Wegfall der Pendlerpauschale würde Besitzer teurer Fahrzeuge bevorzugen

Das Umweltbundesamt will die Pendlerpauschale als „klimaschädliche Subvention“ abschaffen. Allerdings sieht das mehr nach Schaffung einer neuen Subvention aus: Nutznießer wären Besserverdiener. Wo bleibt der Aufschrei von Gewerkschaften und SPD?

IMAGO / Arnulf Hettrich

Vor Kurzem sagte mir eine Freundin, das genannte Umweltbundesamt wolle klimaschädliche Pkw-Subventionen abschaffen. Subventionen dachte ich mir, da wird sie sicher die Begünstigung von E- und Hybrid-Fahrzeugen als Firmenwagen meinen. Hybridfahrzeuge, Sie wissen schon liebe Leser, das sind die dicken Verbrenner, welche mit einem originalverpackten Ladekabel im Kofferraum herumfahren und nur die halbe Steuer kosten.

Auf Rückfrage stellte sich heraus, dass (unter anderem) die Pendlerpauschale als klimafeindliche Subvention gemeint ist. Die Pauschale kurz erklärt: Sie fahren mit Ihrem Pkw zur Arbeit, haben Kosten für die Anschaffung Ihres Fahrzeuges, für Sprit, Reparaturen, Versicherung, Steuern usw., und damit Sie nicht die Mühen betreiben müssen, sämtliche Kosten aufzusummieren und ein Fahrtenbuch zu führen, um den beruflichen Anteil zu errechnen, und vor allem und fast ausschließlich, damit das Finanzamt nicht jeden Einzelfall aufwändig prüfen muss, gibt es diese Pauschale von 30 Cent bzw. ab dem 21. Kilometer 35 Cent pro Kilometer.

Das ist aus meiner Sicht – als Steuerberater, ehemaliger Finanzbeamter und jahrelanger Pendler – ein guter Kompromiss für alle Beteiligten. Ist es in jedem Einzelfall gerecht? Nein, natürlich nicht. Welche Pauschalisierung ist das schon? Dafür ist sie effizient und enorm verwaltungsvereinfachend: eine Vereinfachung, keine Subvention.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Entfällt nun die Pendlerpauschale aus dem Gesetz, tritt anstelle dieser Ausnahme der allgemeine Grundsatz des Abzugs der tatsächlichen Werbungskosten. Und natürlich sind die oben beschriebenen Aufwendungen in Höhe des beruflich genutzten Anteils Werbungskosten. Und wie ermittle ich diesen Anteil? Durch ein Fahrtenbuch. Durch dieses erhalten Sie einen geeigneten Aufteilungsmaßstab zwischen beruflich und privat gefahrenen Kilometern.

Millionen von Menschen werden also jedes Jahr Millionen von Fahrtenbüchern (Papier = tote Bäume = mehr CO2) schreiben, welche dann von Tausenden Finanzbeamten geprüft werden müssen. Ein Fall, der aktuell beim Finanzamt maschinell „durchläuft“, wird damit zu einer aufwändigen Einzelfallprüfung. Ich bin auf den Aufschrei meiner ehemaligen Kollegen gespannt, wenn das wirklich kommen sollte. An dieser Stelle ein passendes Zitat aus dem Ampel-Sondierungspapier: „Wir wollen Steuerbürokratie spürbar verringern, beispielsweise durch höhere Schwellenwerte und volldigitalisierte Verfahren.“

Zurück zu den Besitzern dicker Autos: Diese müssen sich nun nicht mehr mit den 30 bzw. 35 Cent abspeisen lassen, sondern können den tatsächlichen beruflichen Anteil von der Steuer absetzen. Das macht den X5, den man zu 90 Prozent nur für Fahrten zur Arbeit und zurück nutzt, gleich viel attraktiver. Und natürlich werden solche Autos gern mit einem elektrischen Fahrtenbuch ausgeliefert. Das alles sieht also nicht nach der Abschaffung einer vermeintlichen Subvention aus, sondern vielmehr nach der Schaffung einer solchen.

Anscheinend hat das Umweltbundesamt dies selbst gemerkt und erwähnt, dass in Härtefällen Werbungskosten bei der Einkommensteuer berücksichtigt werden sollen. Das klingt für mich danach, als ob das Bundesamt nicht nur die Pauschale streichen, sondern grundsätzlich Fahrzeugkosten nicht mehr zum Werbungskostenabzug zulassen will.

50 Jahre UBA sind genug
Neuestes Framing vom Umweltbundesamt: "umweltschädliche Subventionen" abbauen
Und da frage ich mich abschließend – die rechtliche Umsetzung mal ganz außer Acht gelassen – zwei Dinge: Erstens, was ist mit Fahrzeugkosten als Betriebsausgabe, also bei Unternehmen statt Arbeitnehmern? Und zweitens, wo ist der Aufschrei der Gewerkschaften und der SPD? Für mich als Besserverdiener sowie für die meisten Wähler der FDP und der Grünen wäre dies zwar ärgerlich, aber nicht bedrohlich. Aber für die allermeisten Wähler der SPD bzw. jene, die die SPD vorgibt zu vertreten, wäre dies ein fundamentaler finanzieller Einschnitt.

Es bleibt abzuwarten, ob Olaf Scholz mit einem solchen Zugeständnis an die grüne Politik, wie es Angela Merkel getan hat, die eigene Partei und Stammwählerschaft auf dem Altar der Macht opfern wird.


