Ford schrumpft sich aus Deutschland weg

Was alten „Automobilhasen“ schon längst klar war, nimmt jetzt weiter Formen an: Der US-Autokonzern Ford befindet sich weiter auf dem Rückzug aus Europa. Ford wird in Deutschland künftig nur noch von zwei Geschäftsführern geleitet, einen Vorsitzenden, also neuen Deutschlandchef wird es nicht mehr geben.

picture alliance / Flashpic | Jens Krick

Zum 1. November hat der US-amerikanische Ford-Konzern seine Dependance in Köln am Rhein um weitere Geschäftsführer von vier auf zwei verkleinert. Jetzt besteht die Führungsmannschaft nur noch aus zwei Geschäftsführern, einen Vorstandsvorsitzenden gibt es nicht mehr. Mit der Neuorganisation ist endgültig klar, dass Ford in Deutschland künftig auf einen Vorsitzenden verzichtet und dass es somit keinen neuen Deutschlandchef mehr geben wird.

Ihrer Ämter enthoben wurden Christian Weingärtner, langjähriger Verkaufs- und Marketingvorstand für Deutschland, Österreich und die Schweiz, sowie Produktionsvorstand Rene Wolf. Beide mussten zum 1. November ihre Ämter als Geschäftsführer abgeben, dürfen ihre Aufgaben aber operativ weiterführen. Damit scheiden die erfahrensten und am längsten bei Ford tätigen Manager aus Führungsaufgaben aus, so die Automobilwoche.

Entscheidungen in Dearborn, USA
Ford: Chronik eines Rückzugs auf Raten
Als Geschäftsführer der deutschen Ford Werke GmbH bleiben nur noch Dave Johnston, als Vizepräsident für Transformation und Partnerschaften der Verbindungsmann um Ford-Mutterkonzern in Dearborn (Michigan, USA), sowie Arbeitsdirektor Marcus Wassenberg. Beide sind erst im Juli in die Geschäftsführung berufen worden, sind also Neulinge in ihren Funktionen.

Bereits Ende Juni hatte Ford-Konzernchef Jim Farley die europäische und deutsche Geschäftsführung drastisch verkleinert. Die Zahl der Geschäftsführer war von neun auf vier reduziert worden. Zuvor hatte – damals völlig überraschend – Anfang Juni Deutschlandchef Martin Sander das Unternehmen plötzlich verlassen und war zum Wettbewerber Volkswagen gewechselt, wo er seither das Ressort Vertrieb, Marketing und Aftersales der Marke Volkswagen Pkw leitet – wie man heute weiß, ebenfalls eine Art Himmelfahrtskommando für eine verantwortliche Führungskraft.

Die jetzigen Personalentscheidungen der Konzernmutter entbehren nicht einer etwas bitteren Logik: Wenn Produktion keine große Rolle mehr spielt, ist der Vertrieb ebenfalls nur noch Nebensache. Wozu dann noch „kostspielige“ Geschäftsführer? Benötigt wird zur Abwicklung der Gesellschaft nur ein „Personaler“ ohne persönliche Befindlichkeiten zur alten Belegschaft. Und ein Vertrauensmann aus USA. – Beide sind an Bord.

Das war’s dann.

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Kommentare ( 24 )

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WandererX1
1 Monat her

Ford macht in Europa Selbstmord aus Angst vor dem Tod: alles oportunistisch auf E- AUTO umstellen war reichlich kopflos – da glaubte einer lieber, als dass er dachte. Er hat den Himmel und die Welt verwechselt und sein Wunschdenken, nein, sein „gutes Gefühl“ an die erste Stelle gesetzt. So macht man eine Teilfirma platt, die sechzig Jahre lang der USA das technische Now- How für ihre Autos auf geliefert hat: das kam aus D., S. und Italien. Musk hat da scheibar das Blatt gewendet, aber eben nur scheinbar: denn das Spezialwissen kommt hier- mit Ausnahme der Elektronik- wieder aus D.… Mehr

Sani58
1 Monat her

Können die vielen „Gastarbeiter“ nun endlich wieder in die Heimat gehen. Hat doch was.

Cabanero
1 Monat her

Die US-Autokonzerne verlassen Europa. Den Anfang machte Chrysler, dann folgte GM, nun eben Ford. Im Grund sind sie seit den 1980ern, der ersten großen Welle der Deindustrialisierung Westeuropas und Nordamerikas, schon auf dem Sprung. Anders als bei Opel wird aber kein Wetbbewerber den Restbestand aufkaufen, so, wie sie auch für das durchaus brauchbare Werk in Saarlouis keinen Käufer fanden. Die Nachricht, daß auch Köln zumacht, werden sie bis zur kommenden Landtagswahl in NRW zurückhalten, aber bis 2030 ist dort auch Schluß.

