Warum die AfD erfolgreich ist – und die regierenden Parteien das nicht verstehen

Die regierenden Parteien und ihre Medien drehen die x-te Runde in der Frage, warum die AfD so erfolgreich ist – da sie doch alle so intensiv gegen sie kämpfen. Sie drehen sich im Kreis, sie drehen sich ins Leere. Dabei gibt eine Umfrage eine ganz einfache Antwort.

picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte

Es gibt so Buzzwörter, nach denen Hörer und Zuschauer routinemäßig um- oder abschalten. Der heißeste Monat oder Sommer aller Jahrhunderte oder das Versprechen auf den Abbau der Bürokratie gehören dazu. Ebenso die „Analysen“ zu den Gründen für den Erfolg der AfD. Jeder weiß, dass da nicht mehr dabei rauskommt als ein Linker, der einfach nicht versteht, warum jemand gut finden kann, was er so schlecht findet. Im besten Fall ist das so lustig wie im Deutschlandfunk.

Doch eine Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL hat jetzt eine ebenso einfache wie nachvollziehbare Erklärung geboten: Demnach sagen 76 Prozent der Befragten, dass sich die anderen Parteien nicht mehr um die Interessen und Sorgen der Mehrheit der Menschen kümmerten. Würden sich CDU, CSU, SPD, Grüne und Linke wieder der Mehrheit widmen, würde diese sie nicht mehr so schlecht finden, dass sie zu AfD, BSW oder anderen jungen Parteien flüchten.

Nur: Die Analyse ist einfach. Doch eine Politik umzusetzen, die auf dieser Analyse basiert … Dafür müssten die regierenden Parteien nur eins anders machen: alles. Denn die 76 Prozent aus der Forsa-Umfrage beweisen einen guten Instinkt. Die regierenden Parteien haben in der Tat in den zurückliegenden Jahrzehnten eine Politik für Minderheiten betrieben – und die Mehrheit durfte dazu nichts beitragen außer die Übernahme der Rechnungen. Kritisierte sie die regierenden Parteien, verschrien diese und ihre Medien sie als Rechtsextreme oder „Destruktive“ und versuchten die Mehrheit so zum Schweigen zu bringen.

Die Mehrheit hat einfache Interessen: sichere Arbeit, gute Löhne, eine vernünftige Wohnung, bezahlbares Essen, freie Wege zur Arbeit oder ins Wochenend-Vergnügen und dabei dann in Ruhe gelassen werden. Was haben die regierenden Parteien dazu beigetragen? Die Basis ist das Geld. Die Investitionen in Straßen und Schienen haben die Regierungen Angela Merkel (CDU) und Olaf Scholz (SPD) zum Beispiel vernachlässigt. Die Regierung Friedrich Merz (CDU) hat das Gegenteil versprochen. Ist aber dabei, das Versprechen zu brechen und diesen Bruch mit Hütchenspieler-Tricks zu vertuschen.

Neben dem Geld als Basis hat aber auch die dahinterstehende Ideologie auf Wege geführt, die dem Ziel der Mehrheit widersprechen – einfach zur Arbeit oder ins Wochenend-Vergnügen zu kommen zum Beispiel. Die Ideologie besagte, Pendler vom Auto weg und in die öffentlichen Verkehrsmittel zu bringen. Doch das führte eben nicht dazu, dass es mehr Angebote an öffentlichen Verkehrsmitteln gibt. Sondern nur Behinderungen für Autofahrer.

Mit falsch ausgegebenem Geld und fehlgeleiteter Ideologie haben es die regierenden Parteien aber nicht belassen. Selbst in der Symbolpolitik – in der sich gerade SPD, Grüne und Linke selbst so stark sehen –, gerade in der Symbolpolitik haben die regierenden Parteien versagt. Als sie die Extremisten der „letzten Generation“ unterstützt haben. Die haben sich der Mehrheit arbeitender Menschen buchstäblich in den Weg gesetzt. Anfangs begrüßten die Vertreter der regierenden Parteien das vorbehaltlos, dann begrüßten sie nur noch die Ziele vorbehaltlos und sahen allmählich ein, dass es die Mehrheit nicht so gut findet, wenn der Stadtbus neben dem Krankenwagen im künstlichen Klimastreik steht. Oder wenn Extremisten Kunstwerke oder das Brandenburger Tor beschädigen.

