FAZ unterstellt protestierenden Bauern „Brunnenvergiftung“

Die „Zeitung für Deutschland“ macht zusammen mit anderen Medien gegen Landwirte mobil – mit einer ganz besonderen sprachlichen Entgleisung.

IMAGO - Collage: TE

Für den 8. Januar standen bis jetzt landesweite Proteste der Bauern gemeinsam mit anderen Berufsgruppen bevor. Der Zorn der Landwirte richtete sich gegen Verteuerung des Agrardiesels durch das Sparpaket der Ampel – das die Koalition nun unter Druck kurzfristig kippte. Ursprünglich hoffte die Koalition in Berlin, 920 Millionen Euro aus dem Haushalt streichen zu können. Für Landwirte hätte dieser Eingriff im Schnitt einen Einkommensverlust von 10 Prozent bedeutet.

Die meisten etablierten Medien wandten sich angesichts der geplanten Proteste gegen die Bauern, stellen sie als uneinsichtig, hinterwäldlerisch und reaktionär dar. Offenbar nehmen die Redakteure es ihnen übel, dass sie sich nicht vorbehaltlos der grünen Transformation öffnen, die außerdem noch vorsieht, Moore wiederzuvernässen, den Viehbestand zu reduzieren und den Agrarproduzenten mit zahlreichen anderen gängelnden Vorschriften das Leben schwerzumachen.

In besonderer Weise tut sich dabei die FAZ hervor, die sich selbst als „Zeitung für Deutschland“ definiert. Dort unterstellt Joachim Müller-Jung den Landwirten ernsthaft Brunnenvergiftung – nicht metaphorisch, sondern wortwörtlich. Müller-Jung schreibt:

„Die Sorge, dass wir ohne Agrardiesel künftig nichts mehr zu essen bekommen, verfestigt sich mit jeder neuen Drohung des Deutschen Bauernverbands. Wer weiß, wohin der ‚eskalierende Widerstand‘ der Letzten Traktorfahrergeneration noch führen wird? Vielleicht fluten sie morgen schon die Berliner Trinkwasserbrunnen mit Gülle, nur damit den ahnungslosen Fleisch- und Gerstensaftverwertern klar wird, wie harte Arbeit auf dem Sattel der Dieseltriebwerke wirklich schmeckt.“

Screenprint: faz.net

„Brunnenvergiftung“ gilt seit dem Mittelalter als Synonym für eine besonders heimtückische und gemeinschaftsschädliche Handlung. In seinem Beitrag erregt sich der Redakteur außerdem über die „Misthaufensudeleien in Berlin“ – womit er die demonstrierenden Bauern meint –, und höhnt über die rückständigen Landeier, die nicht verstehen, dass es längst die „schnittigsten E-Traktoren“ gibt.

Zwar startet der Hersteller Fendt 2024 mit der Serienproduktion eines Elektro-Traktors. Für wirklich schwere Ackerarbeit ist das Modell allerdings kaum geeignet. Davon abgesehen fehlt die Ladeinfrastruktur auf dem Land. Selbst das Niederspannungsnetz wäre gar nicht dafür gerüstet, wenn tatsächlich tausende Bauern ihre E-Traktoren laden würden.

Während Aussaat und Ernte müssten sie das nämlich nahezu gleichzeitig tun. Abgesehen von der Unkenntnis über die Erfordernisse der Landwirtschaft sticht die offene Beschimpfung der Bauern als Gesellschaftsfeinde bei dem Blatt aus Frankfurt besonders hervor.

Früher warb die FAZ einmal mit dem Slogan „Dahinter steckt immer ein kluger Kopf.“

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Kommentare ( 83 )

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Klaus Kabel
11 Monate her

1934 stellte die Vossische Zeitung wegen erheblicher Druckausübung durch den NS-Staat ihr Erscheinen ein, anstatt sich den neuen Machthaben anzudienen. Sie vertrat die Positionen des liberalen Bürgertums. Ich erwähne dies, da die FAZ eine ähnliche Rolle in der westdeutschen Zeitungslandschaft inne hatte. Im Gegensatz zur Vossische Zeitung, hat die FAZ ihre Werte über Bord geworfen, lässt sich wie eine Hure vom Regime finanzieren und ist zu einem grünlinken Hetzblatt verkommen.

Last edited 11 Monate her by Klaus Kabel
H. Hoffmeister
11 Monate her

Müller-Jung ist ein Prachtexemplar des grün-linken Journalismus. All die Märchen zu Klima, Energie, Umwelt aber auch Coronaimpfung transportiert dieser Mann in oberlehrerhafter Besserwisserei, dabei stramm auf Regierungslinie bleibend. Die FAZ kann sich auch bei ihm bedanken, dass die Zahl FAZ-Abonnenten stetig abnimmt. Bin gespannt, ob die Bauernaufstände niedergeschlagen werden, oder ob es zu einer Protestwelle im Land kommt, die zu Neuwahlen führt.

