Tichys Einblick
Small Modular Reactors

USA: Firmeneigene Kernkraft als Helfer beim Klimaschutz

In Texas entsteht ein Großprojekt, das den Einsatz von vier Mini-Atomkraftwerken vorsieht. Der Bundesstaat will Spitzenreiter bei dieser Technologie werden. Auch die Regierung in Washington fördert die Entwicklung. Der Unternehmensberater McKinsey kritisiert das.

Bau eines Small Modular Reactor in Changjiang, China, am 10. Oktober 2023.

IMAGO / VCG

Die US-Regierung unter Joe Biden hat nach den ausgebremsten Versuchen, einen Green Deal nach Vorbild der EU umzusetzen, mittlerweile einen neuen Verbündeten gefunden, um die CO2-Emissionen zu senken: die Kernkraft. Laut Handelsblatt bereitet der Chemiekonzern Dow in Texas eine „Revolution der Energieversorgung“ vor. Das Unternehmen produziert auf seiner 30 Hektar großen Firmenfläche namens Seadrift Kunststoffe für Kabel, Spielzeug, Getränkeflaschen und Windeln. Um diese Produktion am Laufen zu halten, will Dow gleich vier Mini-Atomkraftwerke bauen. Damit werde das Ende des fossilen Zeitalters beschleunigt. Auf Gas will man in Zukunft verzichten.

Die US-Industrie feiert das als Beitrag zum Klimaschutz. Der Standort werde auf einen Schlag CO2-frei, so Dow-CEO James Fitterling. Auf dem Firmengelände werden zusätzlich Solar- und Windkraftanlagen eingesetzt. In Deutschland gilt Atomkraft als Hochrisikofaktor, in den USA gibt es demnächst firmeneigene Atomkraftwerke. Weil Kernkraft kaum CO2 erzeugt, gilt sie als sauber. Das US-Energieministerium subventioniert die neue Technik über Steuererleichterungen. Auch die im Enegrieministerium zuständige Direktorin für Atomenergie, Kathryn Huff, gilt als überzeugte Unterstützerin.

Dow ist nicht das einzige Unternehmen, das auf die „Small Modular Reactors“ (SMR) setzt. Die Firma TerraPower plant im Bundesstaat Wyoming den Bau eines solchen Mini-AKWs. Hinter TerraPower steckt Microsoft-Gründer Bill Gates, der das Projekt antreibt. Kritik kommt dagegen vom Unternehmensberater McKinsey. SMRs seien aufgrund hoher Beschaffungs- und Betriebskosten gegenüber Energie aus Sonne und Wind im Nachteil.

Das hält aber US-amerikanische Politiker nicht dvaon ab, weiter auf die Kernenergie zu setzen. Erst Ende August hatte etwa der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, angekündigt, sein Bundesstaat solle Spitzenreiter bei der „fortschrittlichen Erzeugung von Kernenergie“ werden. Die Regierung plane Finanzhilfen, um die Verbesserung der Technik und ihre Verbreitung zu unterstützen. Das Dow-Projekt ist demnach erst der Anfang einer Entwicklung.