Manche US-Flüchtlinge aus Afghanistan bleiben in Deutschland

In Ramstein ist eine Zeltstadt entstanden. Zehntausende Menschen kommen aus Afghanistan und sollen weiter in die USA. So sagen es deutsche und amerikanische Stellen. Doch einige der Flüchtlinge bleiben hier, wie das rheinland-pfälzische Integrationsministerium jetzt dem SWR bestätigt hat.

IMAGO / ZUMA Wire

Rheinland-Pfalz ist ländlich geprägt. Mit etwas mehr als 5.000 Einwohnern ist Kusel schon eine Kreisstadt. Nur wenige Kilometer weiter östlich ist eine Zeltstadt entstanden, die fast doppelt so groß ist: auf der Ramstein Air Base, dem zentralen Militärflughafen der Army in Europa. Es ist eine logistische Großtat, die unter Leitung des US Departement of State geleistet wird:

Rund 30.000 Menschen aus Afghanistan sind bereits in der Westpfalz angekommen, wie das Amerikanische Generalkonsulat in Frankfurt mitteilt. Es seien Menschen, die in Afghanistan für die USA gearbeitet haben und die nach der Machtübernahme der Taliban Repressionen oder um ihr Leben zu fürchten hätten.

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Und auch wenn die Evakuierung aus Kabul nicht mehr als möglich gilt, landen weiter Flüchtlinge in Ramstein. Das State-Departement hatte sie im Chaos des Taliban-Siegeszuges vorläufig in andere Länder wie Katar bringen lassen, nun sollen sie über Deutschland in die Staaten reisen.

Wie viele sich gerade in Ramstein befinden, lässt sich nicht seriös sagen. Denn es ist ein Kommen und Gehen. Bis zum Wochenende gab es bereits etwa 70 Flüge mit rund 17.000 Passagieren, wie das Konsulat mitgeteilt hat. Die Zahl erhöht sich täglich um gut 1.000.

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Nach Angaben des Konsulats bleibt Deutschland für die Passagiere nur eine Übergangsstation. Sie würden von Ramstein aus weiter in die Staaten geflogen. Doch der SWR hat mittlerweile gemeldet, dass „sehr vereinzelt“ auch Ankommende in Deutschland blieben. Das rheinland-pfälzische Integrationsministerium habe diese Information gegeben. Demnach kommen diese „sehr vereinzelt“ Ankommenden in rheinland-pfälzischen Aufnahmestellen unter. Dort wird über das weitere Verfahren entschieden.

Sowohl amerikanische wie auch deutsche öffentliche Stellen halten sich bisher mit Äußerungen zurück. Im Netz machen sich Gerüchte breit, aus Ramstein dürften nur die weiterfliegen, die unverdächtig seien. Sprich: Die Amerikaner würden sich die guten Kräfte sichern und Kriminelle oder islamistische Aktivisten in Deutschland zurücklassen. Bisher beruhen diese Aussagen auf Hörensagen, entsprechende Anfragen laufen.

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Trotz der ständigen Abflüge bleibt Ramstein eine Stadt aus Flüchtlingen. Die Army hat Zelte aufgebaut und versorgt die Ankommenden. Es gebe zwei warme Mahlzeiten am Tag und auch WLAN, die sanitäre Versorgung sei geregelt und auch Decken und Betten seien ausreichend vorhanden. Kuschelig ist es jedoch nicht. Die Decken sind oft genug Pritschen und das Lager auf dem Flughafen platzt bereits aus den Nähten.

Deswegen ist ein Teil der Flüchtlinge nun ins nahe Kaiserslautern umgezogen. Nach Angaben des Konsulats sind derzeit rund 5.000 Menschen in der Kaserne „Rhine Ordnance Barracks“ untergebracht. Die Army arbeite daran, dort die Kapazität auf bis zu 6.000 Plätze zu erhöhen.

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In Ramstein herrscht Hektik: An einem Tisch sitzen knapp ein Dutzend Mitarbeiter der Task Force und koordiniert den Einsatz. Mindestens ebenso viele schwirren um den Tisch herum. Draußen werden Ankommende erfasst und versorgt, Papiere und Ausreiseoptionen werden geprüft. Die Menschen seien mitunter besonders hilfebedürftig, teilt das Konsulat mit. Das Geschehene habe sie psychisch belastet.

Wie lange der Abzug noch dauert, ist derzeit nicht absehbar. Auf der Basis der gemeinsamen Werte hätten sich die USA und Deutschland darauf geeinigt, die Arbeit in Ramstein anzusiedeln, teilt das Konsulat mit. Die Flüchtlinge werden aus Beständen der Army versorgt. Es sind aber auch Spendenaktionen angelaufen – eine davon organisiert durch die Amerikanische Botschaft in Berlin.

