Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen Sänger von „Feine Sahne Fischfilet“

Der Sänger der vom Bundespräsidenten gelobten linksradikalen Band soll übergriffig geworden sein. Die Öffentlich-Rechtlichen – seine größten Medien-Fans – berichten bisher nichts darüber. 

IMAGO / Becker&Bredel
Jan Gorkow von "Feine Sahne Fischfilet" bei einem Konzert 2019

Ist der Frontmann der linksradikalen Band „Feine Sahne Fischfilet“ Jan Gorkow ein Täter, der Frauen sexuell missbraucht? Einen Beleg dafür gibt es bis jetzt nicht – aber eine heftige Debatte im Fan-Milieu, die die Band selbst mit einer gewundenen Mitteilung befeuerte. Die Musiker mussten offenbar zu dem Schluss gekommen sein, dass sie sich ihren Fans gegenüber am besten präventiv äußern sollten – aber gleichzeitig auch so kryptisch wie möglich. Vor wenigen Tagen erschien auf Instagram eine Mitteilung der Band mit Andeutungen über andere Andeutungen. „Wir haben mitbekommen, dass es eine Seite im Internet gibt, die vermutlich demnächst verschiedenste Vorwürfe veröffentlicht“, heißt es in der Stellungnahme der Bandmitglieder. „Wir wollen offen damit umgehen. Und wir wollen euch einfach sagen: Wir wissen nicht, worum es geht, aber wir werden diese Vorwürfe ernst nehmen und uns damit auseinandersetzen.“ Etwas weiter unten findet sich dann eine verklausulierte Formulierung, die immerhin einen Hinweis gibt, worum es gehen könnte: „Uns ist bewusst dass eine Band, die nur aus Typen besteht zu Problematiken führen kann.“

Screenprint via Instagram / Feine Sahne Fischfilet

Um welche Art Problematiken es sich handeln soll – das fand sich schon konkreter unter dem Instagram-Account „Niemand muss Täter sein“. Anonyme Autorinnen beziehungsweise Autoren werfen dort dem Sänger Jan Gorkow „sexualisierte Gewalt“ und „Machtmissbrauch“ vor, allerdings, ohne ins Detail zu gehen. Das sei zum Schutz der Betroffenen nötig. In dem Text heißt es: 

„Gegen Jan Gorkow gibt es Anschuldigungen sexualisierter Gewalt und des Machtmissbrauchs. Wir wissen, dass er ein Täter ist. Wir wollen hier allen Betroffenen größtmöglichen Schutz bieten und werden daher an dieser Stelle keine Einzelheiten über die Taten veröffentlichen. Wir fordern: Schaut hinter die Fassade! Solidarität mit allen Betroffenen!“

„Niemand muss Täter sein“ spielt ganz offensichtlich auf die Liedzeile der Band „niemand muss Bulle sein“ aus dem Song „Wut“ an.

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Die Vorwürfe beschränken sich nicht auf Gorkow, sie betreffen die Band insgesamt, das Plattenlabel audiolith und das Band-Management, die Gorkows Taten angeblich decken würden: „Wir können das Handeln und das Schweigen des Labels audiolith, des Managements JKP und vor allem von Feine Sahne Fischfilet in keinster Weise verstehen und sind erschüttert, wie sich das öffentliche Bild dieser Person, die sich nach außen mit solidarischen und politischen Aktionen schmückt, halten kann. Wir schenken allen Betroffenen uneingeschränkten Glauben und fordern: Keine Bühne für Täter! Schluss mit dem Mackertum! Schluss mit sexuellen Übergriffen!“

Die Beschuldigungen belegen natürlich keine Taten, erst recht keine strafrechtlich relevanten Handlungen. Und „Feine Sahne Fischfilet“ gehört zu einem politischen Milieu, in dem schon ein Kompliment als sexueller Übergriff gelten kann. Vor etlichen Jahren musste sich die Band bei einem Auftritt in einem linken Kulturzentrum schon einmal Vorwürfe anhören, weil ein Mitglied der Punk-Band auf der Bühne sein T-Shirt ausgezogen hatte. Andererseits arbeitete „Feine Sahne Fischfilet“ auch selbst kräftig an dem Klima der Verdächtigung mit, in dem nicht nur ein Kompliment schon als Übergriff gilt, sondern auch eine Ansicht aus der politischen Mitte schon als rechtsradikal. Der „Musikexpress“ – der Band freundlich zugetan – berichtete über die Vorwürfe gegen Gorkow, allerdings mit der bizarren Formulierung: „Verurteilen sollte man die mutmaßlichen Opfer trotzdem nicht. Genauso wenig den mutmaßlichen Täter.“  

In einem Medienbereich allerdings herrscht tiefes Schweigen über die Anschuldigungen – in dem Teil der Medien, die die Gruppe überhaupt erst von einer nordostdeutschen Lokalband auf den Status der bundesdeutschen Prominenz gehoben hatten: Die öffentlich-rechtlichen Medien verzichteten bisher auf Berichterstattung. 

