Explodierende Energie- und Materialkosten: Konzern schließt zwei Stahlwerke

Das Unternehmen Vallourec sieht für seine Standorte in Düsseldorf und Mülheim keine Chance mehr. 2.400 Mitarbeiter verlieren ihren Job.

IMAGO / Robert Poorten
Ein glühendes Stahlrohr in der Produktion bei Vallourec in Düsseldorf

Der französische Stahlrohrkonzern Vallourec will seine beiden Werke in Düsseldorf und Mülheim an der Ruhr schließen. Das teilte die Unternehmensleitung am Mittwoch in Düsseldorf mit. Schon bis Ende 2023 soll die Produktion an beiden Standorten eingestellt werden. Von der Entscheidung sind 2.400 Mitarbeiter betroffen.

Als Gründe nannte das Management von Vallourec die stark gestiegenen Energie- und Vorprodukt-Preise. Außerdem herrsche auf dem Stahlröhrenmarkt eine große Überkapazität. Vallourec Deutschland stellt in Düsseldorf und Mülheim vor allem nahtlose Stahlrohre für den Öl- und Gasmarkt her.

Der Mutterkonzern hatte sich bemüht, Käufer für die beiden Werke zu finden – allerdings ohne Erfolg. Laut Vorstandschef Philippe Guillemot Vallourec hatten die beiden Werke in Deutschland seit sieben Jahren Verluste geschrieben.

Die IG Metall will die Schließung der Werke nicht akzeptieren – kann aber auch keine Perspektive für Standorte aufzeigen. Auch Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller rechnet offenbar nicht mit einer Rettung in letzter Minute. Sein Statement klingt eher nach einem Schlusswort für den Stahl-Standort: „Wir denken in diesen Stunden an die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, an die traditionsreiche Verbindung zwischen Düsseldorf und Vallourec und an die vielen Jahre guter und vertrauensvoller Zusammenarbeit.“ Die Schließungsentscheidung, so Keller, stelle für die Stadt eine Zäsur dar.

Auf einem Treffen mit Verbandsvertretern der mittelständischen Wirtschaft hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) schon Anfang Mai angekündigt, die Energiepreise in Deutschland würden dauerhaft hoch bleiben. „Wir werden weiter mit höheren Preisen rechnen müssen“, so der Minister. „Das ist die bittere und die harte Wahrheit“, sagte Habeck. Die Bundesregierung, so der Wirtschaftsressort-Chef, habe Hilfsprogramme gestartet, die „Liquidität sichern und Unternehmen im Markt halten“ sollen. An dem Preisniveau selbst, erklärte Habeck, könnten solche Regierungsprogramme allerdings nichts ändern.

Eine Beibehaltung der letzten drei verbliebenen Kernkraftwerke über Ende 2022 lehnt der Wirtschaftsminister weiter ab.

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Kommentare ( 75 )

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Axel Fachtan
1 Jahr her

Ach so, wir sind hier in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig ? Ach so, das hängt insgesamt mit Kosten zusammen, auch mit gestiegenen Energiekosten ? Ach so, sichere Stromnetze sind eine gute Idee ? Ach so, wir sind nicht fit für das 21. Jahrhundert ? Ach so, China ist da fitter und andere auch. Wir leben vom technischen Fortschritt des 19. Jahrhunderts. Bis heute. Aber irgendwann ist eben auch Schluss damit. Kein G 4 oder G 5 Netz läuft mit deutscher Technik. Kein Handy, kein Laptop, kein Computer. Kaufe mal eine in Deutschland produzierte Web-Cam. Kriegste nicht. Wir haben die Folgekosten… Mehr

GMNW
1 Jahr her

Ein Fall für die stets ach so resolut auftretende Dame Strack doppelter Bindestrich von der FDP; diese famose Dame soll sogar aus Düsseldorf kommen!

Der Person
1 Jahr her

Das ist das Deutsche Wirtschaftswunder 2.0: Ein weltweit beispielloser und einzigartiger Abbau von Industrie, Wohlstand und Lebensqualität. Vom Auto zurück zum Fahrrad, vom Eigenheim zum Plattenbau, vom Auslandsurlaub zum Klimalockdown. Und auch nach diesem Wirtschaftswunder wird es wieder „Gastarbeiter“ geben: deutsche Fachkräfte in ehemals deutschen Unternehmen, die jetzt im Ausland stehen. Habeck lo vult.

Auswanderer
1 Jahr her

Das Problem in Deutschland ist die Entwicklung in der Bevölkerung! Wir haben 90% die politisch gar nicht in Erscheinung treten. Entweder sind die nicht fähig sich zu äussern, oder die denken warum soll ich mir Gedanken machen. Dann haben wir 5%, die den ganzen Laden zerstören und dann noch 5% denen das nicht egal ist! Die 5%, die zerstören haben dabei die Medien fast komplett auf ihrer Seite, also sind die anderen 5% alles Querdenker und Störenfriede. Und wenn diese Stahlwerke „zerstört“ werden, betrifft es doch nicht die überaus „woken“ und „genderisierenden“ 5%! Ich habe das was heute im Grossen… Mehr

Contra Merkl
1 Jahr her
Antworten an  Auswanderer

Wenn man die preisgünstige Energieversorgung ruiniert, obendrauf noch höchste Steuern und Abgaben, Bauvorschriften und Umweltauflagen ohne Ende,
killt man jedes produzierende Gewerbe auf kurz oder lang. Es lohnt sich nicht mehr hier zu produzieren.
Die Industrie wird den Weg gehen wie einst die Lederwaren und Schuhproduktion. So wird es dann hier auch aussehen wie in Offenbach wo einst das Zentrum der Lederindustrie war. Armut, Arbeitslosigkeit und Verwahrlosung kann man sich da gut ansehen.
Oder NRW wo mit Kohle und Stahl mal viel Geld verdient wurde und die edelsten Einkaufsmeilen waren.
Jetzt Dönerläden und Barber Shops.

