Stärkster Preisanstieg seit 1949: Baustoffe verteuern sich um teilweise über 70 Prozent

Für viele Baumaterialien stellt das Statistische Bundesamt den höchsten Preisanstieg seit Gründung der Bundesrepublik fest. Ein wichtiger Grund sind auch hier die Energiepreise. Außerdem steigt die Nachfrage deutlich.

IMAGO / Geisser

Lieferengpässe, Rohstoffknappheit, erhöhte Nachfrage im In- und Ausland haben sich auf den Bausektor ausgewirkt: Bauen ist im Jahr 2021 deutlich teurer geworden. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, stiegen die Erzeugerpreise für einzelne Baustoffe wie Holz und Stahl im Jahresdurchschnitt 2021 so stark wie noch nie seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. So verteuerte sich Konstruktionsvollholz um 77,3 % gegenüber dem Vorjahresdurchschnitt, Dachlatten um 65,1 %, Bauholz um 61,4 %. Selbst die Preise für Spanplatten, für die in der Regel das Abfallprodukt Sägespäne genutzt wird, stiegen um 23,0 %. Zum Vergleich: Der Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte insgesamt legte im Jahresdurchschnitt 2021 um 10,5 % gegenüber 2020 zu.

Nicht nur die gestiegenen Holzpreise, auch die Stahlpreise treiben die Kosten auf dem Bau in die Höhe: Betonstahl in Stäben war im Jahresdurchschnitt 2021 um 53,2 % teurer, Betonstahlmatten kosteten 52,8 % mehr als 2020. Betonstahl wird unter anderem im Rohbau zur Verstärkung von Bodenplatten, Decken oder Wänden eingesetzt. Metalle waren 2021 insgesamt um 25,4 % teurer als im Vorjahr, was nicht ohne Folgen für Bauprojekte bleiben dürfte. So verteuerte sich Halbzeug aus Kupfer und Kupferlegierungen, das beispielsweise für den Heizungsbau oder in der Elektroinstallation genutzt wird, um 26,9 % gegenüber dem Vorjahresdurchschnitt.

Energiepreise treiben Baukosten

Preistreibend auf den Baustellen wirkten sich auch die gestiegenen Erdölpreise aus. Bitumen auf Erdölbasis verteuerte sich im Jahresdurchschnitt 2021 um 36,1 % gegenüber 2020. Dieser Baustoff wird unter anderem im Straßenbau verwendet, aber auch zur Abdichtung von Dächern, Gebäuden und Fundamenten gegen das Eindringen von Wasser. Die insgesamt hohen Energiepreise waren auch ein Grund für höhere Teuerungsraten bei im Bausektor vielfach genutzten chemischen Produkten. So lagen die Erzeugerpreise für Dämmplatten aus Kunststoff wie Polystyrol um 20,7 % über dem Niveau des Vorjahres. Auch Epoxidharz, ein wichtiges Bindemittel für Farben und Lacke, verteuerte sich um 28,9 %.

Arbeiten am Bau auch deutlich verteuert

Mit den Baumaterialpreisen stiegen auch die Preise für Bauleistungen. Insgesamt verteuerten sich die Preise für den Neubau von Wohngebäuden im Jahresdurchschnitt 2021 um 9,1 % gegenüber dem Vorjahr. Die Rekordteuerungsraten bei Holzbaustoffen dürften ein Grund dafür sein, dass es bei den Zimmer- und Holzbauarbeiten den stärksten Anstieg im Rohbau gab. Sie verteuerten sich im Jahresdurchschnitt 2021 um 29,7 % gegenüber 2020. Doch auch in anderen Bereichen kletterten die Preise kräftig. Entwässerungskanalarbeiten kosteten im Jahresdurchschnitt 10,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten 10,5 % und Klempnerarbeiten 10,4 % mehr.

Mehr Neubauten genehmigt

Trotz steigender Preise wurden in Deutschland zuletzt mehr Genehmigungen für Neubauten eingeholt – auch eine Folge staatlicher Förderungsanreize. So endete am 31. März 2021 die Antragsfrist für das Baukindergeld. Dies führte zu einem Boom von Baugenehmigungen im ersten Quartal. 2021 dürfte das vierte Jahr in Folge ein Plus bei den Baugenehmigungen erreicht werden. Von Januar bis November 2021 stieg die Zahl der Baugenehmigungen von neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,5 % auf rund 145 000, dem höchsten Wert seit dem Jahr 2006 (2006: 161 000 Baugenehmigungen). Auch der Wert von 2006 war durch das Auslaufen einer staatlichen Förderung geprägt: Am 31.12.2005 endete die Eigenheimzulage. Viele der dafür beantragten Baugenehmigungen wurden erst Anfang 2006 final erteilt und statistisch erfasst.

In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden von Januar bis November 2021 rund 293 000 Wohnungen genehmigt. Das waren 1,7 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Dabei stieg die Zahl der Baugenehmigungen für Zweifamilienhäuser um 24,6 %. Bei Einfamilienhäusern und Mehrfamilienhäusern kam es dagegen nur zu einer leichten Erhöhung um 1,2 % beziehungsweise 0,5 %.

