Kardinal Müller: Kreuzentfernung ist „Verhöhnung von Religionsfreiheit“ und „antichristliche Symbolpolitik“

Nach der Entfernung des Ratskreuzes aus dem Münsteraner Friedenssaal kritisiert Gerhard Ludwig Kardinal Müller die Entscheidung des Auswärtigen Amtes gegenüber TE: Nur verbohrte Ideologien missbrauchten die Staatsgewalt, um den Raum der Öffentlichkeit mit ihrem Atheismus totalitär in Besitz zu nehmen.

IMAGO / ZUMA Press
Der ehemalige Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, Gerhard Ludwig Kardinal Müller, hat gegenüber TE die Entfernung des Ratskreuzes aus dem Friedenssaal des Münsteraner Rathauses kritisiert. „Um Nichtchristen beim Blick auf die bildliche Darstellung eines unschuldig zum Tode verurteilten Menschen vor einem eventuellen Unbehagen zu schützen, nimmt man die Beleidigung von Millionen Christen in Kauf, für die Jesus von Nazareth die Mitte ihrer Existenz ist.“

Müller, der von 2002 bis 2012 Bischof von Regensburg war, sei sich durchaus der Lage bewusst. „Es gibt keine religiös homogenen Staaten mehr. In aller Welt müssen darum Menchen verschiedener Religionen lernen, friedlich miteinander auszukommen.“ Doch der Kardinal unterstrich umso mehr, dass dazu auch der „Respekt für die Symbole andersgläubiger Mitmenschen in der Öffentlichkeit“ gehöre. „Nur verbohrte Ideologien missbrauchen die Staatsgewalt, um den Raum der Öffentlichkeit mit ihrem Atheismus totalitär in Besitz zu nehmen.“

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Der Vorgang ist aus Müllers Sicht daher mehrschichtig. „Europas Werte wurzeln im christlichen Bild vom Menschen als Person, der eben deshalb nicht ein willenloses Objekt der Staatswillkür ist. Jedem Verantwortlichen für das Wohl des deutschen Volkes sollte es zu denken geben, dass bisher nur die beiden atheistischen Diktaturen auf seinem Boden das Kreuz Christi aus öffentlichen Räumen aggressiv entfernt haben. Welche Botschaft vermittelt man an die Staaten, die das fundamentale Menschenrecht auf die Religionsfreiheit von Christen und Andersgläubigen verhöhnen, wenn man in Deutschland mit dem Kreuz eine antichristliche Symbolpolitik betreibt?“

Am Freitag fand im Friedenssaal des Münsteraner Rathauses ein Treffen der Außenminister der G7-Staaten statt. Das Auswärtige Amt hatte es aus „Protokollarischen“ Gründen entfernen lassen. Nachdem die Entfernung des historischen Kreuzes am Mittag bekannt geworden war, sorgte dies in den Medien für Kritik. Auch der Münsteraner Bürgermeister Markus Lewe (CDU) kritisierte den Vorgang. Ein Sprecher stritt später ab, dass die Außenministerin Annalena Baerbock davon gewusst hatte. Baerbock äußerte am Freitagabend Bedauern über den Vorgang, den sie als „organisatorisch“, nicht „politisch“ verstanden wissen wollte.

Das Bistum Münster bezeichnete die Entfernung des rund 480 Jahre alten Kreuzes als „nicht nachvollziehbar“.“Das Kreuz steht – auch, wenn das nicht immer eingehalten wurde und wird – für Toleranz, Friedfertigkeit und Mitmenschlichkeit“ sowie „für die Überwindung von Gewalt und Tod“, erklärte das Bistum. Das entspreche den Zielsetzungen der in Münster versammelten Außenminister. Eine Anfrage von TE an das Katholische Büro, das die Deutsche Bischofskonferenz vertritt, wollte Sprecher Mantthias Kopp nicht beantworten.

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Kommentare ( 108 )

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3 Finnen
1 Jahr her

Der Bischof ist ein Pharisäer wie er in seinem Buche steht, dort wird vor falschen Göttern und Propheten gewarnt. Seine katholische Kirche hat durch das 2. vatikanische Konzil diesen falschen Propheten anerkannt und seinen eigenen Gott zur Unkenntlichkeit verzerrt mit der Gleichstellung eines anderen Gottes. Anstatt sich an diesen Kleinigkeiten in Münster abzuarbeiten, sollte er besser an den wirklichen Problemen arbeiten und sich erstmal zu seinem Gott bekennen, denn dieser wird vom dem anderen Propheten und dessen Gott beschmutzt. Aber so sind die Pharisäer, einen Scheinkampf führen anstatt sich an die wirklichen Herausforderungen zu wagen.

