Ärztetag sieht “Recht auf Bildung” nur mit Impfung gesichert

Das Recht auf Bildung mit Schulbesuch könne im kommenden Winter nur mit Covid-19-Impfung gesichert werden, schreibt der Ärztetag. Dabei ist ein schwerer oder tödlicher Verlauf bei Minderjährigen extrem selten.

IMAGO / Laci Perenyi

Was vor einem Jahr noch als Verschwörungstheorie galt, kann schnell Realität werden. Im Mai 2020 sagte etwa der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer: “Dieses Gerede, dass diejenigen, die sich nicht impfen lassen – aus welchen Gründen auch immer -, ihre Grundrechte verlieren sollen, ist großer Unsinn.” Nun drängt der Deutsche Ärztetag auf Impfungen von Kindern. Ansonsten sei das Recht auf Bildung im kommenden Winter nicht gesichert, heißt es.

Wörtlich steht in dem Beschlusspapier “I-19”, das Ärztevertreter am Dienstag und Mittwoch verabschiedet haben: “Das Recht auf Bildung mit Kita- und Schulbesuch kann im Winter 2021/2022 nur mit einer rechtzeitigen Covid-19-Impfung gesichert werden.” In dem Papier fordern sie die Bundesregierung auf, eine Impfstrategie für Kinder und Jugendliche zu entwickeln und diese vor dem kommenden Winter umzusetzen.

Dafür soll die Bundesregierung Impfstoffe bereitstellen und “proaktiv mediale Kommunikation” vorbereiten und umsetzen, fordern die Ärztevertreter. Da sei notwendig, um Herdenimmunität zu erreichen, denn 14 Prozent der Bevölkerung sei jünger als 16 Jahre. Auch Jugendliche hätten “deutliche gesundheitliche Risiken infolge einer SARS-CoV-2-Erkrankung”, schreiben die Ärzte und schließen: “Die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe erlangen Familien mit Kindern nur mit geimpften Kindern zurück.”

Scharfe Kritik kam von dem Epidemiologen Friedrich Pürner. “Impfung soll wohl für Kinder zur Eintrittskarte in Bildung und Teilnahme am sozialen Leben werden. Als Arzt kann ich so eine Haltung nicht befürworten. Es gibt keinen medizinischen Grund für eine Covid-19-Impfung bei Kindern”, schrieb der vormalige Leiter eines bayrischen Gesundheitsamts auf Twitter, ohne auf den Ärztetag Bezug zu nehmen. Die Impfung müsse eine individuelle Entscheidung bleiben und dürfe nicht zu einem Ticket verkommen.

Auch der Wirtschaftsethiker Christoph Lütge hält eine generelle Impfung von Kindern für “weder medizinisch noch ethisch vertretbar”. “Fälle von schweren oder tödlichen Verläufen muss man bei Kindern mit der Lupe suchen”, erklärt der Professor an der Technischen Universität München. Diese medizinische Sicht teilten im Übrigen auch bekannte Virologen im persönlichen Gespräch, die ansonsten den Lockdown-Kurs der Bundesregierung unterstützten, sagt er.

Der Beschluss der Ärztekammer erstaunt auch deswegen, weil Kinder kaum an Covid-19 schwer erkranken oder sterben. Erst Ende April gab die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie Entwarnung, was die Sterblichkeit und Hospitalisierung von Kindern mit Covid-19 betrifft. Ein schwerer oder tödlicher Verlauf sei eine “extreme Seltenheit”, hieß es in einer Mitteilung des Fachverbands. Zudem gebe es keine Beweise für die Behauptung, dass ein Zusammenhang von Infektionen bei Kindern und schweren und tödlichen Verläufen bei Erwachsenen bestehe. “Daten, die diese Theorie bestätigen, fehlen”, stellten die Mediziner fest.

Insgesamt zählte der Verband in seinem Register vier Kinder, die bis 11. April ursächlich an Covid-19 verstorben waren. Das seien deutlich weniger Todesfälle als durch Ertrinken (25 Kinder) oder bei Verkehrsunfällen (55 Kinder), stellten die Mediziner fest. Auch die Zahl der jungen Intensivpatienten war mit 62 vergleichsweise gering. Hochgerechnet auf die 14 Millionen Kinder in Deutschland bedeute das, dass mit einem positiven Corona-Test weniger als 0,00002 Prozent verstarben und weniger als 0,01 Prozent intensivmedizinisch behandelt werden mussten.

