Wandmotiv zensiert: Banksy darf nicht zeigen, wie die britische Justiz die Freiheit zu Boden prügelt

In seinem neuesten Wandbild ergreift Banksy Partei für unbotmäßige Demonstranten und zeigt einen Richter als Mitglied einer unterdrückerischen Kaste. Die Justizverwaltung reagierte umgehend und ließ das Werk entfernen. Die Polizei ermittelt. Das Vorgehen erinnert an totalitäre islamische Länder.

picture alliance / ZUMAPRESS.com | Vuk Valcic

Das Werk weiß mehr als sein Schöpfer. Dieser Grundsatz beim Verstehen von Kunst ist auch in diesem Fall durchaus nutzbringend. In Großbritannien hat ein neues Bild von Banksy für Aufsehen gesorgt. An einem Gebäude der Royal Courts of Justice prangte das wie immer mithilfe einer Schablone über Nacht auf die Wand gebrachte Bild eines recht grausamen Richters mit standesgemäßer Perücke, der seinen Hammer direkt gegen einen schon am Boden liegenden Demonstranten einsetzt.

Von vielen wird nun vermutet, dass Banksy damit das Verbot der militanten Gruppe „Palestine Action“ kritisieren wollte. Aber sicher wissen kann das niemand. Das Verbot der Gruppe hatte zudem kein Richter, sondern die inzwischen ausgewechselte Innenministerin Yvette Cooper ausgesprochen. Die Aktivisten waren zuvor in eine Basis der Royal Air Force (RAF) eingedrungen und hatten zwei Militärflugzeuge beschädigt. Außerdem rechtfertigte Cooper das Verbot damit, dass viele Unterstützer der Gruppe nicht „deren volle Natur“ kennten. Mit anderen Worten: Palestine Action ist eine terroristische Vereinigung. Ein Gericht entschied Ende Juli, dass die Gruppe gegen ihr Verbot Berufung einlegen darf. Ein anderes Gericht hat nun der Regierung gestattet, dieses Urteil des Obersten Gerichts anzufechten.

Es gibt also keine zwingende Deutung für das Gemälde. Banksy ist ja als Gaza-Sympathisant bekannt, aber vielleicht weiß sein Werk mehr. Und was bedeutet eigentlich das Blut auf dem Schild des Demonstranten? Das Plakat selbst ist ohne Inhalt oder Slogan. Das ist Teil von Banksys erhabener Ästhetik, aber zugleich lässt es einen gewissen Spielraum für den Betrachter.

Aber wann wurde die britische Justiz zuletzt gegen einen Protest eingesetzt? Ganz eindeutig geschah das, als sich viele Bürger gegen die Mädchenmorde von Southport erhoben und eine Abkehr von der derzeitigen Politik der offenen Grenzen forderten. Premier Keir Starmer fiel da ein, die Schnelljustiz wiederzubeleben, die er schon einmal – damals als oberster Staatsanwalt – gegen Proteste und Unruhen eingesetzt hatte. Exemplarische Strafen wurden verhängt, zuletzt gegen Lucy Connolly wegen eines aufrührerischen Online-Posts, den die Frau eines ehemaligen Stadtrats und Mutter einer kleinen Tochter bald wieder gelöscht hatte. Sie wurde dennoch zu einer 31-monatigen Haftstrafe verurteilt, die sie zum Teil absitzen musste. Ähnlich erging es vielen.

Leser denken an Southport und Epping

Und noch einen Fall von „Die Richter gegen den Protest“ gibt es: Epping, wo ein Gericht zunächst den Demonstranten gegen ein Asylantenhotel Recht gab, dann aber ein anderer Richter (mit der standesgemäßen Perücke) erschien, das erste Urteil aufhob und damit klarmachte, dass die Eppinger Bürger das Hotel akzeptieren mussten. Das schreiben auch Leser unter den Artikeln zu der Banksy-Sache: „Ein Richter, der einen Demonstranten mit einem Hammer schlägt, lässt mich nicht an Solidarität mit diesem speziellen Anliegen denken. Vielmehr denke ich an bestimmte Hotels in Großbritannien und an diejenigen, die sich ihnen widersetzen. Das ist jedenfalls meine Interpretation. Und ich denke, darum geht es in der Kunst.“

Inzwischen ist das Banksy-Bild übermalt. Erst wurde es mit einem Stück Wellblech verstellt. Später machte sich ein Arbeiter mit Lösungsmittel daran zu schaffen, nicht ohne einen großen, dunklen Fleck zu hinterlassen. Das finden manche ironisch. Ähnlich ironisch wie das Faeser-Meme „Ich hasse die Meinungsfreiheit“, das prompt als freie Meinungsäußerung verfolgt wurde.

