DITIB verbreitet ein Buch, das fordert, Beleidiger des Propheten zu „töten“

DITIB und Milli-Görüs vertreiben in Deutschland und Österreich ein Buch, das dazu aufruft, Prophet-Beleidiger zu töten. Es wird darin gefordert, was dem französischen Lehrer Samuel Paty und den Redaktionsmitgliedern von Charlie Hebdo angetan wurde. Wieviele solcher Bücher gibt es?

IMAGO / Revierfoto
DITIB-Merkez-Moschee in Duisburg
Die islamistische Milli-Görüs-Gemeinschaft, DITIB, ein Salafisten-Shop und bis vor kurzem sogar Amazon vertreiben ein Buch, in dem gefordert wird, Menschen zu töten, die den Propheten Mohammed beleidigen – egal ob sie „Reue“ zeigen. Darüber berichtete das österreichische Volksblatt, woraufhin Thalia und Amazon das Buch aus ihrem Sortiment nahmen.

Buch fordert: Wer den Propheten beleidigt, „muss getötet werden“

In dem Buch wird genau das gefordert, was im Oktober 2020 dem französischen Lehrer Samuel Paty angetan wurde. Er wurde von einem Islamisten auf offener Straße enthauptet, weil er seinen Schülern eine Mohammed-Karikatur im Sinne der Meinungsfreiheit zeigte. Das Attentat war zugleich eine Tat von islamistischen Hintermännern, da der Islamist Abdelhakim Sefrioui, der der islamistischen Muslimbruderschaft und Terrororganisation Hamas nahesteht, per Video die Mobilisierung gegen den Lehrer gefordert hatte.

Sefrioui und eine Moschee im Pariser Vorort Pantin, die mit ihm in Verbindung steht, hatten eine Fatwa gegen Samuel Paty herausgegeben, die zum Mord an dem Lehrer aufrief. Der Imam dieser Moschee hatte die Adresse der Schule veröffentlicht. Die Moschee wurde geschlossen, doch der Figaro enthüllte, dass dieser Imam in einer Moschee in Bobigny weiter predigte, die daraufhin zusammen mit einer versteckten Koranschule (doppelter Raum im Untergeschoss) ebenfalls geschlossen wurde.

Nun wurde durch das Volksblatt bekannt, dass in einem Buch, das in Deutschland und Österreich vertrieben wird, solch ein grausamer Mord gefordert wird. Das Buch heißt „Ilmihal [=Katechismus] für Frauen – Islamisches Grundwissen für Frauen“ und wird vom türkischen Uysal-Verlag auf Deutsch herausgegeben. „Jemand, der den Propheten beschimpft, beleidigt oder seine Religion in irgendeiner Weise schlecht macht, muss getötet werden“, heißt es auf Seite 177. Selbst wenn der „Täter“ Reue zeige, müsse man ihn töten: „Wenn er Buße tut und Reue zeigt, wird zwar seine Reue von Allah angenommen, er muss trotzdem getötet werden. Ihm darf keine Besinnungszeit verliehen werden. Er muss getötet [werden], ganz unabhängig davon, ob er bereut und Buße tut.“

Dies erinnert nicht nur an Handlungsanweisungen für den Attentäter sowie die Hintermänner im Fall Samuel Paty, sondern auch an den islamistischen Anschlag auf die Redaktiosmitglieder des Satire-Magazins „Charlie Hebdo“ 2015 in Paris, sowie die schon 2010, 2011 und 2012 entstandenen Drohungen und Anschläge gegen Charlie-Hebdo-Mitarbeiter, weil die Zeitschrift im Jahr 2006 Mohammed-Karikaturen druckte.

Erlaubt, seine Frau zu züchtigen

In dem „Islamischen Grundwissen für Frauen“ wird außerdem vermittelt, dass Ehefrauen häusliche Gewalt über sich ergehen lassen müssen, wenn sie sich dem Mann widersetzten sollten. „Sollte sich eine Frau jedoch gegen ihren Mann auflehnen und es darauf anlegen, die Harmonie und den Fortbestand der Familie zu zerstören, erlaubt der Koran dem Ehemann als letzte Maßnahme, seine Frau zu züchtigen.“ Damit sei ein „leichtes Schlagen“ als „symbolische Handlung gemeint, die der Frau mit Nachdruck den Ernst der Lage vor Augen führen“ solle.

