Seehofer: Vom scheinbaren Rebellen zum Altenteiler

Von Horst Seehofer kann niemand mehr eigenständige Politik erwarten, seit er damals nach der Rebellen-Phase gegen Merkel klein beigab.

imago Images/photothek

»Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) stellt sich gegen eine vorschnelle Wiederaufnahme des Reisebetriebes zwischen Deutschland und Österreich. „Solange das Virus keinen Urlaub macht, müssen auch wir uns mit unseren Reiseplänen beschränken – so verständlich der Wunsch für die Menschen und die Tourismusbranche auch ist.“«

Spiegel online berichtet, was Horst Seehofer der Bild am Sonntag gesagt hat. Auch warum von Seehofer seit langem nichts zu hören und sehen war, wegen einer freiwilligen Quarantäne, weil er wegen Alter und Vorerkrankungen „doppelt gefährdet“ wäre. Aber, aber das ist eine müde Ausrede, die Grünen haben eben ihren kleinen Parteitag digital durchgeführt.

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Nun ist der doppelt Gefährdete also wieder aufgetaucht und lobt als erstes nicht nur, Merkel führe Deutschland sehr stark durch die Krise in Corona-Zeiten, sondern sagt zu einer möglichen fünften Amtszeit der Unfehlbaren, wie es nur ein mental ganz Unbayerischer verdreht formulieren kann: „Ich kann nicht bestreiten, dass ich den Gedanken in letzter Zeit öfter gehört habe.“ Also: Ich kann auch nicht bestreiten, dass ich in letzter Zeit von Seehofer nichts gehört habe und vorher nichts G’scheites.

Von einem Pakt zwischen Seehofer und Söder weiß tagesschau.de zu berichten: „Söder lasse Seehofer in Ruhe und im Ministeramt, dafür lasse Seehofer Kanzlerin Angela Merkel in Ruhe und halte sich mit öffentlichen Äußerungen zurück.” Das macht dann Seehofers Schwurbelsatz zur fünften merkelschen Amtszeit schon fast subversiv.

Doch der Kernsatz dieses ARD-Berichts ist der erste: Söder lasse Seehofer in Ruhe und im Ministeramt. Um mehr geht es Seehofer nicht mehr. Innenminister bleiben als Vorsorge gegen die vielfältigen Risiken und zahlreichen Nebenwirkungen von Alter und Vorerkrankungen. Wie so viele Spitzenpolitiker fürchtet auch Seehofer nichts mehr als den Amtsverlust – nicht den der damit verbundenen Aufgaben, sondern den des Besitzens des Amtssessels.

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Von Horst Seehofer kann niemand mehr eigenständige Politik erwarten. Seit er damals nach der Rebellen-Phase gegen Merkel klein beigab, befindet Seehofer sich nur noch in dem, was man in Bayern „Austrag” nennt. Der vormalige Bauer darf zwar noch in einem abgegrenzten Teil des Bauernhofs leben, hat aber bei der Führung des Hofes nichts mehr zu sagen.

Aus dem „Austrag” lässt der Seehofer Horst dann über BamS via SPON noch etwas verlauten, bei dem ihm wohl nicht aufgefallen ist, was er als „Altenteiler” da über sich selbst in seiner Zeit vor dem „Austrag” sagt:

»Für Innenminister Seehofer hat die Schließung der deutschen Außengrenzen indes auch etwas Gutes. Durch die intensiveren Kontrollen habe man 1.696 Straftaten aufklären können, zudem habe es 1.423 Fahndungstreffer gegeben. Knapp 105.000 Menschen wurde die Einreise nach Deutschland verweigert.«

Das hätte Seehofer schon um 2015 herum haben können, wäre er mit deutschem Recht so umgegangen, wie es dort geschrieben steht. Im „Austrag” ist das zu spät.

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Kommentare ( 47 )

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Ingolf Paercher
3 Jahre her

Er hat sich selber vor der denkenden Welt derart zum Merkel- Kasperl gemacht, wie die Spitznamensliste („Umfaller“, „Drehhofer“, „Bettvorleger“ etc.) zeigt, daß er nur noch allenfalls Coulrophobikern Respekt einflößen kann.
Ficht ihn offensichtlich nicht an, jegliche Selbsterniedrigung ohne Schulterzucken gegen ein Fortbestehen im Amt ohne Würden garantiert bleibt.
Die Frage ist allerdings, warum man so einen Clown so oft wiedergewählt hat

Hannibal ante portas
3 Jahre her

Diesem Mann einen ernsthaften Artikel zu widmen, ist pure Zeitverschwendung.
Horst nimmt ENDLICH Deinen Hut!

