„Sanktionswürdiges wissenschaftliches Fehlverhalten“: Verliert Giffey doch den Doktortitel?

Laut FU-Gutachten zeigte Giffey mit den Plagiaten in ihrer Dissertation ein "sanktionswürdiges wissenschaftliches Fehlverhalten“. Bisher wurde die Bundesfamilienministerin nur gerügt. Der AStA fordert jetzt den Entzug des Doktortitels.

imago Images/photothek

Der Druck auf Bundesfamilienministerin Franziska Giffey wegen der Plagiatsvorwürfe bei ihrer Dissertation erhöht sich. Im Oktober letzten Jahres war sie noch mit einer Rüge der Freien Universität Berlin davon gekommen und durfte den Doktortitel behalten. Doch jetzt kommt das Thema wieder hoch.

Der AStA der FU Berlin hat ein bisher geheimes Gutachten veröffentlicht – und das enthält durchaus brisante Details. Das Prüfungsgremium kam zu dem Schluss, dass es sich „um ein sanktionswürdiges wissenschaftliches Fehlverhalten“ handle. Die bisher ausgeprochene Rüge wäre zwar schon eine solche Sanktion. Aber das Hochschulgesetz des Landes Berlin sieht die als Instrument gar nicht vor, sondern als einzige Sanktionsmöglichkeit den Entzug des akademischen Titels. Die FU lässt die Rechtmäßigkeit dieser Rüge aktuell prüfen, so berichtete die FAZ. Sollte die Rüge rechtswidrig sein, müsste daraus mit einer gewissen Logik der Entzug des akademischen Titels folgen.

Für den Fall des Entzuges, gab Giffey bereits bekannt, dass sie von ihrem Ministeramt zurücktreten würde – das wäre wohl das Ende ihrer politischen Karriere. Mit dem Ergebnis der Überprüfung wird im November gerechnet.

Mindestens 27 Plagiate soll die Arbeit beinhalten, der Tatbestand der „Objektiven Täschung“ sei erfüllt (d.h. die Täuschung ist durch äußere Merkmale erkennbar, über die Absicht oder das Bewusstsein des Täters wird keine Aussage getroffen). Konsens bestehe im Gremium allerdings darin, dass die festgestellten Mängel einen „systematischen Charakter“ hätten.

Giffey gibt sich indes unbeeindruckt. Sie sagte in Bezug auf das nun veröffentlichte Gutachten: „Für mich ändert sich an der bisherigen Sachlage gar nichts“. Brisant: Ein bewusstes Plagiat wies Giffey immer zurück, sie habe diese Arbeit „nach bestem Wissen und Gewissen“ verfasst. Das Gremium spricht allerdings jetzt auch von einem bedingten Vorsatz.

Der AStA der FU gab bekannt, dass aufgrund der Beurteilung des Prüfungsgremiums nach seiner Rechtsauffassung das Präsidium verpflichtet sei, „Franziska Giffey den Doktortitel zu entziehen“. Anna Müller, Referentin im AStA der FU: „Studierende fallen durch Prüfungen, weil sie zwei Zitatangaben vergessen haben. Selbst CDU-Politiker Frank Steffel wurde der Doktortitel durch die FU entzogen, obwohl er weit weniger abgeschrieben hatte. Wir sehen hier keinerlei Verhältnismäßigkeit, sondern politisches Kalkül der FU-Führung.“

Seit der letzten Legislaturperiode wird das Amt des Berliner Wissenschaftssenators in Personalunion vom Regierenden Bürgermeister Müller ausgeübt und Wissenschaft und Forschung fallen als Abteilungen in den Verantwortungsbereich der Senatskanzlei, also des Verwaltungsstabs des Bürgermeisters.

Besonders brisant ist die Angelegenheit auch dadurch, dass Giffey Müller gerne politisch beerben will und das Amt des regierenden Bürgermeisters anstrebt.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 65 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

65 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
ak95630
3 Jahre her

Wenn man sich an de medialen Amoklauf in der causa Guttenberg erinnert, weiss man wie verlogen insbesondere unser ÖRR ist!

Lotus
3 Jahre her

Wäre Giffey in der AfD, wäre nicht nur der Doktortitel längst aberkannt, die Aberkennung wäre einhergegangen mit einer lauten Medienkampagne im Stile von „AfD-Politikerin betrügt und täuscht die Öffentlichkeit. Typisch AfD, die sich immer als Hüterin von Recht und Ordnung aufspielt.“

Das mit zweierlei Maß Messen hat in Merkel-Land längst unerträgliche Ausmaße angenommen.

