Das Kabinett hat zwei Gesetze durchgewunken. Gut finden das die Verbände, die von der schwarz-roten Regierung Geld bekommen. Andere sehen in den Reformen ein Bürokratiemonster und eine Erlaubnis für politische Netzwerke, sich die Pflege zum „Spielball“ zu machen.
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Ausgebildete oder studierte Pfleger können künftig manche Eingriffe vornehmen, die bisher einem Arzt vorbehalten sind. So kündigt es Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) an. Das hört sich erfreulich nach dem Abbau von Bürokratie und mehr Pragmatismus an. Doch es gibt einen Pferdefuß: Die Selbstverwaltungen der Pflegekassen und der Berufsverbände müssen noch aushandeln, welche Eingriffe den Pflegern erlaubt werden sollen – und welche halt nicht.
Warkens Ministerium beschreibt es so: “Zur weitergehenden fachlichen Klärung wird wissenschaftlich eine Aufgabenbeschreibung für berufliche Pflege, auf Grundlage ihrer Kompetenzen, erarbeitet.” Einfach ausgedrückt bedeutet das: Pfleger sollen ärztliche Eingriffe durchführen dürfen – aber sie und ihre Arbeitgeber müssen genau dokumentieren, wer wann welchen Eingriff vollziehen darf. So wird aus dem, was als Vereinfachung gestartet war, schnell wieder ein Bürokratiemonster.
Als bürokratische Entlastung verkauft Warkens Ministerium ebenfalls “mehr verbindliche Mitwirkungsmöglichkeiten” für Städte und Gemeinden “bei der Zulassung von Pflegeeinrichtungen”. In der Realität bedeutet das: Bisher mussten Anbieter viele bürokratische Hürden nehmen, um ein Pflegeheim zu eröffnen. Haben sie das getan, hatten sie aber ein Recht darauf, das Heim zu eröffnen. Künftig müssen sie weiterhin viele bürokratische Hürden nehmen, aber danach kann ihnen die Kommune die Eröffnung trotzdem verweigern:
Sei es, weil sie selbst ein öffentliches Heim betreibt. Oder es gibt ein privates Heim, dessen Betreiber – rein zufällig – das gleiche Parteibuch besitzt wie der Bürgermeister oder die Mehrheit im Stadtrat. Oder die Gemeinde verhindert den Bau von ausreichend Heimen. Das treibt zwar die Bedürftigen und ihre Angehörigen in die Verzweiflung – entlastet aber die Kasse der Gemeinde, weil sie entsprechende Zuschüsse für die Unterbringung nicht finanzieren muss.
Wie die Verbände Warkens Gesetze bewerten, hängt auch davon ab, wie stark die Bundesregierung sie mit Geld versieht. Die Mitglieder der Deutschen Krankenhausgesellschaft erhalten vier der 850 Milliarden Euro staatlicher Schulden, die CDU, CSU und SPD aufnehmen. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft lobt die “Entbürokratisierung in der Pflege”: Es sei “dringend notwendig, die Kompetenzen der Fachkräfte optimal zu nutzen und stärker in die Versorgung einzubinden”. Nur so könne auch künftig eine qualitativ hochwertige medizinische und pflegerische Versorgung gewährleistet werden. Zwar hat die Bundesregierung in diesem Punkt bisher nur eine Absichtserklärung abgegeben – aber vier Milliarden Euro stimmen gnädig.
Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) freuen sich über die “Rechtssicherheit bei der Gestaltung des vertragsärztlichen Notdienstes”. Die Ärzte loben den Dialog, den es dazu im Vorfeld gegeben habe. Die “ausreichende Finanzierung der von den KVen aufgelegten Strukturfonds” finden die Ärzte aber auch nicht schlecht.
Kein Geld des Staates gibt es für die privaten Pflegebetreiber. Sie reagieren entsprechend kritischer auf Warkens Vorschläge. Sie lehnen die “faulen Kompromisse” ab und wünschen sich praxiserprobte Lösungen”. Dazu gehöre, dass die Ausbildung als Voraussetzung für Pfleger genüge, um gewisse ärztliche Eingriffe durchführen zu müssen – statt sie im Einzelfall aushandeln und dokumentieren zu müssen.
Der Verband kritisiert aber vor allem die “kommunale Pflegeplanung”. Schon mit dem Antragsverfahren entstünden den Betreibern Kosten im sechsstelligen Euro-Bereich. “Wenn die Kommune dann ablehnt, laufen Investitionen künftig ins Leere.” So reduziere die schwarz-rote Regierung mit ihrem Gesetz das Angebot an Pflegeplätzen – statt es auszubauen. “Die Pflegeversorgung droht, zum Spielball kommunalpolitischer Netzwerke zu werden. Träger mit direktem Draht zur Politik und der passenden ideologischen Ausrichtung könnten Wettbewerber ausbremsen – zulasten von Angebotsvielfalt, Qualität und Innovation”, schreibt der Dachverband der Pflege-Anbieter.


