Gesundheitsministerin Nina Warken palavert darüber, die bereits gescheiterte Praxisgebühr wieder einzuführen. Symbolpolitik, die von der Hilflosigkeit der schwarz-roten Regierung Friedrich Merz ablenken soll – den Beitragszahlern bringt das enorme Kosten.
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Die 42 ist eine magische Zahl für die deutsche Politik. Nicht etwa, weil sie die Antwort auf alles sei, wie in der Literatur behauptet. Sondern, weil sie eine gefährliche Mauer darstellt. Durchbricht die Politik diese Mauer, droht der Wirtschaft Schaden: Über 42 Prozent dürfen die Lohnnebenkosten nicht steigen. Sonst können die Unternehmen der Exportnation Deutschland nicht mehr international wettbewerbsfähig produzieren. Offiziell liegen die Lohnnebenkosten derzeit bei 41,9 Prozent. Zum Jahreswechsel fällt diese Mauer – auch offiziell.
Es kommt noch schlimmer. In den nächsten zehn Jahren droht ein Anstieg der Lohnnebenkosten auf knapp 50 Prozent. Das hat das aufs Gesundheitswesen spezialisierte IGES-Institut im Auftrag der DAK-Gesundheit ermittelt. Die Lohnnebenkosten setzen sich aus der Summe der Beiträge zur Sozialversicherung zusammen – also für Rente, Gesundheit, Pflege und Arbeitslosigkeit. In allen vier Bereichen drohen Anstiege, wenn die Politik nicht klug und konsequent handelt – aber genau das ist nicht in Sicht. Die für Pflege und Gesundheit zuständige Ministerin Nina Warken (CDU) zeigte nun öffentlich, wie erschreckend planlos sie ist.
In der Rheinischen Post kündigte Warken an, die Praxisgebühr wieder einführen zu wollen. Die war 2004 von der zweiten Regierung Gerd Schröder (SPD) eingeführt worden – 2012 hat die zweite Regierung Angela Merkel (CDU) die Gebühr wieder abgeschafft. Sie hatte die Kosten insgesamt nicht gesenkt, aber den bürokratischen Aufwand in den Praxen massiv erhöht. Warum das dieses Mal besser wird, sagt Warken nicht. Ebenso wenig, wie die Gebühr dieses Mal aussehen soll. Warum die Ministerin diese Gebühr dann trotzdem einführen will? „Ohne irgendein Steuerungselement geht es nicht“, zitiert die Zeitung die Ministerin. Besser lässt sich die Politik der Regierung Friedrich Merz (CDU) nicht beschreiben: Ihre Minister wie Warken sind unfähig, die Probleme anzugehen, deswegen rettet sie sich in die Simulation und beschließt „irgendein Steuerungselement“. Egal, ob das was nützt oder sich schon als unwirksam erwiesen hat. Hauptsache „irgendein Steuerungssystem“ lässt sich vorschützen.
Zehn Milliarden Euro zahlt der Bund den Kassen jedes Jahr zu wenig dafür, dass diese die Gesundheitsversorgung der Empfänger von Bürgergeld übernehmen. Die Kosten bleiben damit an den Rentnern, Betrieben und Beschäftigten hängen, die mit ihren Beiträgen die Kassen finanzieren. Der Dachverband der gesetzlichen Krankenversicherung, die GKV, hat mittlerweile Klage eingereicht, weil Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) seinen Haushalt auf Kosten der Beitragszahler saniert – und das auch weiter tun will. Warken weiß um diesen Missstand, hat ihn zu Beginn ihrer Amtszeit sogar öffentlich benannt. Nur ist Klingbeil sensibel und die Themen Einwanderung und Bürgergeld sind für die SPD sakrosankt. Deswegen will Warken lieber „irgendein Steuerungselement“ einführen, als an das echte finanzielle Problem der Krankenkassen rangehen.
