Rentenpaket: Die Junge Union ist gefallen

Die Junge Union hält durch, hieß es am Montag. Am Dienstag wird klar: sie fällt. In einer Probeabstimmung in der Fraktion waren es schon nur noch ein Dutzend Rebellen, die sich dem Rentenpaket widersetzten. Tendenz fallend. Nun könnte Friedrich Merz das Paket durchbekommen.

picture alliance / dts-Agentur

CDU und CSU haben sich verändert. Als Markus Söder 2021 noch mit Armin Laschet um die Kanzlerkandidatur gekämpft hat, war es die Bild, die jedes Wort aus der internen Sitzung über Twitter veröffentlicht hat. Im Rentenstreit ist es Julius Betschka, dem sich offensichtlich ein Christdemokrat anvertraut hat. Einem Autoren des Sterns und des Tagesspiegels will da ein Christdemokrat gefallen. Eines von zahllosen Bildern für die Flucht nach links, die CDU und CSU angetreten sind, seit ihr Kanzler Friedrich Merz seine Regierung an die SPD gekettet hat.

Die „jungen Abgeordneten“ stehen. Sie haben eine Erklärung veröffentlicht, dass sie dem Rentenpaket nicht zustimmen wollen, dass die Christ- mit den Sozialdemokraten ausgehandelt haben. So haben es manche Berichterstatter am Montag schon verkündet. Doch sie haben die Falltür übersehen, auf der die 18 „jungen Abgeordneten“ gestanden haben – für die einen ein Notausgang, für die andere ein Karriereabsturz. Denn Friedrich Merz ist entschlossen, das Rentenpaket durchzuziehen, so wie er es seinem Koalitionspartner, dem sensiblen Lars Klingbeil versprochen hat.

Der Kanzler und sein Team waren zuversichtlich, die Fraktion in der Sitzung disziplinieren zu können, die am Dienstag gegen 15 Uhr begonnen hat. Schon vorher ließ der Fraktionsvorsitzende Jens Spahn die Abstimmung zur Rente auf die Tagesordnung des Bundestags setzen: Freitag, 11.20 Uhr. Ein Signal: Die Koalition wird eine Mehrheit für das Rentenpaket haben, ist sich Spahn sicher. 18 „junge Abgeordnete“ gibt es, die ihr Ja in Frage gestellt haben. 12 Stimmen hat die Regierung im Parlament über den Durst. Nach Medienberichten sollen es schon am Montag nur noch 10 „junge Abgeordnete“ gewesen sein, die entschlossen waren, bei ihrem Nein zu bleiben.

Schon am Montag, als sich manche Berichterstatter noch an die Erklärung der Jungen Union klammerten, zeichneten sich die unterschiedlichen Auswege ab, die sich die „jungen Abgeordneten“ erschlossen haben: Da war Daniel Kölbl, der das Karrieristen-Mikado verlor und als Erster öffentlich einräumte aus Verantwortung für die Koalition – also für seinen sicheren Listenplatz – dem Paket zustimmen zu wollen. Andere waren so schlau, anonym anzukündigen, dass sie zustimmen, aber eine Erklärung abgeben werden, warum sie ihre eigene Entscheidung für falsch halten. Noch so ein Bild für die CDU 2025.

Andere dürfen jetzt mit Nein abstimmen. Etwa der Vorsitzende der Jungen Union, Johannes Winkel. Er übernimmt damit die Rolle von Veteranen wie Horst Seehofer (CSU) oder Wolfgang Kubicki (FDP) einst hatten, als sie persönlich permanent nach rechts blinkten, damit ihre Parteien nicht alle Wähler verlieren, die nicht mit nach links wollten – wo ihre Parteien tatsächlich hin fuhren und fahren.

