Ex-BND-Präsident Hanning: SPD hat nicht Klimathema, sondern Migration unterschätzt

Die Fehleinschätzung der Parteiführung hat SPD-Wähler zur AfD getrieben, so August Hanning im Interview mit Roland Tichy und Boris Reitschuster in der neuen Ausgabe von TE 07-2019.

imago images / Stefan Zeitz

Berlin. Die SPD hat ihr klassisches Wählerklientel nicht wegen der Vernachlässigung des Klimathemas verloren, sondern weil sie das Thema Migration unterschätzt hat. „Die Probleme der Migration betreffen schwerpunktmäßig die traditionelle Wählerschaft der SPD. Sie nicht anzugehen war eine katastrophale Fehleinschätzung der Parteiführung“, sagt der frühere BND-Präsident und Staatssekretär im Bundesinnenministerium, August Hanning, im Interview mit dem Monatsmagazin Tichys Einblick. „Die SPD hat damit ihre Wähler in Scharen zur AfD getrieben.“

So habe die Zuwanderung die Konkurrenz um günstige Wohnungen zwischen dem typischen Wählerklientel und den Migranten verschärft. „Wir reden über die hohen Mieten in den Ballungszentren. Einer der Gründe ist natürlich die große Zahl an Zuwanderern und die damit verbundene große Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt.“ Das Problem werde sich sogar noch verschärfen. „Im Augenblick leben ja viele Migranten noch in Heimen oder in provisorischen Unterkünften. Die Erfahrung zeigt, dass viele von ihnen in die großen Ballungsgebiete streben.“ Da die meisten Zuwanderer bleiben, auch wenn sie nicht als Asylbewerber anerkannt werden, und weiterhin mit Sozialleistungen versorgt werden, erwartet Hanning eine Zunahme der Konflikte in Deutschland und ein Erstarken des Extremismus. „Ich fürchte, dass dies in Deutschland zu größeren gesellschaftlichen Konflikten und zu einem Erstarken extremer Strömungen in Politik und Gesellschaft führen wird.“

Das Sozialsystem sei auf Dauer nicht aufrecht zu erhalten, weil es durch die Zuwanderung überfordert werde. „Schon heute hat fast jeder zweite Hartz-IV-Empfänger einen Migrationshintergrund, diese Zahl wird steigen, und irgendwann wird das unser System überfordern.“


Das ganze Interview in TE Ausgabe 07-2019 >>>

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Kommentare ( 168 )

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Bavaricus
3 Jahre her

Bei einem Vortrag im Februar 2015 anläßlich der Münchener Sicherheitskonferenz warnte Dr. Hanning vor einer Flüchtlingswelle enormen Ausmaßes die in Millionenstärke auf Europa und insbesondere Deutschland zurollt. Damals hat das im Saal kaum einer glauben können was ein Ex-BND-Chef so alles wußte und was dann im September 2015 Wirklichkeit wurde. Als dann von der Bundesregierung verlautet wurde man hätte diese Situation nicht vorhersehen können (!) wurde mir klar wie damals die Wahrheit unterschlagen wurde. Wenn Dr. Hanning jetzt gesellschaftlichen Konflikte auf Deutschland zukommen sieht wird mir Angst und Bange und sicherlich wird dann die Bundesregierung wieder (k)eine Ahnung davon gehabt… Mehr

RauerMan
4 Jahre her

Die Erkenntnis von Herrn Hanning ist richtig, wenn auch nicht neu. Der Druck auf die Sozialsysteme kann nicht abnehmen, wie auch. Jeder des kleinen Einmal-Eins-Mächtige kommt zwangsweise zu dem Schluß, daß das jetzige System nicht funktionieren kann. Es läuft bisher unter Schmerzen nur, weil andere Investitionen im Lande nicht angegeangen werden und die Mittel für Migration ausgegeben werden. Falls die Regierenden dennoch so weitermachen wollen, sind Steuererhöhungen bzw. weiteres Kaputtsparen unvermeidlich. Das wird dann wieder hauptsächlich der „Kleine Mann“ zu spüren bekommen, na dann viel Spaß und weiter wählen wie bisher, die Grünen würden die Probleme mit ihren „Klima-Kosten“ weiter… Mehr

H. Priess
4 Jahre her

Die Migranten drängen nicht auf den Wohnungsmarkt der Staat kauft den Wohnungsmarkt leer für die Migranten dessen Miete der Staat, also der Steuerzahler, übernimmt. Der Staat sorgt für die Verknappung des Angebots und damit für die einhergehenden Preissteigerungen. Gegen des Staat ist der private Mieter machtlos denn selbst wenn er einen festen Job hat, ein sehr gutes Schufascoring hat er immer weniger Chancen gegen die Migranten. Der Staat bevorzugt die Migranten indem sie gleich auf der Vergabeliste nach vorne kommen ohne Wartefrist, so in Stuttgard. Der Staat zahlt Mieten für neu gebaute Wohnungen die ein Normalverdiener nicht bezahlen kann auch… Mehr

Philokteta
4 Jahre her

Je nun, warum waren denn nur die Stimmen, die diese Fakten verkünden, damals so leise, oder so wenige? Warum wurde das alles nicht verhindert?
Es soll wohl unbedingt so kommen, wie es kommen wird. Und jetzt hat man wieder etwas Neues zur Ablenkung – das Klima.

giesemann
4 Jahre her

Wir brauchen endlich einen antimigrantischen Schutzwall, der die qualifizierten restlichen Netto-Steuerzahler an der Flucht hindert. Und zwar semipermeabel: Rein geht immer, raus geht nimmer. Bis es den Laden zerreißt. Es gibt dir Trost in allen Dingen, Ritter Götz von Berlin … .