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Kommentare ( 165 )

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lube
2 Jahre her

Das Recht auf Ausübung des Arztberufes ist nur mit der Mitgliedschaft in einer Partei der Nationalen Front gesichert .
Bilde weitere Rechtsansprüche außerhalb des Grundgesetzes .

pantau
2 Jahre her

Was mich so maßlos ärgert und verunsichert ist die fehlende Datenbasis, um abwägen zu können. Man muss doch davon ausgehen, daß alles was Corona betrifft, überdramatisierend frisiert worden ist (Infektionen, Long-Covid, Todeszahlen, Infektionszahlen) und alles, was die Impfplürre anbelangt, hinsichtlich Nutzen ebenfalls hochfrisiert wird und bzgl. Schaden fast schon offen klein- und weggerechnet wird. Stichwort Obduktionsverbot bei nach Impfung Gestorbenen.

Gerro Medicus
2 Jahre her

Gründen wir die Gruppe #händewegvonunserenkindern!

Last edited 2 Jahre her by Gerro Medicus
Werner Liebisch
2 Jahre her

Ich als Betroffener werde auswandern,. oder meine Kinder irgendwo hinschicken, wo der Wahnsinn nicht stattfindet…USA, Schweiz, Mexiko, Schweden… Alternativen gäbe es.
Es ist ein dystopischer Albtraum.
Ich sah vor einiger Zeit die Serie „Der Report der Magd“, basierend auf dem Buch „The handmaid’s tale“, das Buch erschien 1985 von der Autorin Margaret Atwoods.
Noch läuft die Serie unter Science Fiction, wenn es so weitergeht, bald als Doku…

Gerdt Novak
2 Jahre her

Dazu passt die politische Intension, das Sorgerecht der Eltern auf der Ebene des Grundgesetzes einzuschränken. Weigern sich die Eltern ihr Kind dem Eingriff auszusetzen, kann schnell einen entsprechende gesetzliche Grundlage geschaffen werden, die den Eingriff aus Gründen des „Kindeswohl“ zulassen würde.
Man erinnere sich: Wir haben es mit politischen Kreisen zu tun, die die Abtreibung, also Tötung eines Kindes, bis zum Zeitpunkt der Geburt für vertretbar hält.

GG-Sympathisant
2 Jahre her

Gibt es nicht Medizinethiker? Sind diese allen Ernstes mit dieser extremen Verzerrung, die für eine derart verbrecherische Erpressung herangezogen wird, einverstanden?
Eine Ex-Post-Ethik, die sich Jahrzehnte später öffentlichkeitswirksam in Verurteilungen, Distanzierungen und anderer Schaufensterpolitik in Szene setzt, ist eine bodenlose Heuchelei und zutiefst schändlich.
Es ist allerhöchste Zeit, dass sich die Menschen massiv zur Wehr setzen.

Klaus D
2 Jahre her

Lobbyismus?!…..Ärztetag = Bundesärztekammer = Mitglied – Europäische Bewegung Deutschland = Liste der Mitglieder der Europäischen Bewegung Deutschland 365 Sherpas GmbH ADAC Präsidialbüro Berlin ADVERB − Agentur für Verbandskommunikation Advice Partners GmbH AEGEE Berlin e. V. AGES Maut System GmbH & Co. KG Allianz SE APCO Worldwide GmbH Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland e. V. (agv) Arbeitsgemeinschaft Berufsständischer Versorgungseinrichtungen e. V. (ABV) Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände e. V. (AGDW) Arbeitskreis Europäische Integration (AEI) Bahn-Media Verlag GmbH & Co. KG BASF – The Chemical Company Bertelsmann Stiftung BMW Stiftung Herbert Quandt Boehringer Ingelheim GmbH & Co. KG Bohnen Public Affairs GmbH Brunswick Group GmbH Bund Deutscher… Mehr

Bummi
2 Jahre her

Es geht doch nur um Geld für die Pharmalobby. Die Risiken der Impfung sind deutlich höher gegenüber dem Nutzen.

