Marktausblick

Vor dem langen Osterwochenende gingen viele Börsianer auf Nummer sicher. Sie schlugen am Gründonnerstag Aktien los und deckten sich stattdessen mit als sicher geltenden Anlagen wie Gold und Bundesanleihen ein.

© Tesla

Ostern macht sich auch an der Börse bemerkbar. Da Karfreitag und Ostermontag kein Handel stattfindet, machen auch viele Händler aus der Viertagewoche Kurzferien. Bei geringen Umsätzen blieben die Kurse in einer engen Handelsspanne gefangen. Vor dem langen Osterwochenende gingen zudem viele Börsianer auf Nummer sicher. Sie schlugen am Gründonnerstag Aktien los und deckten sich stattdessen mit als sicher geltenden Anlagen wie Gold und Bundesanleihen ein. Gold kostete mit 1.288 Dollar je Feinunze so viel wie seit fünf Monaten nicht mehr.

Die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen kamen ins Rutschen und notierten mit 0,162 Prozent auf dem tiefsten Stand seit mehr als drei Monaten.

Im Dax ging die rote Laterne an die Lufthansa mit einem Minus von 2,8 Prozent. Der Finanzinvestor Infinite Miles verkaufte Insidern zufolge elf Millionen Lufthansa-Titel zu je 15,25 Euro und machte auch beim Konkurrenten Air France KLM Kasse. Deren Aktien gaben 4,5 Prozent nach.

Im SDax fielen die Aktien von Borussia Dortmund (BVB) nach der Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League um drei Prozent. Wegen des Sprengstoffangriffs auf den BVB-Mannschaftsbus war das Spiel am Dienstag abgesagt und am Mittwoch nachgeholt worden.

In den USA überraschten die Großbanken JP Morgan und Citigroup mit deutlich mehr Gewinn im ersten Quartal.

Schaut man über längere Zeiträume, scheinen Deutschlands Finanzakteure in Feierlaune. So ist die Stimmung institutioneller Investoren dank guter Wirtschaftsdaten in Deutschland und der Eurozone laut Beratungsunternehmen Sentix auf dem höchsten Stand seit gut zwei Jahren. „Die Lagebeurteilung nähert sich der 60-Punkte-Marke, absolutes Boomniveau“, so urteilt Sentix–Geschäftsführer Manfred Hübner. Aber auch bei den vom ZEW befragten Analysten herrscht Optimismus, da in der Eurozone mittlerweile so etwas wie Aufbruchstimmung zu spüren ist. „Der Anstieg des ZEW-Index ist gerechtfertigt — es läuft derzeit rund für die deutsche Volkswirtschaft“, meint daher auch Thomas Gitzel, Chefökonom der VP-Bank-Gruppe. Dazu passt, dass die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Frühjahrsgutachten ihre Wachstumsprognose für Deutschland in diesem Jahr auf 1,5 Prozent leicht nach oben korrigierten. Für 2018 wird ein Plus von 1,8 Prozent erwartet. Als Treiber wurden der starke Binnenkonsum, aber auch die deutsche Exportwirtschaft identifiziert, die sich nun wieder deutlich erholt zeigt.

Vergangene Woche stieß Elektroautohersteller Tesla mit umgerechnet 47 Milliarden Euro Börsenwert den Konkurrenten General -Motors als Nummer 1 in den USA vom Thron. Dabei beflügeln weniger die aktuellen Verkaufserfolge den Tesla-Aktienkurs. Es sind vielmehr neue Bilder des Tesla-Models 3, das bis Ende des Jahres auf den Markt kommen und den endgültigen Durchbruch auf dem Massenmarkt bringen soll. Ob dies gelingt, ist offen. Schon mehrmals hatte Tesla mit technisch bedingten Lieferproblemen zu kämpfen. Das ganze sieht ein wenig nach Wunderglauben aus, und traditionelle Anleger schütteln mit dem Kopf. Seit Gründung vor 14 Jahren hat Tesla noch nie Gewinn geschrieben, allein in den vergangenen fünf Jahren summierten sich die Verluste auf 2,3 Milliarden Dollar. Ford verdiente in dieser Zeit 26 Milliarden Dollar und ist trotzdem an der Börse weniger wert. Noch eine Dimension: Marktführer General Motors verkaufte im ersten Quartal rund 600.000 Autos, Tesla schaffte gerade einmal 25.000. Wenn schon Elektromobilität sollten Anleger vielleicht eine konservative Alternative beachten, die neben Innovationen im E-Mobility-Markt auch ein sehr profitables Logistikgeschäft vorweisen kann. Gemeint ist die Deutsche Post, welche 2017 die Produktionskapazitäten für ihren selbst entwickelten Elektrolieferwagen Streetscooter wegen hoher Nachfrage auf 20 000 Stück verdoppeln will. Langfristig könnten bis zu 100.000 Streetscooter im Jahr verkauft werden. Günstiger sind die Bonner mit einem Börsenwert von 39 Milliarden Euro auch.