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Kommentare ( 63 )

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Schwabenwilli
2 Jahre her

Warum erwarten wir immer das andere uns retten, sind wir selbst dazu nicht in der Lage?

Klaus Maier
2 Jahre her

ALLE, die die USA nach intensiver Prüfung nicht möchte, werden hier bleiben. Geprüft wird hier nicht, sonst wären keine bereits verurteilten Gewalttäter unter denen durch die BW evakuierten gewesen – hier reicht nur das Zauberwort „Asyl!“.

Lucius de Geer
2 Jahre her

Aber bloß von wem? Und warum? Das Volk der Dichter und Denker, der Tüftler und Techniker ist nicht mehr – und die übriggebliebene Folklore können die Chinesen daheim besser reproduzieren als die überwiegend zu Hippies degenerierten Biodeutschen.

zweisteinke
2 Jahre her

Über die Brücke mit dem Ausreisen in die USA gehe ich erst an dem Tag, an dem nachgewiesen wurde, daß die da auch tatsächlich angekommen sind. Alles sonst ist grünrotlinkes Geschwätz, um uns Sand in die Augen zu streuen. Hat sich dann endlich die neue „Volkskammer“, obwohl die nach heutigem Stand Recht demokratisch gewählt wurde, konstituiert, mit einer ungebildeten, überheblichen, nichts könnenden Schwätzer in an der Spitze, dann, ja dann meineLueben wird die Katze aus dem Sack gelassen.

Kuestensegler
2 Jahre her

Das rheinland-pfälzische Integrationsministerium sollte diese Menschen ins Ahrtal schaffen und ihnen Besen und Schaufel in die Hand drücken. Dann sollen sie schöne Selfies machen und an ihre Freunde schicken.

Esteban
2 Jahre her

Man verwandele doch ganz einfach in ein gewisses, nur wenige Kilometer östlich von Ramstein gelegenes Bundesland in eine Sonderverwaltungszone für alle diejenigen, welche mit Deutschland, seinen Gesetzen, seinen Gebräuchen und seiner Kultur nichts anzufangen wissen. Dort dürfen sie sich fortan glücklich selbst verwalten. Eine win-win-Situation.

Steffchen
2 Jahre her

Die Guten ins Töpchen, die schlechten ins Kröpfchen. Die USA machen Deutschland zu einem zweiten Guantanamo. Erst alle Afghanen nach Deutschland fliegen, hier die Fachkräfte aussortieren und mit nach Amerika nehmen. Islamisten, Terroristen, Schwerstverbrecher und Analphabeten lässt man dann in Deutschland zurück. Wenn Deutschland schon schon nicht die 2% bei der NATO schafft, dann sollen die „fucking germans“ wenigstens merken, was die USA von Deutschland hält. Und unsere Politiker fühlen sich noch geschmeichelt, dass die Amerikaner ausgerechnet Deutschland als Drehkreuz für die Nachbereitung ihrer sinnlosen Kriege nutzen. Inkompetenz und Naivität. Das sind die klassichen Eigenschaften eines deutschen Politikers heutzutage.

reiner
2 Jahre her
Antworten an  Steffchen

Stimme voll zu und frage mich, was für ein Land sind wir eigentlich?das ist doch alles nicht mehr normal. Wir haben nicht ansatzweise Politiker mit Format. Wo soll der ganze Mist eigentlich enden?

F. Hoffmann
2 Jahre her

Stand heute Mittag waren es 90 (lt. SWR)

the NSA
2 Jahre her

100,000 US Ortskraefte …..? Die Jihadisten und Mujaheedin, die im Sommer 1983 bei Ronald Reagan im White House waren, sog. Freedom Fighters……, sind auch ORTSKRAEFTE….., 2. Nat. werden die Eingeflogenen ‚gevetted‘. Man kann annehmen, dass weniger als 15\% der AnkoemmlingeINNEN einen Aufenthalt in die USA erhalten, 70\% bleibt im Khalifate of Germanistan, der Rest wird in der EU rumgeschoben… Hier fand ich eine kurze Zusammenfassung, Politfact „How does vetting work?  U.S. officials have emphasized that the vetting of evacuees is thorough, but they have not provided much detail. As of Aug. 25, approximately 300 personnel from multiple U.S. government agencies… Mehr

Andreas aus E.
2 Jahre her

Tja, das ist das Schicksal eines besetzten Landes.