Diese Woche wird das Statistische Bundesamt einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts verkünden. Die Regierung Merz wird daraus den Start eines neuen Aufschwungs ableiten. Doch diese Jubelmeldung ist reine Rosstäuscherei.
picture alliance/dpa | Christian Charisius
Das Statistische Bundesamt meldet am Donnerstag die neuen Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt. Vorher – voraussichtlich am Mittwochabend verkünden Journalisten diese Zahlen als Exklusivmeldungen. Sie haben dafür Wochen im Untergrund verbracht, in unglaublichem Fleiß Daten gesammelt und diese mit detektivischem Spürsinn verknüpft. Nein, Quatsch. Irgendein Mitarbeiter des Amtes oder des Wirtschaftsministeriums gibt die Zahlen einem Journalisten in der Erwartung, dass der in ihrem Sinn berichtet. In der Regel sind das RND, Tagesspiegel oder Stern.
Die exklusive Botschaft am Mittwoch wird ebenso lauten wie die offizielle Mitteilung am Donnerstag: Das Bruttoinlandsprodukt ist gestiegen. Um 0,2 bis 0,4 Prozentpunkte voraussichtlich. Die Regierung Friedrich Merz (CDU) wird daraus ableiten, dass ihre Politik erste Erfolge zeigt, die Wirtschaft die Wende zum Aufstieg geschafft hat, aber noch viel zu tun sei, weshalb der Bürger ihnen vertrauen soll, genau so weiter zu handeln.
Zum einen kauft sich die Bundesregierung den Anstieg des Bruttoinlandsprodukts buchstäblich – mit ihrer Schuldenorgie von 850 Milliarden Euro. Diese Summe – über einige Jahre aufgenommen – entspricht einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von knapp 18,0 Prozent. Verkünden werden „Journalisten“ in einer „exklusiven Meldung“ am Mittwoch einen Anstieg von 0,2 bis 0,4 Prozent.
Das Bruttoinlandsprodukt ist vereinfacht ausgedrückt, die Summe jedes in Deutschland ausgegebenen Euro. Allein das Saarland gibt mit seinem Anteil aus der Beute der Schuldenorgie 120 Millionen Euro für Schwimmbäder aus. Diese 120 Millionen Euro und andere Spaßausgaben fließen direkt ins Bruttoinlandsprodukt. Drückt das aber einen Anstieg der Wirtschaftskraft aus?
Das ifo-Institut hat nun eine Studie vorgelegt. Nach der ist das Bruttoinlandsprodukt nach dem ersten Schock der Corona-Politik weitgehend gleichgeblieben. Gleichzeitig sind die privaten Investitionen zurückgegangen und der Staatskonsum ist um das Doppelte dessen gestiegen, um was die privaten Investitionen rückläufig waren. Die Relation, die das ifo-Institut zieht, ist wichtig. Sie hat zwei Botschaften: Wenn das Bruttoinlandsprodukt leicht ansteigt, bedeutet das nicht, dass die Wirtschaft floriert, wenn gleichzeitig der Staatskonsum steigt. Und wenn die Wirtschaft faktisch schwächelt, muss die Regierung umso deutlicher den Staatskonsum erhöhen, um diesen Effekt auszugleichen. So erklärt es sich, dass Merz und Klingbeil trotz einer Billion jährlicher Steuereinnahmen und 850 Milliarden Euro Neuverschuldung nicht mit dem Geld auskommen.
Auch die Gehälter fließen in das Bruttoinlandsprodukt. Laut dem Demografieportal der Bundesregierung ist die Zahl der Mitarbeiter im öffentlichen Dienst seit 2008 von 4,5 auf 5,2 Millionen Beschäftigte gestiegen. Das sind 700.000 Jahresgehälter, die ebenfalls eins zu eins ins Bruttoinlandsprodukt fließen. Ein Anstieg, der nicht eine steigende Wirtschaftskraft widerspiegelt. Eher schon eine zunehmende Bürokratie, die der Wirtschaft noch stärker die Luft zum Atmen nimmt.
