Shanghai-Lockdown droht auch anderen Millionenstädten in China

Auf die Omikron-Variante reagiert China mit einem radikalen Lockdown, dessen Schaden größer ist als der, den das Virus verursacht. Doch Chinas Regime will ein Scheitern nicht akzeptieren und hält an seinem Kurs fest. 

IMAGO / Xinhua
Desinfektion von Einkäufen in Shanghai, 26.04.2022

In Chinas Millionenstädten werden Massentests an nahezu der gesamten Bevölkerung durchgeführt, lange Schlangen vor den Testzentren prägen aktuell das Stadtbild vieler Metropolen. Alleine in der südchinesischen Großstadt Guangzhou mussten sich nach einem Corona-Verdachtsfall 5,6 Millionen Einwohner testen lassen. Die Stadt ist ein wichtiger Produktions- und Handelsstandort und befindet sich in der Provinz Guangdong, die auch als „Fabrik der Welt“ bezeichnet wird – in Kombination mit dem Schiffsstau im Hafen des stark durch Lockdowns betroffenen Shanghai wird ein Lieferengpass befürchtet. Der Hafen von Shanghai ist immerhin einer der größten und verkehrsreichsten Häfen des Welthandels.

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In Shanghai ist die Situation nach wie vor besonders dramatisch. Dort müssen sich viele Einwohner alle 48 Stunden testen lassen, was etwa 9,4 Millionen Menschen betrifft. Der Lockdown in der Stadt wird weiterhin rigoros durchgesetzt, ganze Wohnviertel werden mit Zäunen und Absperrungen verriegelt, Menschen in ihren Häusern eingesperrt. Teilweise mit Metallbarrieren, aber auch mit elektrischen Schlössern an den Türen. Die Versorgungslage ist vielen Berichten zufolge katastrophal. Viele Menschen, die nicht aus ihren Häusern und Wohnblöcken kommen, werden wohl nur unzureichend mit Lebensmitteln, Wasser und Strom versorgt – viele Zulieferer und Dienstleister sind ebenso von dem Lockdown betroffen.

Ganze Wohnblöcke werden geräumt, Menschen in Quarantänezentren gebracht, die Wohnungen desinfiziert. Eltern werden von ihren Kindern getrennt, immer wieder gibt es Berichte, dass die Behörden die Haustiere von Infizierten erschlagen. Videos im Internet zeigen Drohnen, die durch die Hochhausschluchten von Shanghai fliegen und die Menschen auffordern, von den Fenstern fernzubleiben – immer wieder soll es Protestrufe von Einwohnern gegeben haben, oder Menschen, die gegen die Grausamkeiten ansingen.

Dystopische Bilder
Shanghai im chinesischen Horror-Lockdown
Auch wenn der chinesische Zensurapparat Protest repressiv behandelt, kommen die Behörden mit der Beseitigung kritischer Beiträge im Internet offenbar nicht hinterher. Der Unmut der Menschen macht sich auch dort Luft. Ein in chinesischen sozialen Medien vielfach geklicktes und verbreitetes Video zeigt Tonaufnahmen von Menschen, mutmaßlich aus Shanghai, die unter dem Lockdown leiden; ältere Menschen, die klagen, kein Wasser zu bekommen, und Kranke, die keine medizinische Versorgung erhalten. Bereits seit Wochen sorgt die schlimme Situation in Shanghai für Aufsehen (TE berichtete). 

Auch in Peking spitzt sich die Lage zu. Dort gibt es zwar bislang keine flächendeckenden Lockdowns, allerdings sind auch hier Massentests angeordnet für einen Großteil der etwa 22 Millionen Einwohner. Ob ein Lockdown über die gesamte Stadt verhängt wird, hängt laut einem Experten des nationalen Gesundheitsamtes von der Ausbreitung des Virus ab. 70 Neuinfektionen sind für die Stadtverwaltung jedoch ein Grund, bereits vor „düsteren Zeiten“ zu warnen.

Mehrere Wohn- und Geschäftsviertel der Hauptstadt sind bereits in den Lockdown geschickt worden. Aufgrund dessen wurden in den letzten Tagen vermehrt Hamsterkäufe beobachtet. „Die Leute fürchten sich“, erzählt eine Supermarktbesucherin in Peking. Auch die Einreisebedingungen in die Stadt wurden verschärft, man kommt nur noch mit einem negativen Testergebnis herein, der nicht älter als 24 Stunden sein darf. Viele Flüge sind gestrichen worden. 