Das Queen’s Building ist freilich ein denkmalgeschütztes Gebäude. Die darin sitzenden Gerichte sind also dazu verpflichtet, seinen ursprünglichen Charakter zu bewahren. Einige Zeitungsleser sehen den Vorgang zudem als willkommene Abkehr von der sonst oft geduldeten Verunstaltung öffentlicher Gebäude.

Nun könnte auch die Identität Banksys enthüllt werden. Denn die Polizei hat Ermittlungen gegen den Namenlosen begonnen. Das Graffito gilt als mutmaßliche „kriminelle Sachbeschädigung“, strafbar mit bis zu zehn Jahren Haft, falls der Schaden 5000 Pfund überschreitet. Bei einem geringeren Schaden sinkt das Strafmaß auf drei Monate Haft oder eine Buße von 2500 Pfund.

Die gehorsame Muslima und der Gaza-Protest

Palestine Action und befreundete Gruppen riechen dennoch Morgenluft und wollen die nächste „Aktion“ vorbereiten. Bei der letzten waren 890 Protestler verhaftet worden. Man darf gespannt sein, wie die neue Innenministerin Shabana Mahmood mit der Sache umgehen wird. Sie ist selbst eine lebhafte Sympathisantin der palästinensischen Seite im Gaza-Konflikt, und die wird bekanntlich von der terroristischen Hamas vertreten. Mahmood hat ihre Unterstützung bisher ungehemmt bekannt. Als britische Muslime wegen der Ermordung dreier Mädchen ins Visier von Protesten gerieten, zog Mahmood sogar einen Schleier über und startete eine Verteidigungsrede in die Kamera. Sie spricht nur kurz vom terror-inspirierten Mord an drei Schulmädchen, dann aber viel von der angeblichen „thuggery“ britischer Bürger.

Als Justizministerin und Lord Chancellor trug auch Mahmood die typische Perücke britischer Richter. Für die jetzige Innenministerin ist ihr Glaube, der Islam, das Wichtigste in ihrem Leben und „die absolute treibende Kraft hinter allem, was ich tue“. So geht es gerade einigermaßen „rund“ in der britischen Politik. Während unter Labour wie Tories neue ethnische Gruppen an die Macht drängen, wird Protest immer öfter als unerwünscht angesehen und entsprechend verfolgt. Was am Ende auch in Großbritannien von der an sich so erwünschten Meinungs- und Redefreiheit bleibt, ist angesichts dieser Raufereien offen.

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Kommentare ( 40 )

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bfwied
2 Monate her

Wenn der Islam für die Justizministerin die treibende Kraft für all ihr Tun ist, dann ist UK längst verloren. Man kann dieses Land in dem jetzigen Zustand nur abschreiben. Ein islamisch gewordenes bzw. beherrschtes Land kann nicht mehr zum Abendland gehören, denn der Islam ist, s. die Ministerin, der allein herrschende Maßstab für das gesamte Leben.
Es ist schon beeindruckend, wie schnell ein zivilisiertes aufgeklärtes Land des Wissens, des wissenschaftlich-technischen Fortschritts vom Islam übernommen wird. Und das dürfte nicht das Ende sein, sofern die Bürger sich nicht wirklich erheben und diese Sozialisten mit ihrer Islamverehrung in ihre marx’schen Kellerlöcher vertreiben.

Lucius de Geer
2 Monate her

Das Geschmier dieses Typen auf Gebäuden, die sich nicht in seinem Eigentum befinden, gehört unabhängig von der Darstellung, umgehend entfernt. Es gibt bereits genug Idioten, die mit ihrer „Kunst“ den öffentlichen Raum ungefragt „verzieren“.

