Umbruch in Berliner SPD: Realos raus, linke Sozialisten rein?

In der Berlin-SPD rumort es. Linke und Jusos haben nun auch den zweiten Realo an der Spitze der Partei beschädigt. Dabei geht es um Clans und „antimuslimischen Rassismus“. Der Neuköllner Martin Hikel ist nur noch Parteichef auf Abruf. Daneben bleibt auch Senatorin Giffey ohne sicheren Listenplatz.

picture alliance / Metodi Popow | M. Popow
Franziska Giffey und Martin Hikel, Berlin, 19.11.2024

Die Berliner SPD zerlegt sich, langsam aber sicher. Zuerst traf es Franziska Giffey, die einstige Parteichefin und als Wirtschafts- und Energiesenatorin immer noch eines der Aushängeschilder der Hauptstadt-Sozen. Zuerst wurde sie nicht zur Spitzenkandidatin für die kommenden Landeswahlen zum Abgeordnetenhaus. Nun versagte ihr sogar der eigene Kreisverband einen sicheren Listenplatz. Um am 20. September 2026 wieder ins Berliner Abgeordnetenhaus einzuziehen, müsste sie ihren Direktwahlkreis in Rudow im südöstlichen Neukölln gewinnen. Aber das gelang ihr schon bei der letzten Wahl nicht, mit weitem Abstand. 16 Punkte lag sie hinter dem Gewinner. In neueren Umfragen erhielt die SPD zwischen zwölf und 16 Prozent. Viel zu verteilen bleibt da ohnehin nicht.

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Es könnte also aus sein mit Giffeys Karriere, und viele werden es nicht schade finden. Sie begann 2010 in Neukölln unter den Fittichen von Heinz Buschkowsky, erst als Stadträtin, dann als Bezirksbürgermeisterin. 2018 folgte die Blitzbeförderung zur Bundesministerin für Familie, Senioren usw. Angela Merkel hatte nach Giffey gerufen und bekam eine neue Kämpferin für „Demokratie leben!“, das überaus frag- und kritikwürdige Programm des Familienministeriums, das vor allem den „Kampf gegen rechts“ mit unkontrollierten Geldflüssen in die deutsche Provinz prämiert. Eigentlich ein weiterer Fall für den Rechnungshof nach dem Bundesaufnahmeprogramm Afghanistan.

Die gemäßigt-bürgerliche Ikone der SPD mit adrett sitzenden Kostümen, aber kessem Mundwerk, könnte also bald Geschichte sein. Es trifft aber nicht Giffey alleine. Ihr Nachfolger als Bezirksbürgermeister war Martin Hikel, der nun auch die Ablehnung seiner eigenen Partei zu spüren bekam. Nur zwei von zwölf Bezirken in der Hauptstadt werden noch von SPD-Bürgermeistern regiert. Aber die Berlin-SPD scheint da eher Luft nach unten zu sehen. Mit Hikel vergrätzt sie den nächsten Realo-Kader, den sie derzeit aufzuweisen hat.

Neukölln in tiefer Transformation, SPD rennt vor Realitäten davon

Man könnte jetzt meinen, der Bezirk Neukölln durchliefe derzeit eine tiefe Transformation und die SPD mit ihm. Neukölln ist zwiegespalten, einem migrantisch und studentisch geprägten Zentralteil steht eine eher konservative Peripherie gegenüber.

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Aber im Grunde liegt die Sache schlichter: Die SPD Neukölln entledigt sich einer Realität, die sie als bedrohlich empfindet – oder sie rennt ihr mit offenen Arm entgegen. Je nach dem, wie man es sieht. Auf der Kreisdelegiertenkonferenz kritisierten Parteilinke und Jusos Martin Hikel für seine zu häufige Präsenz bei den Verbundeinsätzen verschiedener Behörden gegen kriminelle Clans in der Hauptstadt, auch Clan-Razzien genannt. Die Maßnahme ist hochumstritten allein deshalb, weil die Linken nicht einmal das Wort „Clanstrukturen“ gelten lassen wollen.

Denn Clans, das ist ja ein diskriminierender Begriff für gelebte ‚Familienwerte‘ von ‚Zugewanderten‘ und ‚Geflüchteten‘, so meinen Grüne und Linke. Daher kann und soll man jene auch nicht bekämpfen. Und überhaupt sind Gesetzesbrüche in Spätis, Spielhallen und darum herum besser hinzunehmen, weil sich sonst der Migrantenanteil in den Berliner Gefängnissen noch mehr erhöhen könnte. Das könnte in etwa das Kalkül der linken Sozialisten in der SPD sein. Außerdem würde Hikel das linke Buzzword „antimuslimischer Rassismus“ nicht benutzen.

