»Made in Germany« – wissen Sie noch?

Herr Steinmeier ist in Äthiopien gestrandet – wieder mal. Hach, man wird ganz nostalgisch: Wissen Sie noch, damals, welchen Klang das »Made in Germany« einst hatte? Wo ist es hin – und, vor allem, warum?

© Getty Images

Wer Gäste erwartet und ein guter Gastgeber sein möchte, der bereitet sich auf die Gäste vor, oder nicht? – Für die einen Gäste werden Buttercremetorte und entkoffeinierter Kaffee das geeignete Gedeck darstellen, für die anderen Gäste ist das Schnitzel vom Grill richtig, und beim Gegrillten ist wiederum zwischen blut- und sojatriefend zu unterscheiden.

Für einen Herrenabend stellt man das Bier kalt, und man plant auch das sonstige Programm anders als etwa für einen Kindergeburtstag! Was nun bereitet man vor, wenn ein Staatsgast aus Deutschland kommt?

Sie blieben erstmal

Herrn Frank-Walter Steinmeier kennen Sie von Hits wie »Als ich gehört habe, dass der BND befreundete Regierungen und internationale Institutionen abhört, war ich gelinde gesagt überrascht« (faz.net, 21.3.2016) oder laut (laut stern.de, 8.5.2006) von: »Wir müssen nun alle an einem Strang ziehen. Alle haben sich in die Anti-Terror-Strategie einzugliedern – auch die Bundesanwaltschaft!«

Der Herr Steinmeier ist nun nicht mehr als Kanzleramtschef tätig, sondern als »sozialdemokratischer Schlossherr« im Schloss Bellevue (so sagte es zumindest die SPD Berlin; welt.de, 11.2.2017). – In seiner Arbeitszeit macht Bundespräsident Steinmeier auch mal Werbung für linksextreme Hassbands (welt.de, 3.9.2019 – es muss eine parteiübergreifende Vorliebe für linken Hass sein, auch »AKK« fand ein Konzert u.a. mit jener Hassband mal toll: »Einfach nur wow«, faz.net, 4.9.2018), oder Steinmeier fliegt durch den befliegbaren Teil der Welt und repräsentiert Deutschlands Werte.

Derzeit ist Herr Steinmeier in Äthiopien zu Gast, und leider ist sein Flugzeug defekt. Es gibt ein »Druckluftproblem«, heißt es (welt.de, 30.1.2019). – 55 Leute begleiten den »sozialdemokratischen Schlossherrn«, und sie blieben erstmal im Hotel. Es ist nicht einmal das erste Mal, dass Herr Steinmeier in Äthiopien festsitzt – schon 2014, als Außenminister, war sein Fliegetöfftöff kaputt (welt.de, 25.3.2014) – und Steinmeier ist nicht der einzige Politprominente mit nur bedingter Flugbereitschaft.

Die Welt schreibt:

Zuletzt traf es Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) auf seiner jüngsten Afrika-Reise im Januar. Nach Angaben eines Luftwaffensprechers erhielt der Pilot des Regierungsjets ein Warnsignal über den „Austritt von heißer Luft“. (welt.de, 30.1.2019)

Nun, wenn der Austritt heißer Luft die Regierungsflugzeuge am Abheben hindert … – ach, die Pointen schreiben sich von selbst, das ist mir zu einfach.

Ethiopian Airlines meldet übrigens derzeit keine eigene Störung (@flyethiopian) und die Start-Landezeiten am Addis Ababa Airport scheinen auch weitgehend innerhalb der Norm zu liegen (selbst aktuell prüfen: addis-ababa-airport.com/departures.php) – Aber gut, Äthiopien ist ja immerhin auf der Liste der reichsten Länder der Welt vertreten! (Auf Platz 204, laut cia.gov.)

Made in Germany

Einst führte Großbritannien die Kennzeichnung »Made in Germany« ein, um vor billiger ausländischer Ware zu warnen, über die Jahre wurde es zum Gütesiegel, doch heute ist im guten alten Made in Germany die Made, pardon: der Wurm drin.

Ich bin so alt, ich weiß noch, als man mit den Stichworten Deutschland und Messer die Wertarbeit aus der »Klingenstadt Solingen« (solingen.de) verband, nicht die Wertarbeit aus Neukölln & Co (»Wiederbelebung blieb erfolglos – Mann stirbt nach Messerattacke bei Streit in Neukölln«, bz-berlin.de, 31.1.2019, etc.), heute traut man sich kaum noch »Stichworte« zu sagen, und auch die deutsche Wertarbeit hat im Ruf etwas gelitten. – Heute ist man nicht mehr ganz so respektiert als Deutscher im Ausland; Volkswagen ist ein running gag und Merkel wird zur Hassfigur – zumindest in jenem weniger armen Teil der Welt, der nicht nach Deutschland auszuwandern gedenkt.