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Kommentare ( 55 )

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Oblongfitzoblong
1 Jahr her

Glaubt wirklich noch jemand, dass das gesamte Geschehen um die sog. Coronakrise weltweit irgendetwas mit Gesundheitsfragen zu tun hat? Die sog. Coronapandemie muss vor dem Hintergrund der Pläne der UN in der Erreichung der konzipierten total kontrollierten Smart Cities weltweit Incl. einer Permanentimpfung der Menschheit zum Nutzen und Frommen aller sehen. Es geht schließlich um die Gesundheit und die Rettung des Weltklimas! Element dieser großen Veränderungen ist auch der New Green Deal mit seinem Greenpass der EU. Die sog. Coronapandemie ist/war nur der Probelauf dafür, wie die Menschen wohl auf die verschiedenen Maßnahmen reagieren, bzw. was möglich ist. Widerstand wird… Mehr

Wolfram_von_Wolkenkuckucksheim
1 Jahr her

Das war es jetzt mit dem chinesischen Wirtschaftswunder. Ich habe ja schon den Westen für vollkommen verrückt gehalten, weil es alte Gesellschaften sind, wo die Leute satt sind und auf Sicherheit aus sind. Die chinesische Geisteskrankheit namens ZeroCovid wiegt schwerer als die Opiumsucht im 19. Jahrhundert.
Die demokratischen Länder zeigen auch, dass es dort Selbstheilungskräfte gibt. Peking jedoch wird diesen Blödsinn noch weiterführen, weil es keine kritische Gegenöffentlichkeit gibt.

Rob Roy
1 Jahr her

Und Roboterhunde und Drohnen überwachen den Hausarrest und geben per Megaphon Slogans wie „Unterdrücke das Verlangen Deiner Seele nach Freiheit“ durch. Schön brav sein, liebe Leute.
Die Bürger werden wie Vieh gefangengehalten und bekommen noch nicht mal menschliche Aufseher, sondern werden von Maschinen kontrolliert. So viel Verachtung der Regierung für die Regierten. Was für ein dystopischer Alptraum.

G.H.
1 Jahr her

Es dringt sich die Frage auf: „Was weiß die chinesische Regierung, das wir nicht wissen?“

bfwied
1 Jahr her

Wahrlich ein Inferno, auch weltweit in allen Aspekten. Die chinesischen Kaiser haben immer wieder die Dämme des Jangtse einreißen lassen, damit die überhand genommene Bevölkerungszahl zurückging! Heute geht es den Chinesen nicht um die Eindämmung der Bevölkerungszahl, ich schätze eher, es geht um Disziplinierung bzw. Erneuerung der Unterwerfung des Volkes unter die Parteidiktatur und Schwächung des Westens. Ein Westen mit stotternder Industrie ist schnell sehr schwach – Dt. sowieso(!) – und wird sich nicht gegen kriegerische Gelüste wehren! Den Handel einfach zurückfahren kann man nicht ohne zwingenden Grund, das Virus hat ihn geliefert, ob tatsächlich oder gelogen, spielt keine Rolle.

nochncorn
1 Jahr her

Seltsam, dass die chin. Regierung bei bekanntermaßen harmloserer Omikron Variante deutich härtere Maßnahmen trifft, als bei den ursprünglichenVarianten.
Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier versteckte Unterstützung für Putin durch gezielte Wirtschaftsschwächung des Westens/Europas betrieben wird.
Nebeneffekte wie Disziplinierung der eig. Bevölkerung, Retourkutsche für amerik./Trump´sche Wirtschaftssanktionen, Training eigener Resilienz werden gern mitgenommen.

Bernd Schulze sen.
1 Jahr her

Was bezweckt die chinesische Regierung mit solchen Maßnahmen, geht es wirklich nur um Corona? Hoffen die regierenden, daß die Bevölkerungzahl durch Nahrungsmittel nach unten bewegt oder nutzt man dies als Alibi um die Wirtschaft im Westen zu schwächen? Die Kommunisten werden das nicht ohne Grund machen oder sind diese noch fanatischer wie Lauterbach und Co, schaden sie sich doch selber massiv. Sie müssen sich sehr sicher fühlen, daß es nicht zu großen Aufstände kommt oder sind Militär und Sicherheitskräfte von diesen Maßnahmen ausgeschlossen.

Ceterum censeo Berolinem esse delendam
1 Jahr her

Für mich ist es wichtig 1. die heimische Produktion zu unterstützen, und wenn die nichts liefert dann ein Produkt aus der unmittelbaren Umgebung.

in meinem, in Süd Korea hergestellten Auto 

Gratuliere zu Ihrer konsequenten Haltung. ?

Kuno.2
1 Jahr her

Der ganze Umgang der Pekinger Führung mit der Pandemie war von Anfang an falsch und ähnelt den Maßnahmen Lauterbachs & Co.
Die einzig richtige Verfahrensweise sehen wir in Europa in GB, in Skandinavien mit Dänemark, Niederlande, Belgien.
Frankreich und Spanien überlegen noch.

Franz O
1 Jahr her
Antworten an  Kuno.2

Auch GB hat einen Zwang für die Gentherapie im Pflegebereich eingeführt. Dieser ist zum Glück mittlerweile wieder gekippt. Als ein Vorbild würde ich Großbritannien nicht bezeichnen, dafür war die Hysterie auch dort zu groß.

der_chinese
1 Jahr her

Seit gestern gilt in Peking, für fast alles, braucht man einen negativen Coronatest, gültig für 48 Stunden, soeben hat mich ein 7-11 Mitarbeiter rausgeworfen, da der Test den ich gestern gemacht habe, nicht in meiner Mini-app auftaucht, ganz toll, hat ihn auch nicht interessiert das ich bereits im Laden war und mein Sandwhich in der Hand hatte.
Die Sicherheitsleute von meinem Büroturm waren heute noch etwas entspannter.
Wird Zeit hier abzuhauen!