Vertreiber: DITIB, DIYANET, Milli-Görüs und Salafisten

Der Uysal-Verlag sitzt in Istanbul. Die türkische Version des Buches wird von der türkischen Religionsbehörde Diyanet – die direkt dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan untersteht – und von dem deutschen DITIB Ableger angeboten. Der Verein DITIB untersteht wiederum Diyanet und arbeitet mit dem türkischen Geheimdienst zusammen. Auch der Buchklub „Kitap Külübü“ der „Islamischen Gemeinschaft Milli-Görüs“ (IGMG) bietet die deutsche Ausgabe zum Verkauf an. Seit 2002 dient die islamistische Milli-Görüs-Gemeinschaft in Deutschland als Propagandainstrument und Finanzquelle für das AKP-Regime. Zudem vertreibt der „Umma-Shop“ in Düsseldorf das Buch, der vom nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz der salafistischen Ansaar-Organisation zugerechnet wird. In der Schweiz wird es ebenfalls vertrieben.

Herausgegeben wurde die Publikation mit dem enthaltenden Mordaufruf Ende 2010, wodurch dieses Buch mit der Aufforderung zum Morden seit ganzen zehn Jahren im deutschsprachigen Raum im Verkehr ist. Dieses Buch ist ein Beispiel dafür, wie lange solche radikal-islamischen Publikationen im deutschsprachigen und europäischen Raum unentdeckt bleiben können. Es muss dringend davon ausgegangen werden, dass eine beträchtliche Anzahl von ähnlichen Publikationen in Deutschland und Österreich existent sind. Und es ist wenig überraschend, dass unter dem türkischen Präsidenten Erdogan, der ein Vertreter und Verbreiter des Politischen Islams ist, die türkische Religionsbehörde für solch ein Buch wirbt.

In der digitalen „Ditib Bibliothek“ befinden sich sechs Werke des Autors Asim Uysal, darunter das „Ilmihal für Frauen“. Dort wird dafür geworben. In der Bibliothek ist es mit einem Exemplar physisch kostenlos einsehbar. In der Beschreibung von DITIB heißt es über die Zielgruppe: „Jeder verheiratete Mann bzw. Jeder Mann der vorhat zu heiraten, ist islamrechtlich verpflichtet, sich Wissen über den Glauben, gottesdienliche Verrichtungen, die Teil- und Ganzwaschung, die Menstruation, das Wochenbett, die nicht menstruelle Blutung, die islamische Frauenbekleidung und andere frauenbezogene religiöse Bestimmungen, anzueignen und es seiner Ehefrau zu vermitteln.“ Das Buch dient also dazu, dass Männer Ihre Ehefrauen oder zukünftigen Frauen mit diesem Wissen belehren! Das Buch ist also nicht an Frauen adressiert, obwohl der Titel lautet „Islamisches Grundwissen für Frauen“.

Besonders brisant ist der Blick auf Österreich. Der Buchklub „Kita Külübü“, der diese verachtende Publikation beworben hat, wird der Milli-Görüs Gemeinschaft (IGMG) zugeordnet, die in Österreich unter den Namen „Islamische Föderation“ als offizieller Ableger der IGMG agiert. Die Islamische Föderation ist der zweitgrößte Moscheeverband Österreichs. Die offizielle Vertretung der Muslime in Österreich ist wiederum die „Islamische Glaubensgemeinschaft“ (IGGÖ), dessen Präsident Ümit Vural ehemals im Vorstand der Islamischen Föderation saß. Auch IGGÖ-Glaubensgründer und Mufti Mustafa Mullaoǧlu war hochrangiges Mitglied des deutschen Ablegers IGMG. Damit wird die Vertretung der Muslime in Österreich von Personen geleitet, die direkt aus einer vom Verfassungsschutz als islamistisch eingestuften Organisation stammen, die radikal-islamische Literatur bewirbt, die zu Attentaten aufrufen. Nach der Berichterstattung des Volksblatts distanzierte sich die IGMG von dem Buch, das angeblich ohne inhaltliche Prüfung in das Sortiment ihres Online-Buchshops aufgenommen worden sei.

Das Buch lässt die beängstigende Frage aufkommen: Wie viele solcher islamistischen Bücher sind unbemerkt und ohne inhaltliche Prüfung seit Jahrzehnten im Umlauf?

— Nina Scholz (@NinaaScholz) March 9, 2021

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