Nach Winnetou jagt das woke Kollektiv nun den Moderator Frank Buschmann

Der Moderator Frank Buschmann hat davor gewarnt, dass Kampagnen gegen Bücher wie „Winnetou der junge Häuptling“ nur sogenannten Rechten nutze. Dafür jagt ihn nun das woke Kollektiv: als (vermeintlich) Rechten.

IMAGO / Eibner

Nun also Frank Buschmann. Als Moderator hat der 57-Jährige unter anderem für DSF, Pro Sieben und Premiere gearbeitet. Seine Kritiker hassen seinen emotionalen Moderationsstil, doch genau der ist es, der Menschen in Massen mitnimmt. In den ersten beiden Jahren, in denen der Spartensender ProSieben Maxx die Football-Spiele der NFL in Deutschland zeigte, war er der Kopf des Moderatorenteams, durfte die beiden Super Bowls kommentieren. Buschmann hat so einen großen Anteil an der zunehmenden Popularität des American Footballs in Deutschland. Dieser Botschafter eines ausländischen Sports ist nun die neue „rechte Sau“, die das woke Kollektiv durchs Twitterdorf jagt.

Was hat Buschmann getan? Er hat sich zu der Entscheidung des Ravensburger-Verlags geäußert, ein Buch über den jungen Winnetou aus dem Angebot zu nehmen. Der Verlag sah sich der Wut eines Hetz-Kollektivs auf Twitter ausgesetzt. Und das bekommt nun auch Buschmann zu spüren. Dazu hat der Moderator an seine 284.000 Follower auf Twitter geschrieben: „Extreme Linke moralisieren die Gesellschaft kaputt und die extremen Rechten sammeln ein. Das kann doch niemand wirklich wollen!“ Die neueste Ausgeburt der Cancel Culture nannte er „Wahnsinn“.

— Frank Buschmann (@FrankBuschmann) August 22, 2022

Das woke Hetz-Kollektiv brandmarkt nun Buschmann: Die Skala beginnt bei Philipp Köster. Er ist Chefredakteur des Magazins „Elf Freunde“, das sich auf Geschichten über Michael Lameck und Walter Frosch spezialisiert hat. Köster deutet an, Buschmann habe mit seinem Tweet gerechtfertigt, dass Rechtsradikale „Ausländer durch die Straßen jagen“. Was Buschmann nicht getan hat.

Der Account „Canbi“ macht den nächsten Schritt: „Frank Buschmann hat uns alle lieb gebeten, dass wir aufhören sollen uns über rassistische Stereotypen zu beschweren, damit die weiße Mehrheitsgesellschaft weiterhin Kolonialverbrechen nicht reflektieren muss und diese gar romantisieren kann.“ Aus einem Tweet für ein Kinderbuch wird eine Verteidigung des Kolonialismus. Canbi verspricht auf seinem Account: „disstracks gegen die Mehrheitsgesellschaft“. Gegen die scheint er etwas zu haben. Außer einmal im Monat, wenn das ZDF-Magazin ihm seinen Anteil aus deren Zwangsgebühren überweist.

Der Account „Marrorson“ beendet dann die Skala. Er inszeniert Buschmann in einem Meme als AfD-Politiker und verknüpft dessen eigentliche Aussage: „Extreme Linke moralisieren die Gesellschaft kaputt“ mit dem AfD-Slogan „Deutschland. Aber normal.“ Dass Buschmann in seinem Tweet davor gewarnt hat, dass Rechte von dem Winnetou-Aus profitieren – dass er sich also vor einer Stärkung der Rechten fürchtet, aber selbst einer sein soll? Das ist Logik. Die hält woke Linke nicht auf. Er hat sie kritisiert, das reicht, damit ist Buschmann für Linke rechts. Auf Kritik aus den eigenen Reihen reagieren woke Linke sogar mit noch mehr Hass, als sie für tatsächliche Rechte übrighaben.

Auch für Ironie haben woke Linke keinen Sinn. Auf die Warnung, ihre Feldzüge würden die Gesellschaft kaputtmachen und Unbeteiligte in die Arme von Rechten treiben, machen sie genau das: Sie initiieren einen Feldzug, der nur verbrannte Erde hinterlässt. Und der die „Rechte“ neu definiert. Nimmt man das woke Hetz-Kollektiv ernst, beginnt die Rechte nun bei einem Mann, der öffentlich durch sein Engagement für die Sportarten Basketball und American Football bekannt wurde.

