Wer Söder wählt, bekommt Habeck, wer CDU wählt, bekommt die Grünen

CSU-Chef Söder bekennt sich offen zu einer schwarz-grünen Koalition. Warum nicht gleich ein Vereinigungsparteitag? Schließlich kann man Söder nicht mehr von Robert Habeck unterscheiden und Angela Merkel wirkt ohnehin wie Annalena Baerbocks ältere Schwester. 

IMAGO / Sven Simon
Markus Söder. Ministerpräsident von Bayern und CSU-Vorsitzender

Es scheint, dass Markus Söder auf dem „buntgeschmückten Narrenschiff Utopia“ (Franz-Josef Strauß) der Grünen angeheuert hat, nicht als „Faschingskommandant“, sondern als Matrose. Der CSU-Chef hat sich gegenüber dem Magazin Stern eindeutig für eine schwarz-grüne Koalition nach der Bundestagswahl ausgesprochen. Bisher hörte man von der CSU immer, dass die Partei für ein gutes Wahlergebnis kämpft und über Koalitionen erst nach der Wahl nachgedacht werde. Doch solange hält es Markus Söder nicht mehr aus. Dem Stern sagte er über die von ihm angestrebte Koalition: „Es wäre ein spannendes Zukunftsteam, das Inspiration bieten könnte, weil es die ganz große Frage unserer Zeit in den Blick nimmt: die Versöhnung von Ökonomie und Ökologie“. 

Natürlich ist es inzwischen keine Überraschung mehr, dass, wie Söder einschätzt, Grüne und CDU/CSU „nah dran an einer solchen Kooperation“ sind, denn die Regierung Merkel verwandelt sich seit geraumer Zeit zum verlässlichen Exekutor grüner Politik. Wer sich zum wohlstandsvernichtenden Ideologem der Grünen vom Widerspruch von Ökonomie und Ökologie, die deshalb durch grüne Magie „versöhnt“ werden müsste, bekehren lässt, hat sich längst von einer realistischen Wirtschaftspolitik verabschiedet. Er gewinnt auch dadurch nicht an Aufmerksamkeit, wenn er vor lauter eingebildeter Erderwärmung beständig von einem Bein auf das andere hüpft, weil er meint, dass der Boden unter seinen Füßen zu heiß geworden sei.

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Im Grunde ist eine Koalition zwischen CDU/CSU und den Grünen überflüssig, ein simpler Vereinigungsparteitag tut es doch auch. Schließlich kann man inzwischen Markus Söder nicht mehr von Robert Habeck unterscheiden und Angela Merkel wirkt ohnehin wie Annalena Baerbocks ältere Schwester. 

Neu ist das alles nicht. Doch hat Markus Söder noch einmal dem Bürger für die Bundestagswahl mit dem auf den Weg gegeben: Wer den grünen Gesellschaftsumbau will, kann auch CDU/CSU wählen. Böse Zungen behaupten, dass Schwarz-Grün des deutschen Biedermeiers liebste Koalition sei, denn wer wollte nicht grün und fortschrittlich sein und deshalb die Grünen wählen, wenn die CDU nur mit an Bord wäre, damit der Fortschritt nicht allzu abrupt kommt, und die grünen Ideen etwas eingehegt werden würden. Wasche mir den Pelz, doch mache mich nicht nass, lautete von jeher die Maxime des deutschen juste milieus. 

Doch diese Wähler irren sich. Die CDU und auch die CSU würden die Grünen mitnichten einhegen – sie erfüllen ihnen doch jetzt schon alle Wünsche. 

Der Wähler jedenfalls dankt für Söders Offenheit. 

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Kommentare ( 142 )

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Anti-Merkel
3 Jahre her

Die einzige Überraschung dabei: Bei Schwarz-Grün können Söder/Baerbock [Habeck kommt nicht, zu männlich für die Grün*innen] ihren besten Freund Lauterbach nicht zum Gesundheitsminister ernennen.
Aber vielleicht wechselt er ja noch rechtzeitig die Partei.