Bei der anschließenden Kandidatenkür musste Hikel sich mit mageren 68,5 Prozent zufrieden geben und weigerte sich folglich, erneut für sein Amt anzutreten. Die Attacke von links gilt als gezielt. Im Wahlkampf hätte sich Hikel warm anziehen oder spuren müssen.

Der Bezirksbürgermeister, mit dem die SPD Neukölln Wahlen gewann, sollte es also nicht mehr sein. Nun ist Hikel noch Ko-Vorsitzender der Berlin-SPD, was er auch bleiben will. Aus seiner Sicht hat der Bezirksposten in Neukölln nicht viel mit dem Parteiamt zu tun, in das er aufgrund einer (nicht bindenden) Umfrage unter allen Mitgliedern gekommen ist. Aber die Linken wollen ihm auch dieses Amt streitig machen. Der Kampf ist noch offen. Aber wenn man annimmt, dass nicht nur Neukölln, sondern ganz Berlin – oder nicht nur die Neuköllner SPD, sondern die Gesamt-Berliner SPD – eine tiefe Transformation durchläuft, dann wird der Veränderungsdruck wohl irgendwann auch an der Parteispitze ankommen. Und dann soll natürlich ein Linker die Stelle von Hikel einnehmen, dazu gebe es schon Überlegungen, wie der Tagesspiegel weiß.

Linkspartei macht es vor: Ein Antifa-Migrant für die Hauptstadt

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Es sieht fast so aus, als sei den Hauptstadtlinken in der SPD der Mamdani-Sieg in New York etwas zu sehr zu Kopfe gestiegen. Sie erträumen anscheinend auch für ihre Stadt einen ähnlichen Spitzenkandidaten. Und da sind halbwegs präsentable Figuren wie Giffey oder Hikel natürlich raus. Ganz zu schweigen von ihrem Urahn, dem streitbaren Heinz Buschkowsky, der noch eine Ahnung davon zu haben schien, in welche Einzelteile sein Bezirk schon damals im Begriff war abzugleiten.

Die Einzelteile werden heute gefeiert und politisch prämiert. Bei der Bundestagswahl gewann der Antifa-Migrant Ferat Kocak (Linkspartei) das Direkmandat für Berlin-Neukölln mit einem Stimmenanteil von 30 Prozent. Damit hat er es den anderen linken Mitbewerbern gezeigt. Die Linkspartei bekam mit 25,3 Prozent auch die Mehrheit der Zweitstimmen. Die SPD ging beide Male hinter der CDU aus dieser Wahl heraus, bei den Zweitstimmen sogar fast hinter den Grünen. Die Linkspartei erhielt auch berlinweit die meisten Erst- wie Zweitstimmen. Das war sicher nicht unwesentlich dem neuen Migrantenflügel der verstaubten SED-Erbin zu verdanken.

Damit stellt sich die Linkspartei in Berlin analog der linksradikalen Partei von Jean-Luc Mélenchon in Frankreich (La France insoumise, „Aufsässiges Frankreich“) als linke Verteilungs- und Migrantenpartei neu auf. Und die SPD gerät mit diesen internen Wahlergebnissen erstmals fühlbar in diesen Sog. Es ist ein Rezept, das in zunehmend mehr Metropolen der westlichen Welt Aussichten auf Erfolg hat. An dieser Stelle sei daran erinnert, dass Berlin aktuell das siebtgrößte Bundesland ist und mehr Einwohner, folglich auch mehr Wahlkreise als Schleswig-Holstein oder Brandenburg besitzt.

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Kommentare ( 29 )

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WGreuer
25 Tage her

Nun, die Linken New York sind da schon einen Schritt weiter und haben mit Zohran Mamdani gleich einen Vollgaskommunisten und – schimmer – Islamisten ans Ruder gewählt, der auch schon gleich angekündigt hat, dass der Islam und die Zerstörung des Christentums seine Ziele sind.
Ich bin wirklich sehr gespannt, wann diese ganzen linken Wähler aufwachen. Vermutlich erst wenn die Damen zur Verschleierung gezwungen werden und das Häuschen sowie natürlich die Betriebe „sozialisiert“ wurden.