ZDF und ARD überschütten „Feine Sahne Fischfilet“ seit Jahren derart mit Aufmerksamkeit, dass sie eher wie eine übergroße PR-Abteilung für die Linksaußen-Musiker wirken. Dass es im Liedgut der Band (in dem schon erwähnten Song „Wut“) beispielsweise heißt: „Wer kein Rückgrat hat, der wird vereidigt auf den Staat/ Lieber Hartz 4 bezieh’n, im Bett bis um vier liegen /Bier trinken, Weed dealen, Speed zieh’n als Geld im Staatdienst verdien/(…)Ich mach mich warm, weil der Dunkelheitseinbruch sich nähert /Die nächste Bullenwache ist nur einen Steinwurf entfernt“, galt bei den Gebührenfunkern offenbar als willkommener radikaler Schick. Erst recht, seitdem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 2018 persönlich das Konzert mit „Feine Sahne Fischfilet“ und der Band K.I.Z. („ich ramme meine Messerklinge in die Journalistenfresse“) und anderen Linksaußen-Barden lobte, das in Chemnitz nach dem Messermord an einem jungen Mann durch zwei Asylbewerber laut Steinmeier ein „Zeichen gegen den Hass“ setzen sollte. 

„Punkrock mit Trompeten, exzessive Liveshows und der unverdrossene Kampf gegen den Rechtsruck in ihrer Heimat Mecklenburg-Vorpommern – das sind Feine Sahne Fischfilet. Jetzt mit neuem Album“, werbetextete das ZDF 2018. Gorkow und seine Bandmitglieder mussten sich in den zahlreichen Interviews bei ARD und ZDF nie eine kritische Frage zu ihren radikalen bis extremistischen Ansichten gefallen lassen. Ende April saß Gorkow auf dem roten Sofa von Bettina Tietjen und durfte dort sein Abnehm-Buch vorstellen. „Er ist ein Star, ein Idol, eine Identifikationsfigur nicht nur für Rockfans, sondern auch für linkspolitische Aktivisten“, tremolierte Tietjen im Groupie-Sound über den linksradikalen Sänger. Jetzt könnte die NDR-Journalistin ihn noch einmal zu sich laden – und ihn nach Problematiken fragen.

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Kommentare ( 38 )

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kdm
1 Jahr her

Vielleicht sagt’s denen mal jemand mitleidsvoll: Jungs, das Wort das Ihr meint, ist: „Probleme“.

Holger Lundstrom
1 Jahr her

„Uns ist bewusst dass eine Band, die nur aus Typen besteht zu Problematiken führen kann.“
Nur wenn es sich um schlechte Menschen handelt. Das hat mit dem Geschlecht überhaupt nichts zu tun.

ersieesmussweg
1 Jahr her

„Die Künstler von FSF haben sich nichts zu Schulden kommen lassen“ wird vermutlich bald zu lesen sein.

Ralf Schierhold
1 Jahr her

Ignazio Silone: «Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‹Ich bin der Faschismus›. Nein, er wird sagen: ‹Ich bin der Antifaschismus›.»
Franz Josef Strauss: „In unserer Position ist Faschismus und Nationalsozialismus, Marxismus und Kommunismus nichts anderes als eine verfeindete Verwandtschaft derselben Familie.“
Soll heissen diese Kackband ist in meinen Augen linksextremistisch und sollte in unserem Land genauso verboten werden wie rechtsextreme Kackbands, aber da wir von Sozialisten, Grünen usw regiert werden ist man auf dem linken Auge vollkommen erblindet.

