Merkel, Müller, Söder – Monarchin mit Flügeladjutanten

Nichtsahnend bei "Wer weiß denn sowas?" von den Dilettanten der Classe Politique überfallen werden, Schock, schwere Not. Wer ahnt denn sowas?

picture alliance/dpa/dpa-pool | Michael Kappeler

Da schaut unsereins, um mal die Gedanken baumeln zu lassen und dem Dauerbrenner Coronapolitik für eine Weile zu entkommen bei „Wer weiß denn sowas?“ rein. Kurz vor der Auflösung der Schlussfrage springt ohne jede Vorwarnung eine Sondersendung der Tagesschau auf den Bildschirm. Und schon schaue ich statt in die fröhlichen Gesichter der Quizrunde in die von Kanzlerin Merkel, Berlins Regierendem Bürgermeister Müller und Bayerns Ministerpräsident Söder. Der Schock könnte größer nicht sein.

Screenprint ARD

Merkel, physisch strapaziert und körpersprachlich fahrig, sagt genau zu den Fragen, die sich inzwischen selbst aus den Reihen der Regierungstreuen kritisch an sie richten – nichts. Im Grunde sagt sie nicht mehr als: Da wir nach Lockerungen der Maßnahmen wieder in den nächsten Lockdown müssen, bleiben wir gleich im Lockdown, im verschärften.

Ein Haushalt darf nur noch eine andere Person treffen. Sagen Sie mal Frau Merkel, in welcher Welt leben Sie? Gehe ich runter den getrennten Müll wegbringen,
treffe ich garantiert drei bis vier andere aus anderen Haushalten. Und natürlich tragen wir da keine Masken. Beim Zahnarzt vorgestern waren es insgesamt zwölf. Alle mit Masken, aber was nützt das schon bei den vielen Aerosolen?

Übrigens: Der Abstand von Merkel zu Müller und Söder beim Lockdown-Auftritt ist sicher groß genug (siehe Titelbild), aber was ist mit den Aerosolen? Zwischen den Quizpaaren bei „Wer weiß denn sowas?“ gibt es eine Trennscheibe!

Ein Bewegungsradius von fünfzehn Kilometern rund um den Wohnort in Hotspot-Regionen. Unter den wenigen Fragen von Journalisten in dieser Sondersendung ist eine nach der Bedeutung von Wohnort. Merkel, mimisch sichtlich auf die Frage nicht vorbereitet, improvisiert und erklärt Berlin zum Wohnort. Na prima für Balina. Ost-West hat Berlin 45 km, Nord-Süd 38. Von wegen 15, die kommen hier dazu. Nur in Kleinkleckersheim gilt 15 netto. Und was für ein Erfolg wird es für die Virusbekämpfung sein, wenn Renter Maier beim sechzehnten Kilometer ertappt und streng bestraft wird. Mein Gott, was für Ignoranten.

Müller, Berlin und Söder, Bayern demonstrierten unfreiwillig, welcher Grad Kritik an Monarchin Merkel erlaubt ist. Müller bringt in seinen – wie bei Merkel – von Wiederholungen geprägten Ausführungen mit gesenktem Blick keck unter, er sei froh, nun über das Eintreffen des Impfstoffes mehr zu wissen, wo sie doch zum Impfen schon alles vorbereitet hätten in Berlin. Söder lobt die Impfstoff-Beschaffung durch die EU, um dann mit verschmitztem Gesichtsfunk anzufügen, man müsse sich aber schon auch um die eigenen Leute kümmern.

Wow, welch Löwenmut bei Hofe.

Jargon einer Kanzlerin
Angela Merkel: "Wenn ich mal auspacke..."
Selbst in der Welt der Einheitsmeinungsmedien gibt es genug über die Beschaffungspleite der Brüsseler Ignoranten und die persönlichen Interventionen Merkels, die dafür ursächlich sind. Die Monarchin schweigt. Ja, das schweigende Aussitzen aller Fehler beherrscht sie besser als Lehrmeister Kohl. Auf niedrigerem Niveau haben es alle anderen Berufspolitiker von ihr gelernt. Wo früher einmal der Rücktritt angemessen war, wird in diesem Endstadium von Parteienstaat ausgesessen, dass sich die Sessel biegen, notfalls bei Beförderung nach Brüssel wie bei von der Leyen.

