Empörung über Paus‘ Forderung nach Abtreibung als Teil der Ärzteausbildung

Lebensschutzverbände reagieren empört auf die Forderung von Familienministerin Lisa Paus, dass Abtreibungen Teil der Ärzteausbildung werden sollen. Das EU-Parlament macht indes den Weg für ein „Recht auf Abtreibung“ frei.

IMAGO / Fotostand
Bundesfamilienministerin Lisa Paus bei einer Debatte im Bundestag am 6. Juli 2022.

Die Forderung von Bundesfamilienministerin Lisa Paus, dass Abtreibungen zur Ausbildung von Ärzten gehören sollten, hat heftigen Protest vonseiten deutscher Lebensschutzverbände erregt. Die Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben (CDL), Susanne Wenzel, sagte, die Forderung konterkariere das ärztliche Selbstverständnis und sei ein massiver Eingriff in die Grundrechte der Gewissens- und Religionsfreiheit sowie der Berufsfreiheit.

„In der Regel ergreifen junge Menschen den Arztberuf, um Menschenleben zu heilen und zu retten, nicht um Techniken zur Tötung eines Menschen zu erlernen. Eine Abtreibung aber ist keine Heilbehandlung, sondern die vorsätzliche Tötung eines unschuldigen Menschen“, erklärte Wenzel. „Ein derartiger Vorgang darf unter gar keinen Umständen als Teil der normalen ärztlichen Tätigkeit vermittelt werden.“

Paus täte gut daran, sich an die Vorgaben des Schwangerenkonfliktgesetzes zu halten und sich dafür einzusetzen, dass die Hilfen für Schwangere und Mütter besser bekannt gemacht würden. Zudem sei nach dem Schwangerschaftskonfliktgesetz niemand zu einer Mitwirkung an einer Schwangerschaft verpflichtet.

„Es ist auch Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass Frauen möglichst erst gar nicht in die Not kommen, sich mit einer Abtreibung auseinandersetzen zu müssen, soweit diese Notlage vor allem durch wirtschaftlich-finanzielle Gesichtspunkte bestimmt wird. Auch vor dem Hintergrund der sich entwickelnden wirtschaftlichen Lage ist dies nicht nur wünschenswert, sondern sogar geboten.“

Wenzel: Es geht mehr um Ideologie als um den Menschen

Die Ampel zeige sich in dieser Situation „einfallslos“ und sehe den möglichst ungehinderten Zugang zur Abtreibung als einzige Lösung in dieser Notlage. „Es ist ein fatales Signal, dass dies ausgerechnet durch die Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend transportiert wird. Und es zeigt: Es geht mehr um Ideologie als um den Menschen“, so Wenzel. „Jeder weiteren Bagatellisierung der Abtreibung als medizinische ‚Grundversorgung‘ ist eine klare Absage zu erteilen.“

Kaminski: Doppelt so viele Abtreibungseinrichtungen wie Geburtshilfen in Deutschland

Cornelia Kaminski, Bundesvorsitzende der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA), bezeichnete den Vorstoß der Familienministerin als „absurd“. Er ließe sich nur umsetzen, wenn für alle Medizinstudenten die Gewissens- und Religionsfreiheit nicht mehr gelten würde. „Wenn das Grundrecht auf Leben einem Teil der Bevölkerung aberkannt wird, büßen andere Menschen ebenfalls ihre Grundrechte ein.“

Auf dem Rücken der Bevölkerung werde Ideologie betrieben, die nichts mehr mit Familienpolitik zu tun habe. „Tatsache ist: In Deutschland gibt es noch knapp 650 Geburtshilfen, in denen jedes Jahr ca. 750.000 Kinder geboren werden. Es gibt jedoch fast doppelt so viele Abtreibungseinrichtungen, in denen jedes Jahr ca. 100.000 Abtreibungen durchgeführt werden. Wo besteht also wirklich ein Mangel?“

Familienministerin Paus: Abtreibungen kein Fall für das Strafgesetzbuch

Wer sich für Frauengesundheit stark machen wollte, müsste daher die Geburtenhilfe stärken. „Wer dagegen meint, alle Medizinstudenten zur Erlernung einer Tötungshandlung zu verpflichten, verschärft den ohnehin eklatanten Ärztemangel in Deutschland.“

Nach der Abschaffung des Werbeverbots für Abtreibung hatte Paus im Berliner Tagesspiegel gefordert, man dürfe „da nicht stehen bleiben“. „Die verschiedenen medizinischen Methoden von Schwangerschaftsabbrüchen sollten zum Beispiel für Ärztinnen und Ärzte zur Ausbildung gehören“, sagte Paus und betonte, sich mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach über das Thema auszutauschen. Sie finde zudem, dass Abtreibungen nicht ins Strafgesetzbuch gehörten.