(Randnotiz: Wenn ich mich vor ein bis zwei Jahrzehnten im Ausland als Deutscher vorstellte, erntete ich nicht selten Neid und sympathisierenden Respekt – und in den USA wurde ich einmal gefragt, ob Hitler noch lebt, aber das ist ein anderes Thema – wenn ich mich damals als in Tschechien geboren vorstellte, dann schlug mir manchmal Mitleid entgegen – heute hat es sich gedreht. Als gebürtiger Tscheche ernte ich heute Aussprüche wie »kluges, schönes Land«, als Deutscher aber begegnet mir Eiseskälte, nicht selten sogar schwelende Wut und Verachtung für Merkel; the times they are a-changin. – Unter jenen, die es nicht in die deutschen Sozialsysteme zieht, wird Deutschland schleichend vom Neid- und Respektobjekt zum kuriosen, latent suizidalen Fremdkörper.)

Statt zu liegen

Deutschland ist heute wie ein großes Schiff, das zwar mit großer Kraft durch die Meere der Weltgeschichte pflügt, aber beim Wenden schwerfällig ist (siehe auch: Kann der Tanker Deutschland noch die Richtung wechseln?). Flugzeuge, die statt zu fliegen buchstäblich heiße Luft absondern, gesperrte marode Brücken (siehe z.B. tagesspiegel.de, 24.1.2019), Schulen, die keine Lehrer finden, so dass Schüler sich selbst unterrichten müssen (welt.de, 30.1.2019), oder Familien, denen die Kita gekündigt wird (tagesspiegel.de, 29.1.2019) – es sind Folgen von Entwicklungen die vor Jahren einsetzten, und es wird Jahre und Jahrzehnte brauchen, den Kurs zu korrigieren – wenn er in der Zeit linker Propaganda überhaupt korrigiert werden kann.

Nicht jedem Lüftchen

Selbst die größte Trotteligkeit kann noch als Negativ-Beispiel dienen. Dem Politiker, der den Kahn wie im Wahn mit »Wir schaffen das« auf den Lippen vor die Klippen steuern will, dem ist nicht mehr zu raten. Eine fremde Sprache wird nicht besser verstanden, wenn man sie brüllt; das gilt fürs Finnische, fürs Ungarische und für die Sprache der Vernunft gleichermaßen.

Unter der Ägide von strammschreibenden Haltungsjournalisten und ihrer grünen Kanzlerin wird die deutsche Politik nach und nach zu einem Negativ-Beispiel; man sagt heute seinen Kindern: Werdet nicht wie die!

Folgt nicht jedem Lüftchen, vor allem wenn sein Wehen nur eingebildet ist, wie es etwa die Kanzlerin bei ihrer Energiepolitik tat, rotierend wie die Rotoren eines Vogelhäckslers.

Ihr könnte ja gern das Freundliche und Modische betreiben, das sich im Moment gut anfühlt, aber eben nicht zwingend zielführend ist (etwa Umstands-Uniformen für 650.000 Euro; focus.de, 2.4.2018), doch zuerst und zuvor kümmert euch um das Langweilige, aber Wichtige, wie etwa die Technik der Fluggeräte (»Zu wenig Flugstunden – Bundeswehrpiloten verlieren Lizenzen«, faz.net, 3.5.2018).

Ja, es ist viel, was wir heutzutage lernen! Handle aus Verantwortung, und nicht wie die Politiker aus Launen heraus. Die Zukunft wird kommen und zu deinem neuen Heute werden, also gestalte dein Heute so, dass es immer auch eine Vorbereitung aller kommenden Heutes ist – sonst findest du dich eines Tages gestrandet in Äthiopien wieder.

Es ist durchaus nicht alles theoretisch – manches, was wir heute lernen, ist ganz praktisch! Wer Kinder zu Gast hat, der bereitet Kakao und Überraschungseier vor; wer aber deutsche Staatsprominente zu Gast hat, der sollte ganz praktisch das Hotelzimmer zur Sicherheit ein paar Tage länger reservieren, falls wieder deren Maschine kaputt ist – und es hindert einen keiner, ein paar Überraschungseier aufs Zimmer zu legen – es wirkt ja ohnehin alles wie ein großer Kindergeburtstag heutzutage.


Dieser Beitrag erschien zuerst auf dushanwegner.com.

Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht.

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Kommentare ( 40 )

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Ostfale
5 Jahre her

Es wir sicher schlimmer kommen, just so sicher, wie der Ruf des Muezzin vom Minarett.

Ostfale
5 Jahre her

Einst war es für mich eine wichtige Entscheidungshilfe bei einer für mich größeren Beschaffung zu schauen, wo zwei vergleichbare Produkte hergestellt wurden. Auch wenn es teuerer war als das verglichene, entschied ich mich allermeistens für das Erzeugnis mit dem Made in Germany. Gerade im letzten Jahrzehnt hat sich das sukzessive ins Gegenteil verkehrt. Es bagann damit, daß die höchst zuverlässige Automobilmark seit dem ununterbrochen aus Asien stammt und bei der Kaufentscheidung bei anderen größeren Konsumprodukten diese Herstellungshemisphäre nicht mehr hinderlich, sondern zunehmend förderlich ist.
Nichts mehr mit grenzenlosem Vertrauen in ‚das, was WIR schaff(t)en. Die Wurm frisst Germany.

