Kronprinzessin Baerbock und Prinzgemahl Habeck

Nach den Auftritten und Abstimmungsergebnissen erklären Journalisten die Rangordnung für geklärt. Die Thronfolge ist geregelt, Queen Merkel kann abdanken.

Alexander Koerner/Getty Images
Die heutige Presseschau verrät viel über den Zustand der Medien und der in ihnen Schreibenden. Die Identität des Autors bestimmt das Ergebnis. Valerie Höhne beschreibt auf SPON begeistert den Auftritt von Annalena Baerbock auf dem Parteitag der Grünen:

»Baerbock hat zuvor eine außerordentlich gute Rede gehalten. Über Verantwortung, den Wirtschaftsstandort Deutschland, sie spricht sich für eine Europäische Armee aus. Aber sie redet auch darüber, wie es ist, als Frau in der Politik eine Führungsrolle zu übernehmen: „Wenn Mann die Argumente ausgehen, wird Frau reduziert aufs Geschlecht“, sagt sie.

Plötzlich werde die Schnelligkeit des Sprechens (sie spricht an dieser Stelle schneller) oder die Höhe der Stimme (ihre Stimme wird höher) oder, sie macht eine Pause, die Zickigkeit zum Gradmesser für Kompetenz erklärt. Sie sei dankbar für ihre Partei – für die Statuten und die Satzung. Für die Vorgängerinnen, die vielen starken Frauen. Es ist der Höhepunkt ihrer Rede. Der Saal tobt, fast 800 Delegierte jubeln ihrer Vorsitzenden zu.«

Zu Robert Habeck folgt bei Höhne:

„Ihr Co-Parteichef Robert Habeck spricht nach ihr. Er versucht erst gar nicht, ihre Rede zu toppen. In den ersten anderthalb Minuten erwähnt er Baerbock vier Mal.”

Die Reihenfolge hat sich also geändert. Aus dem Prinzen wurde der Prinzgemahl. Aus dem, er einmal was werden soll einer, der nichts zu sagen hat. Echte Damenwahl. Denn ähnlich bewundernd berichtet Cordula Eubel für den Tagesspiegel:

»Als Annalena Baerbock am Samstagmittag auf die Bühne des Grünen-Parteitags tritt, weiß sie, dass der Moment von vor zwei Jahren sich nur schwer wiederholen lässt. Damals ahnte niemand, welche Wucht ihre Kandidatur für den Grünen-Vorsitz entfalten würde. Baerbock war eine anerkannte Fachpolitikerin, die Bundestagsabgeordnete galt als versiert in der Klima- und Europapolitik. Doch ob sie das Zeug hätte, einen Saal mitzureißen?

„Wir wählen hier heute nicht nur die Frau an Roberts Seite, sondern die neue Bundesvorsitzende der Grünen“, rief Baerbock selbstbewusst. Am Ende begeisterte sie die Delegierten mit ihrer Rede mehr als Robert Habeck, der wenig später zu ihrem Co-Parteichef gewählt wurde.«

Fakt ist: Als Fachpolitikerin war sie nicht bekannt, eher als Hinterbänklerin. Die Medien haben sie aber für Höheres bestimmt und schreiben sie da hin. Kritische Distanz? Fehlanzeige. So was ist von früher. Und so wälzt Höhne auf SPON lange und ausführlich die Frage, wer von den beiden der bessere Kanzlerkandidat wäre. Daraus ein paar Splitter:

  • Baerbock gilt als sehr kompetent, stets gut vorbereitet und als integrierend.
  • Habeck gilt als machtbewusst und charismatisch, als einer, der eine andere Sprache pflegt.
  • Die fehlende Regierungserfahrung ist Baerbocks größtes Manko.
  • Habeck hat zwar Regierungserfahrung, aber er ist weniger berechenbar als sie.
  • Habecks Markenzeichen ist seine Art, mit anderen über Politik zu sprechen, als sei er selbst einer von ihnen, als sei er kein Berufspolitiker. Manchmal führt das zu Schnitzern – wie bei der Pendlerpauschale.