EU-Parlament: Recht auf Abtreibung in der Charta der Grundrechte

Zugleich hat das EU-Parlament einen Entschließungsantrag angenommen, der vorschlägt, „ein Recht auf Abtreibung in die Charta der Grundrechte der Europäischen Union aufzunehmen“. Der Textvorschlag für Artikel 7a der Charta soll folgenden Wortlaut haben: „Jeder hat das Recht auf sichere und legale Abtreibung.“

Von den 517 Abgeordneten des EU-Parlaments stimmten 324 Abgeordnete für den Antrag. Sie forderten die EU-Kommission zudem dazu auf, Abtreibungsorganisationen stärker zu unterstützen. Die ansteigenden finanziellen Mittel für Lebensschutzorganisationen nahm man dagegen „besorgt“ zur Kenntnis.

Die EU-Mitgliedsstaaten seien aufgefordert, „Abtreibungen rechtlich anzuerkennen und die Achtung des Rechts auf sichere und legale Abtreibung sowie anderer Bereiche der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und der damit verbundenen Rechte zu verteidigen“. Die solle auf EU-Ebene eine zentrale Priorität werden und letztlich als Recht in die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte aufgenommen werden.

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Kommentare ( 15 )

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misa
1 Jahr her

Es ist ein symbolischer Akt, um Ärzte zu demütigen und sie endgültig zu Dienstleistern zu degradieren, die frei von eigenen ethischen und moralischen Ansprüchen gefälligst das auszuführen haben, was ihnen Politiker auftragen. Eine Abtreibung gehört ohnehin in das Fachgebiet der Frauenheilkunde und könnte natürlich auch innerhalb der dieser speziellen Facharztausbildung gelehrt und gelernt werden. Die forcierte Integration dieses Lehrinhaltes in den theoretischen Teil der Medizinerausbildung hat sicherlich überwiegend ideologische Gründe. Entgegen aller Vorstellungen und Gerüchte schwören Ärzte nicht öffentlich den hippokratischen Eid. Politiker schwören allerdings, dass sie Schaden vom deutschen Volk fernhalten. Auch ungeborene Kinder- zumindest ab einer bestimmten Entwicklungsstufe-gehören… Mehr

alter weisser Mann
1 Jahr her

Wenn die Link oder Grünen erstmal die Macht innehaben geht es Schlag auf Schlag.
Was kommt als nächstes? Die Aufhebung der Fristenregelung, weil die das Recht älterer Ungeborener auf Abtreibung untergräbt?
Lisa Paus ist auch so eine typische links-grüne Lehrsaal-Kreißsaal-Listenplatz-Plenarsaal-Gestalt, noch nie was anderes getan als in der Blase quacken und dann auf einmal in den Paternoster gefallen und hochgefahren.

usalloch
1 Jahr her

Wenn es ums abtreiben ging, war meistens der Partner die treibende Kraft.Jetzt, wo die Politik durch Grüne-Frauen immer mehr indoktriniert wird ,und alles menschlicher, wärmer und Verständnisvoller geworden sein soll, sorgen sie sich zwar um jeden Käfer, allerdings weniger um die eigene „Brut“. Dazu kommt, das nebenbei ein neuer einträglicher Berufszweig “geboren” wird, der dem Michel wiederum viel Geld aus der Tasche ziehen wird.

alter weisser Mann
1 Jahr her
Antworten an  usalloch

Das mit der Sorge um Käfer ist durch, die Weltrettung kann nicht allzuviel Rücksicht auf den Lebensraum von Mensch und Tier nehmen, da weicht der Wald dem Windrad und geheizt wird auf Zuteilung des „Ministers für alles Übrige“.

St.Elmo
1 Jahr her

„Sie finde zudem, dass Abtreibungen nicht ins Strafgesetzbuch gehörten.“

Welche überraschung, war es nicht von anfang an klar das diese verlogene Medienkampagne und das darauffolgende kippen des Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche nur die erste Schlacht im Krieg gegen die Fristenreglung und den Lebensschutz des ungeborenen Kindes ist.