Mortgelas
3 Jahre her

Dieser Mann ist keinen Artikel bei TE wert!

elly
3 Jahre her

Seehofer räumte sofort im BAMF auf, so wie er schon als Gesundheitsminister aufräumte. Da Seehofer als „Ausputzer“ galt, vermutete ich, dass er deswegen Innenminister wurde. Er wusste sicherlich, dass sich die NGOs seine Aufräumaktion beim BAMF nicht einfach so gefallen lassen werden. Und so werde ich es nie verstehen, weshalb Seehofer 2018 klein beigab. Merkel verkündete großspurig, sie hätte eine „europäische “ Lösung der Flüchtlingskrise. Als Seehofer feststellen musste, dass nichts davon stimmte, sagte er „Kann mit der Frau nicht mehr arbeiten“. Auch wenn die deutsche Medienlandschaft nur die halbe Wahrheit berichtete, wäre es für ihn ein Leichtes gewesen, aufzuzeigen,… Mehr

Maja Schneider
3 Jahre her

Dieser Mann hat sich selbst demontiert und so dafür gesorgt, dass die meisten Menschen und Medien sich eben nicht daran erinnern, dass er als früherer Gesundheitsminister des Bundes, vor allem aber als Ministerpräsident von Bayern durchaus seine Verdienste hatte. Er hat sich wie viele andere Politiker von Merkel vorführen und demontieren lassen und damit nicht einmal mehr Mitleid verdient.

Sina Gaertner
3 Jahre her

Mein erster Gedanke bei Seehofers Spekulation über eine weitere Merkel-Amtszeit:
Das sagt er nur, um einen Kanzler Söder zu verhindern. Dem gönnt er das Amt nicht.

Merkel selbst wird keine weitere Amtszeit anstreben, weil sie dann nur noch den weiteren, von ihr bereits eingeleiteten Niedergang des Landes verwalten könnte und um ihren Ruf in den Geschichtsbüchern fürchten müsste. So dumm wird sie nicht sein.

Bleibt nur zu hoffen, dass es genug Historiker gibt, die ihre desaströse Politik richtig analysieren und damit durchdringen.
Zugegeben: ein schwacher Trost.

Hannibal ante portas
3 Jahre her
Antworten an  Sina Gaertner

Merkel denkt in ganz anderen Kategorien und macht natürlich weiter!!

Kaltverformer
3 Jahre her

Mir fällt zu diesem Menschen überhaupt nichts positives ein.
Ganz im Gegenteil.
Von Söder werden die Geschichtsbücher einmal schreiben „Er gehörte zur Riege der Minderleister, die Deutschland und die Deutschen vernichteten“.

HGV
3 Jahre her

Seehofer hat gestern Abend im ZDF ein Interview gegeben, bei dem er nicht eine einzige Frage wirklich beantwortet hat, obwohl die Fragen vorher immer an denjenigen weitergegeben werden, der interviewt wird. Die Quintessenz ist, das es ihn überhaupt nicht interessiert, was in seinem Ressort passiert, sondern er nur an seinem persönlichen Machterhalt Interesse hat. Solange Seehofer in Bayern Ministerpräsident war, hat er sich eine gewisse Unabhängigkeit erhalten können. Nach seiner Abwahl und dem Gang nach Berlin wird der zwischen Merkel und Söder zerrieben. Wenn Seehofer Politiker von Format wäre, dann hätte er sich längst auf sein Altenteil und die Eisenbahn… Mehr

Denke
3 Jahre her
Antworten an  HGV

Sehr richtig gestern Abend im ZDF. Armselig der Mann, zwar groß an Gestalt, aber nur noch ein Zwerg in seiner politischen Wertigkeit.

Nachdenkerin X
3 Jahre her

Mit Verlaub, aber 2015 war de Maizière Innenminister. (Einseitige bayerische Maßnahmen hätten wohl nicht so richtig gegriffen.) Richtig handeln hätte Seehofer aber können, als er an dessen Stelle Innenminister wurde – ohne sich von A. M. hinhalten zu lassen, wodurch er dann ganz verloren hat. Ich glaube, Herr Goergen hatte das damals gleich richtig erkannt.

Alf
3 Jahre her

„Der vormalige Bauer darf zwar noch in einem abgegrenzten Teil des Bauernhofs leben, hat aber bei der Führung des Hofes nichts mehr zu sagen.“
Seehofer ist aber immer noch da, blockiert das Innenministerium für die Nachfolge und verhindert damit den längst überfälligen Austrag der Regierung Merkel.