Immer mehr Rentner müssen Steuern zahlen

Zwei von drei Rentenzahlungen sind steuerpflichtig. Immer mehr Rentner müssen zahlen und die Tendenz ist weiter steigend. Beim Versuch, die letzte Zitrone für den Staat auszupressen, kommt die Verwaltung kaum noch nach.

© Getty Images

Knapp 65 Prozent der „Rentenleistungen“ im vergangenen Jahr waren steuerpflichtig. Das entspricht einer zu versteuernden Summe von rund 227 Milliarden Euro. Seit 2015 ist der Anteil der zu versteuernden Renten um fast 10 Prozent gestiegen. Die Zahlen stammen vom Statistischen Bundesamt. Rentner haben von ihrem Lohn Steuern gezahlt und Abgaben in die Rentenkasse. Was sie von der zurückbekommen, müssen sie jetzt wieder versteuern. Dass Rentner letztlich ihre Löhne ein zweites Mal versteuern müssen, geht auf das „Alterseinkünftegesetz“ aus dem Jahr 2005 zurück. Das sieht vor, dass der Anteil der zu versteuernden Renten bis 2040 schrittweise steigt – die Zahl der steuerpflichtigen Rentner wird also weiter wachsen.

Die Grundidee des Alterseinkünftegesetzes lautet: Renten werden versteuert. Im Gegenzug befreit der Staat Investitionen in die Alterssicherung von der Steuer. Damit folgt das Gesetz einem Muster, das die deutsche Politik immer stärker prägt: Einer Steuererhöhung für alle folgt eine Entlastung für einzelne, die sich politisch gewollt verhalten. Zusammen wird das dann als Wohltat verkauft. Der Grundfreibetrag liegt aktuell bei 10 347 Euro – im Jahr. Wer monatlich 900 Euro Rente bezieht, muss also darauf grundsätzlich schon Steuern zahlen.

21,9 Millionen Menschen haben 2021 in Deutschland Renten bezogen. Zusammen. Also aus der gesetzlichen, der privaten und der betrieblichen Rente. Das sind laut Statistischem Bundesamt 127 000 mehr Empfängerinnen als noch 2020. Dies entspricht einem Zuwachs von 0,6 Prozent. Wie viele der 21,9 Millionen Rentner tatsächlich Steuern zahlen, steht nicht fest. Die Verwaltung kommt nicht mehr nach. Die jüngsten Zahlen stammen aus dem Jahr 2018.

2018 haben laut Statistischem Bundesamt 7,3 Millionen der damals 21,6 Millionen Rentner Einkommenssteuer auf ihre Rente zahlen müssen. Das war ein Zuwachs von 590 000 Personen oder 2,5 Prozent im Vergleich zum Jahr 2017. Dass die Zahlen nicht aktueller sind, liegt laut Statistischem Bundesamt an den „langen Fristen zur Steuerveranlagung“. Der Staat kommt mit der Verwaltung nicht nach – auch weil sogar seine älteren Bürger sich ihm verweigern. Durch bürokratischen Widerstand. Und weil der Staat manche Alten auch damit überfordert, ihre Ersparnisse ihm gegenüber zu offenbaren.

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Kommentare ( 28 )

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Phil
1 Jahr her

Rentner besteuern, wie doof ist das? Mit der einen Hand gibt man es ihnen um es mit der anderen Hand wieder fort zu nehmen……

SebBauer2
1 Jahr her

Renten sind und waren schon immer Pyramiden Spiele die einzig und allein auf der verqueren Logik des unendlichen und konstanten Wachstums basierten, gleich anderen „Sozialen“ Träumereien der Boomer und GenX Generation, die nur solange als Konzept überlebt haben, weil man seit den 1950er die modellierte Produktivität zukünftiger Generationen gehebelt hat und für die Auszahlung der Verbrecher genutzt hat, die dieses Konzept eingeführt haben. Kein Mitleid mit denjenigen die Jahrzehnte in diesen Betrug eingezahlt haben und jetzt den Beutel halten.

Boudicca
1 Jahr her

…..und mutmaßlich sitzen immer mehr Rentner in ihrer Wohnung und verwenden nur noch kaltes Wasser und werden im Winter frieren, weil sie den Betrieb ihre „modernen Gasheizungen“ nicht mehr finanzieren können. Das nennt sich dann wahrscheinlich, den Appellen des Wirtschaftsministers folge leisten.