Hosenmatz
1 Jahr her

Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich der Menschensohn auch schämen, wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit und der des Vaters und der heiligen Engel.
Lk 9,26

Joachim S.
1 Jahr her

Wo bleibt der ernsthafte, organisierte und dieser unsäglichen politischen Haltung Protest der Kirchen? „Nicht nachvollziehbar“ als Kommentar ist empörend, warum schlafen die Kirchen und warum stellen sie ihre Gläubigen nicht klar gegen den Trend der Beseitigung christlicher Symbole auf?
Hat etwa dieser unsägliche Bedford-Strohm mit seiner Tat, dem ablegen des Kreuzes vor einem muslimischen Kollegen, eine Richtung gesetzt? Sein Engagement zur Migration übers Mittelmeer kann diese Annahme ja durchaus untermauern.

Busdriver
1 Jahr her

Die Grünen stehen nicht in der Tradition der Demokratie sondern in der Tradition der Anti- Demokratie der Nazis und der DDR Kommunisten. Beide despotische deutsche Regierungen ließen christliche Symbole entfernen. Sie stehen eben nicht in der Tradition eines Graf von Galen (Nec laudibus, nec timore ). Leider muss man das aber auch über die grün- affinen kath. und protestantischen Kirchen in Deutschland sagen.

Busdriver
1 Jahr her

Wer genau hat die Entfernung des Kreuzes veranlasst ? AB behauptet, es nicht gewesen zu sein.Wer also war es ? Und auf welcher Rechtsgrundlage kann das AA so eine Anordnung treffen ?

Endlich Frei
1 Jahr her

Ökonomisch gesprochen ist sich Deutschland für die Entgegennahme keines Ramschpapieres zu schade – es handelt sich millionenfach teure Hypotheken ein. Nun verzichtet man auch noch auf das letzte Instrument der Kontrolle.
Und nicht nur das: Es bereitet den Nähboden für gesellschaftliche Konflikte, die unseren Staat bald vor unlösbare Aufgaben stellen wird. Niemand soll behaupten, er habe das nicht gewusst.

Endlich Frei
1 Jahr her

Mir tut die Jugend leid, die mit den Folgen dieser Politik wird fertig werden müssen.
Bin ich froh, dass ich noch zur Generation gehört habe, die sorgenlos Mobilität, Reisen, Autos und Wohlstand genießen durfte. Die kommende Generation wird Deutschland nur noch als Land der Moscheen vom Lastenfahrrad aus erleben.
Die Welt von morgen gehört Chinesen und Indern – sie werden Deutschland als linksbuntes Flüchtlingsghetto betrachten. Eine verarmte Bevölkerung, die sich einst anmaß, die Welt zu retten.

Helfen.heilen.80
1 Jahr her

Dieses Vorgehen führt nur zur Polarisierung.
Ab einem Punkt der Zumutung wird auch das subjektiv „unterlegene“ Meingslager deutlich „Flagge“ zeigen. Dann hängt ein bayerischer Unternehmer vielleicht aus purem Trotz ein Portrait von Strauss, Stoiber und ein Kruzifix in den Kundenbereich seines Geschäfts.
Besonders reif ist das nicht, allerdings führen „Äußerungsformen der Unzufriedenheit“ über mehrere Wege als über „Wahlen“.

Last edited 1 Jahr her by Helfen.heilen.80
Rivarol
1 Jahr her

Die Bildungsferne und Unfähigkeit unserer Außenministerin wird immer unerträglicher. Jetzt läßt sie wie damals die Bilderstürmer im Mittelalter und bei den Talibans in der Gegenwart christliche Symbole aus einem historischen Raum entfernen. Angeblich weil es die Protollabteilung des AA es so angeordnet hat. Diese Abteilung untersteht der Außerministerin, somit kommt die Anordnung von ihr und nicht von ihren Untergebenen. Für wie blöd hält Annalena die Bürger, die sie mit so einer Erklärung ruhig halten und sich selbst in banaler Weise exkulpieren wollte? Von den G-7-Staaten sind 6 christlich und ein Staat ist buddhistisch bwz. shintoistisch. Canada, USA, GB sind mehrheitlich… Mehr

josefine
1 Jahr her

Plötzlich ist die Aufregung gross!
Hat man die Grünen nicht machen lassen, was sie wollten? Wurde ihnen nicht geradezu „gehuldigt“, wurden sie nicht als die Heilsbringer des Landes angesehen, und wurde ihnen nicht alles verziehen?
Der Grünen waren auf der Siegerspur, konnten sich gebärden, wie sie wollten. Sie konnten öffentlich zur Umformung der Gesellschaft aufrufen und bekamen Rückendeckung und oft Zustimmung von allen Seiten, auch von der Kirche.
Plötzlich ist der Aufschrei da, man hat wohl eingesehen, dass die Kirchen bei den Grünen einen schweren Stand haben werden – egal, was Frau Baerbock jetzt behauptet.