Alt-Badener
4 Jahre her

Es ist mal wieder an der Anzahl und Qualität der Kommentare deutlich zu erkennen, dass eben das Migrationsproblem, oder besser gesagt die illegale Zuwanderung die Mutter aller Probleme ist. Allen deutschen Bürgern, die noch einigermaßen bei Verstand sind, ist das bewusst. Und dazu gehören mit Sicherheit auch die meisten in der Politik tätigen, außer den „Verstrahlten“ des GrünLinken Lagers. Weshalb letztlich diese vielen anderen Politiker diesen Wahnsinn der unkontrollierten Einwanderung, die mittlerweile schon Eroberungstendenzen erkennbar werden lässt, zuließen bzw. noch zulassen, das ist das große Rätsel unserer Zeit. Bewusst ein Land, eine wirklich große Nation in den Untergang zu führen,… Mehr

Oberbayer80
4 Jahre her

Dann gibt’s halt wieder eine Tagelöhnerkultur – da hält man sich dann seinen Gärtner oder einen Autowäscher, die dann für ein paar Euro fünfzig einmal die woche vorbeikommen, so wie das zB in den USA oder sogar auch in Mexiko üblich ist, oder Einkäufe ins Auto tragen. Vielleicht sollte ich mir das mit dem Pool nochmal überlegen….

Olivia
4 Jahre her
Antworten an  Oberbayer80

…wenn Sie dann man nicht derjenige sind, welcher den Pool putzt…

Oberbayer80
4 Jahre her

„…und irgendwann wird das unser System überfordern.“
Das muss man sich mal vorstellen, die Leute die das zu verantworten haben, die versäumt haben mit rigorosen „Einlasskontrollen“ nicht nur unsere Staatsgrenzen, sondern auch unser Sozialsystem – meiner Meinung nach die größte Errungenschaft unserer Gesellschaft – zu schützen, sitzen nach wie vor am Steuer und würden NICHTS anders machen. Und die Partei, die das alles noch viel hemmungsloser durchziehen würde, befindet sich im Umfragehoch und benötigt einen eigenen Kanzlerkandidaten – ich versteh‘ das nicht mehr!

Jan
4 Jahre her

Ein Interview in dem Kritik leider zu oft nur mit angezogener Handbremse geäußert wird. Ich hätte mir noch deutlichere Worte gewünscht. An mindestens zwei Stellen (Migrantenkrise, Migrationspakt) spricht Hanning davon, die Bundesregierung „habe versäumt“. Nein, versäumt hat sie gar nichts, sondern die Flüchtlingswelle hat sie aktiv und mit Absicht angeschoben und den Migrationspakt mit Absicht unterm Deckel gehalten. Die Regierung ist nur ein Werkzeug neoliberaler Interessen der Großindustrie und die Zukunft des Landes als kulturelle Heimat der Deutschen scheint ihr egal zu sein. Die mindestens 30 Milliarden jährlich zur Versorgung der sogenannten Flüchtlinge, sind der Preis für das Offenhalten der… Mehr

Wind
4 Jahre her

Die Einschätzungen ur politischen Lage,hier im Forum geäussert,sind ja alle richtig.
Aber der Wähler straft die grossen Parteien doch nicht dafür ab, dass sie in die falsche Richtung gehen, sonder doch dafür, dass sie nicht konsequent genug dahin gehen. Sonst würde sich dich der Stimmenanteil der Grünen doch nicht verdoppelt haben.
So gesehen bewegen wir uns hier in einer Blase der Empörten?

Oberbayer80
4 Jahre her
Antworten an  Wind

Im aktuellen Cicero gibt’s einen Artikel, der besagt, dass eine geringe Prozentzahl einer Bevölkerung ausreicht, um diese zu verändern, wenn die Minderheit nur radikal genug ist. Die schweigende Mehrheit will eigentlich nur ihre Ruhe, bis es dann irgendwann zu spät ist. Man kann sich die Entwicklungen der letzten Jahre anschauen und sich seinen Teil dazu denken.

Sabine W.
4 Jahre her
Antworten an  Oberbayer80

Die schweigende Mehrheit wird irgendwann sagen: ‚Das haben wir nicht geahnt/gewusst.‘ Ein sehr bekannter deutscher Satz. Früheste Fragmente findet man ab 1918, die letzten in 1945. Die Deutschen waren immer schon gut in der Disziplin des ‚Unschuldigen Pfeifens‘. Mit dem Unterschied, dass das Land IMplodieren wird, im Gegensatz zu den verheerenden EXplosionen der letzten 100 Jahre. Die Deutschen haben einfach einen Hang zur Selbstzerstörung – ziehen sich dann allerdings die Unschuldsbüx wieder über den Allerwertesten hoch, krempeln die Ärmel hoch, pfeifen ein Liedchen und sehen sich als Supermacht aller Werkschaffenden. Wir schaffen das! Mal sehen, wie lange DAS noch gut… Mehr

giesemann
4 Jahre her
Antworten an  Wind

Un vento si alza – und legt sich auch wieder. Die Grünen sind ein deutsches Phänomen, es gibt eben noch Einige hier, die sich das leisten können – bis sich der dreht. Kommt schon, keine Sorge. (Milva singt Theodorakis: „Non si alza mai un vento che, mi dica vieni qui, ti aspetto ….“. Niemals erhebt sich ein Wind, mir zu sagen: Komm her, ich warte auf dich … .). Schaumermal. Mit hat es vor zwei Stunden einen Baum umgehauen, hier in München – na und? Hat sich gelegt. Hab‘ ihn schon zerlegt.