Brotfresser
1 Jahr her

Schlimmer noch: Diejenigen, die sich ob ihrer kargen Rente auch und gerade bei den Tafeln mit Lebensmitteln versorgen müssen, werden jetzt vermehrt dazu gezwungen, dort mit den jungen, kräftigen und durchsetzungsstarken Neubürgern in Wettbewerb zu treten… Ende offen, aber dennoch vorhersehbar!?

jansobieski
1 Jahr her

So lange alle alles geduldig ertragen und brav zur Wahl gehen und immer die Gleichen wählen, wird sich nichts ändern. Gerade Rentner sind die treusten Wähler dieser Parteien.

Sonny
1 Jahr her

Der Raubzug von Politikern macht vor nichts Halt.
Vor gar nichts.

Mausi
1 Jahr her

Leider werden auch im Bereich Steuern immer unscharfe Begriffe verwendet. Was heisst „waren steuerpflichtig“? Es wird gleichgesetzt mit „zu versteuerndes“ Einkommen. Das ist aber nicht das Gleiche. Was also soll wirklich gesagt werden? Auf diese Summe von knapp € 230 Mrd. wären Steuern angefallen? Oder heißt es nur, für diese Summe hätten Einkommensteuererklärungen abgegeben werden müssen? In die Steuererklärung müssen die Bruttorenten aufgenommen werden. Damit ist noch nichts darüber gesagt, welcher Anteil der Rente mit Steuern belegt wird und ob Steuern anfallen. Hinzukommt, dass gesetzliche Renten, private Renten und betriebliche Renten steuerlich durchaus unterschiedlich behandelt werden. Alles wird vermischt. Und… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Mausi
eifelerjong
1 Jahr her

„Beim Versuch, die letzte Zitrone für den Staat auszupressen,…..“
Nein, Herr Thurnes, ICH kenne danoch einige Zitrnben, genauer 17 an der Zahl, die unbedingt auszupressen sind:
Die „steuerbefreiten“ Zusatzeinkünfte unserer sog. Volksvertreter in den Parlamenten, euphemistisch „Aufwandspauschale“ genannt, die für MdB seit dem 1. Januar 2022 bei monatlich 4.583,39 Euro liegt..

merkelinfarkt
1 Jahr her

… und es sind in jedem Lebensjahr erneut die kompletten Einkommenssteuererklärungen auszufüllen und abzugeben. Online versteht sich; mit Elster. Auch für über 100-jährige. Und bei Steuervergehen („habe ich nicht gewußt, kann ich nicht, war krank / gebrechlich, sehe nicht genug, kann mir Steuerberater nicht leisten“) versteht der Staat keinen Spaß – das wird unter großem medialen Geschrei gerne in Richtung „Überfall“ bestraft, selbst wenn es nur um wenige hundert Euro geht. Tendenz: „verschärft“. Natürlich beruhigt die Politik und erzählt, dass Renteneinnahmen „ganz einfach“ erklärt werden könnten. Wer es glaubt … vermutlich meint die Politik damit aber nur ein weiteres digitales… Mehr

Auswanderer
1 Jahr her

Ein Arbeitsbeschaffungsprogramm für das Finanzamt! Was anderes ist das nicht! Ich habe mit meiner Arbeit mindestens 1.000.000 Euro Einkommensteuer nach heutigem Wert gezahlt. Da ist es schon unverschämt, dass man da mehr als eine Mindest-Rente bekommt! Das ist asozial! Grrrh!

SebBauer2
1 Jahr her
Antworten an  Auswanderer

Ein ganz Schlauer, Danke dafür dass Sie weiterhin in diesen Betrug einzahlen, Sie werden keinen Cent zurück bekommen und wenn der Dachstuhl wirklich anfängt zu brennen, sind es Menschen wie Sie die als „reich“ wahrgenommen werden und wortwörtlich gefressen werden. Nebenbei kein Mitleid, solche wie Sie erhalten den Betrug am Leben.

Auswanderer
1 Jahr her
Antworten an  SebBauer2

Keine Angst, ich bin weit weg! Ausserdem bekomme ich seit einigen Jahren Geld zurück und die Rente ist kein Almosen. Die Politik zerstört jede Sozialversicherung mit unendlichen Zweckentfremdungen! Als ich angefangen habe einzuzahlen war die Rente sicher. Nur ist die Inflation bei politisch dummen und korrupten Entscheidungen mehr als nur die der Waren im Supermarkt!