Entenhuegel
1 Jahr her

Das Sterben des modernen Deutschlands ist ein sehr langsames und grausames. Es wachen jeweils nur die auf, denen es an Portemonnaie oder Gesundheit geht. Die gezielte Verteuerung von Energie und Grundbedarf sowie die ebenso gezielte Vernichtung von Industrie und Arbeitsplätzen ist fester Bestandteil der Pläne von Globalisten WEF und Co. Aber wie die letzten Wahlen gezeigt haben, laufen die Doof-Michel gerne weiter der Propaganda von besten Deutschland aller Zeiten und vom Endsieg des Wokismus über das Böse der Welt hinterher…

Contra Merkl
1 Jahr her

Deutschland war mal Weltmarktführer im Maschinenbau für Kohleabbau unter Tage. Mit der Stilllegung der Kohlezechen war das Geschäftsfeld Kohleförderung hier zu Ende. Wird nicht mehr gebraucht. Deutschland will ja auch mit Öl und Gas Förderung und Transport künftig nichts mehr zu tun haben laut Politik. Weshalb sollte also ein Unternehmen hier eine Produktion nahtlos gewalzter oder gezogener Rohre für den Öl und Gasmarkt weiter betreiben ? Das wird hier nicht mehr gebraucht. Eine Umstellung auf andere Profilstahlwalzprodukte wie Baustahl lohnt sich wegen der Energiepreise nicht. Ich denke die ganzen Anlagen werden die Chinesen kaufen und bauen das auch alles selber… Mehr

Auswanderer
1 Jahr her
Antworten an  Contra Merkl

Deutschland hat seine Stärke aufgrund von der Logistik und dem Engineering erzielt. Jetzt lebt man von der Substanz und demnächst ist Lebensstandard maximal 1950 angesagt. Eine Regierung ist dafür verantwortlich die Situation für die normalen Arbeiterschichten lebenswert zu erhalten. Nicht mehr und nicht weniger! Unsere Politiker spielen den lieben Gott. Am besten man geht und dreht sich nicht um, man könnte zur Salzsäule erstarren! Für Fortschritt ist günstige Energie notwendig. Die anderen kapieren das, nur wir in Europa und vor allem in Deutschland kapieren das nicht. Wer in Dekaden denkt versucht dem ganzen hier zu entkommen.

Paul Brusselmans
1 Jahr her

„Es ist nicht notwendig, auf die Grundlagen, die das deutsche Volk zu seinem primitivsten Weiterleben braucht, Rücksicht zu nehmen. Im Gegenteil, es ist besser, selbst diese Dinge zu zerstören.„

Last edited 1 Jahr her by Paul Brusselmans
Juergen P. Schneider
1 Jahr her

Man wird den Bürgern erzählen, dass Putin daran Schuld sei und nicht die irrsinnige deutsche Energiewende-Politik. Die Mehrheit der naiven, denkfaulen, uninformierten und obrigkeitshörigen Deutschen wird es glauben. Widerstand an den Wahlurnen ist nicht zu erwarten. Die Wahlergebnisse der jüngsten Zeit zeigen es. Eine Mehrheit der Wähler will diese Politik. Die Masse der Nichtwähler verzichtet auf Widerstand. Die Zerstörung der Industrie und damit unseres Wohlstands ist somit offenkundig mehrheitlicher Konsens in unserer Gesellschaft. Die Minderheit, die die Politik der letzten 20 Jahre kritisiert, wird auch weiterhin eine Minderheit bleiben.

Auswanderer
1 Jahr her
Antworten an  Juergen P. Schneider

Der Witz ist ja auch, dass die Abhängigkeit der russischen Energieträger daher kommt, dass SPD und Union immer um die Grünen herum geschwurbelt haben. Energie ist heute das wichtigste Gut für eine funktionierende Gesellschaft.

Thorsten
1 Jahr her

Auf jeden Fall ein Opfer der Russland-Sanktionen. Weitere werden folgen.
Und brechen erst die industriellen Kerne weg, dann haben Zulieferer und Serviceunternehmen keinen Markt mehr. Und sei es die Dönerbude am Werkstor oder die Putzkolonne.
Wer hat in Düsseldorf denn die Wahlen gewonnen? Und vor allem mit welchen Themen?
PS: 2400 Familien haben ca 5000 Stimmen und hätten die Wahl entscheidend beeinflussen können.

wackerd
1 Jahr her

Hallo „demnächst Arbeitslose“! Bedankt euch bei den grün-roten Politikern/Wählern. Der O-Bürgermeister hat doch schon „erkannt“. Eine Zäsur hätte stattgefunden. Natürlich, vorher Arbeitsplätze – nachher Arbeitslose. Weiter so, NRW hat bestellt, jetzt die Suppe auslöffeln, nicht meckern. Haltung zeigen, Zeichen setzen….