Ein anderer Grund für den Kostenanstieg geht auf die Politik der Merkel-Jahre zurück. Die Christdemokratin hat in der zweiten Hälfte ihrer Amtszeit durchaus von einer starken deutschen Wirtschaft profitiert. Doch die Erträge investierte sie nicht in die Infrastruktur, ließ stattdessen Straßen, Brücken, Schienen oder Breitband in den erbärmlichen, aktuellen Zustand kommen. Dafür kaufte sich Merkel Sympathien über Konsumausgaben. Zum Beispiel in der Pflege. Das zeigt eine Studie der Barmer.
Dieses Muster zeigt sich auch wiederum in der Krankenversicherung. Warken will „irgendein Steuerungselement“ einführen, um Arztbesuche und deren Kosten zu reduzieren. Auch wenn das Mittel fragwürdig ist, so ist das Ziel doch angesichts der Finanzkrise nachvollziehbar. Nur hat Warkens Vorgänger, der Sozialdemokrat Karl Lauterbach, die Gesundheitskioske ins Leben gerufen. Deren Idee: In sozialen Brennpunkten lebten viele, die aus kulturellen und religiösen Gründen oder wegen der Sprachbarriere nicht zum Arzt gingen. Daher sollten die Ärzte mit den Gesundheitskiosken nun zu den Verweigerern kommen.
Das Ergebnis: Die Fleißigen, die mit ihren Beiträgen, den Laden finanzieren, sollen also auf Arztbesuche verzichten, damit der Arzt zu denen kommt, die in Gegenden mit hoher Arbeitslosigkeit leben. Die aktuellen Regelungen sind absurd und dysfunktional. Sie sind nur zu erklären, weil sich Sozialdemokraten und Christdemokraten von der Ideologie haben führen lassen – und weil Sozialdemokraten und Christdemokraten sich jetzt weigern, diese ideologisch motivierten Irrtümer und Fehler einzugestehen und zu korrigieren.
Das wird teuer für Arbeitnehmer, die Beiträge zu zahlen haben. Das gefährdet die Substanz der Wirtschaft. Von jetzt 41,9 auf 49,7 Prozent steigen in den nächsten zehn Jahren die Lohnnebenkosten, sagt das IGES-Institut voraus. Verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage dann weiter, seien sogar 54 Prozent möglich. Ein wichtiger Treiber seien die Krankenkassen. Deren durchschnittlicher Satz von 17,1 Prozent könne schon im übernächsten Jahr auf 18 Prozent steigen, in zehn Jahren dann über 20 Prozent.
Neben „irgendeinem Steuerungselement“ fällt den sozialdemokratischen und christdemokratischen Regierungen der letzten Jahre nur Kosmetik für die Lohnnebenkosten ein. Das fängt mit der Trennung in Kassenbeitrag und Zusatzbeitrag an. Der erlaubt es staatlichen und staatsnahen Medien von einer Erhöhung des Zusatzbeitrags auf 2,5 Prozent zu berichten. Das klingt niedlich. Ehrlicher ist es, von dem Durchbruch der Beiträge durch die 17er Mauer zu sprechen.
Auch haben viele Kassen – in deren Verwaltungsräte meist christdemokratische und sozialdemokratische Politiker sitzen – die Erhöhungen der Beiträge erst im laufenden Jahr verkündet. Manche erreichen damit schon die nächste Mauer, die von 19 Prozent. Zudem gibt es in der Pflegeversicherung noch einen Zuschlag für Kinderlose von 0,6 Prozent. Mit allem zusammen betragen die Lohnnebenkosten zwar offiziell nur 41,9 Prozent. Das ist – psychologisch wichtig, die 42 ist eine gefürchtete Zahl. Doch faktisch dürfte diese Mauer aktuell bereits durchbrochen sein. Kosmetik können sozialdemokratische und christdemokratische Regierungen. Und Symbolpolitik wie die „irgendeines Steuerungssystems“. Echte Reformen bleiben indes aus.




