Wer das von außerhalb Deutschlands verfolgt, kann nur zum Schluss kommen, dass es sich hier um einen failed state handelt. Die Bürger sollen den Mund halten, während verantwortliche Politiker öffentlich um die Wette schwätzen.
Eben kriege ich eine Mail: Grüße aus Berlin. Katastrophale Stimmung unterwegs – an den Flughäfen NICHTS los, weder Düsseldorf noch Tegel. Flugzeug nur 1/4 besetzt. 10 Leute am Kofferband. Düsseldorf beinahe leere Abflughalle, wo sonst Leute nach Hause fliegen oder in die Ferien. Echt gruselig.
CNN schlägt ARD. Britische, amerikanische und französische Reporter am Ort des Gechehens sind schnell und präzise, wissen, wie man Quellen bewertet. In englischen Medien wird detailliert ausgebreitet, dass dem aktuellen Verdächtigen für den Terrorakt von Berlin von den deutschen Behörden seit Monaten wegen eines früheren Falles nachgestellt wurde, sie ihn aber verloren hätten. Deutsche Medien beten brav den Polizeibericht nach und sind erfreut, dass die Polizei per Twitter vorschreibt, was sie nacherzählen. Was sie offensichtlich noch nicht wissen: Twitter lesen die Bürger selbst.
Sie fordern die Bürger auf, besonnen zu bleiben! Der Polizei genug Zeit zu geben, zu ermitteln. Zugleich melden deutsche Zeitungen, dass der Mann am Niederrhein mit einer Razzia gesucht werden soll. Sie zeigen Bilder von Journalisten und Kamerateams, die auf die Razzia warten. Dann melden deutsche Medien, dass sich die Razzia verzögert, weil Schreibfehler in Durchsuchungsbeschlüssen diesselben ungültig gemacht hätten. Vom NRW-Innenminister lesen wir, dass ja gar nicht feststehe, ob das der „richtige“ Verdächtige sei. Aber, erfahren wir auch von ihm, der Verdächtige hätte nach Tunesien abgeschoben werden sollen und aus welchen formalen Gründen das so lange nicht klappte, bis der Mann untertauchte.
Wer das von außerhalb Deutschlands verfolgt, kann nur zum Schluss kommen, dass es sich hier um einen failed state handelt. Da nehmen sich die Aufrufe zur Besonnheit reichlich lächerlich aus, wenn die Bürger den Mund halten sollen, während verantwortliche Politiker öffentlich um die Wette schwätzen.
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