Jan Frisch
2 Monate her
Antworten an  Lucius de Geer

Ach? Sie stellen Herr Banksy also auf eine Stufe mit zugekifften Asis, die mit ihren Sprühdosen völlig talentfrei Wände beschmieren?
Noch undifferenzierter ging´s wohl nicht?

DDRforever
2 Monate her
Antworten an  Jan Frisch

Na ich finde diesen Herrn auch genauso schlimm.

alter weisser Mann
2 Monate her
Antworten an  Jan Frisch

Wenn Ihnen ein Profikampfsportler auf die Nase haut, dann ist das natürlich viel angenehmer als wenn es ein besoffener Amateur vor der Kneipe tut.
Auch ein Banksy hat nichts an denkmalgeschützten Gebäuden zu suchen.

Will Hunting
2 Monate her
Antworten an  Lucius de Geer

Warum nur habe ich das Gefühl, das sie sich selbst meinen?

Lars Baecker
2 Monate her

Banksy, der Gottseibeiuns der britischen Künstler, wird gecancelt. Das dürfte im Volk, jedenfalls dem englischen, einen bleibenden Eindruck hinterlassen, ist doch jeder Hausbesitzer mit Stolz erfüllt, wenn sich der Künstler herablässt, seine Wand zu bemalen. Und zu zeigen, dass Kritik an der Regierung unerwünscht ist, war wahrscheinlich auch die Intention des Künstlers. Das ist ihm gelungen.

HansKarl70
2 Monate her

Die Briten müssen jetzt aufpassen, das sie ihr Britannien behalten dürfen. Dazu haben sie eine nicht gerade Britannien freundliche Regierung.

Juergen P. Schneider
2 Monate her

Großbritannien verrät seit Jahren die so genannten westlichen Werte und terrorisiert Regierungskritiker in einer Art und Weise, die an ehemalige kommunistische Diktaturen in Osteuropa erinnert. Man kann die Demokratie nicht dadurch verteidigen, dass man die Meinungsfreiheit, die ihren Wesenskern darstellt, abschafft. Dass es auf der Insel soweit gekommen ist, hat natürlich vor allem die verfehlte Migrationspolitik bewirkt. Die Belastung mit einer großen Zahl kulturfremder Bürger resultiert aber auch aus dem Erbe des Britischen Empire. Wenn die Briten nicht bald damit beginnen, sich ihr Land zurückzuholen, dann werden sie es für immer verlieren. Das Gleiche gilt für die Deutschen.

Ombudsmann Wohlgemut
2 Monate her

Wie die Umrisse eines Mordopfers.
Das Gemälde hat wohl sein Ziel erreicht.

Warum man nur Lösungsmittel und nicht nochmal Farbe benutzte, ist mir schleierhaft. Vielleicht ist das ja auch eine Art der Mikrorebellion, weil für mehr Zugeständnis wandert man schon ein.

alter weisser Mann
2 Monate her
Antworten an  Ombudsmann Wohlgemut

Warum man nur Lösungsmittel und nicht nochmal Farbe benutzte

Natursteinfassade? Das Brandenburger Tor hat man nach der Farbattacke der“Letzten Generation“ 2024 auch nicht getüncht.

Willm
2 Monate her

Das Bild ist ein zeitgenössisches Dokument der Gegenwart.
Gehört da aber nicht hin wenn der Wandbesitzer es nicht möchte.

Jan Frisch
2 Monate her
Antworten an  Willm

Der Wandbesitzer ist der britische Steuerzahler, und hinter der Wand lassen Feiglinge Ausländer mit den abartigsten Gewaltverbrechen davon kommen, oder sperren britische Steuerzahler wegen Meinungsverbrechen ein.
Er hätte also überhaupt keine passendere Wand wählen können.

Maunzz
2 Monate her
Antworten an  Jan Frisch

Steuerzahler haben nicht die eine Meinung, die eine Weltanschauung, die eine politische Präferenz. Wände von öffentlichen Gebäuden sind keine Leinwand für politische Äußerungen. Das Letztere gilt auch in Diktaturen.

