrums: Jedes Casting müsse für alle Gruppen offen sein. Es gehe nicht an, dass Gruppen von Menschen ausgeschlossen werden, sagte eine Sprecherin des Zentrums gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Echt zum Schreien! Dabei handelt es sich um das Stück eines Welt-Autors, der auch noch juristisch festgelegt hat, dass die Männerrollen in seinem Stück wirklich nur von Männern gespielt werden dürfen.

Basis-Widerstand ist angesagt
In Hamburg bahnt sich ein Volksentscheid gegen die Gendersprache an
Spinnen wir den Gedanken dieser (Un-)Kultur weiter. Wie sollen Rollen diversitäts-„gerecht“ zukünftig überhaupt noch besetzt werden können? In Deutschland zum Beispiel? Wo wir allerdings laut Bundesverfassungsgericht drei Geschlechter (m/w/d=divers) haben und nach Auflistung der überaus woken Bundeszentrale für politische Bildung mehr als 60 verschiedene sexuelle Identitäten. Wir sind mal gespannt, wie lange es überhaupt noch einen „Faust“-Macho und ein „Gretchen“-Weibchen gibt. Das ist doch schon Sexismus pur, lieber Johann Wolfgang. Das werden wir umkehren. Grete* wird zukünftig die großen philosophischen Fragen stellen, und Fäust*chen wird sich von ihr schwängern lassen. Und an der Rollenbesetzung werden wir auch einiges ändern. Grete* wird eine lesbische „Transfrau“ sein und „Fäust*chen“ ein schwuler „Transmann“. Alles andere wäre doch nicht diversitäts- und queer-„gerecht“. Und was ist erst mit Schillers Räubern Karl und Franz?

Die Gendersprache geht der Mehrheit sonstwo vorbei

Wir spinnen den und andere literarische verquere und queere Gedanken nicht weiter, haben vielmehr den Eindruck, der Bevölkerung geht dieses absurde Gendertheater mehr und mehr sonstwo vorbei. Frei nach dem Spruch des berühmten, echt hochintellektuell verqueren Grantlerphilosophen Karl Valentin: Bestimmte Dinge sollte man „nicht einmal ignorieren“.

Apropos „nicht einmal ignorieren“. Eine aktuelle Umfrage von Infratest-dimap im Auftrag des WDR (!) hat jedenfalls ergeben, dass 41 Prozent die geschlechtersensible Sprache als „gar nicht wichtig“, 21 Prozent als „weniger wichtig“ bezeichneten. Diese nun vorgestellten Ergebnisse weichen deutlich von einer Untersuchung aus dem Oktober 2020 ab: Damals hatten nur 30 Prozent der Befragten gendergerechte Sprache als „gar nicht wichtig“ bezeichnet. Ebenso viele bezeichneten sie als „weniger wichtig“. Bei der neuen Umfrage erklärten lediglich 16 Prozent, ihnen sei diese Form der Sprache „sehr wichtig“, 20 Prozent ist sie demnach „etwas wichtig“. Summe: 36 Prozent. Zwei Jahre zuvor gaben dies jeweils 19 Prozent an. Summe: 38 Prozent.

Wir werden allerdings erneut feststellen müssen, dass die Genderei (zum Beispiel auch im WDR) eine Umerziehungsmaßnahme einer selbst ernannten, eingebildeten Gender-Avantgarde bleibt. Die woken Medien, die woken „Kulturschaffenden“ und die woke rot-grüne Politik wird an ihren Erziehungsabsichten festhalten. Solange der Bürger nicht endlich bockt und umgekehrt pädagogisch „andere Saiten aufzieht“.


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Kommentare ( 35 )

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35 Comments
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P.Schoeffel
1 Jahr her

Eigentlich sollte man diese Leute einfach ignorieren.
Wir Anderen sollten so weitermachen wie bisher und warten, bis die woken Doofen entweder ausgestorben sind, oder wieder in Höhlen oder auf Bäumen sitzten, weil sie ja den Fortschritt der letzten Jahrhunderte, der alten weißen Männern zu verdanken ist, ablehnen.
Ich kann ohne diese Kasper, aber können die ohne Solche wie mich?

EinBuerger
1 Jahr her

Mit dem Vorwurf „absurd“ hat man Linkswoke bisher ja auch immer besiegt? Ich glaube, es war De Santis der Gouverneur von Florida, der Wokeness aktiv verboten hat. (Ich habe es nur am Rande aufgeschnappt.) Mittlerweile glaube ich, dass man Linke nur besiegt, wenn man linke Methoden nimmt. Mit Vernunft und Co siegt kein Mensch. Jedenfalls nicht im Westen. Es hilft nur Cancel-Culture von Rechts. Linken keine Bühne bieten. Kein „Bitte, bitte, mobbt uns nicht mehr. Wir sind doch nicht so, wie Ihr sagt.“ Sondern aktiver „Kampf gegen Links“. Und auch für Stürzenberger und Co: Keine „Aufklärung über den Islam“ mehr.… Mehr

Deutscher
1 Jahr her

Danke, Herr Kraus, für die Zusammenfassung. Ich habe das Büchlein neulich an einer Büchertausche mitgenommen und kann mir nun sparen, es selber zu lesen: Die Welt strotzt heute schon vor Absurdität, so dass ich gerne darauf verzichte, mir mehr davon via solcher Lektüre einzuverleiben.

