Bei Maischberger: Kognitive Kontinentalplattenverschiebung

Besserwisser-Alarm bei Maischberger. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer trifft auf die Grüne Katrin Göring-Eckardt. Schnell wird klar: Sie ist die Wahrhaftige, nur sie weiß Bescheid. Er verunsichere die Menschen und müsse sich erst einmal beweisen. Von Brunhilde Plog

Screenprint: ARD / Maischberger

Das intellektuelle Gefälle könnte kaum größer sein. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer und Katrin Göring-Eckardt bei Maischberger – das ist wie eine kognitive Kontinentalplattenverschiebung. Man hat den Eindruck, da sitzt einer, der passt gar nicht so recht in die Politik. Der will möglicherweise wirklich etwas bewirken. Doch Katrin Göring-Eckardt holt ihn schnell auf den Boden der grün gefärbten Weltanschauung zurück. Sie lässt keinen Zweifel daran: Nur sie weiß, was richtig ist. Ihr fahles Licht reicht dabei von politischer Phrasendrescherei über Leugnung bis hin zur Tatsachenverdrehung. Und ihre Mimik sagt bereits sehr deutlich: Es geht ihr nicht um Dialog, sondern um Bekehrung.

Weimer sieht sich als Mann der Mitte und teilt nach links und rechts aus, aber die AfD sei nunmal nirgendwo an der Regierung beteiligt. Die Vorwürfe nach links treffen Göring-Eckardt wie Giftpfeile; sie wirkt geradezu angewidert. „Wir haben auf der linken Seite in den letzten Jahren eine Mode gehabt, eine Wokeness-Mode, eine Cancel-Culture-Mode, wo viele mir auch aus der grünen Partei sagen: Ja, wenn wir ehrlich sind in unseren Blasen, haben wir das auch übertrieben“, sagt Weimer.

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Er führt Beispiele an: Man dürfe plötzlich Karl May nicht mehr lesen – Göring-Eckardt schnauft und stößt ein zaghaftes „Nein“ heraus. Udo Lindenbergs „Sonderzug nach Pankow“ dürfe nicht mehr gespielt werden, weil darin das Wort „Oberindianer“ vorkomme – Göring-Eckardt rutscht unruhig auf ihrem Sessel herum. Und eine linke Gleichstellungsbeauftragte habe sogar eine Venus-Statue aus einer Behörde entfernen lassen – Göring-Eckardt fehlen die Worte.

„Das heißt, es wird der Raum des Gezeigten und Gesagten von links enger gemacht“, bilanziert Weimer. Die Folgen seien erschreckend: „Wir wissen aus Umfragen, dass nur noch 40 Prozent der Deutschen der Meinung sind, du kannst noch frei deine Meinung sagen.“ Er kritisiert „Eure grüne, woke Blase, die eine gefühlte Bevormundung hat entstehen lassen, wo viele Menschen sagen, wir wollen das nicht. Da kann sich auch die Linke nicht rausschleichen aus dieser Verantwortung.“

Göring-Eckardt holt das intellektuelle Niveau wieder auf den Boden zurück: „Ich bin ja nicht die Linke, ich bin Bündnis90/Die Grünen.“ Doch sie hat auch ein abstruses Argument: Aus den 40 Prozent würden bald vielleicht „41-einhalb Prozent“ werden, weil Weimer sie nämlich „bestärken“ würde. Göring-Eckardt habe „einzeln mit Leuten geredet, manchmal über Stunden“, auf Sommerfesten und überall auf dem Land, und alle, alle, alle würden am Ende immer bestätigen: „Natürlich kann ich sagen, was ich will, aber ich habe eben Angst, dass ich Widerspruch bekomme.“ Denn es gebe „eine rechte Cancel-Culture“. An Weimer richtet sie einen persönlichen Vorwurf: „Sie verunsichern Leute, die keine große Macht haben.“

Das prallt an Weimer ab. Der Minister für Kultur und Medien, bei dem Maischberger bemüht war, ihn schon bei der Begrüßung negativ zu präsentieren („Es gibt ’ne Petition gegen diesen Kulturstaatsminister“), lässt Göring-Eckardt den Versuch, den Spieß umzudrehen, nicht durchgehen. „Es hat sich die Debattenkultur verdunkelt“, sagt er, und „das ist für die Kultur der Deutschen ein wirkliches Problem.“

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Meldestellen gegen „Hass und Hetze“ werden an diesem Abend nicht erwähnt, auch frühmorgendliche Hausdurchsuchungen nicht, keine Bademantelfotos, Kontosperrungen, Berufsverbote, Diffamierungen und auch keine Strafbefehle wegen belangloser X-Postings. Stattdessen lobt Göring-Eckardt linke NGOs (sogenannte Nicht-Regierungs-Organisiationen) über den links-grünen Klee. Doch bei ihr heißen sie selbstverständlich anders. Es seien Menschen, „die sich jeden Tag den Hintern für die Demokratie aufreißen“.

Dass der Versuch der ehemaligen Innenministerin Nancy Faeser, das Magazin „Compact“ zu verbieten, vor Gericht gescheitert ist, will Weimer zur allgemeinen Bestürzung nicht verurteilen, ganz im Gegenteil. Er wirbt für Meinungsfreiheit und ist überzeugt, „dass wir der Freiheit auch mehr zutrauen sollten. Ja, wir müssen diese Meinung ertragen.“

Man ist geneigt, Weimer als Fremdkörper in dieser Talkshow wahrzunehmen, bei der sogar das Publikum ausschaut, wie in einer grünen Kita zwangsrekrutiert. Die Altersstruktur dürfte ziemlich genau das Gegenteil des typischen ARD-Zuschauers abbilden. Die Milchgesichter, spärlich durchsetzt mit ein paar Damen im Look der „Omas gegen Rechts“, erweisen sich bei linken Redebeiträgen als bewährt klatschfreudig.