Last edited 2 Jahre her by Bummi
miwo
2 Jahre her

Ein Verbrechen an den Kindern! Ohne jede Evidenz!

Wolfram_von_Wolkenkuckucksheim
2 Jahre her

Die drehen nun alle vollkommen am Rad. Vermutlich bekommen diese Verbände Direktiven direkt aus dem Kanzleramt, um solche irren Ideen Vorschub zu leisten, damit die Politik hinterher sagen kann, sie höre ja nur auf die Wissenschaft. Die Wissenschaft, die hier eine Rolle spielt, ist die Mathematik und nicht die Medizin. Die Mathematiker schauen sich die Zahlen an und müssen zu dem Schluss kommen, dass die Impfung riskanter als die Krankheit ist, speziell bei Kindern. Was sagen die Ethiker und Juristen? Auf die muss man auch hören. Jemand, der geschützt werden will, kann und darf sich impfen lassen. Er hat aber… Mehr

ebor
2 Jahre her

Noch vor wenigen Tagen hätte ich gesagt, das bisher vom BVerfG postulierte Recht auf Bildung, dem die Pflicht zum Schulbesuch und die staatliche Pflicht zur Bildung entspringen, würde solch irren Ideen ganz schnell den Riegel vorschieben. Das war aber, bevor Richter dieser Republik wegen Rechtsbeugung strafrechtlich belangt werden sollten, weil sie Grundrechten Geltung verschaffen wollten, bevor das BVerfG Verfassungsbeschwerdeführern gegen das offensichtlich (!) verfassungswidrige Notbremsengesetz den einstweiligen Rechtsschutz versagte, und bevor das BVerfG den „Klimaschutz“ in den Umweltschutz hineinlas und daraus auch noch eine Pflicht des Gesetzgebers zu Einschränkungen bisher als dem Umweltschutz grds. vorrangig angesehener Grundrechte herbeizauberte. Jeder normal… Mehr

Last edited 2 Jahre her by ebor
Sybille Weber
2 Jahre her
Antworten an  ebor

Besser A.D. Merkel fragen!

Frau Z.
2 Jahre her
Antworten an  ebor

Jeder normal denkende Mensch würde sagen, dann sollen sich Lehrer, die Angst vor einer Infektion durch ihre Schüler haben, halt impfen lassen.“

Ich kann Ihnen versichern, dass sich nicht alle Lehrer impfen lassen wollen.
Was hier vom Ärztetag verlangt wird, setzt auch eine Durchimpfung aller Lehrer voraus.
Zusammengenommen bedeutet das, Impflicht für Lehrer und Schüler.
Es geht weniger um die Bildung, als um die Verwahrung der Schüler.

ebor
2 Jahre her
Antworten an  Frau Z.

Was hier vom Ärztetag verlangt wird, setzt auch eine Durchimpfung aller Lehrer voraus.“
Nein, das sehe ich nicht so. Mag sein, daß sich nicht alle Lehrer impfen lassen wollen. Dann werden sie ihren Beruf nicht mehr so ausüben können wie bisher, oder aber mit dem Risiko leben müssen, daß sie sich infizieren könnten. Das ist dann jedoch deren freie Wahl. Ihnen diese freie Wahl einzuräumen ist gegenüber der Impfpflicht für alle Schüler das mildere Mittel zum Schutze der Gesundheit der Lehrer, sollte man meinen.

HGV
2 Jahre her

Die Verbände sind heute nicht mehr die Vertreter ihrer Mitglieder, sondern drehen wie die NGOs am großen Rad der Regierung. Die Verbandsfunktionäre sind die gut bezahlte und bestallte Elite in diesem Land. Da ist er Ärztetag nicht die einzige Organisation. Alle Verbände haben da bemerkenswertes „geleistet“. Kindern und Jugendlichen und Studenten das Recht auf Bildung zu verweigern ist ein Schritt zurück in das tiefste Mittelalter. Geschädigt werden allerdings sicher nicht die Kinder, Jugendlichen und Studenten der Eliten, sondern diejenigen, die sowieso während Corona unter dem Schließen der Bildungseinrichtungen gelitten, nicht lernen konnten und weiter in der Gesellschaft zurückfallen.