Eine Pipeline für russisches Gas nach Westeuropa ist von der ukrainischen Betreibergesellschaft unterbrochen worden. Die ukrainische Armee meldet Erfolge im Raum Charkiv und an der Schwarzmeerküste. Die Gründe für den Rücktritt von fünf russischen Gouverneuren bleiben unklar.
Die Ukraine hat den Transfer von Erdgas aus Russland nach Westeuropa über eigenes Territorium in der umkämpften ostukrainischen Region Luhansk teilweise gestoppt, wie der ukrainische Gasnetzbetreiber GTSOU am Mittwochmorgen mitteilte. Der Gasfluss werde ab Mittwoch über die dortige Sochraniwka-Route eingestellt und stattdessen über den Sudscha-Knotenpunkt geleitet. Der Schritt war schon am Dienstag unter Berufung auf „höhere Gewalt“ angekündigt worden. Damit fielen bis zu 32,6 Millionen Kubikmeter Gas täglich weg, das sei fast ein Drittel der täglich über die Ukraine nach Europa transportierbaren Höchstmenge. Aufgrund der russischen Besatzung sei es unmöglich geworden, die Verteilstationen der Sochraniwka-Route zu kontrollieren. Der russische Erdgaskonzern Gazprom widersprach und behauptete, die Ukrainer hätten „ungestört“ gearbeitet. Gazprom wolle alle seine Verpflichtungen gegenüber europäischen Kunden erfüllen. Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums versicherte: „Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist aktuell weiter gewährleistet.“
In den USA hat am Dienstag das Repräsentantenhaus die Aufstockung des Hilfspakets für die Ukraine von 33 auf 39,8 Milliarden Dollar gebilligt. Auch eine Mehrheit der oppositionellen Republikaner stimmte dafür. Das Paket muss nun noch vom Senat verabschiedet werden. Die Zustimmung gilt als so gut wie sicher. Rund die Hälfte der Gesamtsumme soll unmittelbar für Verteidigungsbedarf verwendet werden.
— Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) May 11, 2022
Über die Gründe für den fast gleichzeitigen Rücktritt von fünf russischen Provinzgouverneuren wird noch gerätselt. Wie die Deutsche Presse-Agentur (DPA) laut Medien am Dienstag berichtete, sollen die Gouverneure Sergej Schwatschkin aus dem sibirischen Tomsk und Igor Wassiljew aus Kirow als erste ihre Rücktritte bekannt gegeben haben. Dann folgten die Gouverneure von Saratow und Mari El. Der Gouverneur der Region Rjasan erklärte, dass er nicht mehr für eine zweite Amtszeit kandidieren werde. Offiziell begründeten sie laut DPA ihren Schritt mit hohem Alter und langen Amtszeiten. Aber es ist wenig verwunderlich, dass in sozialen Medien wie Telegramm auch über eine mögliche Unzufriedenheit der Gouverneure mit Putins Krieg und den schweren ökonomischen Folgen der westlichen Sanktionen spekuliert wird. Die Rücktrittswelle könne ein Anzeichen dafür sein, dass das Schiff ins Kentern gerate und die „Ratten wohl lieber von Bord gingen“, meinte der Politologe Abbas Galljamow laut DPA, wie Medien berichten. Umgekehrt könnte aber auch Putins Unzufriedenheit mit den Gouverneuren der Grund sein.
Die Lage in den Kriegsgebieten
Die militärischen Aktionen der Russen am Boden scheinen sich auf die Einnahme von Rubischne im Norden des Donbass zu konzentrieren. Seitdem das russische Militär Ende März den Angriff auf die Hauptstadt Kiew aufgegeben hat, versucht es den Frontvorsprung der ukrainischen Truppen in der östlichen Donbass-Region einzukesseln, wobei die Stadt Isjum im Nordosten von besonderer Bedeutung ist. Bislang ist das den Russen nicht gelungen. Wenn der ukrainische Gegenangriff im Raum von Charkiv weiter erfolgreich ist, könnte dies die russischen Nachschublinien im Norden des Donbass gefährden, wie das Institute for the Study of War analysiert.
Die russischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben in der Nacht zum Mittwoch zahlreiche Angriffe mit Fernwaffen durchgeführt: „Raketenstreitkräfte und Artillerieeinheiten haben 407 Gebiete mit Ansammlungen von Truppen und Militärtechnik beschossen, dabei 13 Gefechtsstände, 4 Stellungen von Raketenwerfern des Typs Ossa-AKM und 14 Munitionsdepots zerstört“, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Mittwoch in Moskau. Außerdem seien zwei Kommandostellen und drei Munitionsdepots durch fliegende Einheiten zerstört worden.
Das britische Verteidigungsministerium berichtet unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse von militärischen Erfolgen der Ukrainer an der Schwarzmeerküste. Sie hätten mit Bayraktar-Drohnen Luftabwehrstellungen der Russen auf der Schlangeninsel und Versorgungsboote angegriffen.
Die ukrainischen Streitkräfte haben am 77. Tag des Krieges eine neue Schätzung der russischen Verluste veröffentlicht. Demnach sind etwa 26.350 russische Soldaten gefallen. Über eigene Verluste gab es keine Angaben.
