Sparen können die Deutschen. So ist das Geldvermögen der Bundesbürger laut einer Studie der DZ Bank im vergangenen Jahr erneut gestiegen — und zwar um 1,9 Prozent auf über 6,2 Billionen Euro.
Eine Faustregel unter Börsianern besagt: Die ersten fünf Handelstage geben die Richtung für den Rest des Jahres vor. Konkret in Zahlen: Gingen die Kurse im amerikanischen Aktien-index S & P 500 zum Auftakt nach oben, war in 84 Prozent der Fälle auch das Gesamtjahr positiv. Im Fall eines verpatzten Starts sinkt der Anteil der Jahre mit positiver Performance auf 56 Prozent. Diese Rechnung stützt sich auf Daten zurück bis zum Jahr 1950. In diesem Zeitraum ist der Index deutlich häufiger gestiegen als gefallen. Insofern fühlt sich die verkürzte erste Handelswoche des neuen Jahres recht gut an; denn die Börsen legten weltweit am Freitag eine Erholungsrally hin.
Zunächst beflügelte die Hoffnung auf einen baldigen Durchbruch im US-chinesischen Zollstreit, später ein starker US-Arbeitsmarktbericht, der die jüngsten Sorgen um die Weltkonjunktur etwas linderte. Gleichzeitig signalisierte die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) eine behutsame Geldpolitik.
Nach einem freundlichen Start baute der deutsche Leitindex DAX seine Gewinne aus und nahm mit der starken Wall Street noch mehr Fahrt auf. Zum Börsenschluss stand ein sattes Plus von 3,4 Prozent auf 10.768 Punkte zu Buche. Damit verzeichnete er in der ersten Handelswoche des neuen Jahres einen Gewinn von fast zwei Prozent. 2018 hatte der Dax nicht nur den ersten Verlust seit sieben Jahren erlitten, sondern mit minus 18 Prozent auch so schwach wie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr abgeschnitten.
Für den MDAX, den Index der mittelgroßen deutschen Unternehmen, ging es am Freitag letztlich um drei Prozent auf 22.038 Zähler bergauf. Auch die nationalen Indizes in Paris und London zeigten sich deutlich erholt. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial notierte zum europäischen Börsenschluss rund zweieinhalb Prozent im Plus und kletterte bis zum Börsenschluss um ein weiteres Prozent auf den Schlussstand von 23.433 Punkte. Damit machte er sein Minus vom Donnerstag mehr als wett. Am Vortag hatten eine Umsatzwarnung von Apple und überraschend schwache Stimmungsdaten aus der US-Industrie den Dow um 2,8 Prozent nach unten gedrückt. Dank der satten Erholung steht nun ein Wochenplus von 1,6 Prozent zu Buche.
Die anderen US-Börsenindizes stiegen am Freitag ebenfalls deutlich: Der marktbreite S&P 500 rückte um 3,4 Prozent auf 2.532 Zähler vor und der technologielastige Nasdaq 100 gewann 4,5 Prozent auf 6.423 Punkte.
Am Montag kommt es zu den ersten direkten Verhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten und China seit der Ankündigung eines „Waffenstillstands“ Anfang Dezember. Dabei gehe es darum, wie der von US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping angekündigte Kompromiss für den Handelsstreit konkret aussehen solle, teilte Chinas Handelsministerium mit.
Auf ein positives Marktecho stieß auch, dass die US-Wirtschaft im Dezember deutlich mehr Arbeitsplätze geschaffen hatte als erwartet. Die Löhne legten ebenfalls stärker zu als prognostiziert. Sie spielen eine entscheidende Rolle für die Geldpolitik der Fed, weil Lohnsteigerungen in der Regel großen Einfluss auf die Inflation haben.
Deren Vorsitzender Jerome Powell signalisierte indes ein flexibles Vorgehen bei der Geldpolitik, falls sich die Konjunktur abschwächen sollte. „Wir sind bereit, die Geldpolitik rasch und flexibel anzupassen“, sagte Powell. Die Notenbank werde bei künftigen Zinserhöhungen „geduldig“ vorangehen. Die Notenbank höre sorgfältig auf die Sorgen der Finanzmärkte. Damit nahm Powell Befürchtungen vor einer zu schnellen Straffung der Geldpolitik etwas den Wind aus den Segeln.