Zehn Gegenstimmen gab es in der Probeabstimmung insgesamt. Damit könnte die Union leben. Einzelne wird Spahn noch im Einzelgespräch umpolen können. Dann sollte es am Freitag reichen. Entscheidend ist, dass der Wirtschaftsflügel der Union nicht mit den „jungen Abgeordneten“ mitgehen und lieber die eigenen Pfründe retten will, als die Rente günstiger zu machen. Die deutsche Wirtschaft leidet zwar dieser Tage unter der Politik – aber angesichts der Qualität ihrer politischen Vertreter erhält sie auch, was sie verdient.

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Kommentare ( 64 )

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wackerd
10 Tage her

Die JU folgt dem großen Fahrensmann aus dem Sauerland. Umfallen als Charaktereigenschaft.

Denke
11 Tage her

Charakter kann man nicht kaufen. Entweder man hat ihn oder man hat ihn nicht..

Apfelmann
11 Tage her

Diese aus Zwangsabgaben finanzierte Rentenversicherung muss weg. Wir brauchen ein freies Rentensystem wo jeder soviel einzahlen kann wie er will. Ohne Zwang und Gängelei.

wackerd
10 Tage her
Antworten an  Apfelmann

Nur, wenn der Sozialstaat abgeschafft wird. Sonst sind 80% Einzahlungsverweigerer später durchzufüttern.

Michael Palusch
10 Tage her
Antworten an  Apfelmann

Genau! Zum Beispiel in Pensionsfonds von Unternehmen, die dann, wie regelmäßig aus den USA berichtet, plötzlich leer sind.

moorwald
8 Tage her
Antworten an  Apfelmann

Der Soialstaat kan sein Versprechen einer allumfassenden Daseinsvorsorge nicht erfüllen. Die Altersvorsorge ließe sich privatisieren und gleiczeitig zur Pflicht machen. Anlageformen müßten zertifiziert werden.

Turnvater
11 Tage her

Hand auf´s Herz, liebe CDU-Nostalgiker unter den Lesern und Autoren von TE – wie hat diese neue Dosis Hopium gewirkt, trotz aller bisherigen Erfahrungen?

Immer noch gut?

hansgunther
10 Tage her
Antworten an  Turnvater

Die CDU hat es wie immer verkackt – Stand 03.12.25 12:09h

Nibelung
11 Tage her

Noch ist für Merz nicht alles in trockenen Tüchern, weil eine Mehrheit bei der Abstimmung nicht garantiert ist, denn auch die Gegner hätten was zu verlieren und es wird sich nun zeigen ob die Charakterlosigkeit um sich greift oder die Vernunft zählt, wenn es auch noch so schmerzhaft sein könnte und Merz dabei seinen Hut nehmen müßte, denn lieber diesen Typ opfern, als den Roten einen Gefallen zu tun.

wenmic
11 Tage her

Auf die CDU CSU ist seit Merkel genauso verlass wie früher zu Erichs Zeiten auf die SED.

Andreas Bitz
11 Tage her

Die Focussierung auf die wackeren, überwiegend umfallenden 18 JU-ler verstellt den Blick auf den Skandal, den sich die anderen Abgeordneten mit ihrer Zustimmung erlauben. Sie lassen die jungen Abgeordneten dem Druck der Brandmauer-Einheitspartei ausgesetzt.

maps
11 Tage her

Was will man von der CDU/CSU erwarten!? Sie haben dieses Land zerstört! Sie haben am 25.10.2025 das nächste Kernkraftwerk gesprengt! Sie machen genau so weiter!

Nihil Nemo
11 Tage her

Wenn das Flugzeug in der Todesspirale ist, macht es keinen Unterschied, ob noch Tomatensaft ausgegeben wird.

Michael Palusch
11 Tage her

Die Junge Union ist gefallen

Ja was denn sonst?!
Der Zweck dieser Inszenierung wurde doch vollständig erreicht. Durch die sogenannten Rebellen schossen sich alle auf die Rente ein, fieberten mit den „jungen Wilden“, und die immensen Belastungen durch die Pensionen, verschwanden erfolgreich hinter der Pulverdampfwolke aus den Platzpatronen.