Gegen Ende der vom Wühlen in vor ihr liegenden Papierseiten begleiteten, wie immer in Merkelsprech vernuschelten, unvollständigen Sätzen, sagte die Monarchin doch tatsächlich: Die Bundesanstalt für Arbeit werde Personal für Alten- und Pflegeheime anwerben und ausbilden lassen. Frau Merkel, das haben Sie fast ein Jahr ignoriert. Schämen Sie sich nicht? Passt perfekt zur Ankündigung des Bauens von Fabriken für die Impfstoffproduktion. Beides kann nicht wesentlich vor Ablauf eines weiteren Jahres wirken – optimistisch gesehen.

Die besonders Anfälligen für dieses und jedes andere Virus seit Beginn der Corona-Panik nicht ins Zentrum der Maßnahmen stellen, die Qualität der Pflege nicht verbessern, die Kapazitäten der Krankenhäuser nicht stärken, sondern die Masse der weniger bis kaum Gefährdeten einsperren, aber gar nicht eingesperrt kriegen, Frau Merkel, wie wollen sie das alles je verantworten? Ich weiß, gar nicht. Denn Sie sind auf dem Verantwortungsohr taub. Ihnen geht es nur um Überschriften, die Sie für Ihr weiteres Monarchenleben für nützlich halten – mindestens auf dem Thronsessel Kanzler, und wenn das nicht, dann „höher“.

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Kommentare ( 64 )

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Thorsten
3 Jahre her

Und bitte mal vergleichen mit 2015, wo es nicht möglich schien die Landesgrenzen zu sichern.
Bei den eigenen Bürgern geht es ganz schnell.

Acquamat
3 Jahre her
Antworten an  Thorsten

Das ist die Doppelmoral einer völlig sozialistisch ideologisierten, ehemaligen FDJ Sekretärin. Das kriegt man nie mehr raus. Deshalb hätte sie in einem echt demokratischen Saat niemals ein öffentliches Amt bekleiden dürfen. Sie hat damals einen Schurkensaat wissentlich und tatkräftig gefördert und mit ihren damaligen vielen Reisen auch direkt davon profitiert.
Aber in der BanRep Schland geht sowas 2 Jahrzehnte lang, ohne mit der Wimper zu zucken. Und unter dem tosenden Applaus ehemaliger Mauerschützen, SED Nachfolgern, Staatsablehnern, Steinewerfern, Polizistenhassern, Rechtsbrechern und Feinden der Bürgerbefragungen. Und die Mehrheit schaut weg und will abends in Ruhe WWM schauen…

Thorsten
3 Jahre her

offensichtlich werden die Messer gewetzt und die ersten Absetzbewegungen sind erkennbar. Wie im Frühjahr 1945 wird aber von den Meisten stramm weiter gemacht – wider besseren Wissens …

donnie1803
3 Jahre her

Die früher weltweit gelobte „Politik der ruhigen Hand“ unserer „Wir schaffen das Mutti“ hat sich seit 2015 entlarvt als: NICHTS tun, aussitzen, zögern, zaudern, andere mal machen lassen. Angela Merkel ist eine kleingeistige, vollkommen überschätzte Provinzpolitikerin.

EndemitdemWahnsinn
3 Jahre her
Antworten an  donnie1803

Aus der „ruhigen Hand“ wurde die „zerstörerische Hand“, die zumindest aus dem Hintergrund, wenn auch für mache unscheinbar agiert und die Fäden in der Hand hat.