Das offensichtlichste Beispiel dafür, wie die regierenden Parteien an der Mehrheit vorbeihandeln, ist das Bürgergeld. Dort haben CDU, CSU und SPD jetzt Alibi-Maßnahmen verkündet, um den Missbrauch einzuschränken: Sachbearbeiter müssen warten, bis Antragsteller kommen, dann eine Übereinkunft aushandeln, dann deren Einhalten prüfen, Antragssteller zu Terminen einladen, drei verpasste Termine abwarten, Kürzungen einleiten, aber nur teilweise und nur zeitweise. Und selbst solche Alibi-Maßnahmen hat es im Bürgergeld bisher nicht gegeben.

Die Politik zwingt die Mehrheit, für die Langzeitarbeitslosen zu bezahlen: 563 Euro Spaßgeld im Monat und alle Kosten für die Wohnung. Gerade die Wohnungsregelung richtet sich gleich mehrfach gegen die Mehrheit der Arbeitenden. Um es sich selbst bequem zu machen, zahlen die Verwaltungen in den Städten den Empfängern alle Mietpreise, egal wie hoch die sind. Damit treiben sie die Mietkosten in die Höhe. Den Arbeitenden bleibt vom Lohn nicht mehr genug übrig für diese Miethöhen, weil ihnen der Staat wegen des Bürgergelds zu wenig Geld übriglässt und mit dem Geld die Mietpreise in die Höhe treibt. Davon profitiert vor allem eine Minderheit: Zumindest in der Gesellschaft sind Ausländer eine Minderheit – im Bürgergeld fast eine Mehrheit. Menschen mit Migrationshintergrund stellen im Bürgergeld etwa eine Drei-Viertel-Mehrheit.

Wie sehr sich die Politik von den Interessen der Mehrheit entfernt hat, zeigt das Beispiel Yasmin Fahimi. Die Sozialdemokratin verkörpert alles, womit die Regierenden der AfD die Mehrheit zutreiben. Als Generalsekretärin und Staatssekretärin für Arbeit hat Fahimi einen großen Anteil daran, dass die SPD von einer Partei über 40 Prozent zu einer Partei unter 20 Prozent geschrumpft ist. Nachdem ihr klar war, dass der Wähler sie nicht will, hat sich Fahimi mit dem Vorsitz des Gewerkschaftsbundes DGB abfinden lassen, der vom Staat auf unterschiedliche Weise finanziell gepampert wird.

Fahimi hat – jetzt wird es wieder lustig – Massenstreiks gegen die Alibi-Maßnahmen der schwarz-roten Regierung angekündigt. Das wird bestimmt klappen: Hunderttausende. Ach was. Millionen werden gegen die soziale Ungerechtigkeit auf die Straße gehen, dass einem Arbeitslosen zugemutet werden soll, einmal im Monat um zehn Uhr aufzustehen und sich bei einem Amt zu melden, das ihm monatlich Leistungen im Wert von über 1000 Euro ausbezahlt. Die wütenden DGB-Massen werden Parolen skandieren wie: „Nehmt mein Geld/ rettet die Welt“ oder „Ich packe gerne richtig an/ damit wer anders ruhen kann“.

76 Prozent der Bürger sehen den Grund für den Aufstieg der AfD darin, dass die regierenden Parteien sich nicht mehr den Belangen der Mehrheit widmen. Angesichts aktueller Darsteller oder ehemaliger wie Fahimi ist das kaum zu glauben – kaum zu glauben, dass es nur 76 Prozent sind. Die anderen 24 Prozent müssen Figuren wie Fahimi sein, die in der Politblase direkt oder indirekt vom Geld der Steuerzahler leben und sich nicht einmal mehr realistisch vorstellen können, was deren Interessen sind.