Freige Richter
1 Jahr her

M.E dient das alles dazu, die Bevölkerung zu dezimieren. Auch die LBTQ….verwirrt die Jugendlichen. Dazu noch die Aussage, dass Kinder schlecht für das Klima sind. Der Kreis schließt sich…

josefine
1 Jahr her
Antworten an  Freige Richter

Kinder sind schlecht für das Klima … Wie pervers ist das denn?

Peter Silie
1 Jahr her

Die Jünger des Regenbogens können das machen, weil sie es machen können. Niemand stellt sich ihnen entgegen. Außer der AFD. Das aber wird bewußt so weit wie möglich verschwiegen.
Die Parteien kämpfen nicht mehr gegen sich, sondern sie kämpfen gegen den mündigen Bürger mit seinem gesunden Menschenverstand.
Donald Trump hat dies schon vor Jahren richtig erkannt. Er sagte: „In Wirklichkeit sind sie nicht hinter mir her, sie sind hinter euch her. Ich stehe ihnen dabei nur im Wege.“

Guter Heinrich
1 Jahr her

Die Aufnahme von Abtreibungstechniken ins Medizinstudium würde meiner Meinung nach dreifach töten 1. Abtreibung ist immer eine Tötung. Wie man diese Tötung wertet, ob als Tötung auf der Stufe der Abtötung eines Krankheitserreger oder als mit Mord gleichzusetzender Tötung menschlichen Lebens ist eine Frage der persönlichen Ethik. 2. Im Medizinstudium werden viele operative Verfahren nicht gelehrt, weil sie erst in der Weiterbildung zum Facharzt sinnvoll sind. Es fehlt einfach die Zeit dafür, jedem angehenden Arzt zum Beispiel die chirurgischen Techniken der Herztransplantation zu vermitteln. Eine Ausbildung in Abtreibungstechniken im Studium würde Zeit und Ressourcen binden, die besser für die Vermittlung… Mehr

R.J.
1 Jahr her
Antworten an  Guter Heinrich

Völlig richtig, in der Forderung äußert sich nicht nur die Abwesenheit selbst der elementarsten moralischen Sensibilität dafür, dass faktisch eine Tötung vorliegt, sowie das Fehlen jeder Idee, dass andere anders als man selbst denken dürfen, sondern vor allem eine Prioritätensetzung politischer und kultureller Art. Immer wieder ist von „Zeichen setzen“ die Rede. Hier wird mehr noch als ein Zeichen für die suizidale Verfassung dieser „Gesellschaft“ bzw. ihrer „Repräsentanten“ gesetzt. Die Forderung, operative und medikamentöse Maßnahmen zur Geschlechtsumwandlung in den Regelkanon der Ausbildung und Klausurstoff aufzunehmen, müsste konsequenterweise folgen. Warum dann nicht auch Botox, Brustimplantate usw., das wäre doch wenigstens ethisch… Mehr

Christa Born
1 Jahr her

Das sind die Früchte der gottlosen marxistischen Ideologie, wenn der Mensch, geboren oder ungeboren, nur noch als „Masse“ betrachtet wird. Man schaue in die hassverzerrten Gesichter dieser Ministerinnen.

RMPetersen
1 Jahr her

Für die Koalition ist es nur konsqeuent, die Abtreibung zu fördern. Für den Erhalt der Bevölkerungsstruktur hat man schliesslich Zuwanderung und Minderheiten.
Deutsche sollen sich nicht durch Familien-Gedöns von ihrer Werktätigkeit ablenken lassen; irgendwo her müssen schliesslich die Steuerzahlungen kommen.

Fieselsteinchen
1 Jahr her

Die BundesFAMILIENministerin Paus, im links-sehr linksgrünen Milieu verhaftet, möchte die Ärzteausbildung an den Zeitgeist angleichen. Warum nicht gleich Abtreibungen im Supermarkt oder der Shopping Mall, bis zum 9. Monat (wie es einige Dems in den USA fordern)? Und dann im Zusammenspiel mit Lauterbach: “Mein Körper gehört mir.” und “Impfzwang für alle” – so viel Menschenverachtung und Verachtung des Grundgesetzes sind beispiellos, aber in Anbetracht dieser Regierungdarsteller zwangsläufiges Ergebnis.
Und Paus nominierte Ataman – der Schoß aus dem es kroch, ist fruchtbar noch!