Sonny
3 Jahre her

Stellen Sie sich vor, unsere überwiegend unterwürfige Medienlandschaft wäre keine Hofpresse, sondern würde kritisch durchleuchten und auch anprangern.
Dann wäre ziemlich schnell Schluß mit dieser totalitären Politik. Und Söder und Konsorten würden in irgendeinem Hinterzimmer die Ablage erledigen oder als Hartz 4-Empfänger ihr Dasein fristen.
Stattdessen Schleimerei, Gefolgsgehorsam, Opportunismus, Egoismus bis hin zur Hetzerei, Erpressung und Nötigung.
Die wahren Beförderer dieser Misere sitzen in den Redaktionen. Ohne diese Mithelfer wäre das alles schon im Keim erstickt worden.

Dirk Bender
3 Jahre her

Die Grünen werden zu Recht als schlichte „Wohlfühlpartei“ qualifiziert. Sieht man von den ökologischen Zielsetzungen der Grünen einmal ab, so bleibt programmatisch nichts anderes als eben die Pflege jenes „Wohlgefühls“. Ein Wohlgefühl in diesem Sinne ist aber nichts Anderes als weitgehend schrankenfreie oder schrankenloser Libertinismus. Mit verantwortlicher Liberalität hat das wenig zu tun. Der Aufstieg der Grünen liegt begründet an den Scheindebatten rund um den Klimawandel. Der Klimawandel kommt – und zwar zuallererst in der Wirtschaft. Sobald sich das wirtschaftliche Klima gravierend ändert und immer mehr Menschen ohne Arbeit und Zukunftsperspektive auf der Straße stehen, ist es Schluss mit diesem Wohlgefühl… Mehr

Moses2
3 Jahre her
Antworten an  Dirk Bender

Wenn die, die das Weltklima retten wollen, von ähnlichem intellektuellen Format sind wie die, die die Impfstoffversorgung in der BRD organisiert haben, dann kann man getrost in die Zukunft blicken.

Dirk Bender
3 Jahre her
Antworten an  Moses2

Krisenmanagement ist die Alternative zum Risikomanagement und deswegen, wenn man kein Risikomanagement hat, man sich also nicht auf Risiken vorbereitet, dann schlittert man in Krisen rein, die man dann managen muss. Das Dumme daran ist, dass die gleiche INKOMPETENZ die zur Unterlassung eines angemessenen Risikomanagements geführt hat jetzt auch bei der Ausführung des Krisenmanagements zur Geltung kommt.
In einer „Risikoanalyse“, die Anfang 01. 2013 als Bundestags-Drucksache mit der Nummer 17/12051 veröffentlicht wurde, wird die Corona-Pandemie auf erstaunliche Weise von Fachleuten vorhergesagt.

Niklas
3 Jahre her

Von Merkel lernen, heißt Machterhalt lernen. Nachdem Merkel die SPD tot-umarmt hat, nimmt Söder die Grünen ins Visier.
Aber man muss auch sagen: Dieser beständige Salto Mortale in den Wahnsinn bei den C-Parteien ist nur eine Reaktion auf den völlig verblödeten deutschen Wähler, der einfach zu dumm ist, entsprechend seiner Interessen zu wählen.

Wie könnte dieses Land, wie könnten wir Bürger mit einer vernünftigen Politik dastehen, mein Gott …

Th. Radl
3 Jahre her

Söder kann sich an die Grünen ranwanzen, wie er will. Schwarz-Grün ist vielleicht sein Traum, aber den kann er sich abschminken! Meines Erachtens ist noch lange nicht raus, dass er überhaupt Kanzlerkandidat wird und über diese Frage überhaupt nachzudenken hätte. Und wenn er es doch würde, hätte er die historische Chance, der dritte erfolglose Bayer in diesem Reigen zu sein. Wenn ich mich nicht irre, war doch Stoiber sein Ziehvater. Warum lernt der Vollpfosten daraus nichts? Zum anderen bin ich sicher, dass, wenn es rechnerisch möglich ist, die Grünen viel lieber Grün-Rot-Rot machen werden! Mit der Begründung, dass die Große… Mehr

Schwabenwilli
3 Jahre her

Ich habe mich schon damit abgefunden. Bis 2025 müssen wir diesen Schwachsinn ertragen. Ab dann wird`s spannend.2029 aber rappelt es im Karton.Das ist eine Entwicklung die witziger weise nicht mal durch gröbstes Fehlverhalten der politischen Klasse beschleunigt werden wird.

