90 Milliarden für die Ukraine: Deutschland wird 700 Millionen an Zinsen zahlen – pro Jahr

Mit einigen Stunden Verspätung kommt noch eine für alle deutschen Steuerzahler nicht unwesentliche Zusatzinformation zum EU-Beschluss des 90-Milliarden-Euro-Kredit für die Ukraine: Die Zinsbelastung wird für Deutschland und andere Nettozahler beachtlich sein.

picture alliance / ANP | JONAS ROOSENS

Die Zusage der Europäischen Union für weiteres umfangreiches Finanzhilfepaket für Kiew sieht auf den ersten Blick als solidarischer Akt zur Stabilisierung eines vom Krieg erschütterten Landes aus, der für die Netto-Zahler der EU kaum Probleme beescheren könnte. Bei näherer Betrachtung tauchen aber finanzielle und politische Fragen auf – insbesondere für Deutschland: Denn während das geplante Darlehen offiziell zinslos an die Ukraine vergeben werden soll, entstehen für die EU-Mitgliedstaaten langfristige Kosten in Milliardenhöhe.

Kern des Beschlusses ist ein Kreditrahmen von bis zu 90 Milliarden Euro, der der Ukraine helfen soll, ihren akuten Finanzbedarf in den kommenden Jahren zu decken und den fortgesetzten militärischen Widerstand gegen Russland aufrechtzuerhalten.

Nicht der Kreditnehmer bezahlt die Zinsen, sondern EU-Nationen

Um dieses Geld bereitzustellen, wird die EU selbst Kapital an den internationalen Finanzmärkten aufnehmen, berichtet dazu aktuell die dpa. Die dabei anfallenden Zinsen müssen jedoch nicht von der Ukraine, sondern von den EU-Mitgliedstaaten getragen werden. Nach Angaben aus Brüssel belaufen sich diese Zinskosten auf drei Milliarden Euro jährlich – und das über einen noch nicht absehbaren Zeitraum.

Die Rückzahlung des eigentlichen Darlehens ist bekanntlich an gewisse Bedingungen geknüpft: Die Ukraine soll erst dann zur Kasse gebeten werden, wenn Russland nach einem Ende des Krieges Reparationszahlungen für verursachte Schäden leistet. Sollte dies nicht geschehen, sieht das Konzept vor, eingefrorene russische Vermögenswerte innerhalb der EU für die Tilgung heranzuziehen. Ob dieses Vorgehen rechtlich und politisch tatsächlich irgendwann durchsetzbar ist, bleibt jedoch umstritten. Ebenso offen ist die Frage, wie verfahren wird, falls es zu einem Friedensabkommen ohne Reparationsregelung käme – also dann, wenn Russland den Krieg gewinnt, was aktuell nciht sehr unwahrscheinlich scheint.

Fest steht dagegen, dass die Zinslast unabhängig vom weiteren Verlauf des Krieges bei den EU-Staaten verbleibt: Erste Zahlungen sollen ab dem Jahr 2027 fällig werden. Da das Darlehen nicht in einer Summe, sondern schrittweise aufgenommen werden soll – zunächst etwa 45 Milliarden Euro –, liegen die anfänglichen Zinskosten etwas unter der genannten Gesamtsumme. Langfristig jedoch wächst die Belastung weiter an.

In 5 Jahren 3,5 Milliarden Zinsen – für den Kredit eines anderen Landes

Für Deutschland könnte das erhebliche Folgen haben. Da sich der nationale Beitrag nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit richtet, dürfte auf die Bundesrepublik ein jährlicher Anteil von 700 Millionen Euro an Zinskosten entfallen. Über mehrere Jahre summiert sich dieser Betrag schnell auf Milliarden. Bereits nach fünf Jahren kämen allein an Zinsen etwa 3,5 Milliarden Euro zusammen – ohne dass damit auch nur ein Euro der eigentlichen Kreditsumme getilgt wäre.

Zudem trägt Deutschland ein erhebliches Haftungsrisiko, sollte Russland keine Entschädigungen zahlen und eingefrorene Vermögenswerte nicht ausreichen oder rechtlich blockiert bleiben.

Dazu haben auch mehrere Mitgliedstaaten, darunter Ungarn, Tschechien und die Slowakei, erreicht, sich nicht an der Finanzierung dieses Pakets beteiligen zu müssen. So tragen vor allem die wirtschaftsstarken Länder die finanziellen Risiken, während andere außen vor bleiben.

Bekanntlich hatte sich Bundeskanzler Friedrich Merz dafür eingesetzt, russisches Staatsvermögen direkt zur Finanzierung der Hilfen zu nutzen, um zusätzliche Kosten für die EU zu vermeiden. Für diesen Ansatz fand sich jedoch keine Mehrheit.