Aber – ob gewollt oder ungewollt – hat das Amt mit den zu niedrigen Zahlen auch der Regierung Merz geholfen. Denn jetzt sind die Ausgangszahlen niedriger. Damit ist es leichter, einen „Aufschwung“ darzustellen. Ein Rechenbeispiel. Beträgt die Wirtschaftsleistung 1500 Punkte und lag vorher bei 2000 Punkten, dann ist sie um 25 Prozent gesunken. Sagt das zuständige Amt aber nun, die Leistung lag vorher bei 1000 Punkten, dann bedeutet die gleiche Wirtschaftsleistung von 1500 Punkten plötzlich ein Wachstum von 50 Prozent.
Geändert hat sich nichts, aber die Bundesregierung kann verkünden, dass es erste Zeichen für einen Aufschwung gäbe, dass dies ein früher Erfolg ihrer Politik sei, die jetzt nur konsequent fortgesetzt werden müsste.
Die Zahlen vom Mittwoch und Donnerstag werden andere sein. Aber das Prinzip ist das gleiche: Einerseits beruht die Stabilität des Bruttoinlandsprodukts auf steigendem Staatskonsum, den sich Deutschland eigentlich nicht leisten kann, was die Schuldenorgie beweist. Andererseits wirken die Zahlen positiver, als sie sind, weil das Statistische Bundesamt den Ausgangswert verändert hat. Statistische Tricks und mit Schulden geschönte Zahlen. Das sind die Grundlagen für den Aufstieg, den die Regierung Merz ab Mittwoch propagiert.
Kritische Nachfragen dazu wird es in den staatlichen und staatsnahen Medien keine geben. Wer sie doch stellt, bekommt es mit deren „Faktenfindern“ zu tun. Das ist die Anatomie einer angekündigten Jubelmeldung.



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Was bei all dem Aufgezählten noch gar nicht beachtet wurde: Seit einigen Jahren darf das geschätzte Volumen des Drogenhandels mit ins BIP gerechnet werden.
Nun, diese Schätzungswerte müsste man auch mal erfahren, damit kann man mit Sicherheit sehr gut manipulieren …
Eigentlich ganz simple Tatsachen, die Hr. Thurnes da beschreibt. Aber erstens sind die meisten Leute zu faul oder glatt unfähig solche Rechnungen nachzuvollziehen. Das sieht man immer wenn es um die Target lI Salden geht oder dass Sondervermögen nur Sonderschulden sind, weil hauptsächlich für den Konsum oder für die Bezahlung der 700k neuen Staatsangestellten eingesetzt.
Nach m.M. müsste der staatlich induzierte Teil des BIP gesondert ausgewiesen werden, dann würde man das alles schwarz auf weiss sehen. Aber selbst dann würde die Lust an der Falschinterpretation der Linken Medien einen Dreh finden dies ins positive zu verkehren.
In der UdSSR nannte sich die für die Fälschung der Zahlen zuständige Monster-Behörde GOSPLAN. Wie jetzt bei Fritze Merz wurde der Plan immer und überall übererfüllt; die „Werktätigen“ bekamen Rubel-Prämien (von denen sie sich nix kaufen konnten, da es -zweifellos dank der „Planübererfüllung“- nix gab außer Schlangen vor den kargen Verkaufsstellen) und klappernde Orden aus billigen Blech. Ggf. wurden überall in Moskau verrostete Baukräne aufgestellt, die auf irgendwelchen Planhalden stehen geblieben und verrottet waren – so erlebt in Moskau im Jahr 1984, als es (Westdeutschland) einem engagierten Lehrer gelungen war, kurz vor dem Abitur eine Fahrt unseres Leistungskurses in die… Mehr
Mittlerweile hat Russland Marktwirtschaft bekommen, dafür wurde welche in der BRD abgeschafft. Der Besitz wird wie in der Oktoberrevolution für grundsätzlich illegal erklärt: https://tkp.at/2025/10/28/beweislastumkehr-bei-vermoegen-angriff-auf-eigentumsrechte/ Ich meine hier, nicht in Russland.
Sie kriegen Deutschland kaputt. Zahlen, Zahlen her. Wer gehen kann, der geht.