Im Dax gehörten die Papiere des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer mit plus 6,7 Prozent zu den Favoriten der Anleger. Die Entscheidung eines US-Richters mit Blick auf anstehende Glyphosat-Verfahren milderte bei den Aktionären die Angst vor Milliardenrisiken durch Klagen wegen des umstrittenen Unkrautvernichters.
Dagegen setzte eine skeptische Branchenstudie der US-Bank Morgan Stanley die Aktien von Fernsehkonzernen im MDax teils deutlich unter Druck. So sackten die Papiere von ProSiebenSat.1 mit einem Minus von knapp 3,5 Prozent auf das tiefste Niveau seit rund sieben Jahren ab. Die Papiere von Konkurrent RTL schafften es dagegen mit der Markterholung immerhin moderat ins Plus. Das stetig wachsende Geschäft mit Film-Streaming-Abonnements in Europa verstärke den Investitionsdruck auf die hiesigen TV-Unternehmen, schrieb Analyst Omar Sheikh.
Die Aktien des Lichtkonzerns OSRAM waren mit einem Verlust von knapp vier Prozent MDax-Schlusslicht. Börsianer verwiesen auf schwindende Übernahmehoffnungen, nachdem sich entsprechende Gerüchte aus dem November bisher nicht bestätigt hätten. Bereits im Dezember war der Aktienkurs daher sukzessive abgebröckelt. Zudem dürfte Osram nach Einschätzung eines Analysten kein starkes erstes Geschäftsquartal hinter sich haben.
Dass selbst Hedgefondsmanager nicht zaubern können, hat sich 2018 wieder einmal bestätigt. So haben die Geldprofis laut Credit Suisse Hedge Fund Index bis Ende November des vergangenen Jahres im Schnitt einen Verlust von knapp einem Prozent eingefahren. Zum Vergleich: Der MSCI World kam im gleichen Zeitraum auf ein Minus von rund zwei Prozent. Zur negativen Performance haben insbesondere die Trendfolger und Schwellenländerportfolios beigetragen, die durchschnittlich acht beziehungsweise sechs Prozent seit Anfang 2018 verloren hatten. Am besten schlossen Fixed-Income-Arbitrage-Fonds ab, die auf Bewertungsunterschiede am Anleihemarkt setzen. Bei diesen Fonds stand letztlich immerhin ein Plus von 2,5 Prozent zu Buche. Diese insgesamt doch eher ernüchternden Ergebnisse haben auch bei den Anlegern ihre Spuren hinterlassen. So sind vergangenes Jahr in den ersten drei Quartalen knapp zwölf Milliarden US-Dollar aus der Hedgefondsbranche abgeflossen. Und 2018 sind gerade mal 450 Hedgefonds neu an den Start gegangen – so wenig wie seit 2000 nicht mehr.
Eine der großen positiven Überraschungen des abgelaufenen Jahres war die brasilianische Börse, die gegen den internationalen Trend neue Rekordstände erreichte. Denn der Wahlsieg von Jair Bolsonaro bei den brasilianischen Präsidentschaftswahlen verhalf den in São Paulo gelisteten Aktien zu einem Höhenflug. Am Ende verzeichnete der Bovespa einen Jahresgewinn von rund 15 Prozent. Und als der neue Präsident diese Woche vereidigt wurde, ging es weiter bergauf. Mit einem Plus von knapp vier Prozent führt der Bovespa 2019 erneut die Liga der Gewinner an. Viele ausländische Investoren setzen auf eine ganze Reihe von wirtschaftspolitischen Reformen wie Privatisierungen und Bürokratieabbau. Dafür hat sich der neue Präsident den ehemaligen Investmentbanker Paulo Guedes als Wirtschaftsberater geholt, der nun als Superminister für Wirtschaft und Finanzen dient. Die Aktien des brasilianischen Waffenherstellers Forjas Taurus schossen nach einer Rally 2018 am vergangenen Mittwoch erneut um 30 Prozent nach oben, weil Bolsanaro per Twitter angekündigt hatte, sein Wahlversprechen einzulösen und den Waffenbesitz für Brasilianer per Dekret zu liberalisieren.