Das geht sogar soweit, dass eine andere Linke mit noch kruderen Aussagen satten Beifall einfährt: Für Anna Lehmann von der „taz“ sind das „Selbstbestimmungsgesetz“ (das auch den Autor dieses Textes – schwupps – zur Frau gemacht hat) und die „Ehe für alle“ tatsächlich „Menschenrechte“. Und beide wolle die AfD übrigens abschaffen, so! Wäre das auch mal wieder erwähnt.

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Kommentare ( 104 )

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Angela Honecker
15 Tage her

Frau GE hat wirklich gesagt, es gäbe eine rechte Cancel-Culture? Das habe sie in stundenlangen Gesprächen erfahren? HiHiHiHiHi. Welcher normale Mensch redet mit der stundenlang? Da hätte ich Angst, umgehend denunziert zu werden. Die Frau ist wirklich alles, was ich hier nicht schreiben darf. Und der Weimer hat mich inzwischen auch mehr als enttäuscht. Ist so auch ein Feigenblatt wie Bosbach in der CDU oder Kubicki in der FDP.

Martin Mueller
15 Tage her

Wir haben heute zu viele Nichtsnutzen in der Politik.
Leute, die zwar alles wissen und können wollen, aber noch nie etwas geleistet Haben für unser Land.

Last edited 15 Tage her by Martin Mueller
Siggi
16 Tage her

Wie kann er sich mit der ungebildeten Küchenhilfe nur an eine Tisch setzten? DAs hätte er besser abgelehnt. Die wird in ihrer Einfältigkeit sowieso aus allem einen Sieg machen. Mit solchen Leuten redet man nicht, man verachtet und meidet diese.

Kassandra
16 Tage her
Antworten an  Siggi

Wenn Sie all das als show nehmen, uns hinter der Fichte zu halten, werden Sie verstehen! So ähnlich wie die mit Truman. Und die jung genug sind, nichts anderes als solchen Zinnober erlebt zu haben, schwimmen mit dem Strom.
„Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit“, George Orwell in 1984
Wir sind in Teufels Küche gelandet – alle miteinander.
.
KGE macht schon alles richtig. Und Weimer als Feigenblättchen natürlich auch.

drnikon
16 Tage her

Wer ist Maischberger?

Siggi
16 Tage her
Antworten an  drnikon

Aichi so eine Gebührenschmarotzerin, wie all die, die vorgeben Diskutieren zu wollen. Karl-Eduard war anders, aber nicht schlechter.

moorwald
16 Tage her

Gewächse wie diese Dame gedeihen nur im Biotop der ÖRR. Sie erlangen dadurch eine öffentliche Aufmerksamkeit, die in einem grotesken Mißverhältnis zu ihrem geistigen und menschlichen Format steht
Wendet sich die Gunst der Medienmacher von ihnen ab, verschwinden sie wieder ins Nichts, aus dem sie gekommen sind, ohne eine Spur zu hinterlassen.

ebor
16 Tage her

Liebe Frau Plog, wo ist die Fortsetzung Ihres Erfahrungsberichtes zum Wechsel des Geschlechts? Ich warte sehnsüchtig darauf!!

Baldur Jahn
16 Tage her

Die Autorin Brunhilde Plog sieht in der ARD-Sendung vom 30.7.25 „Bei Maischberger: Kognitive Kontinentalplattenverschiebung“ im Gespräch zwischen Kulturstaatsminister Wolfram Weimer und Katrin Göring-Eckardt (Grüne) genau diese metaphorische Verschiebung. Dazu fehlt Weimer offensichtlich die Lava, die diese Trift auslösen könnte. sah man neulich Wolfram Weimer bei Lanz mit Felix Banaszak/Grüne, so wunderte man sich über die „Schutzbehauptungen“ von Weimer mit der Eingemeindung von den Grünen….- wir seien doch alles „Mitte“. Statt einmal darauf hinzuweisen, dass Oswald Spengler inzwischen zu allgemeinbildenden Literatur und nicht ein Gespenst der ungebildeten Linken ist, um „neue Rechte“ mit einen privat-dumpfen VS-Tool zu erkennen. Weimer, was für… Mehr

woderm
16 Tage her

„Göring-Eckardt holt das intellektuelle Niveau wieder auf den Boden zurück:“. Naja, also ich würde sagen, dass das eher unterirdisch ist, was diese Person so von sich gibt.

Man sollte sich in solchen Showveranstaltungen eigentlich nicht mit Leuten abgeben, die intellektuell nicht satisfaktionsfähig sind.

andreas donath
16 Tage her

So leid es mir tut, Weimer ist als Stabilisator dieser unsäglichen Regierung angetreten – und dafür gibt es von mir keinen Support. Er mag teilweise Vernünftiges sagen, jedoch wird auch das keine Folgen und Konsequenzen haben. Das ist bei CDUlern und CSUlern nämlich eingepreist. Sie haben nur ein Ziel, nämlich wie Fettaugen oben auf der Brühe schwimmen. Sie gieren nach Macht, Einfluss und Anerkennung. Und biedern sich gerne auch jeder Blähung des Zeitgeists an, um ihr Ziel zu erreichen. Ein so kluge Frau wie Birgit Kelle hat das bis heute nicht kapiert, leider. Und ein Weimer lässt sich von diesen… Mehr

Walter.Reichert
16 Tage her

Soll ins Kloster gehen oder in den Iran und dort die Menschen bekehren. Auf diese ständig belehrende Dame, hat der überwiegende Teil Deutschlands nicht gewartet.

Last edited 16 Tage her by Walter.Reichert