Thorsten
3 Jahre her
Antworten an  donnie1803

Kohl war auch bekannt für das Ausssitzen, aber entschlossenes Handeln konnte er auch. Das hat er bei der deutschen Einheit bewiesen.
Der „..“ auf Kohls politisches Erbe ist leider Angela Merkel …

spindoctor
3 Jahre her

Je nun, es ist nicht die Frage, ob 1, 2 oder 3 Jahre Kanzlerschaft – es sind die „Krönungsgremien“, und deren Lebensdauer.
Wie lange ist „Koffer-Schäuble“ schon dabei, samt Schwiegerverwandschaft?
Es ist das „self sufficient“ Establishment, das seine zu hoch vergütete Existenz vor Absturz sichern will. Dafür werden auch die schon gesetzlich überzähligen „Bundestagsabgeordnet*Innen“ gebraucht – einmal am (Hummer-)Tropf, immer am (Hummer-)Tropf.

Kassandra
3 Jahre her
Antworten an  spindoctor

Ganz und gar ungut, dass mit Strobl/Schäuble. Zumal die Tochter auch noch in der „Propagandaabteilung der ARD“ als „Programmdirektorin“ das Zepter schwingt.
Wenn also der Schirach-Film über alle beteiligten Anstaltssender von Nord bis Süd „ALTERNATIVLOS“ über den Bildschirm flimmert, hat sie maßgeblichen Anteil. Zumal sie den Film vorher auch noch über die DEGETO in Auftrag gegeben und produziert hat.

derAlte
3 Jahre her

Lieber Herr Goergen, bisher gab es zweimal ein Ende des Parteienstaates in Deutschland und beide Fortsetzungen waren wenig wünschenswert. Damit kann ich in den hämischen Chor: „Seht doch mal an, unmöglich, oder?!“ nicht frohen Herzens einstimmen. Mir scheint die Diskreditierung der Parteien Teil eines Planes zu sein; „Great Reset?“ Grüner Feudalismus? (kann auch beides das gleiche sein).
Was kommt denn Ihrer Meinung nach nach dem Parteienstaat und gibt es nach Ihrer Ansicht eine Lösung ohne Katastrophe?

derAlte
3 Jahre her
Antworten an  Fritz Goergen

Das wird richtig sein, beantwortet aber meine Frage nicht.

Redaktion FG
3 Jahre her
Antworten an  derAlte

Ich habe auf TE recht oft geschrieben, dass ich die Zeit von Parteien für abgelaufen halte. In der Massenmedienkommunikation sind sie unter ferner liefen und nachrangig. Im Parteienstaat sorgen sie nur noch für die systematisch falsche Personenauswahl.

derAlte
3 Jahre her
Antworten an  Redaktion FG

Ich würde mal versuchen, Ihnen zu erklären, warum ich diesen blog gelesen habe. Als gebürtiger Sachse war ich zur Wende 35, habe diese begrüßt und mitgestaltet und wurde Freiberufler, als hier noch gar kein bürgerliches Recht galt. Danach folgten 25 glückliche Jahre, obwohl es wirtschaftlich durchaus hoch und runter ging. Nach der Katastrophe von Fukushima begann ich, genauer auf Informationen zu achten, da mir die Grünen etwas sehr auffällig profitierten. Die stetig novellierte „Wärmeschutzverordnung“ betraf mich beruflich direkt und das der Aufbau von Windmühlen dem Fortschritt dienen sollte, kann man mit meiner Ausbildung nicht ernstnehmen. Nun kommt zu allem dieses… Mehr

Herbert Wolkenspalter
3 Jahre her
Antworten an  Fritz Goergen

Wenn etwas gedreht werden soll, braucht es immer jemdanden, der es dreht. Das kann er nicht allein. Es braucht Organisation. Eine technische Frage, keine der Hoffnung oder des Wunschdenkens. Zumal sich die andere, derzeit dominierende Line weiter auf dem Vormarsch befindet und eine Menge tun wird, um ein Drehen zu verhindern. Dass sich irgendwann „alles wieder mal“ ändert, wäre zu unkonkret, als dass man daran Hoffnung knüpfen könnte. Eine „reine“ liberale Linie würde es in Deutschland sowieso nicht geben. Dafür fehlt der Humus. Der Freiheitsdrang beschränkt sich auf die Freizeit. Wenn ich aber an Wirtschaft denke, hat der Liberalismus hierzulande… Mehr

Delcarlo
3 Jahre her
Antworten an  derAlte

Meiner Meinung nach ließe sich der Parteienstaat retten, wenn man einige Änderungen vornähme.
1. Keine Listenplätze, also nur noch direkt gewählte Kandidaten
2, Keine staatliche Parteienfinanzierung.
3. Aktives Wahlrecht nur mit qualifizierter Ausbildung
4. Nur noch Fachminister mit entsprechender Ausbildung.
5. Keinerlei verbeamtete Staatssekretäre.
Das würde nicht alle Probleme lösen, aber doch einige „Amtsträger“ unmöglich machen.

