Trump bleibt

Trump, sagen die Freunde meines Freundes in seinem Stamm-Diner weit weg von Washington, sei ein Kotzbrocken, aber alles, was er über Hillary sage, sei die reine Wahrheit.

© Win McNamee/Getty Images

Dass Donald Trump Präsident wird, hielten sie nie für wahrscheinlich. Dass Hillary Clinton nur mit einem Gegenkandidaten wie ihm ins Weiße Haus zurückkehren kann, sagten mir meine Gesprächspartner in den U.S. schon vor langem. Einer von ihnen, lange Wahlmann der Republikaner, kleidet die Lage in dieses Bild: Obama ist das naive Gesicht des Landes, Trump das hässliche und Clinton das gefährliche.

Vereinfachungen sind Vereinfachungen. Dass Obama nicht hielt, was seine Fans erwarteten, ist offenkundig. Dass Clinton Obamas Politik fortsetzen wird, ist zwangsläufig. Er gehorchte dem Establishment, sie wird das auch. Im Inneren dürfte Clinton gegen die Republikaner noch weniger durchbringen als Obama. In der Welt wird bei Clinton vom hinhaltenden Widerstand Obamas gegen US-Interventionen und einem ganz harten Kurs gegen Putin nichts übrig bleiben.

Trump bleibt insofern, als er für das Amerika spricht, welches das amerikanische Establishment in den Metropolen nie kennen gelernt oder vergessen hat. Trumps Stimme wird nach Clintons Amtsantritt noch lauter erklingen als bisher schon. Ist es nicht Trump selbst, der für das Amerika da draußen spricht, das im alten Diner wie eh und je seinen Stammtisch pflegt, findet sich ein neues Gesicht.

Denn die Kluft zwischen Unten und Oben in den Vereinigten Staaten ist sehr tief geworden, mental noch mehr als sozial und gesellschaftlich. Und diese Trennlinie schneidet quer zu den Kategorien Schwarz, Weiß und Mex. Clinton wird diese Kluft weiter vergrößern. Die Republikaner müssen sich sowieso neu erfinden. Ob dieses Mal aus den Libertären und Grünen mehr wird als bisher, werden wir bald sehen.

Gegen eine zweite Amtszeit von Hillary – oder wie mein Freund jenseits des Atlantiks sagt – eine vierte, denn Bill stand für ihn immer unter Hillarys Kommando, wettet er. Als Bush Junior kandidierte, wählte mein Freund zum ersten mal nicht mehr die Grand Old Party, sondern Democrats. Nun wird er für den Kandidaten der Libertären stimmen. Die Leute in seinem Diner, sagt er, wollen alle gegen Hillary stimmen, sind sich nur noch nicht klar auf welche Weise. Trump, sagen sie, sei ein Kotzbrocken, aber alles, was er über Hillary sage, sei die reine Wahrheit.

Hillarys wahrscheinlicher Sieg setzt dem Konflikt mit Trump keinen Schlusspunkt. Ihr Konflikt mit dem amerikanischen Volk beginnt dann erst so richtig.

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