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Auch die unglaubliche Schuldenorgie ist auf die horrenden Invasionskosten zurückzuführen. Ohne wären die Schulden nicht nötig. Das nennt sich fdJ = finanziell-demografischer Jihäd, Motto: Vermehre dich auf Teufel komm raus und lasse die dafür zahlen, die du zur Seite drängen willst. „Wir werden immer mehr und beanspruchen Deutschland für uns.“ – plus X. Probates Mittel zur Beschleunigung durch stark verkürzte Generationenfolge: „Kinderehen“. In DE schon angekommen, draußen eh schon normal: Prozess: Migrant zahlte 6500 Euro für Braut – sie ist erst 13! | Exxpress. Sagst du was, dann verurteilen dich welche, AG München, Urteil vom 04.09.2018 – 824 Cs 112 Js 101229/18 – openJur Der… Mehr
Mir geht da immer ein Gedanke durch den Kopf. Was kostet eigenlich so ein Messerangriff? Beispiel: Junger Mann 20 Jahre, mehrere Stichverletzungen, Notoperation, mehrere Operationen folgen, zwei Wochen Intensivstation, zwei Wochen Normalstation dann anschließend acht Wochen Reha, gibts da Fallbeispiele? In verschieden KI`s konnte ich nichts Konkretes finden. Oder eine Gruppenvergewaltigung, das Opfer in die Klinik, anschließend Reha und dann Jahrelange psycholische Betreuung, Arbeitsunfähigkeit über Monate, was kostet sowas? Ist ein Mediziner hier, der ein paar Daten hat? Ansonsten ist die schöne Praxisgebühr ein totgeborenes Kind denn wer bekommt wieder die Ausnahmeregelungen? Richtig!!! Alle Vierteljahr gehe ich zu zwei verschieden… Mehr
Zu Zeiten der Praxisgebühr waren die Grenzen ja auch noch nicht sperrangelweit offen!
Und das mit dem „Krankfeiern“ wollte man schonmal mit sog. Karenztagen einschränken.
Vielleicht war bei Ihnen also nur das „Arbeitsklima“ schuld an der grassierenden Faulkrankheit. Ich meine, 20 Angestellte sind doch eine vergleichsweise überschaubare Truppe, oder? Und wenn ich mich nicht täusche, dann bekommt man von der jeweiligen Krankenkasse doch auch als Arbeitgeber Geld, oder?
Die Wirtschafts- und Investitionskraft wird jedenfalls seit Jahren von den unfähigen Nasen in Berlin torpediert, aber hängt ganz sicher nicht von einer Praxisgebühr ab! Die soll lediglich den „Zugang“ zur ärztlichen Versorgung lenken.
Knapp die Hälfte der Empfänger von Bürgergeld sind Ausländer, etwa zwei Drittel sind Ausländer oder haben einen „Migrationshintergrund“.
Entschuldigung, aber zusammen sind das dann etwa 116%. Gut, das „Stadtbild“ suggeriert mir das auch manchmal 😉
Ich war auch über den Satz gestolpert, aber die Lösung ist nicht einfaches Addieren der 2 Prozentanteile:
es soll wohl ausdrücken, daß beim zweiten Wert eine weitere Eigenschaft (MiHiGru) hinzukommt, so daß zusammen genommen, insgesamt zwei Drittel herauskommen.
Etwa so: von 10 sind 4-5 Ausländer, dazu kommen dann noch eineinhalb „Eingedeutschte“ mit MiHiGru, insgesamt zwei Drittel.
Ein Drittel sind dann „echte“ Einheimische, die nach Merkel „schon lange hier wohnen“.