Stattdessen also Bahn frei für „Unser Ozeanflug“ (von Hünefeld, Fitzmaurice, Köhl)!

chaosgegner
1 Jahr her

Dieses „Theater“ sollte mal „Die lustigen Weiber von Windsor“ aufführen.
Da möchte ich gerne als Mann eine der Frauenrollen haben.
Das wäre dann ein Stück, in dem man vor Lachen kugeln könnte.
Einfach mal alle Frauen- und Männerrollen tauschen!

Michael W.
1 Jahr her
Antworten an  chaosgegner

Es gab auch mal Hamlet verkehrt.
Bei Hamlet sind alle weiß, einer ist schwarz geschminkt.
Es gab dann eine Inszenierung, da waren alle schwarz und einer war weiß geschminkt. Ja, auch das ist Kunst!

Oneiroi
1 Jahr her

Man hätte einen der beiden oder mehrere durch Frauen austauschen können ohne den Inhalt des Stückes abzuändern. Das Problem dürfte auch der kontroverse Inhalt sein, der zur Cancellation führte. Schließlich sind die beiden Hauptakteure eine Darstellung des unmündigen nicht hinterfragenden Menschen, der auf Anweisungen Dritter sein Leben aufbaut. Die Spiegebildliche Darstellung des „einfachen“ Bürgers. Nun ist der Mensch eines der wenigen Geschöpfe die sich im Spiegel erkennen können. Der Zuschauer könnte sich also selbst im stumpfsinnigen Gebaren der beiden wiedererkennen und am Ende eventuell noch zum Schluss kommen, nicht mehr so sein zu wollen. In der Hinsicht ist „Warten auf… Mehr

Radikaler Demokrat
1 Jahr her
Antworten an  Oneiroi

Eine Bekannte hat ihre „Bachelorthesis“ Lehramt Deutsch über die „Genderperspektive in Faust“ geschrieben, ich durfte Korrektur lesen. Nach 3 von 15 Seiten käste mein Hirn, auf Seite 5 habe ich aufgegeben, der geballte Schwachsinn war einfach nicht länger zu ertragen. Die Benotung ergab eine 1,3 und meine letzte Hoffnung auf einen Funken Restvernunft an deutschen Universitäten war dahin.
Vor 25 Jahren hätte man solch Geschreibsel einem Psychiater vorgelegt und die Gute wäre zwangseingewiesen worden.

Dr. Friedrich Walter
1 Jahr her

Den besten Kommentar zu diesem ganzen „Gender-Schwachsinn“ hat ein Mitglied der Monty Python Truppe geliefert, der sinngemäß sagte: „Ich sehe zwar aus, wie ein toxischer, alter weißer Mann aber eigentlich bin ich eine schwarze Lesbe aus Somalia, nur leider im falschen Körper“. Was will man dagegen sagen…!

verblichene Rose
1 Jahr her

Ich weiss, dass ich jetzt einige hier möglicherweise verärgern werde, aber wie sagte Frau Özoguz so schön?
„Eine spezifisch deutsche Kultur sei jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar!“
Tja, in den Satz müsste sie heute das Wort Sprache inkludieren.
PS:
Bitte nicht falsch verstehen; ich ärgere mich deswegen heute noch über diese Frau. Man könnte ihr allerdings zumindest im Nachhinein leidlich recht geben, wenn man zusehen muss, wie das Land (auch) kulturell betrachtet langsam, aber sicher zu Grunde gerichtet wird!

flo
1 Jahr her

Zitat: Bei der Benutzung von Symbolen wie Sternchen oder Doppelpunkt gehen die Meinungen schon weiter auseinander. 35 Prozent finden das gut, 59 Prozent hingegen nicht. Auch die Sprechpause, die sogenannte „Gender-Gap“, vor der weiblichen Endung eines Wortes lehnt die überwiegende Mehrheit der Befragten ab. Gut oder sehr gut finden das 27 Prozent; weniger gut oder gar nicht gut kommt es bei 69 Prozent an.
Ja, und jetzt? Fast alle staatlichen Stellen, größeren Unternehmen, NGOs haben sich gefühlt aufs Gendern verständigt. Und, ja, sie werden auch dann nicht damit aufhören, sollte dessen Akzeptanz noch weiter schwinden. Das nennt man Volkserziehung.

Gabriele Kremmel
1 Jahr her

Warten auf Godot ist Hoffen (und Bauen) auf das Nichtvorhandene, Diffuse, Wunschdenken. Vielleicht auf einen Gott gemünzt, aber zumindest ein prächtiger Vergleich zum heutigen Zustand unserer Regierung und die große Transformation – samt Zauberenergie, Klimarettung und Friede-Freude-Eierkuchen-Gesellschaft.
Und das Volk, verhält es sich nicht ebenso wie in dem Stück und lässt sich an der Nase herumführen und hinhalten?

Last edited 1 Jahr her by Gabriele Kremmel
taliscas
1 Jahr her

Das deutsche Fernsehen hat sich vor Jahren schon nicht entblödet, Friedrich den Großen von einer kurzbeinigen Ostberliner Schauspielerin darstellen zu lassen, die durch die preußische Geschichte nölte wie E.T. durch‘s kalifornische Unterholz.
Schaff die Medien ab und die Verblödung hat ein Ende.

Michael W.
1 Jahr her
Antworten an  taliscas

D*pp. Das war ihre beste Rolle. Niemand konnte den alten Fritz bisher besser spielen. Ja, der war zu kurz geraten. Deshalb ja auch seine Soldatensucht.