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Die sollten alle mal auf diese Pflege angewiesen sein…aber die haben ja ein Leben lang vom doofen Wähler profitiert!!!
„Die Deutsche Krankenhausgesellschaft lobt die “Entbürokratisierung in der Pflege”: Es sei “dringend notwendig, die Kompetenzen der Fachkräfte optimal zu nutzen und stärker in die Versorgung einzubinden”.
Medizinischer Dienst, da kann eine Pflegefachkraft Arzt spielen. Da spielen Krankheiten auf einmal keine Rolle mehr, bei der Einstufung der Pflegestufe.
Sind noch andere da, die vergleichbares Berichten können.
Zu was sollen denn dann Pflegende befähigt werden? Schon bei der Gabe einer Injektion ist es nämlich wichtig, wohin man spritzt, abgesehen von der Injektionslösung selber, von dessen Wirkung ganz zu schweigen. Was geht also über einen „simplen“ Verband hinaus, den man übrigens tatsächlich auch falsch anlegen kann? Und gibt es denn überhaupt mittlerweile wieder so viele „studierte“, oder examinierte Kräfte, auf die diese Vereinfachung zutrifft? Ich dachte nämlich es gäbe viel zu wenig Pfleger, oder habe ich da etwas falsch verstanden? Wer soll also entlastet werden. Die Ärzte, oder das pflegende Personal? Nein, es fühlt sich schon wieder an… Mehr
Die amtierende Koalition will nur ihre Posten verwalten. Problemlösungen für die Gesellschaft und den Bürger sind da nur hinderlich und machen unnötige Mühe. Warum soll man auch Probleme lösen, wenn man doch sowieso von den Bürgern auch in Zukunft mit Mandaten und einträglichen Jobs versorgt wird? Das links-grüne Altparteienkartell kann sich schließlich auf 75 bis 80% der Wählerschaft stützen. Die Nichtwähler zählen nicht, da sie sich selbst aus dem Spiel genommen haben und offenkundig genauso zufrieden sind wie die Mehrheit der Untertanen. Das vor unseren Augen ablaufende politische Fiasko ist mithin demokratisch legitimiert. Also ist alles in bester Butter.
Und was kommt als nächstes? Der Schreiner macht eine Herz-OP? Der Autoschlosser die Abtreibungen? Und die Kosmetikerin entfernt bei Nagelpilz gleich mal die Fingernägel?
Aber wehe, ein Bäckermeister macht auch Torten, ohne Konditormeister zu sein; da gibt es aber mächtig Ärger! Oder jemand verkauft selbst gebackenes Brot, ohne Bäckermeister zu sein! Da geht’s dann aber so richtig rund!
Diese Regel schafft ein zusätzliches Haftungsproblem für die Pflegenden und ihre Arbeitgeber.
Im übrigen welchen Sinn macht es, Handlungen von einem überlasteten Berufszweig auf einen anderen zu übertragen. Es füttert eben nur die Bürokratie.
Ich als Pflegender oder als Seniorenresidenz würde diese Leistungen vertraglich ausschließen. Bei einer „können“-Formulierung sollte das möglich sein.
Haben wir nicht einen Fachkräftemangel in der Pflege – und jetzt sollen die Verbliebenen dort auch noch mit Sonderaufgaben belastet werden? . Das sind alles solche Sachen, die sie uns antun. Bei wiki findet man über die Ministerin und ihr Wirken: „Im Juli 2024 beauftragte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die frühere Staatssekretärin im Bundesjustiz- und -verteidigungsministeriumMargaretha Sudhof damit, als Sonderbeauftragte den Skandal um überteuerte Maskenkäufe in der Corona-Krise aufzuklären.[24] Ihr 168 Seiten[25] umfassender Abschlussbericht wurde nach Medienberichten im April 2025 fertiggestellt, aber wegen laufender Prozesse und Persönlichkeitsrechten bisher (Stand Juni 2025) von Warken nicht veröffentlicht.[26] Das Dokument soll wegen personenbezogenen Mitarbeiterdaten… Mehr
Nur wer sein eigenes Volk liebt ist in der Lage die richtigen gesetzlichen Leitlinien zu denken und zu verabschieden. Das scheint nicht mehr der Fall zu sein.
Viel Getöse um etwas, das keines der akuten und drängenden Probleme in Sachen Pflegeversicherung und Pflege lösen oder auch nur nennenswert positiv beeinflussen wird.
Das ist der „springende Punkt“ – unter dem man alle Machenschaften der Regierungen seit der von Merkel betrachten muss:
die umgehen alle akute und drängende Probleme wie die Katze den heißen Brei!
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Stark sind sie darin, beständig neue zu schaffen – und uns durch ihr Wirken immer deutlicher zu belasten.