Die Krankenversicherung ist seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts bereits ein „kranker“ Patient. Ich habe noch ein Faksimile eines Artikels der BNN von 1969, in dem schon vor dem Zusammenbruch des Systems gewarnt wurde. Passiert ist nie etwas Substantielles, geschweige denn eine „Reform“. Ab September 1969 regierte die erste sozialliberale Koalition, die den farblosen CDU-Mann Kiesinger abgelöst hatte. Seither wurde zwar immer wieder über eine Reform gesprochen, aber nie wurde wirklich etwas geändert, das an den Grundproblemen gerüttelt hätte. Es gibt einfach zu viele Nutznießer des Systems, die alle „ihre Interessen wahren“. Die Kassen haben zu allerletzt ein Interesse… Mehr
Unabhängig davon, dass man keine Sozialversicherungen mit offenen Grenzen unterhalten kann (der sogenannte „Nobelpreisträger“ Friedman: „Man kann nicht beides gleichzeitig haben: einen Sozialstaat und offene Grenzen!“), ist es faszinierend zu sehen, dass machtlose BRD-Politiker wie Warken (https://www.youtube.com/watch?v=3zuO_Ed__KA) als Erfüllungsgehilfen des betrügerischen Geldsystems (Stichwort: „Geld aus dem Nichts“ — „Gebt mir die Kontrolle über die Währung einer Nation, und es ist mir gleichgültig, wer die Gesetze macht!“, Amschel Mayer Rothschild) den sogenannten „Ersten Weltkrieg“ gegen die Deutsche Nation aufgrund der fehlenden Friedensverträge erbarmungslos insofern weiterführen (https://www.ewigerbund.org/eb/was-stimmt-hier-nicht/ — https://www.ewigerbund.org/eb/heute/), dass sie sie sowohl immateriell als auch materiell plündern!
Im Moment sind da angeblich 220.000 Abzuschiebende, die nach dem BVerfG-Urteil nicht mehr abschiebbar sind. Von was leben die?
Was solls hier noch? Was will Merz hier eigentlich noch? Dobrindt kann vielleicht die Verbotszonen und anlasslosen Massenfilzungen von Bahn- und Busreisenden erweitern, vielleicht wird man dann auch für 1-2 Tage festgesetzt, dann können wir schon mal bisschen üben, wenn Putin hier übernimmt.
Benötigen wir überhaupt noch eine Regierung oder einen Bundestag?
Würde nicht eine Heerschar von Staatsbütteln zur Durchsetzung von Urteilen ausreichen?
Zitat: „*m Fall der Krankenkasse sind das die Einwanderung und das Bürgergeld, das Arbeitsunwilligen ein bequemes Leben ermöglicht: Knapp die Hälfte der Empfänger von Bürgergeld sind Ausländer, etwa zwei Drittel sind Ausländer oder haben einen „Migrationshintergrund“.*
Artikel mit solchen Schnitzern schenke ich mir zu lesen. Was denn, wie denn, wo denn? – die Sesamstraße lässt grüßen.
Das muss doch auffallen, oder kann da jemand mit der Software nicht richtig umgehen, um das mal grad zu korrigieren?.
Das ist höhere Mathematik. Nach der wird in diesem unseren Lande doch allerorten gerechnet! Muss der Normabürger nicht verstehen. 1/3 + 1/2 gibt doch 1/5. Da ist noch viel Platz nach oben!!!
Jetzt frage ich mich allerdings, warum die privaten KV da mitziehen, Bürgergeldbezieher dürften da nicht versichert sein….Wenn ich allerdings so auf Zahnarzt- und MRT-Rechnung blicke, sind es vielleicht auch andere Gründe.
Ich gebe zu, daß ich die Frage nicht verstanden habe.
Das ist doch kein Steuerungselement, weder für den wirklich Kranken, noch für jenen, der sich ein paar schöne Tage machen will, zu Lasten aller anderen, weil eine Lohnfortzahlung garantiert ist und dort sollte man sinnvoller Weise ansetzen, wenn man das Übel beenden will. Bei einer Krankheit die reichlich diffus ist könnte man für die ersten Tage den Hebel der halben Lohnfortzahlung ansetzen und wenn es sich als wirklich ernst heraus stellt, es wieder rückvergüten, denn schließlich spart der Betroffene im häuslichen Umfeld auch Kosten und Vergleiche in anderen Fällen gibt es viele, wo eine Leistung erbracht wird, die dann im… Mehr