Die heimliche Leidenschaft der Veganer

Fleischlos in Kreuzberg: Nach einem Jahr zieht der Lebensmittel-Riese Rewe eine Bilanz für seine erste Filiale nur mit veganen Produkten. Fazit eins: Es lohnt sich eher nicht. Fazit zwei: Der gesundheitsbewusste Veganer ist eine Erfindung.

pivopix | Christoph Große

„Wenn es kein Fleisch mehr gibt, esse ich Veganer“, hat mein Schwiegervater immer gesagt. Das ist natürlich eine politisch ganz und gar unkorrekte Einlassung, von der ich mich hiermit selbstverständlich und in aller Form mit Abscheu und Empörung distanziere.

„Aber luastig is‘ scho“, wie man bei uns in Bayern zu sagen pflegt.

Im fernen Berlin gehen die Uhren bekanntlich anders. In der Hauptstadt vermutete der Rewe-Konzern deshalb eine ausreichend große Nachfrage für seine erste Filiale mit ausschließlich veganen Produkten. Vor gut einem Jahr wurde sie eröffnet: an der Warschauer Straße, im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg – dem Mekka des deutschen Wokismus.

Mit mehr als 3.600 Läden ist das Kölner Unternehmen immerhin Deutschlands zweitgrößter Lebensmitteleinzelhändler (nach Edeka). Die Presseabteilung beherrscht ihr Handwerk und weiß, wie man eher suboptimale Nachrichten aufhübscht. Zum ersten Geburtstag der veganen Filiale teilt Rewe auf eine Nachfrage der Berliner Zeitung „Der Tagesspiegel“ mit, dass keine weiteren entsprechenden Märkte geplant seien.

Einen Fehlschlag geben PR-Profis ja niemals zu. Stattdessen lassen sie uns mit blumigen Worten wissen, der Laden an der Warschauer Straße sei „ein einzelner Testmarkt“, in dem Rewe viel über seine Kunden lerne. Zum Beispiel, dass es von diesen Kunden selbst im durch und durch grün-linken Berlin nicht ausreichend viele gibt, aber das behält die Pressestelle lieber für sich.

Dafür erfahren wir etwas anderes: Der gesundheitsbewusste Veganer ist eine Erfindung. Die meistverkauften Produkte in Deutschlands erster und absehbar einziger veganen Rewe-Filiale sind nicht Brokkoli, Quinoa oder Ackerschachtelhalm-Tee – sondern Schokocroissants, Franzbrötchen und Kakaocremehörnchen.

Sollten Sie, lieber Leser, sich übrigens irgendwann einmal unsicher sein, ob Ihr Gesprächspartner Veganer ist oder nicht, dann seien Sie beruhigt. Dass jemand Veganer ist, erkennen Sie ganz leicht daran, dass er es Ihnen sagt. Ungefragt.


Unterstützung
oder

Kommentare ( 29 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

29 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Gneisenau
12 Tage her

Typische dämliche und aggressive Kommentare der Fleischfresser Connection hier. Geht doch einfach auf eure Metzgerforen und lasst Veganer Veganer sein. Und von Tichy hätte ich auch mehr erwartet, als solch einen überflüssigen Artikel. Oder ist Tichy etwa für Massentierhaltung?

verblichene Rose
12 Tage her
Antworten an  Gneisenau

Ich wußte gar nicht, daß T.E. ein Veganerforum ist.
Vielleicht haben Sie sich verlaufen…?

Reebliis
13 Tage her

In den Supermärkten und bei den Discountern bin ich oft unterwegs. Inbezug auf vegane Leberwurst, Tofuschnitzel, veganen Wurstsalat oder Vätchihackebällchen kann ich nur sagen: Konsumenten haben längst abgestimmt mit dem Einkaufskorb. Sie lassen den Schrott einfach liegen.
Der wird dann mit hohen Rabatten knapp vor Verfall als Sonderangebote auf dem Grabbeltisch verramscht. Glatter Fehlversuch. Aber wie immer bei Ideologen wenn’s nicht klappt: Schuld ist der dumme Michel. Nicht der Markähting-Männätscher. Fazit: Die Idee war der glatte Wahnsinn, sie hat nur nichts getaugt.

verblichene Rose
13 Tage her

OK, es war von REWE einen Versuch wert. Ich habe da nur ein klitzekleines Problem, denn ich frage mich bereits seit es überall „Bioprodukte“ gibt, wo die plötzlich alle herkommen? Ich habe natürlich (natürlich?) das entsprechende Vertrauen in alle Produkte, insbesondere da ich kein Selbstversorger bin. Aber jetzt auch noch vegan? Und noch etwas, das mich beinahe wütend macht: Wieso haben sich diese Lebensfreudekiller eigentlich immer noch keine eigenen Namen für solche Produkte ausgedacht? Vegane Wurst? Und dann auch noch in seiner Ursprungsform! Herrgot! Würste haben ihre ursprüngliche Form, weil das Brät höchstwahrscheinlich seit Urzeiten in DÄRME gepresst wurde und… Mehr

Deutscher
13 Tage her

Der REWE in meiner oberschwäbischen Stadt ist der Supermarkt mit dem geringsten Zulauf. Er hat das schlechteste Personal – überwiegend Leute der Generation Bildungsnotstand – die jeden ungefragt duzen und auch sonst allerlei prolliges Verhalten an den Tag legen.