Gerhart
3 Jahre her

Die Frage, die zu beantworten ist, lautet : Warum strebt die CDUCSU ein Bündnis mit den „Grünen“ an ?

Daimondoc
3 Jahre her
Antworten an  Gerhart

Nein man muss sich da keine Frage stellen, man muss sie nur nicht wählen, ganz einfach.

Rob Roy
3 Jahre her

Falls Laschet Kanzlerkandidat werden sollte: Als blasser Politker ohne Format wird er dann so viele CDU-Wähler abschrecken, dass die Grünen im Verhältnis zur Union so viele Stimmen erhalten, dass sie zwingend als Koalitionspartner in Frage kommen. Womöglich ist das genau so gewollt. Merkel wäre einer grün-schwarzen Koalition sicher nicht abgeneigt. Mit Göring-Eckhardt hat sie sich ja schon in der Wendezeit im Neuen Forum gut verstanden. Natürlich traut sich kein Journalist, der Gottkanzlerin diese und andere wichtige Fragen zu stellen, die für die Zukunft unseres Landes entscheidend wären. Zum Beispiel: „Frau Merkel, lieben Sie dieses Land?“ Sie würde sich um eine… Mehr

horrex
3 Jahre her

Ich glaube Söder nicht (wohlgemerkt, nur ein „Glaube!“), dass Söder – ich denke dabei an das FJS-Bild in seinem Kinderzimmer – seiner tatsächlichen Überzeugung nach zu einem „Grünen“ geworden ist. – Auf diesen Glauben gründe ich eine ganz „verrückte“ Hoffnung. Die Hoffnung, dass er als CDU/CSU Kanzlerkandidat und Feder führender Verhandler in Koa-Gespächen mit Grün im ersten(!) Schritt den Grünen ein paar noch verschmerzbare Zugeständnisse abverlangen wird. Dem Grün selbstverständlich unter einigem Gezeter schließlich zustimmen. – Regierungsmacht ist nun mal „geil“. – Im zweiten und entscheidenden Schritt wird Söder dann – als Stratege der bei FJS qusi in die „Schule“… Mehr

Ratloser Waehler
3 Jahre her
Antworten an  horrex

Das habe ich 2017 noch gehofft – wenn auch schon damals strohhalmmäßig.

Die Ohrfeigen von Söder/Seehofer-Seite sind seitdem so drastisch und so häufig ausgefallen, dass ich Ihre Hoffnung prozentual gesehen zu 99,999999999999999% für unrealistisch halte.

ludwig67
3 Jahre her
Antworten an  horrex

Ich sehe vieles in Söder, aber keinen Strategen. Und wenn der irgendwo wirklich in die Lehre gegangen ist, dann bei Fr. r. M. Frei nach dem Motto: Ehe ich wie der Hotte (Herrschaft des Unrechts) als Löwe starte und als Bettvorleger lande, starte ich gleich als Bettvorleger. Dann ist der Fall nicht so tief.

Weiss
3 Jahre her

Ich kenne einige Hoteleigentümer und Restaurantbesitzer in Nieder- und Oberbayern.

Es sind vor allem Familien- und alte Traditionsbetriebe, die schon über viele Jahrzehnte bestehen. Da bekommt man noch die gute bayerische Küche serviert. Teilweise auch ehrliche Preise und es wird mit viel Liebe gekocht. Keine Massenabfertigung. Da steht teilweise noch die Oma in der Küche. Eigentlich so, wie ich mir das echte Bayern immer vorgestellt habe.

Kann mir kaum vorstellen, dass diese Leute wieder Söder und die CSU wählen werden ?