Albert Pflueger
11 Monate her

Was bin ich froh, daß ich die FAZ, die nach Schirrmachers Tod zu einem Sudelblatt geworden ist, nachdem sie mir jahrzehntelang tägliche Lektüre war, gekündigt habe. Anlaß war mir damals irgendein Anti-Trump Geschreibsel von einer hübschen Latina, die behauptete, sie sei von der Angst umgetrieben, ihr Kind müsse nun in dem Glauben aufwachsen, kein gleichwertiger Mensch zu sein, weil Trump die Wahl gewonnen habe. Ähnlich substanzlos, wie jetzt die Befürchtung, die Bauern könnten das Grundwasser mit Gülle vergiften.

Sozia
11 Monate her

Neulich gab es wohl eine Initiative in der FAZ, sich in TAZ umzubenennen und mit dem Ursprungsblatt zu fusionieren. Man merkt doch sowieso keinen Unterschied mehr, die FAZ dient sich der Regierung an wie all die linksradikalen Blätter. Deutschland und seine Menschen sind den Vertretern dieses Blattes offenbar längst schon gleichgültig. Konservativ ist dort höchstens noch der Hausmeister.

Juergen P. Schneider
11 Monate her

Die Büchsenspanner der links-grünen Deppen-Regierung sind halt die links-grünen Einheitsmeinungsmedien. Ohne die Propagandaschleudern hätten sich die grün angemalten Kommunisten sicherlich schwerer getan, ihr Zerstörungswerk an unserer Gesellschaft so schnell durchzuziehen. Die naive und denkfaule Mehrheit links-grün gehirngewaschener Untertanen sieht die Sache vermutlich genauso wie der regierungshörige FAZ-Schreiberlin, der seinem Schundblatt die staatliche Alimentation durch großformatige Werbeanzeigen der Bundesregierung sichern will. Unsere Bundesregierung hat sich einen Großteil der schwindsüchtige Print-Medien gekauft. Der ÖRR gehört ihr ja ohnehin und liefert ebenfalls die gewünschte Propaganda. Die Zustände im Land nähern sich immer mehr sehr unschöner vergangener Zeiten an. Man kann die Bauern nur… Mehr

fatherted
11 Monate her

Mal sehen wie viele Leser die FAZ in 2024 verlieren wird.

ichglauballes
11 Monate her

..da ist sie wieder: die gut geschmierte Drehtür zwischen Politik und Medien! Erbärmlich !

Nachhaltiger Energie und Klimawandler
11 Monate her

John Deere hat vor einigen Jahren mit dem Projekt Sesam einen grossen elektrischen Traktor vorgestellt. Der grossvolumige Diesel wurde durch einen batterieelektrischen Antrieb ersetzt. Nach 20 Minuten Pflügen auf dem Felde war die Batterie leer.
Kann es sein, dass der erbärmliche Zustand der FAZ direkt korreliert mit dem Zustand der Ampel? Kluge Köpfe sind bei beiden Mangelware.

Lansab
11 Monate her

„Nur“ Brunnenvergiftung? Da habe ich aber etwas mehr von den grünlackierten Tastaturkommunisten erwartet. Mindestens „rechts“, wenn nicht sogar „rechtsradikal“. Schließlich arbeiten die Bauern auf der eigenen Scholle (voll Nazi-Sprech), sind weiße, „alte“ Männer und Frauen, heimatverbunden und, teilweise über viele Generationen, tief verwurzelt. Möglicherweise tragen sogar einige der Töchter geflochtene Zöpfe, singen Volkslieder auf dem Dorffest, und pflegen uralte Traditionen… Eigentlich ganz klar ein Fall für den Parteien(ehemals Verfassungs-)schutz. Wird also Zeit die Bauern zu enteignen, daraus LPGs zu machen, und dort all die Agrar- und Viehzuchtspezialisten aus Afghanistan, Syrien und Schwarzafrika einzusetzen. Habeck bekam gestern, als er von einer… Mehr

Fragen hilft
11 Monate her

Als ich die FAS abonnierte, glaubte ich mit einiger Berechtigung auch an kluge Köpfe hinter der Tastatur.
Nun lese ich schon von Anfang an einen Aufsatz erst, wenn ich weiß wer ihn geschrieben hat. So merkte ich den Abgang von Redakteuren die eine gewisse Redlichkeit verkörperten. Dies vor Jahren. Und die Verminderwertigung der anderen Texte in Propaganda-Richtung. Dann ging ich auch.
Was hier über Müller-Jung berichtet wird: Dazu fällt mir nichts ein, was ich tippen könnte.