LadyPink
2 Monate her

Für mich kritisierte das Kunstwerk allgemein die Einschränkung bürgerlicher, demokratischer Freiheiten mit Hilfe der Justiz. Insbesondere die Meinungsfreiheit, wie es zuletzt in UK oft vorkam, wo zB Leute für Social Media Posts oder das Hissen des Union Jacks empfindlice Strafen erhielten.

.. Der Winkelzug, die Bedeutung des Kunstwerks konkret nur auf eine bestimmte Demonstration und Gruppe zu legen, mit der definitiv nicht alle sympathisieren (Pro-Palestine), ist von manchen Medien geschickt gemacht. So wird die tatsächlich, erhebliche Relevanz für alle Bürger und Kritik am Staat allgemein, bei Seite gewischt und weiterhin gespalten bzw. kontrolliert.

Wilhelm Roepke
2 Monate her

Mit Verlaub, das ist Quatsch. Wenn einer meine Hauswand bemalt, lasse ich es auch entfernen, das ist keine Zensur meinerseits. Herr Banksy soll seine eigene Hauswand bemalen oder eine anmieten oder einen Mäzen suchen; wenn sein Kunstwerk dann immer noch entfernt wird, würde ich erst von Zensur sprechen. Bisher ist es einfach nur: Sachbeschädigung und Missachtung fremden Eigentums.

hoho
2 Monate her
Antworten an  Wilhelm Roepke

Ich vermute, dass die Justiz in GB dermaßen korrupt ist, dass jeder der so was auf eigenem Eigentum malen lassen würde, würde hard bestraft. Es gab ja schon Fälle, dass die Leute für die eigene Flagge auf eigenem Grundstück mit Bußgeld beglückt wurden.
Ihre Reaktion ist mit verlaub typisch deutsch – kein Humor, kein Verständnis für nichts nur ein blanker Horror, wenn die Leute plötzlich eigene Meinung haben und eine Gebäude bemalen. die eigentlich ihnen gehören sollte, die aber schon Jahre her durch die feindliche Kräfte übernommen wurde.

jsdb
2 Monate her
Antworten an  Wilhelm Roepke

Also ich filtere meine Reaktionen zuvor durch etwas, das man Verstand nennt.
Denn Bansky hätte ich wohl dran gelassen, eine AntiFa Terrorismus Hulidigung nicht.
Bei Ihnen wohl umgekehrt?

Lucius de Geer
2 Monate her
Antworten an  jsdb

Sie haben den Punkt nicht verstanden: Dieser „Künstler“ hat schlicht kein Recht, die Wände zu bemalen – Herr Roepke weist völlig zurecht auf diesen Sachverhalt hin. Und wer diesen eitlen Banksy für einen Michelangelo unserer Zeit hält, hat die Kontrolle über seinen Geschmack verloren.

DDRforever
2 Monate her
Antworten an  Lucius de Geer

Wie wahr! Wenn der Künstler ist sind wir es alle.

Maunzz
2 Monate her
Antworten an  Wilhelm Roepke

Dass TE Gesetze blöd findet, ist mir auch neu. Ich vermute, der Autor hat sich was aus den Fingern gesaugt, um damit Stimmung zu machen. Was Banksy sich bei seinen illegalen Schmierereien im öffentlichen Raum denkt, ist an den Haaren herbeigezogen. Mit Sicherheit ist Banksy kein Liberaler, geschweige Rechter. Ich glaube nicht, dass der TE-Autor es künstlerische und politische Freiheit nennt, wenn sein Haus von Fremden markiert oder beschmiert wäre.

AlNamrood
2 Monate her

Jahrelang mittelmäßigen Kitsch produzieren und dann einmal was tatsächlich politisch relevantes, und Zack wird er zensiert. Wenn die Kulturschaffenden schlau wären würden sie sich jetzt Gedanken machen.

alter weisser Mann
2 Monate her
Antworten an  AlNamrood

Mittelmäßiger Kitsch bleibt mittelmäßiger Kitsch, auch wenn Ihnen die „politische Relevanz“ dann mal gefällt.