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Kommentare ( 70 )

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amendewirdallesgut
1 Monat her

Erweitert müßte es wohl richtig heißen : „Die direkt oder indirekt von der LEBENSarbeitsZeit der Realwirtschaftler leben !“ Dort sind noch ca 14 Millionen produktiv tätig , davon sind leider mindestens 17% mit Bürokratiebewältigung beschäftigt . Bleiben etwa 12 Millionen mit stark sinkender Tendenz übrig , wobei ich mir sicher bin daß sich die 17% in dem Maße steigern werden wie Produktionskräfte das Land verlassen oder sozialisiert werden , denn Bürokratie wird nicht abgebaut . Bleibt ein Mißverhältnis von derzeit 12 zu 74 Millionen oder 1/6 , hoppla macht nix dann brauchen wir halt mehr Influencer , Nagellackierer , Tattoo.-… Mehr

Last edited 1 Monat her by amendewirdallesgut
Juergen P. Schneider
1 Monat her

Die Verblödung der politischen Klasse zeigt sich deutlich durch den Verlust ihres Schamgefühls. Die machen einfach weiter, produzieren Skandale, Bockmist ohne Ende und bürgerfeindliche Politik, aber keiner will Verantwortung übernehmen und zurücktreten. Gleichzeitig wird jeder Bürger beschimpft, der es wagt, Kritik zu äußern und man hetzt ihm die völlig durchgeknallte links-grüne Einschüchterungsjustiz auf den Hals. Dann sind die Kartellschranzen auch noch überrascht, dass immer mehr Bürger die AfD wählen oder wählen wollen. Wer weltfremd und realitätsblind ist, hat in der Politik nichts verloren. Immer mehr Bürger merken, dass die AfD die einzige Partei ist, in der noch Realitätssinn, praktische Vernunft… Mehr

Sonny
1 Monat her

Berufspolitiker sind nach wie vor in der Minderheit.
Eigentlich kaum zu glauben, dass eine relativ gesehen kleine „Masse Mensch“ die Gesamtheit so sehr terrorisieren kann.
Aber wenn von der Mehrheit diese Minderheiten immer wieder gewählt werden, wird sich nichts ändern.
Da werden endlich mal einige über ihren romantisch verklärten Vergangenheitsschatten springen und künftig etwas realistischeres wählen müssen, damit die Minderheit, die uns das Leben versaut, endlich vollumfänglich abtreten muss.
Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!

Last edited 1 Monat her by Sonny
Konservativer2
1 Monat her

Wenn Politik an der Realität und den Sorgen der Bürger vorbeigeht, hat das nun mal Konsequenzen. Und wenn der vom rechten Weg abweichende Wähler wählt, wie er wählt, ist er „Protestwähler“, was implizieren soll, dass es richtige Politik nur bei den Altparteien gibt.

Für wie blöd halten die ihr Staatsvolk???

Last edited 1 Monat her by Konservativer2
Aegnor
1 Monat her

„Würden sich CDU, CSU, SPD, Grüne und Linke wieder der Mehrheit widmen“ Ich mag diesen Erklärungsansatz nicht. Er ist undemokratisch, denn er setzt implizit voraus, „Altparteien“ hätten so etwas wie ein Anrecht auf Teilhabe an der politische Macht. Eher jedenfalls als neue Parteien, die sich das erst „verdienen“ müssen. Demokratie ist ein Wettbewerb der Ideen. Wer das Volk, den Souverän, überzeugen kann wird gewählt. Wer sie dauerhaft mit guter Politik überzeugen kann, wird wiedergewählt. Und wer nicht abgewählt – und wenn er nicht schleunigst seine Politik dem Wählerwillen anpasst, verschwindet er für immer – und auch das zu Recht. Mit… Mehr

Talleyrand
1 Monat her

Der Vorteil, den man der AFD nicht nehmen kann: Sie hatte noch gar keine Zeit, etwas zum Schaden des Volks zu tun. Dafür ist sie zu jung. Daher gibt es dort auch bis jetzt nicht ausgeprägt viele Parteibonzen, die mit ihrem Parteibuch attraktive Karrieren machen könnten. Insofern ist diese Partei eine, die nicht derartig viel „Dreck am Stecken“ hat wie die Etablierten und daher einen Vertrauensvorschuss verdient. Ob sie es eines Tages an die Hebel der Macht schafft und sich dennoch treu bleibt, ist abzuwarten. Viel hängt davon ab, wie schnell die CDU zerfällt. Die ist auf dem besten Wege… Mehr