Die Zahl der Baugenehmigungen ist ein wichtiger Frühindikator zur Einschätzung der zukünftigen Bauaktivität, da Baugenehmigungen geplante Bauvorhaben darstellen. Allerdings nimmt die Zahl der Bauvorhaben, die noch nicht begonnen beziehungsweise noch nicht abgeschlossen wurden (der sogenannte Bauüberhang), seit dem Jahr 2008 zu. Im Jahr 2020 lag der Überhang von genehmigten aber noch nicht fertiggestellten Wohnungen bei rund 780 000 Wohnungen. Die tatsächliche Entwicklung der Bautätigkeit wird in den Baufertigstellungen dargestellt. Ergebnisse zu den Baufertigstellungen und zum Bauüberhang im Jahr 2021 wird das Statistische Bundesamt im Mai 2022 veröffentlichen.

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Kommentare ( 8 )

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Lotus
2 Jahre her

Jetzt wird es für den Michel eben noch teurer, den dringend benötigten Wohnraum für die zahlreichen Neubürger zu schaffen, die noch nie einen roten Cent in irgendeine Staats-/Sozialkasse eingezahlt haben. Na und? Geld spielt doch längst keine Rolle mehr. Wir scheinen es zu haben. Ich fürchte nur, wenn die Baby-Boomer in Rente/Pension gehen, könnte es doch knapp werden.

Ingolf
2 Jahre her

Ich finde es zudem immer mehr befremdlich, wenn von offizieller Seite noch von einer Inflationsrate von 3,x% gesprochen wird. Ich weiß nicht, ob jene „Inflationsrechner“ in den letzten Monaten einen Einkauf (nicht für Luxusgüter, sondern für die stinknormalen Dinge des täglichen Bedarfs) getätigt haben. Selbst wenn man die Energiepreise ausnimmt, dann liegen Lebensmittel (auch beim Discounter) teilweise schon bei +10% (und es handelt sich weder um Fleisch noch um exotische Obst- oder Gemüsesorten). Es mag ja sein, dass sich das eine oder andere „elektronische Spielzeug“ verbilligt hat, aber diese „wandern“ weder auf den Herd noch in den Backofen (und werden… Mehr

IJ
2 Jahre her

Die Baupreise in Deutschland werden nicht nur von der verfehlten Energiepolitik in die Höhe getrieben, sondern wahrscheinlich noch viel mehr von der verfehlten Migrationspolitik. Denn die ganzen illegalen Einwanderer und Asylanten haben und hatten nicht vor, in Asyl-Notunterkünften wohnen zu bleiben. Und wenn der Deutsche Staat die Miete bezahlt, kann einem die Miethöhe egal sein.

Last edited 2 Jahre her by IJ
Werner Geiselhart
2 Jahre her

Und die höchsten Teuerungsraten bei den Rohstoffen, die für den Bau der „Zukunftstechnologie“ Windräder benötigt werden, Stahl, Beton, Kupfer, seltene Erden, Kobalt usw.
Und durch den geplanten gigantischen Ausbau der Vogelschredder werden diese Preise noch weiter steigen, sozusagen ein Preistornado, verursacht durch Windräder.
12 statt 6 Millionen für eine Windmühle, das wird teuer.

Gerd Sommer
2 Jahre her

Und die Preise für „Co2 neutrale“ Pallets bitte nicht vergessen….!!!
Diese Politiker fahren die Republik an die Wand!

Ostfale
2 Jahre her
Antworten an  Gerd Sommer

Na und? Frei nach Udo Lindenberg(in grün) – hinter der Wand geht’s weiter…….

erwin16
2 Jahre her

Schnallt Euch schonmal an, die Lebensmittel werden exorbitant teurer werden, wenn die ganzen grünen Pläne greifen werden.
Das ist nicht nur der indirekte Effekt über die Energiekosten!
Das ist der Mindestlohn und die ganzen Auflagen, die die Produktion nur verteuern werden, aber keine Vorteile bringen werden. Immer unter der Prämisse es kommt nicht doch günstiger aus dem Ausland.

Talleyrand
2 Jahre her

Die Situation gleicht dem Tanz auf dem Vulkan. Und die Regierung tut so, als ob nichts wäre und wirft fleißig Geld zum Fenster raus, die Koalition spielt Kindergeburtstag auf Baumschulniveau. Und Merz versucht AFD zu mimen und die CDU Mitverantwortung an diesem Desaster zu vertuschen. Die FDP ist eine Nullnummer. Weg mit diesem Possenspiel, raus aus dem EURO, auch wenns teuer wird. Drin bleiben bedeutet Untergang und Anarchie. Dann ist die Gefahr einer Diktatur wirklich gegeben. Das war schon mal vor 100 Jahren. Hat man das vergessen? Spazieren hilft.