Fridays for Future und der Antisemitismus

Luisa Neubauer unterstellt Hans-Georg Maaßen bei Anne Will ohne jeglichen Beleg Antisemitismus. Dabei ist ihre Organisation Fridays for Future alles andere als integer in der Frage – und dabei geht es nicht nur um Fehltritte in der Vergangenheit.

IMAGO / POP-EYE
Luisa Neubauer

Luisa Neubauer wartet bei Anne Will mit unbelegten, dafür umso energischer vorgetragenen Vorwürfen des Antisemitismus gegen Hans-Georg Maaßen auf. Was dabei unerwähnt bleibt: Ihre Organisation „Fridays for Future“ hat selbst ein ungeklärtes Verhältnis zu Antisemiten und Israelhassern in den eigenen Reihen.

Im Mai 2020 etwa postete die Ortsgruppe „Fridays For Future Rhein-Sieg“ ein Foto mit Bengalos und Palästina-Fahnen, begleitet von einem Text, in dem Israel u.a. als „Apartheidsstaat“ bezeichnet wird. Der Post gefällt vielen FFF-Accounts u.a. auch „Parents for Future“. Später äußert sich die bundesweite FFF-Organisation: „Gerade eine Woche nach dem 75. Jubiläum des Tags der Befreiung vom Faschismus muss allen klar sein: Israel hat ein auf ewig zu schützendes Existenzrecht. Wir haben null Toleranz für Antisemitismus. #AusGründen“, wirklich konkret benennt man das Problem nicht. Eine Entschuldigung o.Ä. bleibt aus. 

— Kay John Fritzlar??????❤☀️? (@FritzlarKay) May 17, 2020

Nur wenige Monate später, im Oktober 2020, kommt es auf der von „Fridays for Future“ unterstützten Kundgebung „Moria befreien“ zu antisemitischen Entgleisungen. Eine Rede endet mit den Worten „Yallah Intifada“, man skandiert „Palestine will be free – from the river to the Sea“. Dieser in der BDS-Szene verbreitete Slogan fordert einen palästinensischen Staat im Gebiet zwischen dem Mittelmeer und dem Fluss Jordan – das würde eine vollständige Auflösung des Staates Israel bedeuten. Später entschuldigt sich FFF, teilt mit, es sei ein „schwerer Fehler“ gewesen, nicht ausreichend zu prüfen, wer sich alles an der Aktion beteiligen würde. Die Slogans gingen von der sogenannten Migrantifa aus, die auch einer der Initiatoren der Demo war – dabei ist die längst hinlänglich für ihre radikalen Israel-feindlichen Positionen bekannt.

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Mit einem neuen Projekt legt „Fridays for Future“ nun aber nahe, dass man aus diesen Fehltritten nichts gelernt hat: Gemeinsam mit der Protestbewegung „unteilbar“ (und der Gewerkschaft Ver.di) hat FFF kürzlich ein gemeinsames Dialogpapier erstellt als „Ausgangspunkt für weitere Gespräche und Aktivitäten“. Zu den unteilbar-Unterstützern und -Kooperationspartnern gehören neben der BDS-nahen Organisation IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges) auch die Publizistin Kübra Gümüsay, die eine Nähe zu islamistischen Organisationen hält. Auf unteilbar-Demos werden regelmäßig BDS-Slogans skandiert, Palästina-Flaggen sind die Regel. Redner unterstützten die antisemitische BDS-Bewegung, einer preist den Kampf gegen die „zionistische Regierung“.

Unbeachtet bleiben auch die weiteren fragwürdigen Kontakte von „unteilbar“ – der im Impressum aufgeführte Verantwortliche der Organisation ist etwa aktiv bei der Roten Hilfe, die in ihrer Vereinszeitung eine Solidaritätsbekundung mit den immer noch untergetauchten RAF-Terroristen Burkhard Garweg, Ernst-Volker Staub und Daniela Klette abdruckte. Denen wünscht man “viel Kraft und Lebensfreude. Lasst es Euch gutgehen … und lasst Euch nicht erwischen!”. Besagte RAF-Terroristin Daniela Klette schloss sich in den 70er Jahren zunächst jener Roten Hilfe an, die sich anwaltlich für die RAF engagierte. Dort kam sie vermutlich erstmals in Kontakt mit Mitgliedern der RAF, der sie sich auf diesem Wege wenig später anschloss. Die engen Kontakte dieser Szene zur palästinensischen PFLP, die gemeinsam mit deutschen Terroristen in Entebbe jüdische von nicht-jüdischen Geiseln separierte, sind längst bekannt.

Erstaunlich still zu all den genannten Punkten ist Luisa Neubauer – womöglich ist sie zu beschäftigt im Fernsehen unter Beifall abstruse Theorien zu verbreiten, die sie nicht belegen kann.

Der Twitter-Kanal von Anne Will hatte am Montag versucht, Neubauers Aussagen zu untermauern. In einem geteilten Thread von Accounts aus dem linken bis linksradikalen Milieu wird dort u.a. aufgedeckt, dass Maaßen von „Globalisten“  gesprochen hat, was angeblich eine Art Codewort unter Antisemiten sein soll. Dafür hat Anne Will einige Stunden später allerdings um Entschuldigung gebeten.

Wie abseitig diese Behauptung ist, zeigt unter anderem eine Veröffentlichung der Bundeszentrale für politische Bildung mit dem Titel „Globalisten“.


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