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Sicher wird sich angesichts der ersten Erfolge ukrainischer Streitkräfte die russische Armee eingeschüchtert zurückziehen, weiße Tauben auf russischer Seite anzeigen,dass man verstanden hat und dann ist der Krieg Geschichte. Schön wär’s, aber leider völlig unrealistisch. Russland wird das klären,so oder so. Den an den Kampfhandlungen vollkommen unschuldigen Zivilisten, sofern sie keine Hilfstruppe sind, also zwar gekennzeichnete Kämpfer, jedoch keine vollwertigen Soldaten im Sinne der Haager Landkriegsordnung, werden hoffentlich nicht Kriegsgerichte Urteile fällen, die noch mehr Leben zerstören. Wie kann man so dumm sein seine gesamte Infrastruktur zu verlieren, und nicht erkennen zu wollen, dass manchmal mit dem Kopf durch die… Mehr
Man braucht sehr viel Geduld, um Leuten wie Ihnen Zahlen und Daten so nahe zu bringen, dass sie darüber stolpern. Der Krieg gegen die eigene Bevölkerung, den die Herrschaften nach dem Maidan bewusst herbei geführt haben, begann im Jahr 2014 und hat bis heute ca. 14 000 Menschen das Leben gekostet, die keinen anderen Fehler hatten als der russischen Ethnie anzugehören und ihre Muttersprache sprechen zu wollen. Und Sie glauben der Krieg in der Ukraine habe erst jetzt im Februar begonnen. Seltsame Betrachtungsweise, aber gut. Glauben Sie nur immer fest an ihre Wahrnehmung in der Sache, ist ja nicht verboten.… Mehr
Was mich wirklich einmal interessieren würde, wäre eine Gegenüberstellung der Angaben von ukrainischer und russischer Seite sowohl zum Verlauf als auch zu den Verlusten. Glauben kann man keiner kriegspartei, aber man kann die Verlautbarungen und Frontverläufe gegenüberstellen. Das wäre dann der gute alte Journalismus von TE, den ich in den letzten Jahren schätzen gelernt habe.
Was ist eigentlich mit denen, die immer noch im Stahlwerk in Mariupol unter Tage ausharren? Und wer und wie viele sind das?
Vielleicht gibt es ja ein russisches Kommuniqué, das die Toten auf der anderen Seite zählt?.
Tote Zivilisten scheinen beiden nicht unterzukommen?
Unsere Außenministerin hat diplomatisches Geschick wie ein Granitstein – so felsenfest, wie sie uns einer Seite zugesprochen hat. Schon seltsam, dass am Tag nach deren Besuch, als sie den Bezug weiterer russischer Energien kategorisch „auf immer“ ausschloss, der Fuß Selenskyjs auf einer Pipeline Richtung EU steht.
Putins Lügen werden mehrheitlich geteilt. Wer Pro-Kriegs-Loyalität vermissen lässt, muss gehen. Vermutlich sind die Regionalfürsten gegangen worden. Verordneter Rücktritt sozusagen. Hat es in der BRD auch hin und wieder mal. Das Problem an sich ist der Krieg. Putin merkt, es läuft nicht wie geplant. Zurück kann er nicht, denn dafür ist zu viel passiert. Eskalieren könnte er noch, aber mit ungewissem Ausgang. Sein „Gleiwitz“ ist widerlegt. Motto: „Die Ukraine wollte Russland angreifen, Krim und Donbass. Russland sei ihr lediglich präventiv zuvorgekommen“ Seit 2014 hat Russland Krim und Donbass besetzt. Eine Rückeroberung wäre legitim, denn es ist ukrainisches Staatsgebiet. Deshalb regiert… Mehr
Zitat: „Der Westen würde schweigen, so wie 2014 auch“
> Mhh, es ist vllt nicht genau vergleichbar, dennoch will ich auch an den Aufstand in Ungarn Mitte 1950 erinnern wo die Russen einmarschiert waren.
Na dann wollen wir mal hoffen, dass die Ukrainer das Momentum nutzen und bis nach Moskau vorstossen und dieses Elend endlich beenden. Da Russland dann von wahren Demokraten kontrolliert werden würde könnten wir dann auch endlich wieder Gas und Öl von ihnen kaufen.
Also alle Daumen drücken für die Ukrainer, ich friere nämlich nur sehr ungern im Winter!
Momentan beschränkt er sich noch:
„Wenn wir alles zurückgewonnen haben, was uns gehört, werden wir dies beenden.“ Eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine hätte Selenskyj zufolge den Krieg von vorneherein verhindert. „Wäre die Ukraine vor dem Krieg in der Nato gewesen, hätte es keinen Krieg gegeben“, so Selenskyj weiter. https://www.welt.de/politik/ausland/article238681455/Ukraine-News-Selenskyj-Werden-Territorium-der-Ukraine-wiederherstellen.html
Was er nicht sagt: wird er, wenn es so weit ist, weiter gegen die russisch-stämmige Minderheit im Donbass vorgehen wie seit 2014?
Hätte Baerbock ihn nicht gestern fragen können?
„Wäre die Ukraine vor dem Krieg in der Nato gewesen, hätte es keinen Krieg gegeben“
Deswegen wollte doch keiner die Ukraine in der Nato.
Die Frage hatte keiner Baerbock aufgeschrieben.
Ich fürchte, aus Ihrer Hoffnung wird nichts werden. Die Ukraine hat nämlich kein Interesse, das Nachbarland mit Krieg, Zerstörung und Elend zu überziehen und Kindern durch heimtückische Minen die Beine wegzusprengen. Das überlassen die Ukrainer schon dem schmächtigen KGB-Agenten mit dem aufgedunsenen Botox-Gesicht. Die Ukrainer wollen nur die marodierenden und plündernden Horden des Möchtegern-Zaren aus dem Norden aus ihrem Land schmeißen und danach wieder in Ruhe leben.