Kassandra
3 Jahre her
Antworten an  Delcarlo

Weisungsungebundene Staatsanwälte braucht das Land.
Und Politiker müssen für das, was sie anrichten, wenigstens anteilig haften.

Herbert Wolkenspalter
3 Jahre her
Antworten an  Delcarlo

Meiner Meinung nach ließe sich der Parteienstaat retten, wenn man einige Änderungen vornähme. 1. Keine Listenplätze, also nur noch direkt gewählte Kandidaten 2, Keine staatliche Parteienfinanzierung. Zu 1.) Die Unionsfraktion im Bundestag besteht zu 93%(!) aus direkt gewählten Abgeordneten. Zufrieden damit? (Man sollte immer erst mal gucken, inwieweit eine Forderung bereits erfüllt ist und ob sie überhaupt das Gewünschte bringt. Kommt oft vor, dass an eine Lösungsidee geglaubt wird, die nicht bringt, was man sich von ihr versprach.) Zu 2.) Wenn staatliche Parteienfinanzierung entfiele, wer finanziert (und bestimmt) dann die Parteien? Wäre das in Ordnung so? Und wer kommt mit… Mehr

Herbert Wolkenspalter
3 Jahre her

Die deutsche Politik insgesamt glänzt seit 15 Jahren vor allem durch miserables Management, egal bei welchem Thema. Berlin bekommt keinen Flughafen hin, die Digitalisierung wird verschlafen, technisch und planerisch undurchdachte Energiewende, jetzt das unsägliche Impf-Management. Laufend muss irgendwas gerettet werden. Der Mund wird voll genommen, die Fakten gehen anders aus. So sehen die Folgen der Politik aus. Ideologie und überflüssige gesellschaftspolitische Flausen sind und prägen die öffentlichen Themen, die sis zum Überdruss breitgetreten werden. Hingegen fehlt der praktische Verstand und Lösungskompetenz. Heutzutage wird bewertet, wie und was jemand sagt. Verrückte Welt: Falsche Worte sind verpönt und verboten, falsches Machen ist… Mehr

Delcarlo
3 Jahre her

Meine liebe Frau (die heute Geburtstag hat) und ich, wir sitzen gerade hier in einem Haus in der Karibik. Eigentlich wollten wir in zwei Wochen zurück nach Italien fliegen, aber bei den Nachrichten aus Europa, die uns hier erreichen, denken wir darüber nach, ob es nicht besser wäre, einfach hierzubleiben. Wieso regt sich kein Widerstand? Warum lassen die Bürger das alles mit sich machen? Glauben diese unfähigen Politiker wirklich, der Virus wird verschwinden, wenn der Lockdown nur lange genug dauert? Zudem…, ein befürchteten Engpass bei den Klinikbetten zum Anlass nehmen die Ökonomie eines ganzen Kontinents zu zerstören, ist so sinnvoll… Mehr

Thorsten
3 Jahre her
Antworten an  Delcarlo

Bleiben Sie lieber da.

Farbauti
3 Jahre her

Merkel machts möglich: In 16 Jahren vom deutschen Bürger zum Wohnfleisch.

Farbauti
3 Jahre her

Der Great Reset könnte scheitern.
An der Dummheit dieser Frau.

Talleyrand
3 Jahre her

Sehnsüchtig schaue ich auf die letzten 100 Meter zum Supermarkt, die unerreichbar jenseits der Merkelgrenze liegen. Und da fällt mir ein, dass Merkelgrenzen doch seit Jahren offen sind. Und frohgemut schreit ich voran.