Was die privaten Investoren und Konsumenten nicht ausgegeben haben, hat der Staat als Steuern und Abgaben zusätzlich abgeschöpft. Oder hat das Sparervermögen etwa zugenommen? (Sparquote ist gesunken und das Realvermögen ist durch Inflation dezimiert worden. Die Deutschen werden ärmer). Was macht der Staat mit dem zusätzlichen Geld? Wird es konsumiert oder in nachhaltiges Wirtschaftswachstum investiert? Da sehe ich rot. Der Staat tätigt mit den „Sondereinnahmen“ aus hohen Steuern und Schuldenaufnahme Fehlinvestitionen in tote Bereiche (Rüstung, Klimawende, Zuwanderungskosten), die einer nachhaltigen Wirtschaftsbelebung nicht zugute kommen. Diese Investitionen versickern zum Großteil im Ausland, während die Privatwirtschaft und die Infrastruktur wenig davon haben.… Mehr
Der Wohlstand eines Landes kann nur durch Geldflüsse aus dem Ausland gemehrt werden. Das sind Export und Auslandsdirektinvestitionen. Alles andere ist nur Umverteilung oder lapidar ausgedrückt von der linken in die rechte Hosentasche oder umgekehrt.
Jetzt kenne ich keine aktuellen Zahlen, aber ich vermute, dass es der Exportindustrie lausig geht. Soweit mir bekannt, investiert keiner mehr aus dem Ausland in Deutschland.
Also alles Augenwischerei, aber der ökonomisch unbedarfte Deutsche wird es wohl glauben.
Bei uns wird Geld hingegen außer Landes geschafft. Seit Jahren werden Unternehmen getrieben, ihre Produktionsstätten ins Ausland zu verlagern. Und die Geldtransfers Richtung Ukraine, an die Hamas oder von den Milliarden an „Entwicklungshilfe“ gar nicht gesprochen.
Von solchen, die hier von sozialen Hilfen leben und diese „in die Heimat transferieren“ einmal ganz abgesehen – was die Frage aufkommen lässt: von was leben die hier wirklich?
https://www.welt.de/politik/deutschland/plus68e4d0fe453c0752a42df05b/geldtransfers-ins-ausland-viele-familien-aus-syrien-und-dem-libanon-schicken-ihr-buergergeld-in-die-heimat.html?ignore=true&qteam=true
Auch das: „Syrer reisen „auf Probe“ in die Heimat – Sozialleistungen laufen weiter“ https://www.unser-mitteleuropa.com/179149
Ist wohl eine Art neues deutsches Wirtschaftswunder, reihenweise gehen Firmen pleite oder machen Riesenverluste, die Arbeitslosigkeit steigt, die Steuereinnahmen klettern, die Preise auch. Das BSP wächst und die Kaufkraft der Euros schwindet. Da ist sicher eine Bundes-KI im Spiel. Schöne neue Welt.
Respekt, Herr Merz! Nach einem halben Jahr schon den sozialistischen Fünfjahresplan übererfüllt! Da hätte sich Honni eine Scheibe abschneiden können…
Diese Täuschung betreiben die Staaten ja schon seit Jahrzehnten! Durch die Staatsverschuldung erhöht sich kurzfristig der Staatskonsum und damit das BIP. Das war bisher auch so, aber es hat bei uns nicht gereicht, um den privaten Sektor zu kompensieren, so dass wir negative BIP Raten hatten, die ansonsten noch negativer (!) gewesen wären. Nun erhöht man die Rate der Verschuldung („Schuldenorgie“) immer weiter und bekommt dann mit etwas Glück positives „Wachstum“. Es ist aber KEIN Wachstum, sondern Staatskonsum und in der Zukunft führt das zum zwangsläufigen Konsumverzicht beim Staat wegen der Zinsen und Tilgung. Und da kommt die nächste Täuschung.… Mehr
In den USA werden zur Berechnung des BIP auch die fiktiven Mieten selbstgenutzten Wohneigentums herangezogen (siehe hier). Man könnte also noch viel besser manipulieren, wenn man wollte.