Deutsche Bahn so unpünktlich wie nie

Die zunehmende Unpünktlichkeit der Deutschen Bahn ist mehr als ein Gefühl: Die Zahl ihrer „Verspätungsminuten“ ist in den vergangenen Jahren um über ein Drittel gestiegen. Die Gründe dafür seien Betriebsgeheimnisse. Von Charlotte Kirchhof

IMAGO / Gottfried Czepluch
Selbst bei überzeugten Bahnreisenden wächst der Ärger über verspätete oder gar ausgefallene Züge. Zu recht. Eine Anfrage der AfD-Fraktion ergab nun, dass die Minuten, die sich Züge verspäteten, in den vergangenen zehn Jahren um über ein Drittel zugenommen haben. 2013 waren es noch 122,7 Millionen „Verspätungsminuten“, im vergangenen Jahr dann 164 Millionen „Verspätungsminuten“.

Besonders schlimm hat es den Regionalverkehr getroffen: Der fuhr im vergangenen Jahr 40 Millionen „Verspätungsminuten“ ein. Das sind 14 Millionen Minuten mehr als noch 2013 – ein Zuwachs um rund die Hälfte. Das Neun-Euro-Ticket hat zu mehr Verspätungen im Regionalverkehr geführt, wie das Verkehrsministerium bereits im Januar mitgeteilt hat.

Die Fragen der AfD-Fraktion bezüglich der Ursachen dieser Unpünktlichkeit stuft die Bundesregierung als „Vertraulich – amtlich geheimgehalten“ ein: Die erbetenen Informationen seien geschützte Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse der Deutschen Bahn, heißt es. „Die Offenlegung der detaillierten Informationen könnte erhebliche Wettbewerbsnachteile nach sich ziehen und dadurch das wirtschaftliche Handeln der Deutschen Bahn und somit auch das fiskalische Interesse des Bundes deutlich beeinträchtigen“, schreibt die Bundesregierung.

Die steigenden Verspätungen scheinen mit den Gehältern des Bahn-Vorstands zu korrelieren: So hat zum Beispiel Vorstandschef Richard Lutz sein Gehalt im letzten Jahr verdoppelt. Und das, obwohl hohe Investitionen in das Bahnnetz vonnöten wären, um die Bahn pünktlicher zu machen. Das sagt auch Birgit Milius, Professorin für Bahnbetrieb und Infrastruktur: Es brauche beispielsweise mehr Weichen, damit Züge Baustellen und anderen Problemen ausweichen könnten. Die seien aber sowohl in der Anschaffung als auch in der Wartung teuer.

Und die Wartung ist ebenfalls ein Problemfeld der Bahn: So schreibt die Bundesregierung, dass der Bahn im letzten Jahr 1600 Mitarbeiter in der Instandhaltung fehlten.

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Kommentare ( 8 )

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H. Priess
11 Monate her

Das Hauptproblem der DB meiner Meinung nach ist, daß sich Regio, Güter und Schnellverkehr die Gleise teilen müssen. Gibt es bei einem davon Probleme fallen die anderen wie die Dominosteine hinterher. Stellwerke wurden zentralisiert und reagieren mit einer Karenzzeit von teils Stunden. Beispiel, letztes Jahr, der Regio Stralsund – Bürlün hat einen Defekt und der Zug stoppt in Prenzlau. Die Lok muß von hinten nach vorne gekoppelt werden. Eigentlich eine Minutensache aber Prenzlau hat kein eigenes Stellwerk und muß warten bis irgendwer irgendwo die Weichen stellt und die Lok tauschen kann. Das hat eine gute Stunde gedauert. Daß dann der… Mehr

jwe
11 Monate her

Diese Probleme treten immer auf, wenn „privatisiert“ wird und geglaubt wird, Private können alles besser. Aus allem soll Gewinn gezogen werden, koste es was wolle. Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge gehören nicht privatisiert, müssen auch keinen Gewinn abwerfen, sondern plus minus Null rauskommen. Das gilt auch für Krankenhäuser, Altenheime , …. .
Mehdorn hat mit dem „Fit machen für die Börse“ die Bahn restlos ruiniert. Das damals abgebaute Personal und die still gelegten Einrichtungen fehlen heute und führen zu dem, was man so sieht. Bei der Post erleben wir täglich das Gleiche.

Ulric Viebahn
11 Monate her

„Es brauche beispielsweise mehr Weichen, damit Züge Baustellen und anderen Problemen ausweichen könnten.“ Die jetzt fehlenden Weichen sind in den letzten 20 Jahren ausgebaut worden. „…1600 Mitarbeiter in der Instandhaltung fehlen.“ Wer möchte denn in diesem Saftladen gerne arbeiten?
Lange, lange ist es her, daß es bei RTL die Serie ‚Die Telekom‘ gab. Zum Totlachen. Wann gibt es endlich die Serie oder den Blog ‚Die Deutsche Bahn‘?

Last edited 11 Monate her by Ulric Viebahn
szenaria
11 Monate her

Nach der Abschaltung der AKWs wird es bei der Bahn eine neue Durchsage geben:

Sehr geehrte Fahrgäste: Bitte haben sie etwas Geduld. Unsere Weiterfahrt verzögert sich leider auf unbestimmt Zeit, da die erforderliche Strommenge zur Weiterfahrt aus dem Ministerium des Herrn Habeck noch nicht zugeteilt wurde.

Michael M.
11 Monate her
Antworten an  szenaria

Bahnstrom hat eine Frequenz von 16 2/3 Herz, dafür sind eigene Kraftwerke zuständig, aber grundsätzlich wird genau das passieren was Sie schreiben, der Strom wird hinten und vorne nicht ausreichen.

Autour
11 Monate her

Na wenn man bei der Bahnspitze anstelle von kompetenten Menschen nur die unfähigsten Selbstbediener hat muss man sich nicht wundern. Angefangen hat alles mit diesem Herrn Mehdorn! Der hat ja einige Unternehmen in den Bankrott getrieben wurde aber immer und immer wieder eingestellt um sein Tatwerk von neuem beginnen zu können. Damals hat man sämtliche zweispurige Strecken auf eine Spur reduziert… nur was keine der Koryphäen bedacht hat, ist dass dies natürlich massive Auswirkungen haben wird… Jetzt schreien plötzlich wieder Koryphäen wir müssen den Ausbau voranbringen… Es gibt eine einfache Lösung all diese unfähigen selbst Darsteller raus und einen vernünftigen… Mehr

wachschaf
11 Monate her
Antworten an  Autour

Er sollte vielleicht auch schon einmal in Japan mit der Bahn gefahren sein…und gesehen haben, was möglich ist.

mlw_reloaded
11 Monate her
Antworten an  wachschaf

Fairerweise ist die japanische Bevölkerung nicht dafür bekannt, Bahnsteige, Zugwaggons, Abteile und Unterführungen regelmäßig zu demolieren, zu verschmutzen und sich dort zu erleichtern.