Last edited 13 Tage her by Deutscher
Luke
13 Tage her
Antworten an  Deutscher

In meiner Stadt hängt beim REWE eine Regenbogenflagge und während der Fake-Pandemie wurde man dort als Kunde fast gesteinigt, wenn die Maske um zwei Millimeter verrutscht war. Nebenan beim Discounter mit dem A (der sicher auch nicht ohne Fehler ist), gibt es keine Flagge und die (oftmals osteuropäischen) Verkäuferinnen haben einen immer in Ruhe gelassen, egal wo die Maske hing oder auch nicht hing. Die Entscheidung, wie ich einkaufe, fällt nicht sonderlich schwer.

Insignificant Human
13 Tage her

Meine Frau ist seit ihrer Kindheit, somit seit über vier Jahrzehnten, Vegetarierin, ihr geht es um das Tierwohl und gegen Tierleid und Qual durch Massentierhaltung, sie engagiert sich, hier in der Schweiz, sowohl politisch, wie auch beruflich in diesem Bereich. Unfanatisch, der Sache dienend, widmet sie sich der Verbesserung der Situation, durch Alternativen, Aufklärung und Verbesserung der Missstände. Von fanatischen Mode-Veganern wird sie aber genauso angefeindet, wie wir Karnivoren.

AlNamrood
13 Tage her

Erkenntnisse für die es eigentlich keinen Test bräuchte.
Rewe hatte ja auch mal Insekten als Snacks im Angebot. Hat auch nicht geklappt. Hätte man wissen können.
Vegan ist, wie alles was Linksgrünversifft ist, hauptsächlich Prätention.

KorneliaJuliaKoehler
13 Tage her

Die Gesellschaft spaltet sich auch am Tisch. Nichtmal beim Familienessen kommt ein Zusammengehörigkeitsgefühl auf, weil einige eine moralische Spezialdiät für sich beanspruchen und die „ Allesesser“ mit einer Art Verachtung strafen wollen. So kann keine gute und frohe Stimmung aufkommen. Mir persönlich geht dieses ganze sektiererische Getue schon seit vielen Jahren auf den Geist. Eine Zusammenkunft von „Ich esse kein….. -Gestörten“ bekoche ich prinzipiell nicht mehr. Da trifft man sich besser beim Italiener. Wenn überhaupt, denn meist unterscheiden sich die weltanschaulichen Werte dieser „Pudding-Veganer“ auch sehr von meiner, sodass auch der Smalltalk ziemlich schnell verebbt. So hat man mehr Zeit… Mehr

Donostia
13 Tage her

Ich habe nichts, wenn sich jemand vegan ernährt. ich habe nur etwas gegen Leute die mir erzählen wie ich mich zu ernähren habe.
Bei den Veganern handelt es sich um eine Minderheit, und von Minderheiten lässt man sich nichts vorschreiben. Allein das eine Minderheit etwas vorgibt ist undemokratisch, denn Demokratie zeichnet sich dadurch aus, dass das gemacht wird was die Mehrheit will, und das zugelassen wird was der Minderheit nicht schadet.

Reinhard Schroeter
13 Tage her
Antworten an  Donostia

Weder von einer Minderheit , noch von einer tatsächlichen oder vermeintlichen Mehrheit sollte sich ein freier Mensch etwas vorschreiben lassen.

Der Ingenieur
13 Tage her

Kein Wunder, dass dort niemand einkauft:

Vegane und vegetarische Produkte sind meist völlig überteuert und sogar noch teurer als entsprechende Fleischprodukte.

Und die Fertigprodukte sind sehr oft hoch-industriell verarbeitet mit einer ellenlangen Liste an billigen Zusatzstoffen.

Hersteller und Handel wollen sich mit solchen Produkten eine goldene Nase verdienen und gesund ist das nicht, weshalb Hardcore-Veganer lieber alles wesentlich günstiger und besser selbst herstellen.

Aliena
13 Tage her
Antworten an  Der Ingenieur

Brotaufstrich haltbar bis November 2028, so steht er im April 2025 im Regal. Schinken, ‚vegan‘ hergestellt, soll allerdings suggerieren, man esse Schinken. Dito für Käse.
Der Ausflug von NESTLÉ in die Substitution-Ernährung ging schief – der CEO musste gehen.

JamesBond
13 Tage her

REWE, lasst es lieber, denn Ihr vergrault damit viele andere Kunden! Bei mir bleibt „hängen“ REWE liebt vegan, also kein Laden für mich. Die Grillsaison ist eröffnet „mmmh“ und dafür fahr ich meilenweit zum Metzger meines Vertrauens. Vegan, nein danke! Klima, gab’s schon immer und wer Windindustrie in die Wälder baut, sagt damit ganz klar aus, es gibt keine Klimakatastrophe sondern nur eine Politikkatastophe!