Last edited 1 Monat her by Talleyrand
CasusKnaxus
1 Monat her
Antworten an  Talleyrand

Die ist nicht verschollen, die haben sich nach all der Korruption und den Skandalen auflösen müssen. Die hatten immerhin noch diesen Anstand. Der ist hier nicht mehr vorhanden

ShaundasSchaf
1 Monat her

„Demnach sagen 76 Prozent der Befragten, dass sich die anderen Parteien nicht mehr um die Interessen und Sorgen der Mehrheit der Menschen kümmerten.“

Und ungefähr genau so viele würden momentan ein „Weiter so“ wählen, sofern man den Umfragen glauben darf.

Berlindiesel
1 Monat her
Antworten an  ShaundasSchaf

Dann muss sich die AfD fragen, was sie falsch macht, diese vielen Unzufriedenen einzusammeln

Don Didi
1 Monat her
Antworten an  Berlindiesel

Ja, 76% sind unzufrieden mit der Regierung. Das bedeutet aber nicht, daß diese 76% alle eine gleiche Politik wünschen. Deshalb gehen auch nicht die gesamten 76% zur AfD. Wie schon jemand bemerkt hat, haben wir mittlerweile unter 30% produktiv Tätige, die potentiell von der (West-)AfD profitieren würden. Der Rest lebt von dem, was diese knapp 30% erwirtschaften und haben gar kein Interesse an mehr Eigenverantwortung und weniger Staat, das würde ihre Versorgung gefährden. Und das betrifft nicht nur Bürgergeldempfänger, das betrifft alle, die letztlich aus Steuergeldern finanziert werden, Asylanten, Beamte, Staatsdiener, Politiker, NGO-Mitarbeiter, ÖRR und viele andere. Die wählen nicht… Mehr

November Man
1 Monat her

Die Altparteien machen Politik erst mal nur für sich selbst, dann für alle Anderen und gegen das deutsche Volk das sie ernährt. Sie verschwenden und verschenken unsere Steuergeld für Kriege, Waffen, Migranten, linke NGOs und den Schutz unseres Klimas das man nicht schützen kann. So ganz nebenbei ruinieren sie unsere Wirtschaft und die für uns lebensnotwendigen Arbeitsplätze. Die AfD ist momentan die einzige ehrliche, anständige und demokratische Partei die Politik für das Volk macht, bzw. auch zukünftig machen wird. Es wird höchste Zeit, dass die liberal-demokratische AfD mit einer Kanzlerin Frau Dr. Alice Weidel die Regierungsverantwortung übernimmt. Von mir aus,… Mehr

Proffi
1 Monat her
Antworten an  November Man

So lange die Union nicht der unermesslich schädlichen CO2-Phobie abschwört, darf es keine Kooperation der AfD mit der Union geben.

Proffi
1 Monat her

Ein wesentlicher Grund für den Aufsteig der AfD ist die Erkenntnis, dass wir von intelektuell minderbegabten und ideologisch verbohrten CO2 -Feinden regiert werden, die alles einem total unsinnigen Ziel unterordnen und damit unermessliche Geldverschwendung und Schaden anrichten.

LiKoDe
1 Monat her

Die Mehrheit der Bürger wünscht Frieden, Freiheit sowie Sicherheit und hat einfache Interessen: sichere Arbeit, gute Löhne, eine vernünftige Wohnung, bezahlbares Essen, freie Wege zur Arbeit oder ins Wochenend-Vergnügen und dabei dann in Ruhe gelassen werden. Dagegen verstiess bereits die Politik von Helmut Kohl [Wiedervereinigung, Ausverkauf des Vermögens der DDR …] ab 1990 und dann die von G. Schröder [Schaffung eines der besten Niedriglohnsektoren in Europa, Abschaltung von KKWs, Öffnung der deutschen Sozialsysteme mit Hartz-IV …], was von A. Merkel [‚Bankenrettung‘, Abschaltung KKWs, Öffnung der Grenzen …] verstärkt und von O. Scholz [grüne Maschinenstürmerei, Aufnahme von mehr als 1 Mio… Mehr