Das neue Kreditprogramm zeigt damit exemplarisch das Dilemma europäischer Ukraine-Politik: Der politische Wille zur Unterstützung ist groß, doch bei der Bezahlung ist die Union gespalten und die langfristigen finanziellen Konsequenzen sind erheblich.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 95 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

95 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
humerd
1 Tag her

mich würde echt mal ein Psychogramm der deutschen Bevölkerung interessieren. Die Leute applaudieren zu Forderungen nach Rentenkürzungen, Leistungskürzungen für gesetzlich Versicherte und jubeln, wenn zig Milliarden an die korrupte Ukraine überwiesen wird.
Selbst wenn die Zinsen der EU belastet würden, würde Deutschland bezahlen. So ist es wenigstens ein klein wenig transparenter

Last edited 1 Tag her by humerd
karlotto
1 Tag her

Und das Geld , kommt vom Chef vom Fritze .
Aber der ist gierig , der möchte mehr zurück.

Der Kaufmann von Venedig wollte nur ein Stück Leber , wie bescheiden.

Wuehlmaus
1 Tag her

Ich kann nicht mehr. Das sind doch alles nur noch Verbrecher!

Manfred_Hbg
1 Tag her

Zitat 1: „In 5 Jahren 3,5 Milliarden Zinsen – für den Kredit eines anderen Landes“ > Jo, „Schland“ ist eben unermeßlich reich: Also macht ganz weit auf eure Grenzen & Tore und macht auf das Staatssäckel. (Sark/Zynim off) _ _ _ _ _ _ Zitat 2: „wenn Russland nach einem Ende des Krieges Reparationszahlungen für verursachte Schäden leistet.“ > Aber na klar doch; Putin wird’s sogar auch noch schriftlich geben das er für seine in der Ukraine angerichteten Schäden jeden Pennie Schadenersatz zahlen und dazu auch noch für seine Kriegsverbrechen, Meucheleien und sonstigen Menschenrechtsverletzungen die Verantwortung übernehmen wird. Ganz, ganz… Mehr

Alf
1 Tag her

Na und, ich weiß zwar nicht auf was die Deutschen warten.
Aber mit der Koalition der Wahlverlierer und Merz wird das nichts.
Diesem fehlt nicht nur der Handwerkskasten (Welt)
INSA-Umfrage für BILD:Die Deutschen trauen Schwarz-Rot nichts mehr zu
Man könnte die Frage auch umgekehrt stellen:
Was hat diese Regierung überhaupt erreicht?

Benedictuszweifel
1 Tag her

Und wer will das im Grunde wirklich? Die überwältigende Mehrheit der vollkommen durchgeknallten Bürger dieses Landes, die sich genau das immer und immer wieder per freier und geheimer Wahlen exakt so ganz explizit wünschen. Schade, dass Blödheit nicht wehtut…

Antaam
1 Tag her

700 Millionen jährlich. Das können wir doch „im besten Deutschland aller Zeiten, was so ungeheuer reich ist“. Merz muss das schließlich nicht aus seiner eigenen Tasche zahlen. Mit Geld anderer Leute und der Macht noch mehr Geld aus den Taschen anderer Leute zu rauben, lässt sich doch gut die Zinsen bezahlen. Schließlich können wir unser 17. Bundesland nicht im Regen stehen lassen. – Sarkasmus aus –

Ich glaube, dass ich das hier schon einmal geschrieben habe:

„Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande?“ Augustinus von hippo

albert deutsch
1 Tag her

Euro ? Verlangt die Schweiz für ihre Luxusvillen im Tessin nicht Schweizer Franken und die USA für Waffenlieferungen Dollar ?
Aber ,wer mit dem Geld fremder Leute profitabel „Gassi geht“ , dürfte im Kanzleramt bekannt sein .

Privat
1 Tag her

Was die Bonzen mit unserem Land und den Bürgern machen –
Hochverrat – Landesverrat – Die arbeiten nur noch für fremde Mächte.
Zu so etwas schäbigem sind nur Psychopathen fähig.

Hieronymus Bosch
1 Tag her

Vergessen wir nicht die mehr als eine Million Ukrainer, die hier leben und die wir gleichfalls mitfinanzieren! Die Vorstellung, dass Russland nach einem gewonnenen Krieg Reparationszahlungen leistet, ist schlichtweg nur abenteuerlich! Die 90 Miliarden sind einfach weg, der deutsche Steuerzahler hat sie zu berappen! Was Merz und seine EU-Kumpane hier veranstalten, ist kriminell und vorsätzlicher Betrug am deutschen Steuerzahler. Aber dieser ist ja so dumm, dass er das gar nicht merkt oder dass es ihm egal ist! Der Ausverkauf dieses Landes geht unentwegt weiter und keinen interessiert es!