H.Zoellner
1 Jahr her

·Noch schlimmer ist ja Folgendes:      2.9.18. Eine Woche nach dem Mord an Daniel Hillig in Chemnitz macht die Linke Party: Ein großes Konzert am Montag (3.9.18, 17 Uhr auf dem Platz am Karl-Marx-Monument). Angeblich geht es wieder mal gegen Rechts, gegen Neonazis und eben die übliche Leier. Aber bereits das offizielle Statement der Veranstalter ist entlarvend: „All den Menschen, die von den Neonazis angegriffen wurden, wollen wir zeigen, dass sie nicht alleine sind.“ Es geht ausdrücklich nicht um den Mord an einem Staatsbürger oder das rudelweise Einprü-geln und Einstechen auf die drei Opfer. Selbst Bundespräsident Frank Walter Steinmeier macht Werbung… Mehr

Michael Palusch
1 Jahr her

Ich habe mit den Filetfischen nichts gemein, im Gegenteil, die sind mir zutiefst zuwider, aber allen die sich hier in Häme ergehen sei gesagt, sie könnten schon morgen Opfer solcher Anschuldigungen werden. Eine völlig außer Rand und Band geratene Gesellschaft, in der ein Schuldirektor unwidersprochen und öffentlich solche Knaller rauslassen kann wie: „Das Recht des Einzelnen hört da auf, wo sich andere gestört fühlen.„, ist mit ihren moralinsaueren Sturmtruppen auf der ständigen Suche nach bisher unendeckten Gedankenverbrechern. Wie vielen Kommentaren zu entnehmen ist geht es ganz schnell, dass die gestern noch zurückgewiesenen woken Hirngespinste plötzlich Teil der eigene Argumentation werden.… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Michael Palusch
gobst
1 Jahr her

Die ÖRR können von meinetwegen machen, was sie wollen. Aber das wir das auch noch zwangsweise mit unserem sauer erarbeiteten Geld finanzieren müssen, das ist die große Sauerei. Weg mit den Zwangsgebühren!

badmoon
1 Jahr her

Und Campino, der Wehrdienstverweigerer, würde heute zur Waffe greifen und unsere “ westlichen Werte “ verteidigen…….ja, so sind unsere Künstler, erst schmeißen sie Steine auf Polizisten, dann werden sie selbst welche

Juergen P. Schneider
1 Jahr her

Es gilt selbstredend die Unschuldsvermutung. Und außerdem, welche Frau könnte schon bei so einem Mann nein sagen? Millionen von jungen Frauen werden wohl von so einem gestandenen Mannsbild träumen. Das bisschen politische Beschränktheit stört da bestimmt nicht. Gegen so einen Schönling hätte Cristiano Ronaldo doch nie eine Chance. Wie kann man nur darauf kommen, dass irgendeine Frau bei so jemandem nicht willig sein könnte?

Jack
1 Jahr her

Zitat: „Wer kein Rückgrat hat, der wird vereidigt auf den Staat/ Lieber Hartz 4 bezieh’n, im Bett bis um vier liegen /Bier trinken, Weed dealen, Speed zieh’n als Geld im Staatdienst verdien/(…)Ich mach mich warm, weil der Dunkelheitseinbruch sich nähert “ Meine Definition für Rückgrat sieht anders aus, unabhängig davon finde ich, das hier dargestellt Foto geht mit diesem Liedtext konform. Es gibt auch Leute die „vereidigen“ sich selbst auf H4, da muss dann der Staat nur noch liefern. Falsch hingegen ist, im „Staatsdienst“ wird Geld verdient. Im Staatsdienst wird kein Geld verdient. Hier wird Geld ausgegeben, was fleißige Menschen… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Jack
josefine
1 Jahr her
Antworten an  Jack

Tolle Vorbilder, Herr Steinmeier!
Haben Bands, die vor allem von vielen Jugendlichen gehört werden, nicht auch ein wenig Vorbild zu sein oder zumindest normal zu sein?

Redlope
1 Jahr her
Antworten an  josefine

Naja… Rockmusiker gefallen selten der Elterngeneration und sind auch nicht immer „vorbildlich“. Ich als Teenager hätte auch nicht unbedingt diejenigen geschätzt, die meine Eltern als „gute Vorbilder“ betrachten. Aber, was nervt, ist das zweierlei Maß. Diese Band, die durchaus linksradikal ist (aber, soll sie sein, von mir aus), wird vom ÖRR und Politik hochgejuxxt – und damit auf den „Vorbild“-Sockel gehoben, während andere Musiker, die irgendwie „rechts“ einsortiert werden, auch wenn ihre Texte das kaum hergeben, zu persona non grata gemacht werden und sich ständig rechtfertigen müssen oder sogar Opfer der Cancel Culture werden. Ich will weder Zensur, noch „Vorbildmusiker… Mehr