Das Coronavirus und ein Allerweltsphilosoph

"Jetzt kommt etwas vergleichsweise Harmloses", sagt der Allgemeinphilosoph Richard David Precht über das Coronavirus.

imago Images/Lichtgut

Allerweltsphilosoph ist nur scheinbar ein leichter Beruf. Er kann einen wie Richard David Precht schnell mal in Versuchung führen, etwas unglaublich Fahrlässiges von sich zu geben.

„Jetzt kommt etwas vergleichsweise Harmloses“ sagt der Mann über das Coronavirus. Nun ergriffen Regierungen plötzlich Maßnahmen von jener Radikalität, die er bei dem seiner Meinung nach dringend nötigen harten Durchsetzen des Komplettumbaus zum ökologischen Wirtschaften so sehr vermisst.

Precht prangert an, dass die Leute mehr Angst um ihr Leben haben als ums Überleben der Menschheit.

Was Precht über sein eigenes Sozialverhalten offenbart, ist sogar unter dem Niveau eines Allerweltsphilosophen: Wie er verstanden hätte, sei das Coronavirus gefährlich für Leute mit schwachem Immunsystem und für sehr alte Menschen, da er zu beiden Gruppen nicht gehöre, fühle er sich nicht bedroht …

Dass er, subjektiv persönlich unbedroht, das Coronavirus, ohne es selbst zu merken, an andere weitergeben könnte, steht bei ihm also nicht weit vorn in der sozialen Rangfolge des Verhaltens, da er es in diesem Zusammenhang nicht erwähnt. Klar, wer permanent an der Rettung der Menschheit arbeitet, kann sich nicht um so niedere Wünsche der Menschen kümmern wie ihr persönliches Überleben.

Mit Leuten von solchem Selbstverständnis lässt sich weder die Menschheit retten noch das Leben von Menschen hier und heute.

Precht könnte mal mit einem richtigen Wissenschaftler reden wie zum Beispiel Alexander Kekulé oder dem Virologen der Charité in Berlin, Christian Drosten:

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Kommentare ( 56 )

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pantau
4 Jahre her

Es war sowas von voraussehbar, daß Precht genau diese Position einnimmt, ebenso übrigens wie Nuhr. Beiden fehlt die Fähigkeit zu einem gründlichen Sachbezug auch jenseits von Pose und Rhetorik. Wobei die selektive Wahrnehmung bei Kabarettisten meiner Einschätzung nach zur Berufskrankheit gehört: Pointe frisst Wahrheit.

country boy
4 Jahre her

Ich hab ihn noch nie für voll genommen.

Gevatterin
4 Jahre her

Ich hielt bislang viel von Herrn Precht. Doch jetzt ist nur noch zu kommentieren: wes Brot ich ess, des Lied ich sing.

Eugen Karl
4 Jahre her

„Precht prangert an, dass die Leute mehr Angst um ihr Leben haben als ums Überleben der Menschheit.“ – Hier genau steckt der Keim des totalitären Inhumanismus, wie ihn Ludwig Marcuse (Vorsicht, nicht mit Herbert zu verwechseln!) am Werk Ernst Blochs diagnostizierte und kritisierte: „denn alles Absehen von denen, die in dieser Stunde leben, ist unmenschlich – auch wenn es zugunsten der menschlichsten Menschlichkeit geschieht.“

Mozartin
4 Jahre her
Antworten an  Eugen Karl

DANKE Fragte nicht Heinrich Heine auch so und vielleicht, weil er zu einer Minderheit in Deutschland gehörte? „Was wäre, wenn MENSCHEN in Europa resistenter gegen das Coronavirus wären als MENSCHEN in Asien oder umgekehrt?“ Ich habe mich IMMER innerlich stark gegen Brechts Lehrstücke gewehrt, nicht weil ich meinte, dass man nicht darüber reden könne im konkreten Fall, ABER NICHT GRUNDSÄTZLICH. Deshalb wertschätze ich die Freiheit und Selbstbestimmung der Menschen gegenüber jedem unnötigen staatlichen dann evtl. „Übergriff“. Nötige können kommuniziert werden OHNE NotstandsGESETZgebung, weil Einsicht eine der Voraussetzungen für die Annahme einer wirkenden Vernunft ist. Als from outsight, auch im Sinne… Mehr

Lichtenberg
4 Jahre her
Antworten an  Eugen Karl

Nun ja, Precht fühlt sich selbst auf der sicheren Seite, da er sich der Risikogruppe der alten weißen Männer nicht zugehörig fühlt; er ist ja ein junger Wilder von fünfundfünfzig Lenzen. Ergo ist er also auch noch schlecht informiert –, tatsächlich gehört er bereits zum Club. Bitte nicht weiter sagen, Sachinformationen könnten den jugendfrischen Sozialethiker verunsichern. Interessant auch seine haarscharf daneben kalkulierende Denke, die ihn keineswegs als humanistischen Philosophen im antiken Sinne dastehen lässt, Epikur, Lukrez, Seneca und Cicero lassen spöttisch grüßen; sie hätten mit ihm kein Stück Brot und keinen Becher Wein geteilt. Disgusting. Und Ja! Ludwig Marcuse war… Mehr

moorwald
4 Jahre her

Philosophen sind wir schließlich alle… nur kommen wir nicht ins Fernsehen. Das Fernsehen als „flaches“ Medium kann nur Leute gebrauchen, die nicht besonders klug oder kompetent sind. Denn es sind die Bilder, nicht die Argumente, die beim Zuschauer ankommen. Wenn einer oft genug auf dem Bildschirm erscheint, wird er prominent. Was Precht über die Sorge ums eigene Leben statt ums Überleben der Menschheit von sich gibt, erinnert an den Schwätzer Walter Jens vor vielen Jahren. Da stand er wegen der Teilnahme an irgendeiner Blockade (KKW?) vor Gericht. Und da holte er dann mächtig aus: LKW-Fahrer, die ähnliches aus purem Eingennutz… Mehr

Dr. Slonina
4 Jahre her

Daß heute jeder zu allem was zu sagen hat, ohne meist zu wissen, wovon er da schwätzt, ist leider Realität. Besonders peinlich wird es aber, wenn ein , vom eigenen Selbstbild besoffener Nichtsnutz Dinge äußert, die nicht nur blöd, sondern auch noch unmoralisch sind.

Gottfried
4 Jahre her

Der Precht ist mit Verlaub ein echter Trottel. Ein echter Philosoph würde sich mit Logik auskennen.

Monika Medel
4 Jahre her

Corona verdrängt halt die Klimakatastrophe und anderes Zeitgeistiges aus den Themen. Das fuchst die üblichen Verdächtigen aufs Blut.

Fritz Y.
4 Jahre her

Peter Sloterdijk nannte den Herrn Precht in einem herrlichen Bonmot einmal den „Andre Rieu der Philosophie“.
Seitdem habe ich nur noch Lachreiz, wenn der Typ was von sich gibt ?

Entsetzenblankes
4 Jahre her
Antworten an  Fritz Y.

Da fällt mir doch glatt ein: wo zum Teufel steckt eigentlich dieser Albrecht von Lucke?

Alfonso
4 Jahre her

Er fühlt sich nicht bedroht vom Coronavirus ….

Precht, ein typischer Vertreter unser Zeit: ein Ichmensch.

Und mit 55 Jahren ist er auch schon ein Opa, obwohl er so tut und sich so verhält, wie ein junge unerfahrener Jüngling.