Wolfgang Kubicki: Vom Hahn im Korb zur Quote im Bundestagspräsidium

"Quote wirkt" ist ein zu hübsches Bonmot von Twitterer Alex, um es nicht zu zitieren. Als Hahn im Korb möchte man Kubicki schon angesichts der Blicke der Frauen um ihn herum nicht bezeichnen.

IMAGO / Future Image
Aydan Özoguz, Wolfgang Kubicki, Bärbel Bas, Petra Pau, Yvonne Magwas und Claudia Roth beim Fototermin mit dem neuen Präsidium des 20. Deutschen Bundestages im Reichstagsgebäude am 26.10.2021

An Wolfgang Kubicki erinnere ich mich seit gemeinsamen Zeiten bei den Deutschen Jungdemokraten (DJD) Ende der 1960er Jahre. Mit Wolf-Dieter Zumpfort konkurrierte er nicht nur um führende Rollen bei den Jungdemokraten (die sich 1982 auch formal von der FDP trennten), sondern auch um die Zuneigung der einen und anderen damals bei den DJD oft anzutreffenden überdurchschnittlich hübschen Jungdemokratin. Wobei die beiden, das ist Chronistenpflicht, nicht allein waren. An eine sehr selbstbewusste und sympathische Jungdemokratin erinnere ich mich besonders gut und auch daran, dass bei ihr keiner von beiden landen konnte.

Nun ist Kubicki zum Vizepräsidenten des Bundestages wiedergewählt und als solcher der einzige Mann unter fünf Frauen im Bundestagspräsidium (dem mit Claudia Roth und Wolfgang Kubicki übrigens zwei ehemalige Jungdemokraten angehören). Als Hahn im Korb möchte ich ihn angesichts des folgenden Bilddokumentes trotzdem nicht bezeichnen. Abgesehen davon, dass die Wendung „Hahn im Korb“ in der real existierenden, politisch-korrekten politmedialen Welt der Berliner Republik ohnedies nicht vorkommen darf, assoziiert bei mir das Bild dieser fünf Vertreter des weiblichen Geschlechtes mit allem möglichen, aber nicht mit dieser veralteten Wendung.

Und wer keinen hat, kann sich auch keinen kaufen. Wie man sieht. pic.twitter.com/nQfaD0gAFg

— Solitarius Lupus (@gaiusoctavi) October 27, 2021

„Quote wirkt“ ist ein zu hübsches Bonmot von Twitterer Alex, um es nicht zu zitieren. Wolfgang Kubicki, diese Ehrenrettung verdient er, unterscheidet sich von den anderen im Bundestagspräsidium und von unglaublich vielen im alten und neuen Bundestag dadurch, dass er zur Bestreitung seines Lebensunterhaltes – und das im wohlhabenderen Sektor – keines Bundestagsmandates oder anderer Einkommen aus Steuermitteln bedarf, weil er sie – anders als die anderen – mit seinen Kenntnissen im auch freien Teil der Gesellschaft erzielen kann. Scheiden Kubicki und einige ganz wenige aus dem Bundestag, sitzen dort nur noch Anlernberufspolitiker der Funktionärskaste mit einem zunehmenden Anteil der Gattung Kindsköpfe.

Ich will seinen Gesichtsausdruck unter den Fünfen um ihn herum nicht deuten, weil ich ihn schon froher und entspannter gesehen habe. Da kommt ja Mitleid auf.

Mitte August schrieb ich auf TE: Nun sei die FDP sicher auf dem Wege zu einem deutlich zweistelligen Ergebnis bei der Bundestagswahl, ließ Wolfgang Kubicki seine Leute dieser Tage wissen. Interview- und Namensartikel-Anfragen von Medien, die nicht auf Zeitgeistlinie sind, mögen sie ab nun negativ bescheiden. Auch sein Buch brauche nicht mehr beworben zu werden. Es habe seinen Zweck schon vor Verkauf erfüllt. Er habe es ja nur als Rechtsverbinder in der Arbeitsteilung Bad Cop und Good Cop mit Linksverbinder Lindner geschrieben. Mission accomplished.

Good Luck, Wolfgang, trotz allem. Aber pass‘ auf, dass bei den nächsten politischen Metern der Lack nicht noch mehr blättert.

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