Die „Schnitzer” Baerbocks, die regelmäßig im Internet kursieren, vom Strom, der im Netz gespeichert wird, angefangen, kommen bei Höhne nicht vor. Auch nicht die Kobolde, die in Baerbocks Batterie für den Strom radeln. Wer für Höheres hochgeschrieben wird, darf nicht kleinlich auf Tatsachen und Sachkenntnis geprüft werden. Dabei ist es nicht lohnend, den Unterschied zwischen Baerbock und Habeck in der Sachkenntnis von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu suchen. Baerbock ist unübersehbar Frau. Das zeichnet sie aus und rechtfertigt Alles. Man könnte vermuten: Quote schlägt Qualifikation. Aber das wäre in diesem konkreten Fall ungerecht.

Hilfreich ist dieser Absatz auf SPON:

»Ein Mitglied der Grünen Jugend, der Habeck bei einer Veranstaltung über alternative Wirtschaftsformen erlebt hatte, beschrieb seinen Eindruck einmal so: „Ich habe ihn dort als sehr inkompetent erlebt. Er hatte wenig Ahnung, aber wollte trotzdem immer etwas sagen.“«

Ausnahmsweise ist die Quote nicht verantwortlich für die Wahl der größeren Inkompetenz? Andersrum wäre es auch nicht klüger. Aber das muss man ja nicht in den Zeitungen schreiben, denken sich die Kollegen, die sich an ihrem Traumpaar berauschen?

Ich fragte meinen Nachbarn, der nicht nur den Parteitag verfolgte, sondern sich regelmäßig mit dem Parteienstaat und seinem Produkt Grüne befasst. Der sagte: „Es ist ganz einfach: Er weiß nix und sie versteht nix.«

Ich lass‘ das mal so steh’n. Die Kanzlerin hat ja gesagt, sie „ermuntere jeden, seine oder ihre Meinung zu sagen, Nachfragen muss man dann aber auch aushalten. Und gegebenenfalls sogar einen sogenannten Shitstorm.“

Na dann nix wie los, Leute.


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Kommentare ( 92 )

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teanopos
4 Jahre her

Deutschland, ein Armenhaus. Geistig arm, um von angessener Professionalität und professioneller Distanz in diversen Berufszweigen ganz zu schweigen. Stellvertretenf dafür auch das forciert kursierend angeboten-erzwunge hippe DU statt SIE. Wie lächerlich. DU statt SIE, das ist wie die Gender-Quote, Migrantenquote, Schwarzweißquote, oder bspw. die Intelligenzquote bei Linken und Grünen besonders im Trend, ja gerade zu weltbewegend, nein nicht der Zukunft/Prosperität entgegen, nein, dem Mittelater und dem sozialen Abstieg entgegen, durch landesweiten Kommunismus, tolerant durch Verbotstolerierungstoleranz usw… Und wenn sie ersteinmal die komplette Macht an sich gerissen haben dann werden sie auf das Sie als Anrede bestehen. Das ist Kategorie Küchenpsychologie,… Mehr

bfwied
4 Jahre her

Sie hat in der Tat überhaupt keine Ahnung davon, wovon sie redet – und er auch nicht! Sie reden so wie die FfF-Kinder, die weder Lebenserfahrung noch Wissen über Physik noch über Wirtschaftszusammenhänge noch zu Lebensverhältnissen zu früheren Zeiten und zu anderen Ländern und Kulturen vorweisen können. Wenn das Deutschlands Zukunft sein soll – ich kann mir nicht vorstellen, dass das in negativer Hinsicht noch zu toppen wäre, aber bekanntlich ist alles denkbar und darüber hinaus alles Undenkbare. Wie könnte man die beiden bezeichnen, mit PC geht es nicht, ohne wäre ausfällig oder so, wie es Strauß, Wehner, Barzel und… Mehr

Hadrian17
4 Jahre her
Antworten an  bfwied

Des Lemmings „großer Sprung nach vorn“ … über die Kante … und alle hüpfen mit.