Sascha Schorsch, Dipl.-Finanzwirt und Steuerberater

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 31 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

31 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Der Ketzer
2 Jahre her

Wollte mir eigentlich immer schon einen fetten V8 kaufen.
Was sagen eigentlich die Radfahrer dazu?
(die können die Pauschale bisher auch geltend machen)

thinkSelf
2 Jahre her

TE sollte aufpassen nicht auch immer auf das Framing der Regierung reinzufallen und dieses fleißig zu perpetuieren. Eine Verringerung von Besteuerung ist keine Subvention, sondern eine Verminderung von Benutzungsbestrafung.
Nur weil der Räuber dem Beraubten etwas übrig lässt, ändert das nichts am Tatbestand der Beraubung.

Physis
2 Jahre her
Antworten an  thinkSelf

Wenn der Räuber dem Beraubten etwas übrig lässt, ist er ein schlechter Räuber.
Wenn der Staat dem Bürger etwas übrig lässt, dann nur, weil er immer wieder kommen (in die Tasche greifen) will…!

Donostia
2 Jahre her

Es bleibt abzuwarten, ob Olaf Scholz mit einem solchen Zugeständnis an die grüne Politik, wie es Angela Merkel getan hat, die eigene Partei und Stammwählerschaft auf dem Altar der Macht opfern wird.
Diese Wählerschaft ist zu blöd. Die merken das nicht einmal. Oder haben die seither schon etwas gemerkt?

thinkSelf
2 Jahre her
Antworten an  Donostia

Also, wer heute den unteren 70% der Einkommenspyramide liegt und nicht durch staatliche Bullshits-Jobs alimentiert wird und noch die SPD wählt, der ist eh zu blöd überhaupt irgendwas zu merken. Auf die muss weder Scholz noch die SPD irgendwelche Rücksicht nehmen.

Wolfgang M
2 Jahre her

Als Rentner kann ich seit Ewigkeiten keine Pendlerpauschale mehr absetzen. Solange ich sie einsetzen konnte, war die Pendlerpauschale unabhängig vom Auto. Es ging sogar weiter. Egal, ob man mit dem Fahrrad oder der Bahn oder dem Auto, sogar in einer Fahrgemeinschaft fuhr, konnte man denselben Wert absetzen. Insofern verstehe ich den Text nicht.

F.Peter
2 Jahre her

Da das Ganze bei den Spezialdemokraten schon ganz unten auf Ortsverbandsebene anfängt, sollte man den Namen vielleicht anders ausformulieren: SelbstPenetrierendeDeutschlands! Denn was offenbar allen Spezialdemokraten eigen ist, ist die Selbstversorgung mit Pöstchen und gutdotierten Posten Beispiele gibt es genügend im Umfeld!

F.Peter
2 Jahre her

Hinzurechnen darf man dann auch noch, dass es etliche Arbeitgeber gibt, die zu den beruflichen Fahrten Fahrtkostenzuschüsse zahlen – die sie selbstverständlich auch von der Steuer absetzen können und die für manchen Arbeitnehmer die Gesamtkosten für die Unterhaltung des Fahrzeuges ausmachen!

Olaf W1
2 Jahre her

Die SPD macht da schon mit, ganz sicher, und der rasende Lindner sowieso, der freut sich dann über noch freiere Autobahnen. Aber das ist dann ganz einfach. Keine Pendlerpauschale = der Arbeitgeber zahlt für alles wie den Sprit für die Arbeit oder man bleibt daheim und macht ALLES im Homeoffice. Wer zwingend ins Geschäft, Baustellen, Werkstatt, Fabrik, etc. muss, der besteht auf ein Auto/Beförderung, was der Arbeitgeber/Staat vollumfänglich zahlt (Shuttlebus???). Das wird viele Existenzen kosten. Aber, das ist so in der schönen neuen Welt. Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Das ist alles erst der Anfang. Und es ist das,… Mehr

Andreas aus E.
2 Jahre her

Pendlerpauschale sollte es ganz allgemein arbeits- und einkommensunabhängig als Barzahlung geben.
Dann könnte beispielsweise der syrische Flüchtling, der einmal im Monat aus dem Urlaub in Damaskus zum Amt nach Deutschland fliegt, die Reisekosten geltend machen.
So wäre die Pendlerpauschale auch für die „Grünen“ zustimmungsfähig!

giesemann
2 Jahre her

Es ist eh besser, mensch verdient besser in diesem Lande. Dazu sollte er aber den deutschen Arbeitsmarkt verlassen, lieber in ein internationales Unternehmen gehen – von denen gibt es jede Menge in DE. Am besten, wenn er/sie/es von der nationalen EK-Steuer befreit ist. Keine Zahlungen für die BfA, für Alu, Krankenkasse woanders. Für die Deutschen sollte mensch keinen Finger rühren, mitsamt ihrem Zuzug. Basta.

Ruediger
2 Jahre her

Wie lange ist The LÄÄÄnd schon Grün? Mal ehrlich, wenn der CO2 Tod der Menschheit die Subsistenzgrundlage entzieht, wie es diese Apologeten der nahenden Klimakatastrophe gebetsmühlenhaft wiederholen und wir als auserwähltes Volk die Welt erretten können. Warum zum Geier sind nicht alle Verwaltungsgebäude, inklusive dem Rathaus der Landeshauptstadt, dem Landesparlament usw. mit Solarpaneelen bestückt? Dem Bürger, dem anderen in die Tasche greifen, dazu muss man nicht kreativ sein,…
Denkt daran, das Ende, der Weltuntergang ist nahe. Wahlweise auch durch Corona, der Kernkraft, dem sauren Regen- ach ne, den gibts ja gar nicht mehr, also dem Ozonloch…