Peter Pascht
1 Monat her

„Ford schrumpft sich aus Deutschland weg“
Der Autozulieferer Schäffler baut tausende Arbeitsplätze ab. Quelle:ÖRR
Ein Hoch auf das E-Auto 😉

Peterson82
1 Monat her
Antworten an  Peter Pascht

Tja, wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit. Es war ja nicht so, dass das E-Auto plötzlich da war. Warum haben sie nichts im Bereich Batterieforschung oder E-Motore bzw. Antriebsstränge gemacht? Dann wäre man jetzt nicht auf China oder USA angewiesen. Zu glauben sein Geschäftsmodell würde ohne Veränderung für die Ewigkeit funktionieren zeugt nicht grade von weitsichtiger Konzernführung.

Parsifal
1 Monat her

Wie gesagt, die Mehrheit der Wähler wollte es so. Nicht zuletzt das links-grüne Köln und das rote Saarland.

Peter Pascht
1 Monat her
Antworten an  Parsifal

Man kann diesen typisch deutschen Stammtisch Unsinn nicht mehr hören.
rot-grün hatten keine Mehrheit bei den Wahlen.

binweitweg
1 Monat her
Antworten an  Peter Pascht

Das gaelte dann aber auch fuer die letzten LT-Wahlen in TH, Sa und B,burg. Dort fuehren sich ja bekanntlich die Wahlverlierer wie die Gewinner auf und glauben immer noch den eigentlichen Gewinner mit hoechst undemokratischen Mitteln vom Waehlerauftrag fernzuhalten .

RMPetersen
1 Monat her

Hoffentlich steigt dann der FORD-Aktienkurs.
Die besten europäischen Ford-Autos kommen ohnehin aus der Türkei (- einschl. VW-Bus).

BK
1 Monat her

Hier, im Land der begrenzten Möglichkeiten, wird eine Autofabrik ähnlich störend, wie ein AKW oder Kohlekraftwerk empfunden. Das muss alles weg, um Raps- und Maisfeldern zu weichen, aus denen Biokraftstoffe entstehen, die wir dann zu Wasserstoff und anschließend wieder zu Kraftstoff umwandeln. Das verstehen wir unter einer nachhaltigen Lieferkette und Wertschöpfung in Deutschland. Um sich diesen Luxus zu leisten, müssen sie Beamter mit hoher Besoldungsstufe und linientreu sein, denn sonst wird man sie suspendieren und aus dem Zirkel der Erleuchteten ausschließen.

LF
1 Monat her

Es sollte niemand davon ausgehen, dass das den Ford Werken ungelegen kommt. Der lang verfolgte Plan der Automobilindustrie geht jetzt in die finale Phase über. Die anderen Hersteller werden folgen. Der Grund: Die hohen Lohnkosten, die auch gewissermaßen berechtigt sind um das teure Leben in Deutschland zu gestalten, war den Herstellern schon immer ein Dorn im Auge, der ihre Rentabilität senkte. Die meisten haben seit Jahrzehnten bereits in der EU oder sogar in Drittstaaten ihre Produktionsstätten, siehe China. In den vergangenen Jahren wurde ordentlich die Hand aufgehalten, um alles, was an Subventionen möglich ist, mitzunehmen, also Steuergeld. Nun ist Deutschland… Mehr

Antonius Block
1 Monat her

Das heißt: Ford hört nicht einfach auf zu produzieren. Man geht stattdessen dort hin, wo unser Geld jetzt ist.

Innere Unruhe
1 Monat her
Antworten an  Antonius Block

Richtig. Global gesehen ist nichts passiert. Hier sind die Arbeitsplätze verloren geganen, Familien sind in finanzielle Schwierigkeiten geraten, Arbeitspläze wurden abgebaut und Konkurrenz unter Jugend wurde verstärkt.
Global gesehen – und darunter beschäftigt unsere Politik nichts – ist nichts passiert. Jemand im Ausland hat einen neuen Job und Einkommen für die Familie, Jugend im anderen Land hat neue Perspektive.
Der Weltwirtschaft geht es gut, wen kümmern die deutschen Zustände? Habeck? – Den doch nicht, er findet es eh zum Kotzen hier.

Sabine W.
1 Monat her

Ich schwelge gerade in Erinnerung. Nachdem ich anno 1988 mein Abi machte, wurde ich ein Jahr später eine Industriekauffrau-Azubine bei einem mittelständischen Autozulieferer in Düsseldorf – spezialisiert auf Seilzüge für alle gängigen Automarken, auch Ford. Freitags fuhr ‚unser‘ Werks-LKW immer noch bei FORD vor und lieferte in den damals beiden Kölner Werken seine Waren ab. Ich lebe wohl zu sehr in der Vergangenheit. Auch ‚mein‘ ehemaliger Betrieb wurde bereits um die 2000er-Wende amerikanisch umgewandelt. Was davon jetzt noch übrig ist – ich weiß es nicht. Irgendwann zeichnete sich tatsächlich nur noch eine Riege aus CEOs ab, irgendwo aus dem Nirgendwo,… Mehr