Endlich geht es vorwärts.

daldner
4 Jahre her

Ich kann mit den beiden „Lichtgestalten“ nichts anfangen. Das Charisma des Herrn Habeck erschließt sich mir nicht. Auf mich wirkt der wie ein überforderter Bio-Lehrer, der bei seinen Schülern auf Kumpel macht. Und die Baerbock ist eine Sprechpuppe, die auf Knopfdruck die immergleichen Satzbausteine raushaut. Aber lasst die beiden mal ran ans Regieren. Erst wenn der Laden hier so richtig krass vor die Wand gefahren wurde, ändert sich vielleicht wirklich was. 4 oder 5 Ministerien werden die wohl locker verwesen,

Old-Man
4 Jahre her

Ich freue mich auf die kommenden Wahlkämpfe,vor allen auf den Wahlkampf zum Bundestag! Wie Ich es schon sehr oft sagte : lasst die sprechen,haltet ihnen an jedem Ort zu jedem Thema das Mikro vor die Lippen,und diese beiden Heißluftpumpen werden dafür sorgen,das die Partei wieder da landet wo sie hingehört : zu den kleinen!! Bis zum BT-Wahlkampf ist ja noch etwas Zeit,da können die beiden ja schon einmal anfangen die Prozentpunkte nach unten zu labern,auch wenn die linkes-grüne Presse und vor allem das Fernsehen die beiden in den Himmel loben! Das einzig verstörende an diesem Thema ist folgendes : es… Mehr

Lotus
4 Jahre her

„Neue Osnabrücker Zeitung“ laut DLF-Presseschau von heute Morgen: „Was haben die Grünen doch für ein Luxusproblem. […] Die Ökopartei hat gleich zwei fähige Top-Leute, die beim jetzigen Parteitag in Bielefeld beide abermals überzeugten.“ Weniger Distanz, mehr Enthusiasmus geht nicht. Mal sehen, was unsere großartigen MSM dann zum bevorstehenden AfD-Parteitag sagen werden. Die Haltungsjournalisten können ihre Kommentare eigentlich jetzt schon schreiben, denn die Parteitags-Inhalte sind ohnehin völlig egal. Die Vorbereitungen der „anständigen“ Deutschen auf den Parteitag der Ver- und Gehassten laufen jedenfalls. Heute im Internet gelesen: Die SPD Braunschweig ruft Vereine, Zivilgesellschaft und Kirchen auf, Unterbringungsmöglichkeiten und Verpflegungsangebote für Gegendemonstranten zum… Mehr

Andreas aus E.
4 Jahre her
Antworten an  Lotus

Die „Neue Osnabrücker Zeitung“ kann sich ja gern als Parteiblatt dieser schrecklichen Partei gerieren, braucht man ja nicht kaufen.

Übler ist der DLF, dessen Presseschauen – öffentlich zwansfinanziert – ganz überwiegend ausschließlich Meinungen aus linksgüner Tendenzpresse verbreiten.

Und wohl nicht nur mir fällt nicht erst seit gestern auf, wie überproportional oft auflagenschwache Blätter wie „taz“ oder „Frankfurter Rundschau“ zitiert werden, quasi täglich und immer pro“grün“.
Das sind keine Presseschauen, das sind Werbesendungen des angeblich werbefreien Senders.

schwarzseher
4 Jahre her

Die Fachpolitikerin, die das CO2 pro Bundesbürger mal eben um den Faktor 1.000.000.000 ( eine Milliarde ) erhöht und momentan zu viel erzeugte elektrische Energie im Netz speichern will. Wahrscheinlich meinte sie sogar das Internet. Außerdem wollte die Fachpolitikerin Strom speichern, was ohnehin nicht möglich ist, denn zum Strom wird er erst, wenn er in einer Leitung strömt/fließt.