Lothar Finger
3 Jahre her

Genau! Franzi darf alles! Das wäre doch wohl das Schärfste, wenn die nicht abschreiben dürfte. Ab einer gewissen Stufe auf der Hühnerleiter der Machthaber ist man immun gegen alles! So lange man nicht anderen Parteisoldaten auf die Füße tritt. Da wird doch nicht ein Konflikt mit Herrn Müller anlaufen!? Hach – schön diese Ränkespiele. Worum ging es noch? Stadt pleite , Wirtschaft an der Wand, Kurzarbeiter, Finanzkriese 2 Billionen Schulden? Görlitzer Park? Senat mit ehem. SED Mitarbeitern beglückt oder doch um Franzis Unschuld? Nein – Länderfinanzausgleich. Was Franzi (und der rotrotgrüne Rest ) alles schon beschert haben dürfen die anderen… Mehr

reiner
3 Jahre her
Antworten an  Lothar Finger

man ist nur deshalb imun,weil wir keine presse mehr haben,die das richtig aufgreift und der michel von morgends bis abends der gehirnwäsche der sender ausgesetzt ist.. deshalb wollte lambrecht auch die letzten zweifler sorry hetzer loswerden im net.. wer nicht sieht,was hier abgeht,dem ist nicht mehr zu helfen. aus meiner sicht hilft da nur noch eine art revolution gegen diese bonzen in berlin.

J-Rod
3 Jahre her

Giffey den Doktortitel abnehmen?Das glaub ich erst wenn‘s passiert ist.Solange die ein nützliches Werkzeug für Merkel ist,passiert da GARNICHTS!Wo kämen wir denn da hin,einer nützlichen Sprechpuppe den Doktortitel zu entziehen??Wenn es dann doch so weit kommen sollte,kann man die Franzi dann ja immer noch nach Brüssel zu den anderen ausgemusterten Politleichen verfrachten.

LadyGrilka55
3 Jahre her

Ach ja, die Frau Giffey, die 2018 das Vorwort zu der unsäglichen „Ene-Mene-Mu“-Kita-Broschüre der Amadeu-Antonio-Stiftung geschrieben hat, einer Broschüre, in der kleine Mädchen mit Zöpfen unter den Generalverdacht gestellt werden, „völkisch“ gesinnte Eltern zu haben – Handlungsanweisung für das Kita-Personal inklusive. Wer sich dieses Prachtexemplar kulturmarxistischer Belehrungsliteratur antun möchte, findet es hier: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/wp-content/uploads/2018/12/kita_internet_2018.pdf Wer so etwas unterstützt, gehört für mich sowieso seines Postens enthoben – auch ohne je ein Plagiat erstellt zu haben. Aber auch wenn Frau Giffey geht, je eher, desto besser, besteht allerdings wenig Hoffnung auf Besserung. Denn Frau Merkel hat sicherlich noch ein paar weitere Damen dieses… Mehr

friedrich - wilhelm
3 Jahre her
Antworten an  LadyGrilka55

….ja, lady, hier bin ich gleicher meinung!

Schwabenwilli
3 Jahre her
Antworten an  LadyGrilka55

Sie schreiben es. Besseres würde ganz sicher nicht nachkommen.

Deutscher
3 Jahre her

Der AStA fordert das? Nun, dann ist Giffey denen wohl nicht links genug. Hat vielleicht mal irgendwas Positives über das traditionelle Familienbild gesagt.

Im Übrigen: Wen interessiert, was ein paar Studenten sagen? Inwiefern ist deren Meinung relevant? Die sollen sich um ihr Studium kümmern und zusehen, dass sie bald Steuren erwirtschaften, damit nach ihnen auch noch welche studieren können.

Wolodja P.
3 Jahre her

>> Sollte die Rüge rechtswidrig sein, müsste daraus mit einer gewissen Logik der Entzug des akademischen Titels folgen. << Es handelt sich nicht um einen Titel, sondern um einen Grad. Studenten, auch Promotionsstudenten, werden daher nicht tituliert (wie ggf. Forderungen), sondern graduiert. Der Doktor-Grad ist der höchste zu erwerbende akademische Grad. ♦ Interessant in diesem Zusammenhang ist laut Wikipedia: "In Folge des in den meisten Fällen geringen akademischen Niveaus medizinischer Dissertationen erkennt das European Research Council (ERC) den deutschen „Dr. med.“ nicht als Ph.D.-Äquivalent an." ♦ Vielleicht sollte die Kultusbürokratie sich einmal Gedanken machen, ob man dem Geltungsbedürfnis deutscher Politiker… Mehr

Wilhelm Cuno
3 Jahre her

Respekt, dass der AStA doch tatsächlich auch mal einer linken Politikerin auf die Finger klopft. Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Freut mich. Meine Meinung zu Frau Giffey würde ich nur ungern äußern wollen, TE ist schließlich ein Qualitätsmedium…

Deutscher
3 Jahre her
Antworten an  Wilhelm Cuno

Vermutlich will der AStA schon mal den Weg für Familienministerin Chebli im Falle GroKo freimachen – oder Familienminister Hofreiter in SG – oder Jelpke, wenn RRG kommt… 😀

Thorsten
3 Jahre her

Schon erstaunlich, dass die nicht schon früher durchgestochen wurde.

Bei AfD-Politikern läuft ja auch in Pausen noch heimlich das Mikrofon. Datenschutz ist DA ja egal bis hinderlich …

HansCastorp
3 Jahre her

Mich wundert, dass ausgerechnet einer der weithin als linke bis linksradikale Einrichtungen bekannten AStAs einer Verbündeten im sozialistischen Geiste in die Parade fährt. Gibt es da offene Rechnungen zu begleichen?