Teide
5 Jahre her

Made in Germany

Vor acht Tagen ist in Brasilien ein Damm gebrochen. Mindestens 65 Tote. Der Damm wurde im Herbst 2018 vom TÜV Süd überprüft und für sicher befunden. 3 Monate später bricht er. Gebaut wurde der Damm von Thyssen. (Tagesschau, SZ)

„Im Streit um Diesel-Fahrverbote und Luftverschmutzung will das Umweltministerium die Standorte der Stickstoffdioxid-Messstellen in Deutschland überprüfen lassen. Geplant ist eine Begutachtung durch den TÜV.“ (Tagesschau)

Dann ist ja alles gut.

Wolfgang Schuckmann
5 Jahre her

Habe heute mal kurz bei Phönix in den Bundestag geschaut. Oh Graus! Da wir in den letzten Tagen oder Wochen Anschauungsuntericht aus dem britischen Unterhaus erhielten, nahm ich dieses niveaulose Debattieren in diesem „hohen“ Haus nur sehr kurz wahr. Wer politisch diskutieren will, muss in der Lage sein, das, was er sagen will auch ohne Hilfspapier vortragen zu können. Ich glaube der von der AFD machte das gar nicht so schlecht, war wenigstens mein unbedarfter Eindruck. Man konnte sehen welche Defizite da ringsum herrschten. Würde mich freuen, wenn die Bundestagsverwaltung endlich für die Abgeordneten Rethorikkurse buchen würde, damit man diese… Mehr

manfred_h
5 Jahre her

Zitat: „Wenn ich mich vor ein bis zwei Jahrzehnten im Ausland als Deutscher vorstellte, erntete ich nicht selten Neid und sympathisierenden Respekt“

> Ja, dass waren wirklich noch Zeiten – WOBEI wir hier aber auch nicht die DM vergessen sollten welche überall im Ausland gern gesehen war und getauscht wurde.

DOCH NUN, im Jahre 4 nach 2015, sind die guten Zeiten vorbei……

Skeptischer Zukunftsoptimist
5 Jahre her

Schon nach dem ersten Abschnitt, „Sie blieben erst mal“, mußte ich, infolge eines Lachkrampfes, 10 Minuten aussetzen. Herr Wengner, allein deswegen hat sich mein jährlicher Unterstützerbeitrag schon voll gelohnt …

……..wenn es nur nicht so traurig wäre…..!!

Endstadium0815
5 Jahre her

Made in Germany gibt es noch, aber damit wird heute Verblödung, Ideologie und Selbstabschaffung verbunden.

Nachdenklich
5 Jahre her

Lieber Herr Wegner, vielen Dank für den humorvollen Artikel, Sie haben mir amüsante Minuten verschafft. Das Beispiel des Kindergeburtstags ist gut gewählt, wohin man sieht in diesem Land infantile Zerstörung, früher hätten solche schlecht erzogenen „Plagen“ (reale Kinder) eine ordentliche Backpfeife oder Watschn kassiert, je nach geographischer Lage in der Republik.

jansobieski
5 Jahre her

Die Deutschen lassen sich gerne entindustrialisieren. Da sitzen sie im Fellkostüm ums Lagerfeuer und singen mit den Grünen die sozialistische Internationale. Es ist das anerzogene autoaggressive Verhalten, das dieses Land umbringt.

Edu
5 Jahre her

„Stupor mundi“ – das „Staunen der Welt“

Horst Stamm
5 Jahre her
Antworten an  Edu

Das galt dem Staufer Friedrich II, dem Falkenkaiser, einem in seiner Zeit überragend gebildeten Mann, dem wohl die allermeisten etablierten Politiker von heute nicht einmal ansatzweise das Wasser reichen können.

Das Staunen der Welt über Deutschlands Leistungsfähigkeit wird einem Grinsen weichen, und wenn wir Glück haben, ein wenig Mitleid. Wir staunen ja schon über andere, außerhalb Deutschlands. Bald wird uns das Lachen vergehen.

Edu
5 Jahre her
Antworten an  Horst Stamm

Ich habe bewußt keinen weiteren Kommentar dazu geschrieben – man kann über Größe staunen und über deren Gegenteil des Absurden.

Angemerkt, Friedrich war auch bei Muslimen anerkannt – Jerusalem ohne einen Tropfen Blut erhalten, was dem heiligen Vater zuwider war. Der ließ den Kaiser mittels seiner fünften Kolonne, den Franziskanern, mit seiner Propaganda verfolgen. Alleine das relativiert bereits heutige heilige Sprüche derer Nachfolger.

Deutschland hatte viele fähige Politiker, Bismarck, Friederich von Preußen, Otto der Große etc. – selbst der Export Friederike Auguste Sophie, Fürstin von Anhalt-Zerbst,
Da bleibt noch ein Rest an Hoffnung.