Die Kampagne gegen Buschmann trägt viele Züge, die für woke Kollektiv-Hetze typisch sind: Sie wird getragen von Journalisten. Vorzugsweise von öffentlich-rechtlichen. Es können aber auch welche von linken Medien sein wie der Taz oder Fachblätter für die Verklärung früherer Fußballtage. Verstärkt werden sie von Accounts mit Fantasienamen, die selten mehr als 100 Follower auf sich vereinen. Oft sitzen dahinter die gleichen Journalisten, die mit ihrem Echtnamen vorgelegt haben oder es sind Mitarbeiter aus der Politik und dem Öffentlichen Dienst, die auf Twitter die linke Sau rauslassen wollen, ohne die Aussicht auf eine eigene Karriere A13 aufwärts zu gefährden. Diese Accounts erwecken den Eindruck einer Massenbewegung, hinter der sich aber meist nur einige wenige Aktivisten mit einer politischen Agenda verstecken.

bloß keine kulturelle Aneignung
Verlag zieht Buch zurück: Ravensburger lässt Winnetou zum zweiten Mal sterben
Die unter Druck Gesetzten fallen schnell auf diese vermeintliche Massenbewegung herein und knicken ein. So wie jüngst der Ravensburger-Verlag. Rassistisch, die Kolonialisierung und den Völkermord verherrlichend – mit genau diesen „Argumenten“ machte das Hetz-Kollektiv auf Instagram gegen ein Kinderbuch mobil. Der Verlag zog daraufhin „Der junge Häuptling Winnetou“ zurück. Obwohl der Film zum Buch erfolgreich läuft. Um dieses Canceln zu erreichen, musste keiner der Aktivisten etwas riskieren. Nicht mal den eigenen Namen. Eine Impressums-Pflicht für ihre Nutzer kennen Instagram, Twitter und andere sozialen Netzwerke nicht.

„Euer Feedback hat uns deutlich gezeigt, dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben“, schrieb Ravensburger im Tone reiner Selbstkritik. Die Arbeit der eigenen Lektoren schätzt der Verlag damit also weniger wert als die Hasstiraden von einigen wenigen, meist anonym agierenden Internetnutzern? Scheint so. Denn künftig sollen „Fachberater“ Bücher vorab auf den richtigen Umgang mit sensiblen Themen prüfen, wie der Verlag ankündigt.

Karl Mays Bücher haben die Kolonialisierung übrigens durchaus kritisch aufgegriffen. Für jemanden, der die USA nie bereist hat, hatte er eine bemerkenswert klare Vorstellung, wie sich der Landraub auswirkt. Die deutschen Westernfilme rund um Winnetou, die in den 60er Jahren sehr beliebt waren, unterschieden sich im Umgang mit der amerikanischen Urbevölkerung deutlich von den amerikanischen Western ihrer Zeit. In Letzteren waren die Indianer eine wilde Bedrohung, die vorzugsweise abgeknallt wurde. Mit Winnetou setzte der deutsche Film einen Apachen-Häuptling dagegen, der für eine stolze, andere Kultur stand und für das versöhnliche Miteinander von Kulturen.

Doch es ist falsch, mit der Qualität der Bücher oder der Filme zu argumentieren: Was nicht verboten werden kann, muss erlaubt sein. Egal, wie gut oder schlecht es ist. Eine (Cancel) Kultur, in der eine kleine, oft anonym agierende Minderheit vorgibt, was eine große Mehrheit konsumiert, ist nicht hinnehmbar. Denn natürlich verklärt May seinen Wilden Westen. Auch dürften seine christlichen Ansichten auf viele Leser der Gegenwart irritierend wirken. Aber es wird ja niemand gezwungen, Mays Bücher über Winnetou zu lesen – oder die von anderen Autoren. Es muss nur jedem möglich bleiben.

Populäre Literatur hat nie einen hundertprozentig naturalistischen Blick auf die Realität. Den braucht sie auch nicht. Den soll sie auch nicht haben. Dafür gibt es Sachbücher. Der Autor hat die Freiheit, seine Persönlichkeit in sein Buch zu bringen. Ob dieses Buch dann gesellschaftlich wünschenswert ist, darüber sollte man nicht eine kleine Zahl meist anonymer Hetzer entscheiden lassen – sondern die Leser, denen das besagte Buch 10 Euro wert ist oder 20 Euro oder sogar 50 Euro. Alles andere spaltet die Gesellschaft und Buschmanns Warnung bewahrheitet sich: Dann beginnt die politische Rechte bald bei denen, die sich in die Weite Wyomings, Oklahomas oder Dakotas träumen wollen.

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