Sparen können die Deutschen. So ist das Geldvermögen der Bundesbürger laut einer Studie der DZ Bank im vergangenen Jahr erneut gestiegen — und zwar um 1,9 Prozent auf über 6,2 Billionen Euro. „Der Vermögenszuwachs ist fast ausschließlich der Ersparnis zu verdanken“, meint DZ-Bank-Ökonom Michael Stappel zu der Studie. Knapp 40 Prozent des Vermögens in Höhe von durchschnittlich 77.500 Euro je Bundesbürger bestehen aus Bargeld oder liegen auf Spar- und Tagesgeldkonten. Aktien und Fonds machen knapp 20 Prozent des Vermögens aus.
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Was sind denn Geldwerte? Der Artikel beginnt in der 2. Headline mit „Geldvermögen“ und dann wird nur über Aktien gesprochen. Aktien sind für mich Sachwerte wie Immobilien oder Rohstoffe (Gold). Als Aktionär ist man Teilhaber einer Firma, auch wenn der Anteil minimal ist. Und man praktisch nichts mitbestimmen kann. Richtig ist, dass sich Aktien leicht verkaufen und in Geld umwandeln lassen. Trotzdem sind Aktien Sachwerte. Die DZ-Bank meint, dass das Geldvermögen um 1,9% gestiegen sei. Meinte sie damit auch den Aktienbesitz? Die Kurse bei Aktien sind letztes Jahr weltweit stark gefallen. Der Weltindex fiel um über 10%. Zinsen gibt es… Mehr
Das ist doch alles nur sekundäre Augenwischerei, denn die Probleme sind noch da und werden statt kleiner nur größer. Ohne jede Schwarzmalerei, sachlich, nüchtern, faktisch. Sollte man mal gelesen haben, auch als Nichtbörsianer.
https://www.godmode-trader.de/artikel/werfen-wir-im-jahr-2019-die-letzten-jetons-auf-den-tisch,6730076#
Und den 6 Bill. Erspartes stehen schon mehr als 3 Bill. Staatsverbindlichkeiten entgegen und mit dieser Erkenntnis können sie ja weitermachen, denn im Ernstfall vergreifen sie sich am Vermögen der Bürger durch Zwangsanleihen oder sonstigen finsteren Absichten, das ist nur eine trügerische Sicherheit und kein Grund zur Freude, denn wir sind immer noch der internationale Honigtopf und solange der noch Reste von Süßem beinhaltet, hat er magische Kräfte und wenn er leer ist, dann sitzen wir auf unserem Elend, das müßte eigentlich dem Dümmsten klar sein.
Ihren Artikel habe ich noch gar nicht gelesen, liebes TE-Redaktionsteam.
Es überkommt mich aber ganz spontan und mit aller Macht, ganz kurz
etwas zum Titelfoto anzumerken. Ich glaube, daß es selten gelungen ist,
die Misere des heutigen Menschen so gut im Bild festzuhalten, wie hier:
Die nahezu totale Vereinsamung/Isolierung des Individuums in der Gruppe
(in der „Gemeinschaft“, im Kollektiv).
Ist Ihre Überschrift ein Tippfehler oder Ironie? „Markausblick“ hätte für Europessimisten etwas verheißungsvolles…
Ja, sparen können die Deutschen, nur Geld haben sie keines.
Und wenn der US-Hauhaltsstreit beendet ist, wird der Dow Jones weiter steigen.
Soll heissen :Lieb Vaterland magst ruhig sein .
Wenn der Bürger mit 6 Billionen kurzfristig bürgen kann, dann : Lieb Vaterland magst sein .
Ja, das hohe Geldvermögen der Deutschen.
Die Realität sieht leider anders aus: Die meisten Menschen haben, wenn z. B. ihr Kühlschrank seinen Geist aufgibt, nicht genug Geld, um sich einen neuen kaufen zu können. Und sie sind nicht nicht in dieser beschissenen Situation, weil sie in Saus und Braus leben und ihr Geld verjubeln, sondern weil sie für einen beschämenden Lohn arbeiten müssen.
Wer so staatshörig wie die Deutschen ist, so wenig bereit ist Eigenverantwortung zu übernehmen, und sich obendrein auch noch jeden Blödsinn erzählen läßt, dem geschieht es recht.
Es muß noch schlimmer kommen, ansonsten ändert sich nichts im Lande.