Nach Missbrauchsskandal in der Partei: Linken-Chefin Hennig-Wellsow tritt überraschend zurück

Die Linken-Parteivorsitzende Susanne Hennig-Wellsow ist mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Sie begründet den Schritt vor allem mit den jüngsten Missbrauchsvorwürfen gegen Mitglieder der Partei. Eigentlich war eher der Rücktritt ihrer Kollegin Wissler erwartet worden.

IMAGO / Chris Emil Janßen

Die Linken-Parteichefin Susanne Hennig-Wellsow ist am Mittwochmittag überraschend „mit sofortiger Wirkung“ zurückgetreten. Sie führt die angeschlagene Partei seit 2021 in Doppelspitze mit Janine Wissler. Die Zeit kann wohl kaum als Erfolgsgeschichte für die Partei betrachtet werden, bei der Bundestagswahl zog man nur denkbar knapp ins Parlament ein. Dennoch überrascht der Rücktritt von Hennig-Wellsow – steht doch ihre Kollegin Wissler aktuell eigentlich viel mehr in der Kritik. Wissler wird im Zuge des Missbrauchsskandals in der Partei vorgeworfen, einen Beschuldigten gedeckt bzw. einem Opfer Hilfe versagt zu haben (TE berichtete).

Hennig-Wellsow gab auf ihrer Website eine knappe Begründung ab. Neben privaten Gründen verweist sie darin vor allem auch auf die Missbrauchsaffäre. Der Umgang mit Sexismus in den eigenen Reihen habe „eklatante Defizite unserer Partei offengelegt. Ich entschuldige mich bei den Betroffenen und unterstütze alle Anstrengungen, die jetzt nötig sind, um aus der Linken eine Partei zu machen, in der Sexismus keinen Platz hat“, so Hennig-Wellsow. Eigene Fehler räumt sie nicht ein. Konkrete Vorwürfe wurden gegen Hennig-Wellsow in dieser Affäre zuletzt auch nicht erhoben. Erneuerung brauche jetzt aber „neue Gesichter“ – der Plural kann auch als indirekte Rücktrittsaufforderung an weiteres Führungspersonal innerhalb der Partei gedeutet werden.

Die Thüringerin galt im Vergleich zu ihrer Amtskollegin Wissler als eher dem moderaten Flügel der Partei zugehörig. Die Linkspartei steht damit offenkundig vor einem größeren Umbruch.

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Kommentare ( 32 )

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Aljoschu
1 Jahr her

Chapeau! Das hätte ich der waschechten SED-Funktionärin gar nicht zugetraut. Ein deutliches Signal an ihre Teflon-Genossin.

Juergen P. Schneider
1 Jahr her

Je eher die SED aus der politischen Landschaft unseres Landes verschwindet, desto besser. Ich hoffe, dass diese Bande von unverbesserlichen Kommunisten bald Geschichte sein wird.

Auchentoshan
1 Jahr her
Antworten an  Juergen P. Schneider

Machen Sie sich keine Hoffnungen, wir haben ja noch die grünen Kommunisten in großer Menge.

Schwabenwilli
1 Jahr her

Da dürfte noch einiges mehr im Hintergrund laufen das die Dame sich vom Acker macht.

Karl Schmidt
1 Jahr her

Ja, die Umbrüche in der SED sind legendär. Wohin mag sie sich diesmal orientieren?

martin ruehle
1 Jahr her

Nun ja, „moderat“ im Vergleich zur linken Wissler.
Was die wohl dem gewählten Ministerpräsidenten Thüringens Kemmerich hinterher geworfen hätte? Mollys oder gar alle blauen Bände der Marx-Engels Gesamtausgabe in der Reihenfolge des Erscheinungsdatums…?!

Teiresias
1 Jahr her

Das Problem dieser politischen Klasse der Unbrauchbaren ist, das der Nachschub an unfähigen, gesichtslosen und quotenkompatiblen Politdarstellern nie ausgehen wird. Die Anforderungen sind einfach zu niedrig.

Hennig-Wellsow geht, die nächste derselben Art steht schon in den Startlöchern!

Wie bringt man im Sinne der Bürger quaifiziertes Personal an die Schaltstellen der Macht, das ist die Billionenfrage.

Querdenker73
1 Jahr her
Antworten an  Teiresias

Das setzt aber auch qualifizierte Wähler voraus! Die im Land inzwischen zum Standard erhobene Negativauslese verhindert permanent, dass qualifiziertes Personal an die Schaltstellen der Macht gelangt. Wenn man sich die geistigen Größen, wie z.B. Ricarda Jung (Grüne) anschaut, fehlen einem doch die Worte, oder? Kaum im „Amt“, empfiehlt diese Dame allen ernstes, das Volk solle den Gürtel enger schnallen! Dabei macht diese Frau sich nicht mal eine Birne, wie das allein rein optisch in ihrem Falle ankommen könnte. Oder die unausgebildete Kulturstaatssekretärin Claudia Roth, die sich -Kraft der ihr jetzt zustehenden Wassersuppe- anschickt, kulturhistorisch begründete Inschriften an Berliner Bauten unter… Mehr

H. F. Klemm
1 Jahr her

„…bei der Bundestagswahl zog man nur denkbar knapp ins Parlament ein“
Warum so verhalten ?

  • der bei TE auch dokumentierte Wahlbetrug,
  • nicht Wahlberechtigte durften wählen
  • keine Stimmzettel
  • verlängerte Öffnungszeiten der Wahllokale

die nie ausreichend auf ihre Auswirkungen auf die Bundestagswahl untersucht worden sind und zu diesen dubiosen Direktmandaten geführt haben wird nicht erwähnt.
Hat die Redaktion Kreide verspeist?

Anti-Merkel
1 Jahr her

Endlich einmal gute Nachrichten. Wissler ist zwar sehr links (wie von jemand in dieser Partei erwartet), aber steht im Gegensatz zu Hennig-Wellsow teilweise (wie auch Wagenknecht – wenn auch nicht in so vielen Punkten) noch für die Sachen, die Linke früher einmal richtig gemacht haben. Wissler hat sich gegen die Zwangsimpfung ausgesprochen, Hennig-Wellsow dafür. Wissler steht für mehr Neutralität in der Aussenpolitik, Hennig-Wellsow ist weitgehend auf der Linie der Olivgrünen Kriegstreiber. Wenn mehr Hennig-Wellsows und Kippings die Partei verlassen und dafür mehr Wisslers und Wagenknechts kommen, gibt es vielleicht noch eine Chance, dass sich auch links von rot-grün noch eine… Mehr

GrinansPere
1 Jahr her

Die Linkspartei steht damit offenkundig vor einem größeren Umbruch.

Ich hoffe vor dem Zusammenbruch.
Die SED, egal welchen Namen sie sich gibt, hat meiner Meinung nach keine Existenzberechtigung. Sie ist ein Sammelbecken anti-demokratischer und wohlstandsverwahrloster Vorstadtblagen nebst ihren ergrauten reaktionären Führern.
Obsolet. Schlicht obsolet dieser Verein.

Horst
1 Jahr her

War das nicht dieser freche Junge, der damals dem gewählten MP einen Blumenstrauß vor die Füße warf? Das war sehr ungezogen.