Sogenannte Shitstorms, die plötzlich auftretende Aufgeregtheit einer größeren Gruppe von Internetnutzern, bringen Unternehmen immer häufiger in die Bredouille. So musste vor Kurzem der Konsumgüterhersteller Beiersdorf eine vermeintlich rassistische Werbekampagne für ein Deodorant nach Massenprotesten stoppen, kurz darauf zog Pepsi einen Werbeclip zurück, der nach Meinung vieler Netznutzer politische Bewegungen aus kommerziellen Gründen missbrauche. Während Beiersdorf und Pepsi „nur“ einen schwer zu beziffernden Imageschaden erlitten, erwischte es United Airlines vergangene Woche heftiger. Die US-Fluglinie hatte einen Passagier wegen Überbuchung sehr rüde aus einem ihrer Flieger werfen lassen. Die Aktion wurde gefilmt, ins Netz gestellt und allein in China über 100 Millionen Mal angeklickt. Ergebnis: Trotz Entschuldigung stürzte der Kurs der United–Airlines-Aktiezeitweise um bis zu fünf Prozent ab.

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Kommentare ( 4 )

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Bernhard Freiling
7 Jahre her

GM baut nicht 600.000 Autos im Quartal. GM baut rd. 7. Mio Pkw und rd. 3 Mio. Nutzfahrzeuge pro Jahr. Das sind über den dicken Daumen 600.000 Pkw und 250.000 Lkw pro M o n a t. Ob Tesla seiner Bewertung, die völlig abseits jeder Vernunft liegt, jemals gerecht werden kann, wird die Zukunft zeigen. Zweifel sind angebracht. 😉

Sachse
7 Jahre her
Antworten an  Bernhard Freiling

Habe mit einen stolzen Teslafahrer gesprochen. Meine erste Frage war : Ehrlich, fährst Du 750 Kilometer damit ? Antwort : Naja, knapp 300 bei ruhigen Fahrstil und dann muss ich an eine Ladestation. Winter ist nicht gut wegen der Heizung und der Sommer wegen der Klimaanlage. Aber mit der Beschleunigung kannst Du nicht mithalten. Mein Vorschlag war, wir beide machen einen Test. Er lädt sein „Auto“ und ich tanke mein Auto voll(80 l Diesel) und dann fahren wir los und mal sehen wer weiter kommt. Er hat abgelehnt, weil er keine Chance hätte mit seinen 120T€ teuren Ökokarren.Ich bin skeptisch… Mehr

C.Meier
7 Jahre her
Antworten an  Sachse

… und der elektrische Strom kommt ja einfach nur aus der Steckdose und nicht etwa aus dem marrode und techn. veralteten französischen, belgischen, tschechischen, oder so Kernkraftwerk, oder was ?
… und die Co2-Bilanz der Braunkohle E-kraftwerks ist auch nicht besser als die des Dieselwagens.

Antisozialist
7 Jahre her

Seit dem Krisenjahr 2008 ist der Dax um stolze 275 Prozent gestiegen. Unsere ganze Wirtschaft besteht aus Boom and Bust, also einer starken Phase und eben auch einer Rezession. Auslöser einer Rezession könnten z.B. die Notenbanken sein, nämlich dann, wenn sie die Börsen auf Entzug setzen. Denn die sind seit Jahren vom billigen Geld getrieben – unendliche Liquidität ist ihre Droge. Es gibt immer mehr Investoren, die richtige Korrekturen mit Kursrückgängen von zehn oder 20 Prozent gar nicht mehr kennen, aber Crashs kündigen sich nicht an. Sie kommen. Urplötzlich.