taliscas
4 Jahre her

Ich habe heute morgen auf DLF einen Redeausschnitt von diesem ** Habeck gehört, der doch tatsächlich schwadronierte: „Jetzt , wo die Haushalte alle schuldenfrei saniert seien, müsse kräftig investiert werden?…osä
Kann es sein, dass ich die letzten Jahre unwissentlich im Koma verbracht habe?
Von schuldenfreien Haushalten habe ich seit 50 Jahren in diesem Land nichts mehr gehört oder gelesen. Ich bitte um Aufklärung.

Jan
4 Jahre her
Antworten an  taliscas

Dazu passt wohl das obige Zitat: „Er weiß nix (…)“. Ich denke, Habeck verwechselt den momentanen Überschuss an Steuereinnahmen im Bund generell mit Schuldenfreiheit. Schäuble hatte ja in seiner Zeit als Finanzminister das Ziel, den Überschuss auch mal zur Schuldentilgung zu nutzen. Dazu muss man wissen: Habeck ist weder Ökonom, Jurist noch Historiker, sondern ein Kinderbuchautor mit Philosophiestudium. Reicht das aus, um die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt sicher durchs 21. Jahrhundert zu führen? Auf keinen Fall, meine ich. Aber Tina Hassel und Millionen Wähler sehen das anders. Lässiges Aussehen, coole (Denker-) Posen und Emotionen zählen im Medienzeitalter eben mehr als… Mehr

Lizzard04
4 Jahre her
Antworten an  Jan

… und wie schön er das Köpfchen schief legen kann. Wenn er mal wieder Null Plan von etwas hat, dann nimmt sein Kopf fast eine 90 Grad Schräglage ein. Das versteht der Grünen-Wähler dann als klares Zeichen der absoluten Kompetenz: „Schau mal, wie sachverständig der Robert gucken kann“. Lächerlicher Schlaumschläger, Märchenenerzähler (wie in seinen Kinderbüchern), gefährlicher Blender! Prost Mahlzeit, wenn diese Phantasten in die Ministerien einziehen, um ihre
realitätsferne Ideologie auf Kosten der Gemeinschaft durchzusetzen.

Maja Schneider
4 Jahre her

Eigentlich reicht eigentlich die Zusammenfassung in dem von Ihnen genannten Zitat Ihres Nachbarn: „Er weiß nix und sie versteht nix“! Und der so überaus so begeisterten Anhängerschaft geht es vermutlich genauso, nur leider müssen wir alle die Folgen für unser Land tragen.

Schiffskoch
4 Jahre her

„Fakt ist: Als Fachpolitikerin war sie nicht bekannt, eher als Hinterbänklerin.“

Das halte ich doch für eine infame Unterstellung. Immerhin hat sie als Fachfrau für Klimapolitik das chemische Element „Kobold“ aus den tiefen ihres Klabautermann – Kastens entdeckt und wird Grüchten nach bereits für den Nobelpreis in Physik gehandelt!

Paul Pimmel - der Herr des Kosmos
4 Jahre her

Habeck *kann* nicht Kanzlerkandidat werden. Zum einen widerspräche das dem Grunddogma des Juste Milieu, dass eine einmal von einer Frau gehaltene Position niemals wieder mit einem Mann besetzt werden darf, da das ja Rückschritt wäre. Zum anderen hat er eine Art von Universitätsabschluss, und diesen Makel wird er durch noch so dramatische Zurschaustellung von Inkompetenz nicht los – für das grüne Lummerland bleibt er immer „einer von denen“, wo Bärböckchen „eine von uns“ ist.
Wenn Mann die Argumente ausgehen, kann Frau sich aufs Geschlecht reduzieren…