Aegnor
25 Tage her

Mehr Einwohner vielleicht, aber nicht mehr Wirtschaftskraft. Zumindest nicht, wenn man die staatlichen Stellen abzieht. Die zunehmend migrantisch bewohnten Großstädte (den Begriff Metropole verdient dieses Kaff Berlin nicht, dass aufgrund eines fehlgeleiteten Gesetzes von 1920 einfach nur viel zu viel Fläche hat, nicht) werden immer wirtschaftsschwächer und verslumen. Nur wenige, sich abschottende Bezirke, halten diese noch am Leben. Und natürlich die Subventionen der Peripherie. Wenn diese eines nicht mehr fernen Tages versiegen, setzt das große Sterben ein.

Nibelung
25 Tage her

Die Roten und Grünen werden ihrem Untergang entgegen sehen und die Schwarzen werden folgen, wenn sie nicht vorher noch die Kurve kriegen und die konservativen Kräfte werden umso mehr Wind unter die Flügel bekommen und das ist kein Zufall, sondern resultiert aus dem Versagen der sogenannten etablierten Parteien, die uns lang genug das Leben schwer gemacht haben und nun die Zeit gekommen ist sich neuem zuzuwenden, denn Politik ist keine linke Einbahnstraße und wer das nicht verstanden hat, wird in der Sackgasse enden. Wer das alles mit großer Intensität seit Jahrzehnten verfolgt hat, mußte aufgrund eigener Weltanschauungen oftmals nahe am… Mehr

Pieter Ries
26 Tage her

Wer nichts produziert kann nichts verteilen: kein Geld für Berlin!

Peter Pascht
26 Tage her

Umbruch in Berliner SPD – Realos raus, linksextreme Weiber-Sozialist*inen rein! Nun soll es sogar noch schlimmer als Giffey werden? Das muss man auch als Mann anerkennen, Weiber lügen besser und hemmungsloser als Mäner – schon seit der Antike bekannt. Demokratie in Gefahr – Merkel SED hält eine Rede 😉 (dann braucht es die Raute um die Fett-Wampe zu verstecken) Demokratie in Gefahr – Steinmeier SPD hält eine Rede 😉 Dieses Land wird von hemmungslosen Lügnern regiert! „Lüge ist das Handwerkzeug der Politik“ „Es ist gefährlich in der Politik die Wahrheit zu sagen“ „Die Lüge in der Politik kommt als ‚Wahrheitslüge‘… Mehr

Last edited 26 Tage her by Peter Pascht
Vallis Blog
26 Tage her

Frau „Doktor“ Giffey, bitte! Soviel Zeit muss sein. Ansonsten nur noch Nepper, Schlepper, Bauernfänger – egal, in welcher Partei. Kot in verschiedenen Farben oder Geschmacksrichtungen. UnsereDemokratie.

Laurenz
26 Tage her

Es wird nicht so schwierig sein, Franziska Giffey mit ihrem kriminellen Mann, quasi Bonnie & Clyde von der Spree, ans Zeug zu flicken. Auch umgekehrt stellt sich die Frage, mit welchen Talenten Giffchen in Windeseile vom Berliner Bürgermeisterchen zum Minister im Kabinett Merkelator aufstieg? Da sich weibliche linke Politiker selten mit politischer Kompetenz aufwarten können, muß man sich eh die Frage stellen, mit welche Kompetenzen Frauen in linken Parteien Karriere machen? Immer wenn ich diese linken Muttis mit ihren Textbaustein-Interviews sehe, kommt mir Prince & Sein Schlager „Sexy Motherfucker“ in den Sinn.

CasusKnaxus
26 Tage her

Wie zu besten KPD Zeiten: es werden die Messer gewetzt, die Linienkämpfe sind voll entbrannt. Man kann nicht linksradikal genug sein. Alles andere sind Verräter, nicht auf Linie, Versöhnler hieß das bei der Stasi. Im berliner Gazastreifen Neukölln regieren schon längst andere verkommene Gestalten. Kritker können froh sein, noch am Leben zu sein

Rasio Brelugi
26 Tage her

Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts engeleitete, halbherzige Demokratisierung der orthodox marxistischen Partei SPD hat eindeutig nicht geklappt.

Hieronymus Bosch
26 Tage her

Ganz Berlin ist im Verfallsmodus! Insofern liegt die SPD voll im Trend! Auch auf der Titanic wurde oben gefeiert, als das Schiff bereits unterging!